William Shakespeare - Macbeth (The Tragedy of Macbeth)

Es gibt 52 Antworten in diesem Thema, welches 29.812 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Runde 7 steht an:


    William Shakespeare
    Macbeth
    Eine Tragödie in fünf Akten


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    Inhalt:
    Die um 1606 entstandene Tragödie Macbeth ist eines von William Shakespeares bekanntesten Werken. Es beschreibt den Aufstieg des Heerführers Macbeth zum König von Schottland, seinen Wandel zum Tyrannen und seinen Fall. Shakespeare verwob in diesem Drama geschichtliche Fakten über den historischen König Macbeth und den zeitgenössischen Jakob I. mit Aberglauben, Mythologie und Fiktion. (Quelle: Wikipedia)



    Teilnehmer:
    Alle, die Lust dazu haben :smile:


    Viel Spaß und spannende Diskussionen!

  • Hallo,


    dann mache ich mal den Anfang ich habe den 1. Auzug gelesen und zwar in der deutschen Fassung übersetzt von Dorothea Tieck (ersten Coverbild oben).


    Die 3 Hexen find ich schon mal Klasse - ich frage mich ob es dann einen mythischen Zusammenhang gibt (Doris hat ja auch was von Mythologie geschrieben) - ich hab da irgendwas mit Natur und Schicksal im Kopf, wißt ihr da was oder spinn ich. Vllt. google ich heut abend mal, wenn ich Zeit finde.


    Macbeth selbst fand ich eigentlich ganz sympathisch, aber warum läßt er sich so leicht beeinflussen? Und Banquo, warnt er ihn nun oder läßt er in ins Verderben rennen, hm.


    Zum Ende des 1. Aufzugs schmiedet das Ehepaar Macbeth ja nen "tollen" Plan.


    Viele Grüße
    schokotimmi


    PS: Dieses Buch hat gute Chance das erste beendete dieses Jahres zu werden (abgsehen von Hörbüchern) - ich wäre so glücklich wenns klappt!


  • Die 3 Hexen find ich schon mal Klasse - ich frage mich ob es dann einen mythischen Zusammenhang gibt (Doris hat ja auch was von Mythologie geschrieben) - ich hab da irgendwas mit Natur und Schicksal im Kopf, wißt ihr da was oder spinn ich. Vllt. google ich heut abend mal, wenn ich Zeit finde.


    Aehem... :breitgrins: Ich schreibe gerade an einer Hausarbeit ueber Hexen in jakobaeischen Dramen und kann nach zwei Wochen Intensivrecherche einiges sagen. :zwinker:


    Bei Macbeth speziell ist es interessant zu wissen, dass die Hexenszenen vermutlich gar nicht Shakespeare geschrieben hat, sondern sein Zeitgenosse Thomas Middleton. Und was auch ueberraschend ist, ist dass die Hexen in Macbeth so gar nicht dem ueblichen Bild von Hexen zu dieser Zeit entsprochen haben. Das gaengige Hexenklischee war das einer aelteren, armen Frau, die von ihren Nachbarn keine Almosen bekommen hat und daher einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat (der oft in Tierform auftritt), um Rache zu nehmen. Die Hexen in Macbeth dagegen basieren eher auf einem aelteren Stereotyp, der auf klassische Literatur zurueckgeht: Hexen, die in Gruppen auftreten, die von selbst Macht haben (ohne den Teufel zu brauchen) und die nicht unbedingt alte, haessliche Frauen sind (sondern haeufig auch junge, verfuehrerische Frauen, die eben deshalb gefaehrlich fuer Maenner sind).


    Interessant ist bei den Macbeth-Hexen auch noch, dass sie quasi "geschlechterfrei" sind. Sie werden zwar als "weird sisters" bezeichnet, aber an einer Stelle wundert sich Banquo z. B., dass Hexen doch eigentlich Frauen sind und diese aber einen Bart haben. Das gibt heutigen Theaterregisseuren einen sehr grossen Spielraum bei den Hexen.


    Sonst gibt es noch zu sagen, dass Macbeth (wie oben schon steht) um 1606 entstanden ist, also 3 Jahre nach der Thronbesteigung von James I. King James hat selbst, als er noch Koenig von Schottland war, an Hexenverfolgungen teilgenommen und sogar ein Buch, die Daemonologie, darueber geschrieben, wie man Hexen erkennt, was man mit ihnen macht etc.
    Als er nach England kam, war der Hoehepunkt der britischen Hexenverfolgung aber eigentlich schon wieder vorbei und die Hexen wurden daher generell als Figuren in Dramen sehr beliebt, da sie eben durch Effekte und Schauer etc. viele Zuschauer in die Theater locken. Quasi wie die heutigen Vampire. :zwinker:


    (Ich entschuldige mich uebrigens dafuer, dass ich keine Umlaute habe, aber ich sitz gerade in der Bibliothek am Computer und konnte nicht wiederstehen, auf die Hexenfrage zu antworten. :redface:)

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Aehem... :breitgrins: Ich schreibe gerade an einer Hausarbeit ueber Hexen in jakobaeischen Dramen und kann nach zwei Wochen Intensivrecherche einiges sagen. :zwinker:


    :popcorn:


    Ich kenne Macbeth schon und bin diesmal nur passiv dabei, aber ich werde hier auf jeden Fall eifrig mitlurken! Habe das Stück nämlich letztes Jahr "nur so" gelesen und es einfach auf mich wirken lassen, ohne irgendetwas zu recherchieren - deswegen bin ich jetzt schon sehr gespannt auf alles, was in der LR an diversen Aspekten, Hintergrundinfos etc. zur Sprache kommen wird.
    Und der Anfang war ja schon mal gut! :smile:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hi,


    na das geht ja schon mal richtig gut los hier - danke für die tolle Hexenantwort. Über die Stelle mit dem Bart hatte ich mich zwar kurz gewundert, aber ich muss zugeben - ich hatte da auch eher 3 alte Frauen mit Damenbart im Sinn, sodass ich da locker drübergegangen bin.


    Da ich nicht bei allen Shakespeare-Runden Zeit hatte, hoffe ich jetzt nichts doppelt zu fragen, ich habe mir die anderen LR nämlich (noch) nicht durchgelesen. Wie kommt es jetzt, dass in Shakespeares Macbeth Stellen drin sind, die Thomas Middelton geschrieben hat.


    Werde mich jetzt dem 2. Aufzug widmen.


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich lese in einer zweisprachigen Reclam-Ausgabe und bin bereits am Anfang des zweiten Aufzugs.


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    Wow, Mrs. Dalloway, danke für die interessanten Informationen!
    Ich habe mich wie immer mit Absicht im voraus überhaupt nicht über das Stück informiert und will das einfach mal auf mich zukommen lassen. Die Hexen fand ich auch klasse. Ich habe ihren Part auch in Englisch gelesen und fand den Schreibstil so schön. Hat richtig Spaß gemacht, das zu lesen.


    Im zweiten Aufzug hat Macbeth mit Hilfe seiner Frau seinen "tollen Plan" schon vollzogen :zwinker: Ich bin an einer Stelle angelangt, wo er anscheinend kurz weiche Knie bekommt... :breitgrins: Frau bewahrt jedoch ein kühles Köpfchen. Sie scheint eine sehr zielstrebige und unerbitterliche Frau zu sein. Man kann gespannt sein, wie es weiter geht.

    :lesen: Sabine Weigand - Die Tore des Himmels

  • Ich habe den 2. Aufzug gerade beendet und war auch überrascht wie schnell er das umsetzt und dann doch ins Schlottern kommt. Aber wie Nicole89 so schön schreibt - Frau bewahrt ein kühles Köpfchen und hält die Fäden in der Hand. Ich bin wirklich gespannt, wie sie sich so weiterentwickelt.


    Am Ende wieder ein wenig stutzig gemacht hat mich die Flucht Malcolm und Donalbain - sie denken nun (sicher berechtigt) dass auch sie in Gefahr sind, bieten aber "den Verschwörern" mit der Flucht den perfekten Aufhänger sie als Schuldige darstellen.


    Es bleibt spannend.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo zusammen,


    ihr seid ja schon sehr aktiv!


    Ich bin auch ohne Vorkenntnisse über das Stück und lese die Übersetzung von Dorothea Tieck.


    Bisher habe ich den 1. Akt gelesen. Über den Bart bei den Hexen habe ich mich auch gewundert, es mir aber so erklärt, dass sie sich schlicht verwandeln können, wie es ihnen beliebt. Als sie Macbeth seine Zukunft voraussagten, war meine erste Überlegung, wie er wohl mit diesem Wissen umgehen wird: Belastet oder beflügelt es ihn? Sein Gedanke "Erlebte Greuel sind schwächer als das Grauen der Einbildung" zeigt, dass es ihm zu schaffen macht. Doch in der 4. Szene zeigt er zum ersten Mal die Gier nach der Macht. Als König Duncan die Königswürde auf seinen Sohn Malcolm überträgt, sieht Macbeth sogleich einen Feind in ihm.


    Lady Macbeth ist das typische Beispiel für die Redewendung, dass hinter jedem starken Mann eine starke Frau steckt. Sie ist selbst begierig nach Macht und Einfluss, traut ihrem Gatten aber nicht die nötige Stärke zu, sich durchzusetzen. Doch er steht stark unter ihrem Einfluss, denn als er in Wanken gerät wegen seinem Entschluss, Malcolm aus dem Weg zu räumen, stimmt sie ihn relativ leicht wieder um.


    Gibt es eigentlich bekannte Zitate aus Macbeth? Bisher ist mir keines untergekommen.


  • Lady Macbeth ist das typische Beispiel für die Redewendung, dass hinter jedem starken Mann eine starke Frau steckt. Sie ist selbst begierig nach Macht und Einfluss, traut ihrem Gatten aber nicht die nötige Stärke zu, sich durchzusetzen. Doch er steht stark unter ihrem Einfluss, denn als er in Wanken gerät wegen seinem Entschluss, Malcolm aus dem Weg zu räumen, stimmt sie ihn relativ leicht wieder um.


    Genau das dachte ich mir auch! Wer weiß, vielleicht ist diese Frau die eigentlich tragende Rolle in diesem Stück und es hätte besser "Lady Macbeth" heißen sollen :zwinker: Wir werden sehen...

    :lesen: Sabine Weigand - Die Tore des Himmels


  • Da ich nicht bei allen Shakespeare-Runden Zeit hatte, hoffe ich jetzt nichts doppelt zu fragen, ich habe mir die anderen LR nämlich (noch) nicht durchgelesen. Wie kommt es jetzt, dass in Shakespeares Macbeth Stellen drin sind, die Thomas Middelton geschrieben hat.


    Das kann man sich am ehesten vorstellen, wenn man an das heutige Hollywood denkt. Shakespeares Theater ist ein bisschen wie ein Hollywoodfilm: Man schaut sich den Film an, weil Brad Pitt mitspielt und wer das Drehbuch geschrieben hat, weiß man im Normalfall nicht. So war das damals in etwa auch. Die Leute sind ins Theater gegangen, um ein Stück zu sehen, in dem Richard Burbage mitspielt und nicht weil Shakespeare es geschrieben hat. Der Autor ist also eher unwichtig. Dann kommt auch noch dazu, dass Theater damals sehr schnelllebig war. Wenn ein Stück 3 Nächte in Folge aufgeführt wurde, hat der Autor eine Prämie bekommen und das Stück galt als erfolgreich. Man hat also sehr schnell neue Stücke gebraucht und da kam es dann schon einmal vor, dass man z. B. andere, jüngere Autoren gefragt hat, ein paar Szenen zu schreiben oder dass man von vorne herein ein Stück kollaborativ schreibt (z. B. Shakespeares und Fletchers Two Noble Kinsmen).


    Ich hab auch den ersten Akt beendet und ja, Lady Macbeth ist ein sehr starker Charakter. Sie ist so unglaublich mächtig und scheint sehr viel stärker zu sein als ihr Mann, vor allem wenn sie ihr berühmtes "unsex me here" sagt und beschreibt, dass sie ein Kind von der Mutterbrust schlagen würde und ihm den Schädel einschlagen würde... Das ist übrigens ein viel diskutiertes Thema bei Macbeth: Ist Lady M unfruchtbar? Warum haben die Macbeths keine Kinder? Das Stück betont sehr oft, dass Lady M eigentlich die Hosen an hat und eher "der Mann im Haus" ist.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Hallo,


    ich kam gestern leider nur bis zum 1. Akt, 4. Aufzug, aber auch bis dahin war es einfach wieder schön denguten alten William zu lesen. Es fingt mit einer üblen Schlacht und allerlei Verrätern und Untreuen an und MacBeth scheint der Bruce Willis von Schottland zu sein. Nun denn, der König ist stolz auf ihn und will ihn entsprechend entlohnen. Wäre auch alles gut, wenn da nicht eben dieses drei Weiblein aufgetaucht wären.
    Anscheinend baute Shakespeare die Geschichte von MacBeth auf den schottischen Chroniken von Holinshed auf. Auch dort erscheinen drei Frauen, welche MacBeth eine gloreiche Zukunft vorraussagen, allerdings handelt es sich hier nicht um drei Hexen, sondern um drei Nornen oder auch die Nordischen Schicksalsschwestern, genannt, welche in der Lage waren vorherzusehen. So steht es zumindest in meiner Ausgabe im Vorwort. Sie ist von 1897 in Frakturschrift übersetzt von einem Herrn Schlegel.


    Ich hoffe, nachher noch etwas zum lesen zu kommen und ich bin schon gespannt, wie sich diese Geschichte weiterentwickelt.


    Liebe Grüße Tina

  • Hallöchen,


    da ich am Wochenende Besuch von zwei Freundinnen hatte, werde ich erst heute Abend dazukommen mit dem Buch zu starten, aber ich freue mich! ;)


    Liebe Grüße


    bella*

    "Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Ich habe heute den 2. Akt gelesen. Kommt es nur mir so vor, dass Macbeth sich leichter liest als die anderen Dramen, die wir bisher gelesen hatten? Das könnte an der Übersetzung von Dorothea Tieck liegen. Das Wintermärchen, das in meiner Shakespeare-Sammlung ebenfalls von ihr übersetzt wurde, war ähnlich zu lesen.


    In der 1. Szene hatte ich den Eindruck, als stünde Lady Macbeth unter Drogen: "Was sie betäubte, hat mich stark gemacht." Will Shakespeare damit ihre Taten entschuldigen? Sie ist eindeutig die treibende Kraft. Während Macbeth noch zögert und mit sich hadert, gibt sie ihm genaue Anweisungen, wie er den Mord auszuführen hat. Auch später hatte ich den Eindruck, als plagten ihn Skrupel. Das hindert ihn allerdings nicht daran, die beiden als verdächtig hingestellten Kämmerer auch noch zu ermorden. Leider durchschaue ich seine Beweggründe dafür nicht. Genauso wenig verstehe ich, warum Malcolm und Donalbain fliehen. Das lässt sie doch auch wie die möglichen Mörder aussehen?


    Es kommt mir vor, als hätte Shakespeare Lady Macbeth die heimliche Hauptrolle in diesem Stück zugedacht. Nicoles Ansatz mit "Lady Macbeth" als Titel trifft es gut. Die Frau wird als die Machtgierige und Böse hingestellt, sie kann nicht abwarten, bis sich die Prophezeiung der drei Hexen bewahrheitet, sondern gibt dem Schicksal noch einen Stoß. Nicht auszudenken, was ihr noch alles einfiele, wenn ihr Gatte tatsächlich König werden und auch bleiben sollte (was nicht der Fall sein wird, wie wir aus dem Klappentext wissen).

  • Ich haber jetzt auch den zweiten Aufzug beendet. Leider werde ich in den nächsten 3-4 Tagen nicht zum lesen kommen :sauer:



    Genauso wenig verstehe ich, warum Malcolm und Donalbain fliehen. Das lässt sie doch auch wie die möglichen Mörder aussehen?


    Genau das habe ich auch nicht ganz verstanden. Hätte jemand einen Erklärungsansatz?

    :lesen: Sabine Weigand - Die Tore des Himmels

  • Hallo zusammen :winken:


    Gott, ihr seid ja schnell! :ohnmacht:


    Nun, ich habe erst den ersten Akt beendet (kenne das Stück aber auch schon von früher).


    Zu den Hexen und Mythologie und so: In Ergänzung zu Mrs. Dalloways Erklärungen, hier noch etwas, was ich interessant finde, Zitat aus Wikipedia:

    Zitat

    Wyrd is a concept in Anglo-Saxon culture roughly corresponding to fate or personal destiny. The word is ancestral to Modern English weird, which retains its original meaning only dialectally.


    Das Wort "Wyrd" hängt irgendwie mit dem Schicksal zusammen und ist anscheinend auch quasi ein "Vorfahre" von "Weird". Und die Hexen haben einen gewissen Einfluss auf Macbeth's Handlungen und somit in gewisser Weise auch auf sein Schicksal. Überlegung: Wusste der Autor das und hat die Bezeichnung "Weird Sisters" daher mit Kalkül verwendet?
    Ich bin da kein Experte, da hat mich mal jemand drauf aufmerksam gemacht, als ich von Terry Pratchetts "Verballhornung" Wyrd Sisters gesprochen habe.


    Zu Lady Macbeth: Naja, stark oder kaltblütig, frage ich mich bei der. Ich finde ja auch ihre Entwicklung später in Bezug auf diese Frage sehr interessant.


    Ansonsten finde ich es auch wieder total faszinierend, vor allem die Hexen. Banquo hat, wenn ich mich richtig erinnere, seine ganz eigene Rolle. Naja, wir werden sehen, ich werde möglicherweise heute Abend dazu kommen.


    Zu der Sache mit Herrn Middleton: Es soll ja auch Gerüchte geben, dass Shakespeare seine Stücke nicht selber geschrieben haben soll, sondern habe schreiben lassen - von Lehrlingen seiner Schreibwerkstatt. Allerdings glaube ich das nicht so richtig, er hat ja ein Stil, der immer gleich ist, oder? Also die Info finde ich gerade in Bezug auf diese Theorien ganz spannend. :breitgrins:

  • zu "Weird":
    Shakespeare hat den Ausdruck "weird sisters" vermutlich nie verwendet. :breitgrins: Ich hab das grad nochmal nachgeschlagen, weil ich da sowas im Kopf hatte und im Original steht tatsächlich "weyward sisters" (bedeutet heute: launisch, missraten; ich werd morgen mal in der Bibliothek nachschlagen, was es zu Shakespeares Zeit bedeutet hat). Das kommt sehr oft vor, dass Editoren das dann abändern, weil sie andere Wörter für wahrscheinlicher halten und davon ausgehen, dass im ursprünglichen Manuskript eher ein anderes Wort stand. Ich hab hier den Oxford Shakespeare von 1986 und auch die gesammelten Werke von Thomas Middleton (wo Macbeth auch abgedruckt ist :zwinker:) von 2007 und die verwenden beide "weird". Hat zufällig noch jemand eine andere Ausgabe und mag mal nachschauen, ob es da "weird" oder "weyward" heißt und ob die Entscheidung des Autors begründet wird? Würde mich selbst interessieren.


    Das Original, also eine der First Folio Ausgaben, kann man sich übrigens hier anschauen: Shakespeares First Folio (die weird-weyward-Stelle ist auf Seite 134.)


    Und zur Autorschaftsdebatte: Ja, es gibt da so viele abstruse Theorien (unter anderem, dass Königin Elisabeth die Stücke geschrieben hat, oder Christopher Marlowe seinen Tod vorgetäuscht hat und dann die Stücke geschrieben hat, weshalb sein Gedenkstein in Westminster Abbey auch tatsächlich ein "?" hinter seinem Todesjahr hat :rollen:)... Ich persönlich halte davon nichts.


    Für alle, die das aber interessiert, ist das beste Buch darüber: James Shapiro - Contested Will


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    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs.Dalloway ()

  • Hallo,


    ich bin im 3. Aufzug, aber noch ganz zu Beginn! Es ist gerade recht spannend bzgl Banquo...
    Ich finde die Erläuterungen zu den Hexen sehr interessant, wenn ich nur wüßte wo ich das mit dem Schicksal gelesen habe - ich find es einfach nicht.


    Ich werde die Tage mal in meiner English Shakespeare Gesamtausgabe nachschauen bzgl. "weird" vs. "weyward", wenn ich sie denn in einem der Umzugskartons gefunden habe. Bei den letzten 4 Bücherkisten war sie leider noch nicht dabei, darum hab ich bis dato nur die deutsche Fassung vorliegen.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich lese gerade den zweiten Akt und mir ist aufgefallen, dass da nochmal "weird sisters" vorkommt. Hab das nochmal gecheckt und da ist im Original auch wieder ein "weyward"

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • So, zweiten Akt fertig gelesen.


    Der Mord war also wirklich sehr schnell vollbracht. Sehr schön am zweiten Akt finde ich die unglaubliche angespannte Stimmung. Macbeth und Lady Macbeth sind absolut paranoid, was zeigt, dass sie eben doch menschlich sind und Angst davor haben, entdeckt zu werden:


    Macbeth: I have done the deed. Didst thou not hear a noise?
    Lady M: I heard the owl scream and the crickets cry.
    Did not you speak?
    Macbeth: When?
    Lady M: Now.
    Macbeth: As I descended?


    Das ist übrigens ein Beispiel dafür, wie das Metrum den Schauspielern Hinweise geben kann, wie die Szene zu spielen ist. Die Zeile "Did not you speak? When? Now. As I descended?" ist im jambischen Pentameter (wird so betont: da-DUM da-DUM da-DUM da-DUM da-DUM) und wird daher schnell und flüssig gesprochen. Dass die Zeile auf zwei Charaktere verteilt ist, zeigt an, dass die beiden sich quasi gegenseitig unterbrechen. Es gibt hier keine Pausen, weil das die Metrik durchbrechen würde.


    Und dann kommt zu der Stimmung auch noch das gruselige Klopfen, was im Theater wirklich gut wirken kann, wenn z. B. das Klopfen aus unterschiedlichen Richtungen kommt. Das wirkt ziemlich einschüchternd.


    Und eine meiner Lieblingsstellen: In 2.4 wird erwähnt, dass Dunkans Pferde sich gegenseitig auffressen. Das verdeutlicht, wie unnatürlich Königsmord ist und das es gegen sämlicht Regeln der Natur verstösst. Das Motiv kam auch in Julius Caesar schon vor, als ein Löwe am Kapitol auftaucht und die Erde bebt bevor Caesar ermordet wird. Es war vermutlich ziemlich wichtig für Shakespeare, das so hinzustellen, da man sich immer verdeutlichen muss, dass jetzt ein schottischer König auf dem Thorn in England sitzt und da hätte es auch weniger gut ausgehen können, ein Stück aufzuführen, in welchem ein schottischer König ermordet wird. :zwinker: Auch interessant: Der Gunpowder Plot war nur ein Jahr vor Macbeth. Also, generell eine explosive Zeit. :breitgrins:


    Doris hatte nach berühmten Zitaten/Sprichwörtern aus Macbeth gefragt. So spontan fällt mir da jetzt keines ein... Im englischen Sprachraum vielleicht "Out, damned spot! Out, I say" und "Tomorrow and tomorrow and tomorrow". Aber Javier Marias hat sein Buch Mein Herz so weiß nach einem Macbeth-Zitat betitelt: Lady Macbeth sagt im zweiten Akt: "My hands are of your colour, but I shame to wear a heart so white." (Sein anderes Buch "Morgen in der Schlacht, denk an mich" ist ein Zitat aus Richard III)

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)