Marcel René Klapschus: Der rote Ozean

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    Marcel René Klapschus - Der rote Ozean
    periplaneta
    ISBN 9783940767639
    ISBN 3940767638
    Fantasy
    1. Auflage 2011
    Taschenbuch, 222 Seiten
    [D] 13,00 €


    Verlagsseite http://www.periplaneta.com
    Autorenseite http://www.marcel-klapschus.com



    Der 1986 im damaligen West-Berlin geborene Autor veröffentlichte sein erstes Buch „Yuma 23“ 2007 als kostenloses E-Book, 2008 erschien bei BOD „Die Rückkehr der Phoenix“. Im Jahr 2009 begann der in Schleswig-Holstein lebende Informatiker mit der Arbeit an Der rote Ozean. Zwölf Monate später stand die Rohfassung des 2011 von periplaneta veröffentlichten Romans. Da Klapschus der westlichen Wertegesellschaft nach eigenen Aussagen kritisch gegenübersteht, handelt Der rote Ozean von einem Glaubenskrieg der zu einem Endzeitszenario führt. Der Autor hat seine Geschichte ins Jahr 2027 verlegt und bietet ihr einen Zeitrahmen bis Anfang 2030, bevor er im letzten Kapitel einige Jahre weiterspringt. Die Handlungsorte sind der Nahe Osten, mit Israel und dem Libanon, sowie die Ostküste der Vereinigten Staaten. Die Orte könnten teilweise beliebig getauscht werden, die Geschichte selbst jedoch ohne Weiteres auch im hier und jetzt spielen, da er keine technischen Fortschritte oder Neuerungen beschreibt.


    Die Dystopie mit fantastischen Elementen handelt von Brian. Einem jungen Amerikaner mit libanesischen Wurzeln, der mit seinen Eltern aus den Staaten in den Nahen Osten gezogen ist. In der Familie gibt es Muslime wie Christen und Klapschus streift kurz das, was die Menschen in dieser Region tatsächlich teilweise leben – religionsübergreifende Beziehungen trotz aller politischen und religiösen Schwierigkeiten. Doch all das endet, als ein seltsames Wesen einen gewaltsamen Tod findet, das von beiden Seiten als göttlich anerkannt und für sich beansprucht wird. Schuldzuweisungen führen zu einem unerbittlichen Krieg. Was in der Realität bereits seit Jahrhunderten immer wieder im Kleineren aufflammt, wird hier bis zur bitteren Neige ausgetragen und bekommt noch eine neue Dimension. Denn zeitgleich beginnt sich der Ozean blutrot zu verfärben. Der Regen, der vom Himmel fällt, ist genauso gefärbt. Wasser schmeckt nicht mehr wie Wasser und ganze Kontinente versinken unaufhörlich in der nicht aufzuhaltenden roten Flut. Die Covergestaltung passt in ihrer eher minimalistischen Art sehr gut. Es zeigt auf einem Felsen in einem blutroten Meer einen zusammengekauerten Engel, dessen erhobene Flügel (genau wie die Schrift) von einem blutigen Regen durchnässt werden.


    Obwohl Klapschus einen relativ einfachen Schreibstil erkennen lässt und seinen Roman in kurze Kapitel teilt, was dazu führt, dass man die Geschichte in einem Rutsch durchlesen kann, macht er es dem Leser gleichzeitig nicht ganz einfach, an Der rote Ozean dran zu bleiben. Er bedient sich einiger Klischees und bleibt in seinen Beschreibungen nicht wirklich durchgehend logisch oder konsequent. Passend zu den dystopischen Elementen sind seine Figuren blass. Einzig sein christlich getaufter Hauptcharakter Brian, mit dem er wenig zartfühlend umgeht und aus dessen Sicht (wenn auch nicht von ihm) Der rote Ozean erzählt wird, wird etwas klarer herausgearbeitet. Doch wirkt er wenig sympathisch, oft mürrisch, feige und stellenweise geradezu fatalistisch stupide. Er ist neben der jungen Muslima Khayra anscheinend der Einzige, der einen nuklearen Angriff auf Beirut unverletzt überstanden hat und gilt als eine Art Erlöser der Menschheit, ist aber definitiv kein Held.


    Ich kann nicht behaupten, dass das Buch ganz schlecht ist, dafür ist allein die Grundidee viel zu gut. Auch der Engel der Brian ab dem Angriff auf Beirut immer wieder besucht, hat mir gefallen. Dasselbe gilt für das Ende, das sich im Kapitel 62 auf etwas mehr als einer Seite findet. Ich würde zu viel verraten, wenn ich jetzt explizit darauf eingehe, was dort vorkommt. Es scheint mir jedoch der einzig logische und vor allem richtige Schluss für viele Probleme, die die Erde derzeit hat. Ebenfalls passend fand ich, dass der Autor trotz des Religionskrieges keine missionarisch wirkende Partei für Muslime oder Christen ergreift, sondern den Fokus hier eindeutig auf den zerstörerischen Fanatismus richtet.


    Doch es gibt zu viele Tatsachen, mit denen man einfach ohne weitere Erklärung konfrontiert wird, die jedoch dringend einer solchen bedurft hätten. Es gibt zu viele Wenn und Aber in der Geschichte. Zu viele glückliche Zufälle, die Brian betreffen. Vieles mag in der künstlerischen Freiheit begründet liegen, alles lässt sich damit jedoch nicht begründen. Obwohl Klapschus es geschafft hat, die geringe Lernfähigkeit der Menschheit beziehungsweise deren religionsübergreifende Verbohrtheit zu vermitteln, gibt es zu viel Störendes, als dass mich Der rote Ozean wirklich begeistert hätte. Nicht alles muss in einem Roman der beiden Genres (Dystopie/Fantasy) zwingend logisch sein. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, aus dem jetzt vorliegenden Roman eine allenfalls 100seitige Novelle zu machen oder ihn um mindestens 400 Seiten auszubauen. Dann hätte vermutlich die Chance bestanden, ihn so packend zu formulieren, wie die Idee es verdient. Wer die Geschichte unvoreingenommen lesen möchte, sollte den Rest meiner Buchbesprechung auf keinen Fall lesen, denn darin möchte ich ein paar Beispiele aufführen.



    Der Autor möchte – wie er im Nachwort anmerkt – bewusst keine Antworten liefern. Wie er auf Seite 222 schreibt, möchte er den Leser dazu bringen, nach einem Besuch in einer fantastischen Welt, die Dinge aus dem Alltag mit einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es ist zweifellos eine schriftstellerische Kunst, die Gedankenwelt der Leser anzustoßen, mitzureißen, mitdenken zu lassen und letztlich doch dorthin zu führen, wohin der Autor sie haben möchte. Eine noch größere ist es, wenn Leser die so gewonnenen neuen Gedanken in ihren Alltag mitnehmen und gar integrieren, keine Frage. Das Fatale an Klapschus Umsetzung des wirklich guten Grundgedankens ist jedoch, dass sich mir automatisch unzählige Fragen zu fehlender Logik und Konsequenz (wobei ich das Ende selbst hiervon abgrenzen möchte) seiner Geschichte aufdrängen, jedoch kaum eine zu der problematischen Thematik selbst.


    Fazit 2ratten


    Zu viele Denk- und Logikfehler verderben hier leider eine sehr gute Grundidee und einen tatsächlich logisch-konsequenten Schluss. Wirklich schade, denn das passende Cover und die Inhaltsangabe haben auf etwas anderes hoffen lassen. Die von mir hier vergebenen zwei (von fünf) Punkte gibt es für die Idee und die Ausarbeitung des Covermotivs und nicht wirklich für den Inhalt. Das Buch könnte als Jugendbuch durchgehen, wobei ich anmerken möchte, dass der 14jährige Sohn einer Bekannten, der das Buch nur eine Stunde, nachdem ich es aus der Hand legte, in Angriff nahm, sich ebenfalls bereits nach wenigen Kapiteln über die fehlende Logik bestimmter Passagen ausließ.



    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Man sagt, dass die Welt ohne Fantasie ein trostloser Ort wäre.<br />Doch was wäre die Fantasie ohne Worte? Sie sind die Flügel, auf denen Fantasien in die ganze Welt gelangen können.

  • Nachdem ein übernatürliches Wesen erschienen ist und augenblicklich wieder vernichtet wurde, bricht ein Krieg aus. Und der Leser ist sofort mittendrin im Geschehen, das fortan nicht wieder loslässt. Das Wasser in den Flüssen und Ozeanen färbt sich rot, steigt immer höher und verschlingt unaufhaltsam ganze Landstriche und Kontinente, bis nur noch kleine Teile von Amerika übrigbleiben. Der Junge Brian verliert seine Familie während eines Atomschlages und wird Soldat. Er erblickt das ganze Ausmaß des Geschehens, als er mit einem Helikopter über den Ozean fliegt. Auch als Leser ist man nachhaltig von diesem Bild gebannt. Die blutrote Farbe begleitet durch den gesamten Roman. Auf der Erde tobt ein Krieg der Religionen: Zwischen Christen und Moslems. Die Konflikte zwischen ihnen werden plastisch beschrieben. Man muss als Leser aber keinem Glauben angehören, denn die Botschaft des Romanes ist allgemeingültig. Marcel Klapschus entwirft eine eigenständige, lebendige Fantasy-Welt mit frischen Stil-Elementen. Es ist eine Geschichte um Liebe, Glaube, Krieg und dem Anderssein. Die Botschaft lautet: Niemals die Hoffnung aufgeben. Da ist zum Beispiel der Engel Dederkea, der eine geheimnisvolle Mission verfolgt. Brian wird zum Erlöser auserkoren, auch wenn er sich nicht als solcher sieht. Er soll den Menschen eine Botschaft vermitteln, die er selbst zunächst nicht begreift. Die Verblendung der Menschen wird stellvertretend am Beispiel Brians vorgeführt. Er macht bittere Erfahrungen und erhält die Einsicht, dass ein Rachefeldzug, um den Tod seiner Familie zu rächen, nicht der richtige Weg sein kann. Brian fragt sich zunehmend, ob die Menschen ein gescheitertes Experiment Gottes seien. Am Ende offenbart sich die Sinnlosigkeit des Krieges. Letzten Endes geht es um menschliche Werte wie Liebe, Achtung, Mitleid, Nächstenliebe. Damit hat Marcel Klapschus ein zeitloses Thema aufgegriffen.
    Das Buch enthält viele originelle Ideen. Vor allem auch die Beschreibung der geheimnisvollen Insel, auf der Brian abstürzt und die Geschehnisse in einem unterirdischen Höhlensystem verbreiten Endzeit-Stimmung pur. Brian lauscht in einer Höhle den weisen Worten eines Engels – der von Hoffnung und einer besseren, friedlicheren Zukunft erzählt. Auch die Traumsequenzen sind dicht und plastisch erzählt.
    Der Aufbau der Geschichte folgt einem strikten Konzept. Die Charaktere sind nur rudimentär beschrieben, auch die Handlungsorte werden nur angedeutet. Aber das erwarte ich auch nicht von solch einem Roman. Die bildhafte Sprache transportiert den Inhalt wunderbar und erzeugt lebendige Bilder vom Rot des Wassers und den verwüsteten Städten im Kopf. Dieses Phänomen ist der wahre Pluspunkt und die besondere Stärke des Romanes. Beim Lesen glaubt man, einen Film zu sehen, der farbenprächtig und düster vor dem inneren Auge abläuft. Wenn Brian sich auf seinem Feldzug gegen die vermeintlichen Attentäter und Mörder der mystischen Erscheinung und seiner Familie befindet, wird die Erzählung emotional und reißt erzählerisch mit.
    Dies ist eine Utopie mit Thriller-Elementen und Endzeitromantik, die emotional sehr packt. Schon lange habe ich keinen solchen Fantasy-Roman gelesen, der trotz seiner schlichten Sprache eine Tiefe besitzt und auf jeder Seite mit dem Haupthelden mitfiebern lässt. Der Roman ist flüssig geschrieben, liest sich sehr gut. Zudem ist der Leser gefordert, mitzudenken, Deutungen und Zusammenhänge selbst herzustellen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da die Handlung rasant vorangeht. Ich bin abgetaucht in die Welt des Roten Ozeans und habe gern diese fremdartige Welt entdeckt.

  • Hallo liebe Literaturschockler...
    nach der gemeinsamen Leserunde mit dem Autor, hier nun meine Meinung.


    2027. Der junge Amerikaner Brian Malouff, hat libanesische Wurzeln und wird durch Zufall Zeuge eines Attentats auf einen plötzlich auftauchenden, wundersamen Riesen. Dieser Riese, der sich selbst als Prophet betitelt und die Nachricht eines Schöpfers verkünden möchte, wird mitten auf dem Markplatz von Jerusalem vor jeder Menge Zeugen umgebracht. Was folgt ist eine Flut aus Blut, die nicht nur die Flüsse über die Ufer treten lässt, sondern droht, die ganze Welt unter sich zu begraben. Sofort steht die Welt Kopf und versinkt in gegenseitigen Schuldzuweisungen, deren vorrangiges Ziel die Auslöschung der jeweils anderen Religion und ihren Anhängern ist. Dies soll den Schöpfer gnädig stimmen. Inmitten des entstehenden Chaos begegnen sich Brian und die muslimische Khayra, werden aber fast sofort wieder auseinander gerissen. Während Brian sich noch zu orientieren versucht versinkt die Welt um ihn herum in Blut und Schuld.


    Eine Thematik, die so uralt ist und trotzdem aktueller nicht sein könnte.


    „Der rote Ozean“ zeigt ziemlich unverblümt und brutal, wie einfach es wäre, aus einer nicht bestätigten Kleinigkeit einen globalen Glaubenskrieg, samt Weltuntergangsszenario zu entfachen. Rache und Hass, aber auch Gruppenzwang und die Unfähigkeit zum Einlenken, werden dem Leser hier auf eindrucksvolle Weise nahe gebracht. Hoffnungen und Alternativen scheinen wie von der Blutflut einfach hinweg getragen.


    Sprachlich sehr einfach aber durchaus passend gehalten, regte mich das Buch immer wieder zum Nachdenken an. Gerade über die Dummheit der Menschen, welche wie in einem Sog der jeweiligen Propaganda verfallen, konnte ich immer wieder den Kopf schütteln – gerade da ich es mir genau so vorstellen könnte, wie vom Autor beschrieben. Was natürlich sehr traurig und bedrückend war. Aber es sollte wohl auch kein lustiges, unterhaltsames Buch für zwischendurch sein, sondern viel mehr zum Aufhorchen und Nachdenken anregen. Dies ist dem Autor durchaus wunderbar gelungen.


    Selbst die fragile Thematik des Glaubenskrieg zwischen Christen und Moslems, verstand Marcel René Klappschus vortrefflich als Hauptthema zu verwenden, ohne ein religiöses Werk mit Wertung zu kreieren. Hier wurden meine anfänglichen Bedenken gleich zerstreut. Dass er dabei nach japanischer Manier spontane Fantasy-Elemente mit einfließen lässt, nimmt der dramatischen Handlung ein wenig die allzu realistische Schärfe. Durch einen Zufall habe ich dieses Buch gelesen und es keinesfalls bereut. Ein Endzeit-Roman, den ich nur empfehlen kann.


    Dieses Buch ist ein wenig anders als andere und es darf wohl auch viel zwischen den Zeilen gelesen werden.
    Von mir daher: 4ratten

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi