Tom Hillenbrand - Teufelsfrucht (Xavier Kieffer 1)

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    In seinem eigenem Restaurant "Deux Églises" führt der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer ein geordnetes Leben. Er hat der großen Sterneküche den Rücken zugewandt und kocht nun lieber in aller Ruhe luxembourgische, rustikale Speisen. Sein Restaurant ist mit seinen wenigen Tischen ein echter Insidertipp, umso erstaunter ist Xavier, als ein Restaurantkritiker sich ausgerechnet in seinem Lokal verläuft. Als der Tester dann nach Xaviers Vorspeise tot zusammenbricht ist es natürlich mit der Ruhe aus und vorbei. Als die Police judiciaire dann auch noch eine Visitenkarte des "Deux Églises" im Wagen des Kritikers findet, ist die Verwirrung komplett.
    Kieffer ist nun Verdächtiger, stellt dann aber seine eigenen Recherchen an. Er scheint auf der richtigen Spur zu sein und deckt ungeheuerliche, kulinarische Machenschaften auf, und auf einmal steht Xaviers Leben auf dem Spiel.


    Es ist zwar der erste Roman von Tom Hillenbrand, aber ich war richtig begeistert von dem Buch. Zum einen weil ich es besonders fand das die Geschichte in meiner Nähe passiert. Der Autor führt den Leser nicht nur nach Luxembourg, sondern auch an mehrere kleinere Orte an der Deutsch, Französischen und Luxembourgischen Grenze. Ich jedenfalls kenne noch keinen Roman der in Luxembourg spielt, das war für mich mal richtig originell.
    Zum anderen wegen den vielen Luxembourgischen Ausdrücken, besonders wenn Xavier fluchen musste tat er es immer in diesem Dialekt den ich als Belgierin echt zum schiessen finde. Es kommen auch sehr viele Französischsprachige Ausdrücke vor, und ich kann mir vorstellen das ein Deutscher seine Probleme beim Verständnis haben könnte. Das Französische "Küchenlatein" zumindest wurde hinten übersetzt.
    Der Roman ist in der Ichform gehalten. So weiß der Leser meistens nur soviel, wie Xavier gerade herausgefunden hat. Das steigert meiner Meinung nach die Spannung. Xaviers Charakter ist auch sehr detailliert beschrieben und passt auch sehr gut zu einem Koch. Er hätte einer von meinen früheren Kollegen sein können, mit seinem Hang für Ducals und gutem Wein.
    Sehr gut beschrieben ist Xaviers Arbeit in seiner Küche. Der Autor muss sich schon sehr genau mit der "mise en place" in einer Großküche beschäftigt haben. Es hätte fast ein Auszug aus meinen Lehrbüchern sein können. Da es ja auch um die Sterneküche geht, beschreibt er auch unter welchem enormen Druck Sterneköche stehen und wie sie teilweise versuchen damit umzugehen. Meiner Meinung nach hat der Autor das sehr gut hingekriegt. Auch die Fernsehköche und deren Staralluren werden ein wenig aufs Korn genommen. Herrlich.
    Ein toller Erstlingsroman von Tom Hillenbrand der sich mit einem tollen Ort und einem tollen Beruf auseinander setzt. Ich würde sogar weitere Geschichten von Xavier Kieffer und seinem "Deux Églises" gerne lesen.


    [hr]
    Xavier Kieffer
    [list type=decimal]
    [li]Teufelsfrucht[/li]
    [li]Rotes Gold[/li]
    [li]Letzte Ernte[/li]
    [li]Tödliche Oliven[/li]
    [li]Gefährliche Empfehlungen[/li]
    [/list]


    Serieninfos hinzugefügt, illy

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Ich hab das Buch auch von Vorablesen bekommen.


    Meine Meinung dazu:


    Das ist ein Buch wo ich dann hinterher sagen muss, dass das Buch nicht das halten konnte, was die Leseprobe versprochen hat. Schade eigentlich, denn von der Story hat, vom Ambiente und auch von den teilweise skurilen Personen, hätte das ein wunderbares Buch – ein wunderbarer Krimi sein können. Auch das Gewirr aus verschiedenen Sprachen – zum Anfang etwas irritierend, passe eigentlich sehr gut. Für mich als leidenschaftliche Hobbyköchin waren die Einblicke in die Restaurantküchen und den Kampf; immer besser, anders neuer zu sein. Was mich gestört hat war eigentlich, dass keine richtige Spannung aufkommen wollte. Ich brauch bei einem guten Krimi nicht viel Blut, um glücklich zu sein, aber Spannung muss da sein. Eine Spannung, die dich zwingt, weiterzulesen, obwohl man eigentlich was anderes tun müsste …. eine Spannung die Dich nicht los lässt. Aus den Gründen kann das Buch leider nicht punkten bei mir.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich bin etwas zwiegespalten. Einerseits hatte ich einen spannenden Krimi erwartet, der etwas anders ist als andere. Anders war das Buch auf jeden Fall, aber wer einen spannenden Krimi haben möchte, sollte davon vielleicht lieber die Finger lassen. Die Verbrechen sind eher als Nebenhandlung anzusehen, die detektivischen Eigenschaften Kieffers lassen zu wünschen übrig und das Ende fand ich ziemlich plump.


    Sehr gut gefallen haben mir aber ganz andere Aspekte, die ich so nicht unbedingt erwartet hatte. Zunächst einmal finde ich den Schauplatz Luxemburg toll. Bisher habe ich mich nie besonders für diese Stadt bzw. das Land interessiert, aber jetzt ist es auf meiner Reisezielliste gelandet. Der Autor hat mich mit seinen Beschreibungen von der Stadt einfach verzaubert.


    Ein weiterer Pluspunkt ist die Darstellung der Kochszene. Hillenbrand ist es hier wirklich gelungen, auch die Schattenseiten des Sterne- und Showkochlebens zu zeigen. Außerdem geht er auf die Fast-Food-Industrie ein und, was ich besonders interessant fand, auf die Wirkung von Geschmacksverstärkern. Bei seinen Beschreibungen, was diese alles anrichten können, hat sich mir förmlich der Magen umgedreht.


    Auch die vielen verschiedenen Figuren haben es mir angetan. Verrückte Showköche, zugekokste Sterneköche, anspruchsvolle Restaurantkritiker, ... das Buch lässt wirklich keine Wünsche offen.


    Achja, am Ende des Buches befindet sich eine Übersetzungsliste für Küchenlatein ... diese ist sehr zu empfehlen, falls man Kieffers Erläuterungen über Kochen verstehen möchte. Und ein gewisser Grundwortschatz Französisch (den ich leider nicht habe) wäre auch von Vorteil.


    Wie gesagt, als Krimi fand ich "Teufelsfrucht" eher mittelmäßig, ansonsten hat mir das Buch aber gut gefallen. Noch ein Tipp: Immer Essen (aber nur frisches) bereitstehen haben, sonst wird die Lektüre echt hart.


    3ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()


  • Achja, am Ende des Buches befindet sich eine Übersetzungsliste für Küchenlatein ... diese ist sehr zu empfehlen, falls man Kieffers Erläuterungen über Kochen verstehen möchte. Und einen gewissen Grundwortschatz Französisch (den ich leider nicht habe) wäre auch von Vorteil.


    Leider haben sich in dem Wortschatz ein paar kleinere Fehler eingeschlichen. Die sind nicht so schlimm und fallen vielleicht kaum auf, außer wenn man wie ich Köchin bin. Aber ich dachte beim Wortschatz nur, "also wenn schon, dann richtig". Da bin ich vielleicht ein wenig kleinlich...

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Leider haben sich in dem Wortschatz ein paar kleinere Fehler eingeschlichen. Die sind nicht so schlimm und fallen vielleicht kaum auf, außer wenn man wie ich Köchin bin. Aber ich dachte beim Wortschatz nur, "also wenn schon, dann richtig". Da bin ich vielleicht ein wenig kleinlich...


    Ich finde das nicht kleinlich! Als Laien fällt einem so etwas tatsächlich nicht auf (also mir zumindest nicht). Aber wenn der Autor schon meint, er muss mit solchen Begriffen um sich schmeißen (was den Lesefluss ja eher erschwert), dann sollte er das schon richtig machen. :grmpf:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Mich hat das Buch auch nicht so umgehauen - irgendwo fehlte was:


    Xavier Kieffer, dem einst eine große Zukunft in der Haute Cuisine vorhergesagt wurde, kocht inzwischen lieber mit einer weiteren Köchin und ein paar Helfern lokale Spezialitäten. Das Restaurant in Luxemburg finden die Touristen fast nie und die meisten Gäste kennt er. Umso interessanter wird es, als ein unbekannter Gast auftaucht, der allem Anschein nach ein Restauranttester zu sein scheint. Nach einem Telefonat bricht der mysteriöse Gast tot zusammen und Kieffer gehört in kürzester Zeit zum Verdächtigenkreis. Eigentlich dürfte er während der Ermittlungen das kleine Luxemburg nicht verlassen, aber da das Restaurant ohnehin für einige Tage zumachen muss, könnte man genauso gut selbst ermitteln - denkt jedenfalls Kieffer, nachdem er erfährt, dass sein alter Lehrmeister verschwunden ist.


    Soweit klingt das prima. Aber was dann kommt, ist leider weder Fisch noch Fleisch. Die Geschichte gewährt ein bisschen Einblick in die Gastroszene und ihre Regeln. Da sind durchaus interessante Fakten dabei und es ist witzig zu lesen, wie ein ehemaliger Lehrlingskollege von Xavier heute seinen Gäste mit wenigen Kniffen schlichte Menus für viel Geld verkauft. Doch der Krimi geriet mir zu zufällig. Ermittlungsergebnisse purzeln vom Himmel und dem eher unsportlichen Xavier gelingt es, zwei Häschern und ehemaligen Elite-Söldnern immer wieder zu entkommen. Das wirkt wie eine Handlung, die den Gastroteil ein wenig spannend machen soll. Dabei wäre der auch ohne Mord schon interessant genug, wenn Lebensmittelpanscher Käse auf den Markt bringen, der keine Milch enthält oder Xavier finnischer Freund von der EU erklärt, wie die EU Agrarstatistiken aufstellt und Gemüse bürokratisiert.


    Insgesamt war das Buch gut zu lesen und es bestätigt durchaus jemanden, der ohnehin auf "Essen mit Seele" steht. Auch die Erklärung, warum die Teufelsfrucht so einen Trubel verursacht, war schlüssig und ganz klasse war die kleine Hommage an Luis de Funès Film "Brust oder Keule" am Ende, als eine Firma namens Tricatel unter den Lebensmittel-Riesen rangiert.
    Und trotzdem war das Buch am Ende eine kleine, nette Nascherei, die mich nicht wirklich mitgerissen hat.


    2ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Xavier Kieffer hat zwar in einer Sterneküche gelernt ist aber mit seinem kleinen Restaurant in Luxemburg, in dem er lokale Spezialitäten serviert sehr zufrieden und hegt keine Ambitionen auf großen Ruhm.


    Allerdings fällt eines Tages ein Restaurantprüfers in seinem Lokal tot um und auch wenn schnell klar ist, dass er ihn nicht selbst versehentlich vergiftet hat, will er wissen was dahinter steckt. Dabei trifft er auch einen alten Kollegen wieder, der es zu großem Reichtum und Fernsehruhm gebracht hat und kommt einer weitangelegten Verschwörung auf die Spur.


    Von Luxemburg kenn ich nur einen Burger King an einer Tankstelle – unsere kurzfristige schnelle Rettung vor dem Hungerloch nach mehreren Hundert Kilometern Rückreise vom anderen Ende Frankreichs. Leider hat mich die deftige Küche, wie sie in diesem Buch beschrieben wird (die lëtzebuergeschen Bezeichnungen werden ebenso wie Küchenfachbegriffe noch einmal im Glossar erläutert) wenig angesprochen und somit nicht unbedingt animiert, einen kulinarischen Urlaub in Luxemburg zu planen und auch die übrige Beschreibung der Stadt klang zwar ganz nett, aber nicht besonders verlockend. Das gleiche Urteil muss ich über den finnischen Freund der Hauptfigur fällen, der Finne dient in erster Linie als Informationsquelle, erschien mir aber insgesamt recht flach gezeichnet. Auch mit dem Koch Kieffer bin ich nicht ganz warm geworden, er hat die üblichen „ich ermittle besser als die Polizei“ – Anwandlungen und nur manchmal blitzen sympathische Charakterzüge auf.


    Vielleicht habe ich das Buch zur falschen Zeit gelesen, aber für mich war „Teufelsfrucht“ insgesamt einfach nur lauwarm.


    3ratten



    ganz klasse war die kleine Hommage an Luis de Funès Film "Brust oder Keule" am Ende, als eine Firma namens Tricatel unter den Lebensmittel-Riesen rangiert.


    Ach daraus kam mir der Name so bekannt vor - ich liebe diesen Film. :breitgrins:

  • mir hat es gut gefallen:


    Soulfood versus Fakefood
    Gerät Xavier Kieffer, der Koch und Besitzer eines traditionellen Luxemburger Lokals in einen Kampf der Kochgiganten um Sterne?


    Zumindest bringt ein rennomierter Pariser Gastro-Kritiker einen Hauch von Welt und der längst vergessenen Nouvelle Cuisine - Kieffer hatte eine entsprechende Ausbildung in Frankreich genossen - in Kieffers kleines Lokal, um kurz darauf auf der Schwelle des Restaurants tot zusammenzubrechen. Kieffer fürchtet um seinen guten Ruf und beginnt unterstützt von seinem finnischen Freund Pekka, einem EU-Beamten, der ausgerechnet für den Agrar-Sektor zuständig ist, zu ermitteln. Dabei taucht er in die Vergangenheit ein, ihm erschliessen sich allerdings auch ganz neue Welten - solche, die aus seiner Sicht gar nicht existieren sollten.


    Tom Hillenbrand schreibt mit Genuss und Humor - ein Leckerbissen für Freunde guten Essens und einer gemütlichen Atmosphäre. Ein unterhaltsamer Krimi, dessen Plus jedoch gleichzeitig sein Minus ist - zu behäbig kommt er zeitweise daher. Auch ist das Ende nicht ganz so rund, wie ich es mir wünschen würde.
    Trotzdem ist dieser deutsche, vor allem in Luxemburg, doch auch in den benachbarten Ländern Frankreich und Deutschland sowie in der Schweiz spielende Roman durchaus zu empfehlen, lernt man doch einiges über gute Küchen - sowohl bodenständige als auch besternte und erfährt dies und das über das Großherzogtum Luxemburg und nicht zuletzt auch über seine Mitmenschen. Zudem ist der Arbeitsplatz EU - wenn er auch nicht im Mittelpunkt der Geschichte steht - ausgesprochen treffend dargestellt - auch ehemalige oder zukünftige EU-Beamte könnten also interessierte Rezipienten dieses Buches sein. Auch die Figuren, allen voran Xavier Kieffer und sein Kumpel Pekka, sind liebevoll und mit viel Humor gezeichnet und lassen auf den Ausbau dieses amüsanten Krimis zu einer Serie hoffen!
    4ratten

  • Dieser Krimi kommt auf weiten Strecken ohne Mord, Totschlag aus Blutvergießen aus, was mir sehr gut gefallen hat.
    Tom Hillenbrand hat es mit seinem ersten Roman geschafft, mich richtig zu fesseln, aber auch nachdenklich gemacht, was das Essen betrifft. Ein kulinarischer Krimi, bei dem es auch um die Herstellung neuer Geschmacksverstärker geht - mal was anderes. Die vielen Fremd klingenden Begriffe aus der luxem-burgischen Küche haben mich überhaupt nicht gestört - man kann sie ja im Glossar nachlesen. Die Liebe zum Essen und zum Kochen hat man hier richtig gespürt.


    FAZIT: Ein etwas anderer Krimi, den es aber wirklich lohnt zu lesen.
    :smile: :smile: :smile: :smile: