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Kai Meyer - Die Geisterseher (Hörspiel)
Kurzbeschreibung:
Unruhige Zeiten im ehrwürdigen Weimar von 1805. Erst bricht ein Schauspieler tot zusammen, als Goethe seinen Faust aufführt, dann liegt Schiller sterbenskrank darnieder. Und mitten in der Szenerie die Brüder Grimm, die den beiden Dichterfürsten ihre Aufwartung machen wollen und stattdessen in ein finsteres Komplott um ein geheimnisvolles Manuskript geraten ...
Meine Meinung:
Da hatte ich wirklich ein gutes Händchen, als ich dieses Hörspiel im Rahmen meines audible-Abos zum Download aussuchte. Kai Meyer ist ja eh einer meiner Lieblingsautoren im Bereich der Phantastik, und meinen ersten Versuch mit einem seiner Hörspiele kann man als gelungen betrachten, denn ich bin restlos begeistert!
Die Geschichte an sich: ein typischer Meyer; historische Umrahmung vermischt sich mit phantastischen, unheimlichen Elementen, ein Schuss Mystik und vor allem gegen Ende zu eine tüchtige Portion Action - so kenne ich das und genieße es immer wieder. Hier bewegen wir uns in Weimar unter den Großen der deutschen Dichtung, und die Gebrüder Grimm bilden das Fundament der Handlung. Mit ihnen jagen wir einem mysteriösen Manuskript hinterher bis nach Warschau, immer auf der Flucht vor verschiedenen Gruppierungen, die das Manuskript offenbar wie ein Magnet anzieht. Zahlreiche historische Prominenz bekommt ihren Auftritt, Schiller, Goethe oder auch E.T.A. Hoffmann. Daneben haben mir vor allem die Figuren und Elemente sehr viel Spaß gemacht, in denen ich Anspielungen auf spätere Grimm-Märchen entdecken konnte, wie zum Beispiel das Fräulein Anna von Brockdorf, das mit seinem ebenholzfarbenen Haar eindeutig eine Vorlage für Schneewittchen darstellt. Ein Turm, in dem eine Dame eingesperrt ist, könnte als Grundidee für Rapunzel gedient haben. Sehr hübsch gemacht von Kai Meyer!
Die Adaption des Romans als Hörspiel allerdings ist die eigentliche Sensation bei der ganzen Sache! Die Geschichte wird einfach perfekt untermalt durch die entsprechende Musik - meist düster-dramatisch, manchmal auch romantisch - und Geräusche, die den Hintergrund bilden und bei mir sehr intensive Bilder erzeugten. Die Sprecher wurden exakt passend zu ihrer Rolle ausgesucht und verleihen den Figuren ihre unverwechselbaren Stimmen; dass dabei Größen wie Andreas Fröhlich und Matthias Habich engagiert wurden, gibt dem Klangwerk eine außergewöhnliche Qualität. Die Eindringlichkeit, mit der sie ihre Figuren verkörpern und ihnen eine Stimme verleihen, hat mich sehr beeindruckt. Herausheben möchte ich vor allem Wilhelm Grimm, der eine doppelte Rolle in der Geschichte hat; zum einen als Ich-Erzähler, der auf die Geschehnisse in seiner Jugend zurückblickt - hier mit einer reifen, erwachsenen Stimme. Innerhalb der Geschichte erhält er aber auch eine jugendliche Stimme, mit der er nachdenkliche, aber auch heftige Dialoge mit seinem Bruder Jakob führt.
Wer an den Schauerromanen von Kai Meyer Freude hat, der kann es getrost mit diesem Hörspiel versuchen; es ist zwar nicht gerade preisgünstig, aber jeden einzelnen Euro wert. Ich hoffe sehr, dass es weitere Produktionen in dieser Richtung geben wird, beispielweise mit der "Winterprinzessin". Da wäre ein Download meinerseits geradezu vorprogrammiert.
Viele liebe Grüße
Miramis