Liv Winterberg - Vom anderen Ende der Welt

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    Liv Winterberg - Vom anderen Ende der Welt


    Deutscher Taschenbuch Verlag
    445 Seiten
    € 14,90



    Klappentext :


    Madeiras Lorbeerwald, Feuerlands Felsenküste, Tahitis Blütenpracht.
    Im späten 18. Jahrhundert hofft die junge Mary Linley in Plymouth darauf, als Botanikerin ferne Länder zu erkunden. Sie muss einen hohen Preis zahlen, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen und an Bord der Sailing Queen auf Expeditionsreise in den Pazifik aufzubrechen. Doch ihr Weltbild gerät ins Wanken, als sie ihre Liebe zu dem Botaniker Sir Carl Belham entdeckt...


    Meine Meinung :


    Die Autorin hat sich bei dieser Geschichte von der Biografie der Botanikerin Jeanne Baret inspirieren lassen, wie si im Nachwort anmerkt.
    Jeanne Baret stach 1768, als Mann verkleidet, unter dem Namen Jean Barè in See und war dort der / die Assistent / in des Botanikers Commerson. Sie war die erste Frau, die die Welt umsegelte....


    Diese Begebenheit ist das Gerüst des Buches und als ich in der Buchhandlung den Klappentext las, dachte ich, das es prima klang !
    Leider bin ich ziemlich enttäuscht worden. Die Geschichte ist sehr oberflächlich gehalten, als hätte die Autorin keine Zeit gehabt ins Detail zu gehen. Ebenso die Charaktere - zu oberflächlich gehalten um eine Verbindung aufzubauen...
    Durch das Buch führen drei Erzählstränge : Der auf dem Schiff, der in der Heimat Plymouth und ein einer auf Tahiti. Zwei davon hätte die Autorin getrost weglassen können, dann hätte die Haupthandlung vielleicht mehr Tiefe bekommen !
    Aber so versucht man aus den vielen kurzen Erzählabschnitten, den Kontext rauszufischen und einen Zugang zu bekommen und jedesmal wenn man gerade das Gefühl hat Fuss zu fassen, ändert sich das auch leider gleich weider...


    Fazit :


    Schade, das Buch klang vielversprechend, aber leider hat mir die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wurde gar nicht gefallen. Ich hatte mehr erwartet...


    Ich gebe : 2ratten

    Mein Patronus ist eine Büchereule

  • Oh, das hört sich aber nicht gut an. Ich habe das Buch bei vorablesen bekommen und habe damit vorgestern angefangen. Mit dem ersten Teil bin ich fertig und bisher fand ich es sehr spannend.
    Hoffentlich gefällt es mir besser, denn mein letztes vorablesen-Buch war schon ein Reinfall. :rollen:

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Mir hat's gefallen! :smile: Die Informationen innerhalb der Spoilermarkierungen kann man mitlesen, muss es aber nicht tun. Sie enthalten keinen Geheimnisverrat, sondern nur weitere Details über Personen und Handlungsverlauf.


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    Liv Winterberg: Vom anderen Ende der Welt – Roman, München 2011, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24847-1, Softcover/Klappenbroschur, 445 Seiten, Format: 21 x 13,2 x 4,4 cm, EUR 14,90 (D), EUR 15,40 (A)


    „Jetzt wissen alle, dass du, eine Frau, zeichnest, katalogisierst und sammelst, aber du tust es allein. Niemand spricht mehr mit dir. (...) Was nützt es, Grenzen zu überschreiten, wenn dahinter niemand mehr ist, der dir begegnet?“ (Seite 333)


    Plymouth, spätes 18. Jahrhundert: Der Arzt und Botaniker Francis Linley muss ein ungewöhnlich fortschrittlicher Mann gewesen sein, denn er hat, entgegen der Gepflogenheiten seiner Zeit, seine Tochter Mary zur Botanikerin ausgebildet. Auch über medizinische Kenntnisse verfügt sie.


    Jetzt ist Francis Linley nach menschlichem Ermessen tot: Das Forschungsschiff, mit dem er unterwegs war, ist bei Kap Hoorn zerschellt. Seit 7 Monaten wartet seine 19-jährige Tochter nun wider besseren Wissens auf seine Rückkehr.


    Mary ist derzeit in der Obhut ihrer Tante Henriette Fincher, der Schwester ihres Vaters. Der knapp 30-jährigen Witwe wird die Verantwortung für ihre Nichte schnell zuviel. Sie tut das damals Naheliegende und versucht, Mary schnellstmöglich gut zu verheiraten. Das allerdings ist nicht in Marys Sinn. Am liebsten würde sie die Arbeit ihres Vaters fortsetzen, die Welt bereisen und erforschen, Pflanzen sammeln, dokumentieren und katalogisieren. Doch als sie sich mit ihrer Arbeitsmappe beim Navy Board vorstellt und für den Posten eines botanischen Mitarbeiters auf dem Forschungsschiff „Sailing Queen“ bewirbt, fliegt sie in hohem Bogen hinaus.


    Ach, wenn die doch nur ein Mann wäre! Aber sie kann sich nun mal in keinen verwandeln. Ein Präparat aus der Sammlung ihres Vaters bringt sie schließlich auf eine Idee: Ein Blattschmetterling, der seine Flügel schließt, sieht aus wie ein getrocknetes Blatt. Perfekt in seiner Nachahmung und Anpassung. Mary muss gar kein Mann sein – es reicht, wenn ihre Mitmenschen sie für einen halten!


    blattschmetterling.th.png


    Indischer Blattschmetterling (Indian Dead Leaf). Bild anklicken, dann wird’s größer! *


    Jetzt geht’s schnell: Haare abschneiden, Brust platt bandagieren, Kleidung des Vaters anziehen, ein bisschen Dreck ins Gesicht schmieren, mit einem Halstuch das Fehlen des Adamsapfels kaschieren, und aus Mary Linley wird Marc Middleton, der anstandslos als botanischer Zeichner für die Expedition der „Sailing Queen“ engagiert wird, wo er dem Botaniker Carl Belham und dessen Gehilfen Franklin Myers zuarbeiten soll. Geschafft!


    Doch mit der Seefahrerromantik ist es nicht weit her. Es fängt damit an, dass der brutale Bootsmann Kyle Bennetter Marc/Mary nicht, wie vereinbart, auf dem Achterdeck bei den Wissenschaftlern einquartiert, sondern im Mannschaftsdeck bei den Matrosen. Und natürlich ist „Marc“ mit jeglicher Seemannstätigkeit überfordert, was „ihm“ gleich mal Prügel einträgt. Nur Henry, der Smutje und der kleine Schiffsjunge Seth sind freundlich zu Mary.


    Sir Carl Belham erweist sich zum Glück als kompetenter und angenehmer Vorgesetzter und als charismatischer Mann. Franklyn Myers, der botanische Assistent, der Mary angeheuert hat, ist ein sympathischer Kollege.



    In Rio de Janiero gehen die Exkursionsteilnehmer heimlich von Bord, weil der königliche Statthalter Brasiliens der Manschaft jeglichen Landgang untersagt hat. Legal oder illegal – Mary ist selig. Sie ist auf einem fremden Kontinent und erforscht die dortige Vegetation! Ganz ohne Kulturclash gehen solche eine Forschungsarbeiten natürlich nicht ab: Die Begegnung der prüde erzogenen Engländerin mit den nahezu unbekleideten „Wilden“ Feuerlands hat durchaus ihre komischen Seiten.


    Von den Exkursionen abgesehen gibt es auf dieser Reise nicht viele Glücksmomente. Die christliche Seefahrt ist rau. Der beengte Lebensraum und die zusehends verrottenden Nahrungsvorräte werden immer unerträglicher, je länger die Reise dauert. Die Mannschaft hat nicht nur mit den Naturgewalten zu kämpfen, sondern auch mit allerlei Krankheiten. Nachdem der Schiffsarzt ausfällt, übernehmen die Botaniker mehr schlecht als recht die gesundheitliche Versorgung der Mannschaft. Gegen viele Leiden sind sie machtlos, und die Mannschaft hat hohe Verluste zu beklagen. „Vater, dachte sie und unterdrückte die wieder aufsteigenden Tränen. Du hast mir nie erzählt, wie schlimm es auf solch einer Reise wirklich ist.“ (Seite 260)


    Als sie im April 1786 vor Tahiti segeln, erfährt Mary, dass Carl Belham im Auftrag der Royal Society auf den Inseln bleiben wird um seine Forschungsarbeiten vor Ort fortzusetzen. Erst in ein bis zwei Jahren soll er wieder abgeholt werden. Er fragt Mary, ob sie nicht als Assistent/in bei ihm bleiben möchte. Das wäre die Erfüllung all ihrer beruflichen Träume! Aber kann sie ihm zusagen? Sie fühlt sich von Carl angezogen, aber er hält sie ja für einen Mann! Doch Mary weiß nicht, was der Leser weiß: Carl ist längst im Bilde ...


    Wird’s ein Happy End geben? Nun ja ... in gewisser Weise ... vielleicht. Das Leben ist kein Kitschroman, und Liv Winterbergs Buch basiert lose auf der Lebensgeschichte der französischen Botanikerin Jeanne Baret, die 1768 als angeblich männlicher Assistent des Botanikers Commerson um die Welt gesegelt ist. Warum die Autorin nicht gleich Barets Geschichte erzählt hat? Vermutlich, weil ihr ein Roman mit fiktiven Personen mehr dichterische Freiheit gelassen hat.


    Liv Winterberg arbeitet unter anderem als Drehbuchautorin und Rechercheurin. Beides merkt man dem Buch an. Lebendig, anschaulich und ereignisreich läuft die Fahrt der „Sailing Queen“ vor dem Leser ab. Und ohne dass „Infodumping“ betrieben wird, spürt man, dass die Autoren sich intensiv mit Seefahrt, dem damaligen Stand der Wissenschaft und der Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts auseinandergesetzt hat.


    Zum Thema „Recherche“ sagt sie in einem Interview mit dtv: „ Zahlreiche Bücher, die sich mit den Themen der Entdeckungsfahrten, Botanik, Heilkunde, Schiffsbau usw. befassten, habe ich gelesen, teilweise mehrfach. Zudem habe ich verschiedene Museen besucht, in Berlin haben wir ja eine große Auswahl. Hierzu gehörten auch, was bei dem Thema nahe liegend ist, einige Besuche in den Botanischen Garten. Weiterhin habe ich Filme und Dokumentationen geschaut, Reiseführer verschlungen und Zeitungen durchforstet. Entscheidend waren aber oft die Auskünfte von Experten, die mir immer wieder Frage und Antwort standen, zum Teil sogar den ganzen Roman gelesen haben.“
    Quelle: http://www.magazin.dtv.de/inde…011/06/15/liv-winterberg/


    Ein Glossar im Anhang des Romans erläutert dem Leser zentrale Begriffe, deren allgemeine Bekanntheit nicht vorausgesetzt werden kann. In diesem Anhang findet man auch Informationen über das reale Vorbild für den Roman: die Botanikerin Jeanne Baret.


    Auch wenn die Personen nicht bis in ihre allerletzten Seelenwinkel psychologisch ausgeleuchtet werden, haben wir alles andere als eine oberflächliche Hosenrollen-Schmonzette vor uns. „Vom anderen Ende der Welt“ schildert mitreißend und realitätsnah, wie eine mutige Protagonistin ihrem Antagonisten – der Gesellschaft ihrer Zeit – die Stirn bietet und ihren eigenen Weg geht.


    Die Autorin:
    Liv Winterberg, 1971 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Sie arbeitet für Film und Fernsehen als Drehbuchautorin und Rechercheurin. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin. „Vom anderen Ende der Welt“ ist ihr erster Roman.


    * ) Foto: feline groovy / flickr.com. You are free to Share — to copy, distribute and transmit the work under the following conditions: Attribution — You must attribute the work in the manner specified by the author or licensor (but not in any way that suggests that they endorse you or your use of the work). What does "Attribute this work" mean? The page you came from contained embedded licensing metadata, including how the creator wishes to be attributed for re-use. You can use the HTML here to cite the work. Doing so will also include metadata on your page so that others can find the original work as well. Noncommercial — You may not use this work for commercial purposes. No Derivative Works — You may not alter, transform, or build upon this work.

  • Hui,


    zwei sehr unterschiedliche Rezis. Ich habe das Buch gestern entdeckt und meine Neugier war eigentlich geweckt. Doch simmilus Rezi hatte mir dann doch ein wenig den Wind aus den Segeln genommen. Nun ist aber alles wieder offen und das Buch wandert zumindest auf meine Wunschliste. (vorzugsweise natürlich mit Autorin, vielleicht klappt es ja :zwinker: )


    :smile:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Seit ich von einer Frau namens Mary Kingsley gehört habe, die, für ihre Zeit sehr unüblich, als Forscherin tätig war, wollte ich unbedingt mehr über dieses Thema erfahren. Da ich Seefahrergeschichten sowieso liebe, kam mir der neue Roman von Liv Winterberg gerade recht. Zufällig wurde die Autorin von einer Frau inspiriert die ebenfalls als Mann verkleidet die Welt erforschte.


    Mary Linley möchte nicht das langweilige Leben einer Ehefrau und Mutter führen. Ihr Vater, ein angesehener Arzt und Botaniker, unterwies Mary in diese Fachgebiete, und sie findet das nichts spannender ist als all die kleinen Wunder dieser Erde zu erforschen. Doch nach dem Tod ihres Vaters möchte die Tante sie schnell verheiraten. Mary findet keinen anderen Ausweg als als Mann verkleidet als Zeichner auf einem Entdeckerschiff anzuheuern.


    Mir gefiel das Buch weil es so ehrlich rüberkommt. Das beengte und harte Leben auf einem Schiff wird sehr authentisch rübergebracht. Ebenso die Schwierigkeiten der medizinischen Versorgung und all die anderen Entbehrungen die ein Matrose auf See zu bewältigen hat. Dazu kommt Liv Winterbergs wundervolle Art zu Erzählen hinzu. Sie beschreibt alles so lebhaft und malerisch das man alles ganz genau vor Augen hat. Durch die vielen Entdeckungen, die die Wissenschaftler machen, gibt es immer etwas anderes zu "sehen". Tahiti wird am genauesten beschrieben und dort erfährt man auch wie die Europäer mit den Eingeborenen umgehen und diese mit ihrer Habgier "vergiften". Die Tahitianer sind nicht mehr so "rein" als die Europäer wieder verschwinden.


    Nie wirkte etwas konstruiert oder übertrieben. Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen aber die kleine Liebesgeschichte stört nicht, sie nimmt auch nicht Überhand.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Ein historischer Reiseroman in die Südsee


    Die Autorin ließ sich in ihrem Erstlingsroman inspirieren vom Leben der französischen Botanikerin Jeanne Baret. Im Anhang befindet sich ein kurzes Portrait über diese, bei uns unbekannte Wissenschaftlerin. Sie ist 1768 als Mann verkleidet in See gestochen, um als Botanikerin an einer Expedition in die Südsee teilzunehmen.
    Liv Winterberg lässt ihre Protagonistin Mary Linley von Plymouth aus als Marc Middleton auf einem Expeditionsschiff im Team des angesehenen Botanikers Sir Carl Belham als wissenschaftliche Zeichnerin anheuern.


    Der größte Teil der Handlung des Romans beschreibt das Leben auf dem Schiff. Einerseits wird veranschaulicht, wie die Besatzung untergebracht und vom Smutje Henry mit möglichst gesundem und nahrhaftem Essen versorgt wird. Man erfährt ebenfalls eine ganze Menge über die medizinische Behandlung von Krankheiten und Verletzungen.
    Soweit ich das beurteilen kann, ist das alles realistisch beschrieben und gut recherchiert.
    Die Reise an Bord der Sailing Queen führt über verschiedene Stationen und endet für Mary und Sir Carl Belham auf der Insel Tahiti. Die Beschreibung der eingeborenen Bevölkerung mag aus heutiger Sicht etwas klischeehaft erscheinen. Ich finde aber, dass die Autorin die Sichtweise der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gut getroffen hat. Sie bringt dem Leser die „Edlen Wilden“ so näher wie Rousseau diese als Ideal beschrieben hat, die aber bereits konfrontiert worden sind mit diversen Mitbringseln aus der europäischen Welt und dadurch schon etwas von ihrer Unschuld verloren haben. Die Autorin lässt genügend Lücken, die man sich in der eigenen Fantasie ausfüllen kann, ohne dass sie den Menschen auf Tahiti Eigenschaften und Verhaltensweisen andichtet, die diese so womöglich nicht gehabt haben.
    Die Schiffspassagen, aber auch die Beschreibungen der Landexkursionen sind sehr anschaulich und stimmungsvoll gelungen. Man hört und riecht den Dschungel und spürt auch die Stille des Betrachters der Natur.
    Der gelungene Einsatz der Sprache hat mich ganz besonders beeindruckt. Die Ausdrucksweise hebt sich positiv von vielen Romanen neueren Datums ab. Die Autorin schreibt sehr sicher, souverän und schafft es, die Atmosphäre still und leise einzufangen ohne einen Überschwang an langatmigen Beschreibungen oder aufdringlichen Gefühlswallungen. Die erzählte Geschichte ist schlüssig, geradlinig und nicht überladen an Motiven und Themen.


    Im Anhang befindet sich ein Glossar, mit vielen Fachausdrücken aus der Schifffahrt, der Medizin und der Botanik. Das hat das Verständnis sehr erleichtert und ich konnte meinen eigenen Wortschatz sogar etwas ausbauen.
    Zuerst habe ich mich gefragt habe, warum die Autorin nicht gleich die Geschichte der Jeanne Baret erzählt, wenn sie sie schon als Inspiration bemüht. Inzwischen finde ich aber die Lösung, den Roman anhand einer fiktiven Figur zu erzählen sehr gut. Auf diese Weise kann die Autorin ihre schriftstellerische Freiheit wahren, ohne Gefahr zu laufen, zuviel in eine historische Persönlichkeit zu interpretieren, über die man noch nicht sehr viel weiß.


    Fazit:
    Dieses Erstlingswerk von Liv Winterberg hat mich sehr positiv überzeugt. Ich hatte erst meine Bedenken, dass es für meinen Geschmack zu klischeehaft und zu sehr Liebesroman sein könnte. Es lässt sich natürlich nicht von der Hand weisen, dass es sich um einen „Frau-in-Hose“-Roman handelt. Aber ich denke in diesem Fall ist das mehr als verziehen. Da sich die Autorin von einer historisch verbürgten Person inspirieren ließ, war das die einzige Möglichkeit.


    Für mich hat dieses Buch das gewisse Etwas, was ein sehr gutes Buch von einem guten Buch unterscheidet. Es hat einen gewissen Zauber, den ich nicht wirklich benennen kann, und ich hoffe sehr, dass die Autorin noch mehr so gute Romane schreiben wird.


    Für mich: 5ratten

  • Ich lese dieses Buch seit gestern und rolle nur mit den Augen angesichts der Naivität von Mary Linley. Sie schleicht sich als Mann verkleidet auf ein Segelschiff ein und erwartet allen Ernstes, dass es niemandem auffällt. Selbst wenn sie ihre Kurven durch spezielle Kleidung vertuschen kann, müsste doch jemand bemerken, dass sie sich nicht rasieren muss? Auch anderweitig verhält sie sich seltsam. Einerseits sieht sie tatenlos zu, wie die Exponate ihres forschenden Vaters verkauft oder verschenkt werden, andererseits beweist sie den Mut, sich als Mann auf ein Schiff einzuschmuggeln. Das sind für ein und dieselbe Person doch sehr konträre Verhaltensweisen.


    Bislang bin ich noch nicht annähernd zufrieden. Hoffentlich bekommen Handlung und Figuren noch etwas mehr Tiefe.


    Grüße
    Doris

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • Bislang bin ich noch nicht annähernd zufrieden. Hoffentlich bekommen Handlung und Figuren noch etwas mehr Tiefe.


    Leider hat sich daran nichts mehr geändert. Der Ablauf ist nicht fließend, sondern die einzelnen Geschehnisse werden jeweils kurz abgehandelt, um dann mit einem Zeitsprung zum nächsten Ereignis zu kommen. Dabei wird den Charakteren zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit gegönnt, um sie richtig zu entwickeln. Carl, der für Mary ja eine besondere Bedeutung hat, geht fast komplett unter. Mary selbst bleibt die ganze Fahrt über auf dem Stand, den sie schon zu Anfang einnahm. Für eine Hauptperson wirkt sie viel zu blaß und leblos. Ihr gewagtester Schritt war tatsächlich, sich in Hosen verkleidet an Bord zu schleichen.


    Inhaltlich bietet die Geschichte einiges an Potenzial, aber die Autorin versäumt es, etwas daraus zu machen, auch wenn es ein reales historisches Vorbild für die Hauptfigur gibt. Die Schiffsreise als solche, die wissenschaftliche Expedition, die Verkleidung als Mann, das Zusammentreffen mit den Eingeborenen, selbst die Liebesgeschichte wären jedes für sich ein gutes Thema, aber hier wird alles nur angekratzt und nicht richtig umgesetzt. Besonders das vielschichtige Leben an Bord, das einen Großteil des Buches einnimmt, geht total unter. LeserIn bekommt immer wieder Appetithäppchen in Form von brisanten Zwischenfällen vorgesetzt, die dann schnell abgefertigt werden oder auch ungelöst bleiben, und dann folgt ein Schnitt und das nächste Kapitel.


    Sprachlich fand ich es absolut nicht beeindruckend. Von Atmosphäre war für mich nicht viel zu spüren.


    Wer sich für wissenschaftliche Expeditionen interessiert, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen. Dieser Roman ist bestenfalls eine Liebesgeschichte vor historischer Kulisse.


    3ratten

  • Mir hat es auch nicht gefallen :sauer:


    Langweilig und hölzern


    Ich war sehr angetan vom Klappentext und auch von der Aufmachung des Buches – das Cover ist sehr ansprechend. Aber so kann man sich täuschen. Ich habe es zwar zu Ende gelesen, aber es hat mir nicht sehr gut gefallen. Schon den Anfang fand ich sehr unspektakulär, die Story kam nicht in Gang und das hat sich bis zum Ende nicht geändert. Ich fand den Schreibstil etwas „trocken“ und „hölzern“ und auch sehr distanziert. Es wurden immer nur einzelne Tage beschrieben, vielleicht hat das meinen Lesefluss etwas behindert. Die Protagonisten wirkten sehr farblos und es wollten einfach keine Bilder in meinem Kopf erscheinen. Aus dieser Story hätte man so viel mehr machen können, zumal es ja eine fiktive Geschichte ist, die lediglich von einer wahren Geschichte inspiriert wurde. Ich habe mich teilweise sehr gelangweilt beim Lesen, die Autorin hat es einfach nicht geschafft, mich zu fesseln.


    2ratten