Theodor Fontane - Effi Briest

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  • 24. Kapitel


    Ich habe etwas länger gebraucht, um die Sachlage zu kapieren. Eigentlich erst bei Effis Abschiedsbrief habe ich mitgekriegt, dass da wohl tatsächlich was gelaufen ist zwischen Effi und dem Offizier. Im Winter im nassen, kalten Wald, da muss ja prickelnd gewesen sein. :rollen: Nun, jetzt ist Effi also erwachsen. Und dass sie der doch sicher viel älteren Roswitha Moralpredigten hält, ist wirklich dämlich.
    Kessin ist Vergangenheit, ohne das die Geschichte mit dem Chinesen sich geklärt hätte. Ich hoffe, wir kommen noch mal darauf zurück!

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Dank der 2 Feiertage, die wir diese Woche hier in CZ haben, bin ich gut vorwärtsgekommen, und zwar bis zum 34. Kapitel.


    Ach du liebe Zeit, mit dieser Entwicklung hätte ich nicht gerechnet. Dass die Affäre irgendwann rauskommt, war wohl klar, aber Geerts Reaktion! Noch dazu dachte ich, zu Effis Zeiten seien Duelle längst Vergangenheit. Und die krasse (heuchlerische) Reaktion der Gesellschaft, selbst der eigenen Eltern!

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.


  • Ich bin auch mit dem 14. Kapitel fertig und mag Effi nicht besonders. Der Baron ist mir deutlich sympathischer.


    Bei mir ist das genau umgekehrt. Effi ist ein junges Mädchen, das mit 17 Jahren verheiratet wird und ihr Elternhaus verlassen muss. Dann muss sie sich mit weitaus älteren Nachbarn abgeben, mit denen sie wenig gemeinsam hat, und von ihrem Gatten ist auch wenig zu sehen. Sie hatte kaum Zeit, sich auf ihre neue Rolle vorzubereiten und hat vor allem niemanden, der ihr nun zur Seite steht. Nur weil Fontane sich nicht ausführlich mit ihrem Seelenleben beschäftigt, sollten wir nicht davon ausgehen, dass das alles an Effi abprallt.


    Der Baron ist mir dagegen etwas suspekt. Heiratet ein junges Mädel offensichtlich deshalb, weil er früher mal seine Mutter liebte, holt sie aus ihrer gewohnten Umgebung in ein Umfeld, das sich kaum Mühe macht, ihr die Eingewöhnung zu erleichtern und bedient sich seltsamer Erziehungsmaßnahmen, um sie nach seinen Vorstellungen zu formen. Die meiste Zeit lässt er sie alleine und nachher staunt er, dass sie auf dumme Gedanken kommt. Eigentlich braucht er sich nicht zu wundern, dass etwas schief geht. Wobei ich erst vor Kapitel 21 stehe, bis zu dem noch nichts Konkretes passiert ist.


    18. Kapitel Crampas spielt zwischendurch ganz schön mit dem Feuer und Effi, der bewusst wird, dass er für sie eine Nummer zu groß ist, weiß es nicht richtig einzuschätzen. Sie sollte vorsichtig sein mit dem, was Crampas über den Baron erzählt, denn er arbeitet sich in die eigene Tasche.


    Im 20. Kapitel wird Innstetten langsam misstrauisch wegen Crampas. Ich glaube, die Innstettens unterschätzen ihn beide.

  • Hallo,


    ich bin ein gutes Stück weiter, weil ich gestern wirklich viel Zeit zum Lesen hatte:


    Kapitel 22
    Effi bereitet sich auf die Wohnungssuche in Berlin vor und hat nicht vor noch mal nach Kessin zurückzukehren. Hier ist wurde mir richtig bewusst, wie schlimm es für sie war, an diesem Ort zu leben und wie froh und erleichtert sie ist nicht nur den Ort sondern auch den Major zurückzulassen. Sie hatte diese Affäre, aber im tiefsten ihres Herzen, ist eigentlich alles gegen dieses Affäre und so hofft sie mit dem Umzug, all dies, was ihr so schwer auf der Seele liegt hinter sich zu lassen und einen vielversprechenden Neuanfang in einer großen Stadt zu wagen. Ich wünsche Ihr von ganzem Herzen, dass ihr dies gelingt.


    Kapitel 23
    Ich bin übrigens der Meinung dass gerade dieses Kapitel mit dem bevorstehenden Umzug in die Großstadt ein recht aufschlussreiches Bild über Effis Charakter vermittelt. Sie will sich von dieser Beziehung zu Crampas lösen, weil sie eben ein sehr großes Gewissen hat und letztendlich unter dieser Situation auf Grund sehr starker Schuldgefühle leidet.
    Mit einer "Lüge" gelingt es Effi nicht mehr nach Kessin zurückkehren zu müssen. Ich kann sie verstehen.


    Kapitel 24
    Anscheinend hat der Umzug nach Berlin nicht alles geändert. Wie man auf der Reise nach Rügen sehen kann und auch später bei ihren Eltern, "verfolgt" Crampas sie immer noch. Erst der Ortsname auf der Insel und später in der schlaflosen Nacht in der sie sich eingestehen muss, dass nicht davon loskommt. Effi scheint lediglich im Haus ihrer Eltern aufzublühen und wirklich glücklich und unbefangen zu sein. Wenigstens sieht Instetten ein, dass der Umzug nach Berlin auch ihm zu Gute kommt, da er sich positiv auf seine Frau auswirkt.


    Kapitel 25
    Hier werden ein paar Jahre zusammengefasst und sehr interessant fand ich das Gespräch von Effi mit Roswitha am Ende des Kapitels über das Thema Beichte. Effi ist nun schon längere Zeit von Crampas getrennt und ahnt auch nichts mehr von ihm gehört, aber anscheinend liegt diese Zeit nach wie vor schwer auf ihrer Seele und sie würde gerne dieses Schuld loswerden. Sie beneidet die Katholiken um die Möglichkeit der Beichte und die Vergebung der Schuld. Sie hat niemanden, der ihr Absolution erteilt. Allerdings denke ich, dass es auch mit einer Beichte nicht getan wäre, solange sie sich nicht selbst vergibt.
    Ich muss dazu sagen, dass aus meiner Sicht (in Anbetracht der Zeit, in welcher ich lebe) die ganze Sacht doch eigentlich als abgeharkt betrachtet werden könnte. Meines Erachtens ist sie schon genug bestraft und so ich empfinde ihr "Vergehen" jetzt nicht als so schwerwiegend, als dass es nicht endlich ad acta gelegt werden könnte. Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen, wie leid mir diese arme junge Frau tut.


    Kapitel 26
    Oh weh. Ich ahne fürchterliches.


    Kapitel 27
    Das erahnte fürchterlich ist eingetreten. Instetten hat die Briefe gefunden. Wie lange ist es her? 10 Jahre? Meine Güte und dann dieses saublöde männliche Gebaren, auf Grund gekränkter Eitelkeit einen anderen zum Duell aufzufordern. Tja, wenn man nicht in der Lage sich adäquat und rational mit Problemen auseinander zu setzen, dann greift man zur Waffe. Instetten behauptet, dass er das Duell nicht aus Gründen der Rache möchte, sondern um der Gerechtigkeit willen und ich denke er glaubt das sogar. Ich bin mir sicher, dass dies lediglich gekränkte Eitelkeit ist.


    Kapitel 28
    Es kommt also wirklich zum Duell und der arme Crampas wird getötet. Gut fand ich, dass er zur Örtlichkeit des Duells die Stelle wählte, an welcher er sich anscheinend so oft mit Effi getroffen hatte. Er streitet nichts ab und steht dazu. Das macht ihn mir nochmal sympathischer und ich empfinde noch mehr Trauer um diese Freundschaft, die nicht ausgelebt werden durfte.
    Ich verstehe allerdings nicht so ganz die letzten Worte von Crampas: „Wollen Sie…“ Was? Ich glaube hier stehe ich auf dem Schlauch. Was will wer? Hat das jemand von Euch verstanden?
    Ich bin gespannt, wie Effi es aufnimmt und wie jetzt alles weiter seinen Lauf nimmt.

  • So...


    nun habe ich das Buch beendet und hier sind meine restlichen Eindrücke.


    Kapitel 29
    Roswitha ist nicht so dumm, wie alle denken Sie weiß schon genau, was Sache ist und ich glaube sie ist eine treue und gute Seele, der das Leben sehr schwer mitgespielt hat. Auch sie ist ein Opfer ihrer Zeit und deren bescheuerter falschen Moralvorstellungen.


    Kapitel 30
    Geheimrätin Zwicker gefällt mir ausgesprochen gut. Sie ist selbstbewusst und steht mit beiden Beinen im Leben. Außerdem hat sie einen gesunden Menschenverstand und ist sehr liberal und offen in ihren Ansichten.


    Kapitel 31
    Effi erfährt brieflich, dass sie nun eine „Ausgestoßene“ ist, der man ihr Heim und ihr Kind nimmt und die plötzlich ganz auf sich gestellt ist. Das ist heftig zu damaligen Zeiten und wenn dies nicht schon schlimm genug wäre, so muss sie nun auch die Erfahrung machen, dass sie zwar so gut es geht finanziell unterstütz wird von Seiten ihrer Eltern, dieses sich aber auch von distanzieren und ihre Stellung in der Gesellschaft mehr achten, als ihre eigene Tochter und ihr den Zutritt zu dem einzigen Ort verwehren, an welchem Effi in ihrem Leben wirklich unbeschwert und glücklich war. Die Arme, sie fällt in riesiges Loch und nirgends ist auch nur annähern ein tröstender Lichtschimmer in Sicht.
    Geheimrätin Zwicker verurteil Effi nicht wegen ihrer „Tat“, sondern lediglich wegen ihrer Dummheit diese belastenden Briefe nicht vernichtet zu haben. Sie ist die einzige die wirklich aufrichtiges Mitleid mit ihr hat. Das macht sie mir noch einmal sympathischer.


    Kapitel 32
    Roswitha die gute Seele. Sie ist so selbstlos und dankbar Effi gegenüber, dass sie persönliche Rückschritte in Kauf nimmt um ihr zur Seite zu stehen. Ich kann mir nicht annähern vorstellen wie es sein muss, dass man seine Tochter mehrere Jahre nicht sieht. Wie furchtbar muss das sein, aber Effi hatte, glaube ich, nie den Bezug zu ihrem Kind wie wir Mütter es heute haben, denn eigentlich wurde Annie doch eher von Roswitha umsorgt und aufgezogen.


    Kapitel 33
    Endlich hat Effi die Gelegenheit Anni wieder zu sehen, aber das Wiedersehen verläuft nicht wie von Effi erhofft. Ich muss allerdings sagen, dass es sehr naiv von Effi war zu glauben, dass en 10jähriges Kind so mir nichts die nichts in ihre Arme stürzt, als wäre die Zeit der Trennung nicht gewesen. Ich kann nicht verstehen, dass Effi sich nicht mehr Mühe macht auf Anni einzugehen, zumal sie doch recht schnell erkannt hat, dass Annie von Innstetten natürlich manipuliert wurde. Ich hätte alles daran gesetzt wieder das Vertrauen meines Kindes zu erlangen und sie nicht mehr aus den Augen gelassen. Das erste Mal, dass ich wirklich enttäuscht bin von Effi. Ganz schlimm fand ich den Satz von Effi:
    […ich will Euch nicht mehr, ich hass‘ Euch, auch mein eigen Kind. …]


    Kapitel 34
    Wieder einmal kommen die Reue und die Zweifel bei Effis Eltern ziemlich spät, aber immerhin. Sie entschließen sich nun zu ihrer Tochter zu alten, trotz aller Konventionen. Der Umzug nach Hohen-Cremmen tut Effi gut und sie gewinnt wieder etwas von ihrer Unbeschwertheit zurück.
    Es zeigt sich immer mehr, was man Effi angetan hat, sie so früh zu verheiraten und ihr nicht zu gestatten ihre Kindheit und Jugend wirklich auszuleben und in Ruhe und Frieden zu einem erwachsenen Menschen zu reifen.


    Kapitel 35
    Auch Innstetten muss endlich erkennen, dass Ruhm und Macht nicht das wahre Glück im Leben sind und bekommt ansatzweise Zweifel an seinem Handeln, die er allerdings recht schnell wieder beiseite schiebt n dem er sich in seinem eigenen Selbstmitleid suhlt. Übrigens hat mir Roswithas Brief an Innstetten ausgesprochen gut gefallen. Sie sagt wenigstens was sie denkt, frei heraus und voll Überzeugung, die Gute.


    Kapitel 36
    Mmm. Ich muss ganz ehrlich sein, gerade dieses letzte Kapitel; ich glaube ich hätte es lieber nicht gelesen. Ich fand es schlimm, dass Effi letzten Endes alle Schuld auf sich nimmt und Innstetten alles vergibt, in der Annahme, dass er in all seinen Taten Recht hatte. Dass hat mich fast schockiert, aber man muss natürlich auch bedenken zu welcher Zeit dieses Buch geschrieben wurde.
    Als krönender Abschluss das Gespräch der Eltern und in der allerletzen Zeile endlich die Frage: „Trifft uns nicht auch Schuld. War sie zu jung?“ Ich fand es übrigens fürchterlich wie emotionslos Effis Mutter mit ihrem Sterben umging. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Die einzigen Lebewesen, die Effi wirklich immer die Treue gehalten haben waren Roswitha und Rollo. Ist das nicht eine traurige Bilanz eines kurzen jungen Lebens?




    Ich kann nur sagen, dass ich ausgesprochen dankbar bin in unserer heutigen Zeit und in diesem Land zu leben.
    Bevor ich noch mein abschließendes Statement, bzw. meine Rezension schreibe, muss ich die ganze Geschichte erst noch einmal ruhen und nachwirken lassen. Trotzdem kann ich schon sagen, dass es ein sehr gutes Buch war, das viel zu lange ungelesen in meinem Regal stand.


    Ich bin sehr gespannt auf Eure Eindrücke, gerade über die zweite Hälfte des Buches.


    Viele Grüße Tina

  • Ich habe jetzt das 19. Kapitel beendet.
    Bei mir ist es auch umgekehrt. Effi mag ich viel lieber, als Innstetten, auch wenn ich sie nicht immer verstehe. Aber sie lässt natürlich auch viel zu viel mit sich machen und wehrt sich nicht dagegegen. Viel zu selten spricht sie mal was an, wenn es sie stört.


    Ansonsten gibts nicht viel mehr zu schreiben. Innstettens "Erziehungsmethoden" sind natürlich nur allzu lächerlich. Und Effi hat sich auch noch Gedanken gemacht und wollte ihrem Ehemann ihre Angst nicht zeigen...

    "If one cannot enjoy reading a book over and over again, there is no use in reading it at all." - Oscar Wilde - :lesewetter:

  • Ich bin auch fertig und finde es interessant, wie unterschiedlicher Meinung wir hier sind.


    Den Baron mag ich eigentlich recht gern. Nur dass er auf das Duell bestanden hat, konnte ich nicht nachvollziehen. Er hätte doch beispielsweise sagen können, dass Crampas vom vorigen Duell sowieso schon verkrüppelt ist mit seinem verkürzten Arm und er ihn deshalb nicht fordert (oder etwas in der Art, ein bisschen überheblich nach außen hin, aber Hauptsache, die Sache ist ohne Tamtam erledigt).


    Mit Effi allerdings tue ich mich schwer. Effi ist nicht gerade eine Sympathieträgerin. Aber das liegt sicherlich auch daran, dass man sich in die damaligen starren Verhaltensregeln des Adels heutzutage kaum mehr hineinversetzen kann. Effi ist ein Snob, ichbezogen, antriebslos, karrieregeil (aber für den Mann, nicht für sich, sie selbst tut nichts). Sie geht spazieren oder sitzt im Garten und schaut den Blättern beim Buntwerden zu :rollen:. Sie kann als Freundin und als Arbeitgeberin durchaus unangenehm sein. Einzig und allein, was die Entfremdung ihrer Tochter betrifft, hat sie mein Mitleid. Und dass sie die Manipulation der Tochter ("Gern, falls ich darf") aus grausam empfindet, darin stimme ich ihr zu.


    Was Effis Eltern betrifft: Viel schlimmer als die Wahl eines 20 Jahre älteren Bräutigams kommt es mir vor, dass sie sich bei dem Duell-Skandal auf die Gegenseite stellen und Effi nicht nach Hause darf. Eine komische Sorte Eltern. Schön-Wetter-Eltern.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich habe gerade das 19. Kapitel fertig.


    Effi hat sich ja jetzt ein bisschen mehr zur "jungen Frau" gewandelt. Was bin ich froh, dass der dämliche Chinese erstmal in der Versenkung verschwunden ist. :vogelzeigen: Das ist doch blöd, nichts hat mich bisher mehr genervt als der. :rollen: Wäre ich Instetten, wäre ich noch viel saurer als er und würde den Blödsinn nicht noch als Erziehungsmethode verwenden. Jetzt ist ja Crampas wichtiger als das Chinesenmännchen.


    Allgemein mag ich Effi aber mehr als den Baron. Sie hat sich ein wenig gewandelt und scheint eigentlich doch ein guter Mensch zu sein- Roswitha nimmt sie ja auch auf. Sie kann ja auch nichts dafür, dass sie den Baron heiraten musste (denn ich glaube nicht, dass sie wirklich eine Wahl hatte). Sie arrangiert sich auch mit ihrer Ehe und versuchte zumindest glücklich zu sein. Und nie war sie wirklich böse auf Instetten, obwohl er nicht gerade ein einfühlender Ehemann ist.



    Nur weil Fontane sich nicht ausführlich mit ihrem Seelenleben beschäftigt, sollten wir nicht davon ausgehen, dass das alles an Effi abprallt.


    Merkt man vor allem sehr stark der Stimmung an, die die meiste Zeit ziemlich bedrückt ist. Ich finde, Fontane betont schon sehr stark, dass aus der Ehe nichts werden kann. Das beste an dem ganzen Roman ist für mich sowieso die Schreibweise Fontanes.
    Jetzt bin ich aber gespannt, wie es mit Crampas weitergeht.(den ich bis jetzt sehr gerne mag.)

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero


  • Kapitel 22
    Sie hatte diese Affäre, aber im tiefsten ihres Herzen, ist eigentlich alles gegen dieses Affäre und so hofft sie mit dem Umzug, all dies, was ihr so schwer auf der Seele liegt hinter sich zu lassen und einen vielversprechenden Neuanfang in einer großen Stadt zu wagen.


    Sie hatte eine Affäre? Ich habe es so verstanden, dass Crampas ihr am Ende des 19. Kapitels stürmisch die Hand geküsst hat, aber das war doch alles? Oder habe ich etwas überlesen? Effi hat ein schlechtes Gewissen, weil sie es geschehen ließ und ihrem Mann nichts davon erzählte. Das mag für die damals schon ein kleines Vergehen gewesen sein, aber so dramatisch auch wieder nicht. Allerdings hat Effi noch jahrelang an dieser Schuld zu knabbern.


    Im 23. Kapitel spielt Effi die Kranke, um nicht nach Hause reisen zu müssen und Crampas wiederzusehen. Der Einzige, der sie durchschaut, ist ihr Arzt, obwohl er sie eigentlich gar nicht kennt. Selbst ihrer Mutter, die ihre Tochter gut kennt, fällt nicht auf, dass Effi schauspielert. Innstetten wird ab und an misstrauisch, aber er spricht sie nicht direkt darauf an, möchte wohl keine schlafenden Hunde wecken.


    25. Kapitel Einige Jahre sind ins Land gegangen, und Effis Gewissen ist nicht leichter geworden. Befürchtet sie immer noch, schwach zu werden, wenn sie Crampas wieder begegnet? Weitere Kinder haben sich nicht eingestellt. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es in der Ehe nicht zum Besten steht. Abgesehen von den Jahren haben die Erfahrung mit Crampas und ihre Schuld Effi sicherlich reifen lassen.

  • Sie hatte eine Affäre? Ich habe es so verstanden, dass Crampas ihr am Ende des 19. Kapitels stürmisch die Hand geküsst hat, aber das war doch alles? Oder habe ich etwas überlesen? Effi hat ein schlechtes Gewissen, weil sie es geschehen ließ und ihrem Mann nichts davon erzählte. Das mag für die damals schon ein kleines Vergehen gewesen sein, aber so dramatisch auch wieder nicht. Allerdings hat Effi noch jahrelang an dieser Schuld zu knabbern.


    Ab dem Zeitpunkt, wo Effi diesen "Abschiedsbrief" am Crampas schreibt, bin ich auch von einer Affäre ausgegangen.

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  • Sie hatte eine Affäre? Ich habe es so verstanden, dass Crampas ihr am Ende des 19. Kapitels stürmisch die Hand geküsst hat, aber das war doch alles? Oder habe ich etwas überlesen? Effi hat ein schlechtes Gewissen, weil sie es geschehen ließ und ihrem Mann nichts davon erzählte. Das mag für die damals schon ein kleines Vergehen gewesen sein, aber so dramatisch auch wieder nicht. Allerdings hat Effi noch jahrelang an dieser Schuld zu knabbern.


    In Kapitel 20 und auch später gab es einige Andeutungen auf eine Affäre. Effi geht ja auf einmal ständig wegen einer ominösen Krankheit spazieren, verabredet sich immer mit Roswitha, trifft diese aber nie am abgemachten Ort. Ein Satz am Anfang des 21. Kapitels macht auch recht deutlich, wen sie bei diesen Spaziergängen trifft:

    Zitat

    Die Spaziergänge nach dem Strand und der Plantage, die sie, während Crampas in Stettin war, aufgegeben hatte, nahm sie nach seiner Rückkehr wieder auf und ließ sich auch durch ungünstige Witterung nicht davon abhalten.


    Ich habe inzwischen schon bis zum 28. Kapitel gelesen.


    Effi mag ich eigentlich auch. Sie hatte es nicht leicht, an einem Tag spielt sie noch mit Freundinnen im Garten, ist ein richtiges Kind, am nächsten ist sie schon verlobt und muss auf einmal eine erwachsene Frau sein. Instetten fehlt auch leider einiges an Einfühlungsvermögen, er lässt sie zu viel allein in diesem "Spukhaus" und es gibt kaum eine Ablenkung für die junge Frau.


    Instetten ist mir in den letzten Kapiteln, die ich gelesen habe, sehr unsympathisch geworden. Er findet heraus, dass Effi eine Affäre mit Crampas hatte, und obwohl er mehrmals beteuert, wie sehr er Effi liebt und dass er ihr verzeihen kann, fordert er Crampas zum Duell. Er hätte die Sache doch so viele Jahre danach einfach auf sich beruhen lassen können, zumal das Paar in Berlin ein neues Leben angefangen hat und keiner dort die alten Geschichten aus Kessin kennt.


    Schade finde ich immer wieder, dass die Zeit im Buch so schnell vergeht. Schon am Anfang wurden ja viele Dinge einfach übersprungen, die Hochzeit und wie sich Effi an die Ehe gewöhnt, wurde gar nicht erwähnt. In Kapitel 25 vergehen dann auch einfach mehrere Jahre. Ich verstehe auch, dass man das Buch nicht unendlich aufbauschen wollte und noch mehr Details erzählen, aber ich hätte mir oft den Fokus auf anderen Punkten gewünscht, als er im Buch liegt.


    Ansonsten bin ich aber positiv überrascht. Das soll also das Buch sein, durch das sich Generationen von Schülern quälen müssen und ein Anti-Lese-Trauma für das restliche Leben davontragen? Da hatte ich mir schon etwas schlimmeres vorgestellt, auch wenn ich gut glauben kann, dass endlose aufgezwungene Interpretationen durch einen Lehrer auch hier sehr nervig sein können.



    Effi mag ich viel lieber, als Innstetten, auch wenn ich sie nicht immer verstehe. Aber sie lässt natürlich auch viel zu viel mit sich machen und wehrt sich nicht dagegegen. Viel zu selten spricht sie mal was an, wenn es sie stört.


    Das finde ich eigentlich gar nicht. Was lässt sie denn mit sich machen? Sie hat als Frau des Landrats natürlich einige Verpflichtungen und muss ihn zu diversen Veranstaltungen begleiten, ansonsten hat sie ja eigentlich alle Freiheiten, natürlich beschränkt durch die Zwänge der Gesellschaft der damaligen Zeit.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de


  • Instetten fehlt auch leider einiges an Einfühlungsvermögen, er lässt sie zu viel allein in diesem "Spukhaus" und es gibt kaum eine Ablenkung für die junge Frau.


    Nun ja, der Mann ist berufstätig. Und wenn er Karriere machen will (das ist das Ziel beider Parteien), dann muss er entsprechenden Arbeitseifer an den Tag legen.

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  • In Kapitel 20 und auch später gab es einige Andeutungen auf eine Affäre. Effi geht ja auf einmal ständig wegen einer ominösen Krankheit spazieren, verabredet sich immer mit Roswitha, trifft diese aber nie am abgemachten Ort. Ein Satz am Anfang des 21. Kapitels macht auch recht deutlich, wen sie bei diesen Spaziergängen trifft:


    Also ich bin noch nicht viel weiter gekommen (21. Kapitel). Aber ich dachte auch seit der Stelle mit den vom Arzt verordneten Spaziergängen :lachen:, dass sie sich regelmäßig mit Crampas trifft. Mmh...
    Seltsam fand ich dann aber, dass sie Roswitha dann ans Herz legt, nicht so viel mit dem Kruse zu schäkern, da er ja verheiratet sei. Nun gut.

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  • Nun ja, der Mann ist berufstätig. Und wenn er Karriere machen will (das ist das Ziel beider Parteien), dann muss er entsprechenden Arbeitseifer an den Tag legen.


    Das stimmt natürlich, man hätte es seiner sehr jungen Ehefrau, die von ihrer Familie und allen Freunden getrennt ist, aber trotz allem Arbeitseifer etwas leichter machen können.



    Seltsam fand ich dann aber, dass sie Roswitha dann ans Herz legt, nicht so viel mit dem Kruse zu schäkern, da er ja verheiratet sei. Nun gut.


    Vermutlich macht Effi das, weil sie selbst ein schlechtes Gewissen hat und dadurch ihren Ärger von sich selbst auf Roswitha umlenken kann. Man kann das eigentlich öfter beobachten, dass Menschen sich am meisten über die Fehler bei anderen aufregen, die sie selbst auch haben.

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  • Vermutlich macht Effi das, weil sie selbst ein schlechtes Gewissen hat und dadurch ihren Ärger von sich selbst auf Roswitha umlenken kann. Man kann das eigentlich öfter beobachten, dass Menschen sich am meisten über die Fehler bei anderen aufregen, die sie selbst auch haben.


    Interessante Theorie. Die muss ich jetzt erst einmal bei mir selbst überprüfen. :zwinker:

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  • Das stimmt natürlich, man hätte es seiner sehr jungen Ehefrau, die von ihrer Familie und allen Freunden getrennt ist, aber trotz allem Arbeitseifer etwas leichter machen können.



    Grundsätzlich hätte er mehr machen können (gegen das Ausreiten ist er ja auch, wegen Crampas und Anstand und Sitte :rollen:), aber sie selber tut ja anscheinend auch sehr wenig, bis sie Crampas kennenlernt. Zu Hause hat sie wenigstens mit ihren Mädchen gespielt. Ich hätte eher gedacht, eine junge Ehefrau ihres Zeitalters freut sich, wenn sie mal Ruhe hat und nutzt die Zeit.
    Aber es kommt mir nach den Beschreibungen im ersten Jahr der Ehe so vor, als säße Effi nur rum, ginge ab und zu zu Gieslhübler, wartet und tut sonst nichts eigenständiges. Sie liest nichts, macht auch sonst keine Anstrengungen und mit den Dienstmädchen außer Roswitha unterhält sie sich auch nie länger. Bis Crampas kommt.


    Ein Teil ihrer Langeweile liegt sicher an ihrem Mann, aber ein wenig bestimmt auch an ihr selbst.

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  • Effi geht ja auf einmal ständig wegen einer ominösen Krankheit spazieren, verabredet sich immer mit Roswitha, trifft diese aber nie am abgemachten Ort.


    Die Spaziergänge waren äußerst verdächtig, vor allem, dass Effi Roswitha dann nie getroffen hat. Aber ich bin wohl genauso gutgläubig wie Effis Umfeld und habe zumindest nichts Ernsthaftes dahinter vermutet.


    Innstetten gerät im 27. Kapitel in einen großen Gewissenskonflikt, ob er Crampas fordern soll oder nicht. Ich hatte den Eindruck, als hätte er es auf sich beruhen lassen wollen, da die Geschichte ja schon ein paar Jahre zurückliegt, ohne dass es jemand herausgefunden hat. Nun musste er allerdings annehmen, dass seine Angestellten die Briefe auch gelesen hatten und somit blieb ihm nichts anderes übrig, Genugtuung zu fordern, weil er ansonsten sein Gesicht verloren hätte. Es ehrt ihn, dass er zumindest eine Zeit lang Skrupel hatte, aber indem er seinen zukünftigen Sekundanten informierte, nahm er sich selbst die Möglichkeit, Schweigen zu bewahren. Es hätte ihn ohnehin zermürbt.


    Im 28. Kapitel stirbt Crampas bei dem Duell. Ihm war das vorher schon klar, deshalb wollte er an der Stelle sterben, wo er Effi getroffen hat.
    @ tina
    Was seine letzten Worte bedeuten sollten, kann ich mir auch nicht vorstellen.


    29. Kapitel Innstetten erkennt, dass ihn nicht der Hass getrieben hat, sondern dass er einem veralteten Ehrbegriff gerecht werden wollte, ebenso wie Crampas, dem nichts anderes übrig blieb als im Duell zu sterben, um seine Ehre nicht zu vollends verlieren. Innstetten hat sich eine Schuld aufgeladen und ihm ist klar, dass er sie noch vergrößern wird. Selbst Roswitha mit ihrer naiven Denkweise hätte Gnade vor Recht ergehen lassen. Johanna, die dem Baron ergeben ist, sieht das ganz anders.


    31. Kapitel Auch für Effis Eltern steht die Ehre an erster Stelle. Sie verstoßen ihre Tochter - Hauptsache, der äußere Schein wird gewahrt. Gesellschaftliche Zwänge waren schon immer eine heikle Angelegenheit. Wo ist der Unterschied, ob Effi in Hohen-Cremmen oder Berlin lebt? Es wissen ja doch alle Bescheid. Vielleicht hätte Effi irgendwann selbst beschlossen, wegzugehen, aber dann wäre es ihre eigene Entscheidung gewesen. Immerhin hat sie Roswitha bei sich, die sich keinerlei Zwängen beugen muss.


    Effi ist ein Snob, ichbezogen, antriebslos, karrieregeil (aber für den Mann, nicht für sich, sie selbst tut nichts).


    Die drei ersten Argumente kann ich ja noch nachvollziehen, auch wenn ich es selbst anders sehe, aber karrieregeil? Weil sie sich freut, dass Innstetten nach Berlin berufen wird? Das interpretiere ich anders: Wenn ihr Mann nebenbei befördert wird, ist es doch normal, dass sie sich freut. Ich würde eher erwarten, dass es für sie selbstverständlich ist, dass er diesen Posten einnimmt. Außerdem hat es den Nebeneffekt, dass sie aus Crampas Umfeld verschwinden kann, von dem sie sich sonst so leicht nicht gelöst hätte. Und dass sie nichts tut, ist genau das, was von einer Frau ihres Ranges erwartet wird. Sie muss nur repräsentieren.



    Für mich ist es übrigens das zweite Mal, dass ich dieses Buch lese, aber ich habe nichts mehr davon im Kopf, weil es bestimmt schon 20 Jahre her ist.

  • Die drei ersten Argumente kann ich ja noch nachvollziehen, auch wenn ich es selbst anders sehe, aber karrieregeil? Weil sie sich freut, dass Innstetten nach Berlin berufen wird? Das interpretiere ich anders: Wenn ihr Mann nebenbei befördert wird, ist es doch normal, dass sie sich freut. Ich würde eher erwarten, dass es für sie selbstverständlich ist, dass er diesen Posten einnimmt. Außerdem hat es den Nebeneffekt, dass sie aus Crampas Umfeld verschwinden kann, von dem sie sich sonst so leicht nicht gelöst hätte. Und dass sie nichts tut, ist genau das, was von einer Frau ihres Ranges erwartet wird. Sie muss nur repräsentieren.


    Schon vor dem Umzug nach Berlin äußert Effi mehrmals, dass ihr Geerts Aufstieg sehr wichtig ist. Dass Berlin sie besonders freut, ist natürlich klar. Aber sie wäre in der Situation vermutlich auch gern nach Hintertupfing umgezogen, um so bequem einen Schlussstrich unter ihr Verhältnis mit Crampas ziehen zu können.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich wollte nur mal in den Raum werfen, dass ich noch lebe. Allerdings habe ich erst das erste Kapitel gelesen. Die letzten Tage war ich irgendwie nicht so in der Stimmung zum Lesen. :sauer: Inzwischen geht es wieder, ich werde mich also heute Abend oder morgen hier wieder melden und dann hoffentlich endlich richtig mitmischen können!


    LG,
    Sookie :winken:

    :kaffee:


  • Kapitel 33Ich kann nicht verstehen, dass Effi sich nicht mehr Mühe macht auf Anni einzugehen, zumal sie doch recht schnell erkannt hat, dass Annie von Innstetten natürlich manipuliert wurde. Ich hätte alles daran gesetzt wieder das Vertrauen meines Kindes zu erlangen und sie nicht mehr aus den Augen gelassen. Das erste Mal, dass ich wirklich enttäuscht bin von Effi. Ganz schlimm fand ich den Satz von Effi:
    […ich will Euch nicht mehr, ich hass‘ Euch, auch mein eigen Kind. …]


    Als Effi Annie endlich sah und feststellen musste, dass sämtliche Erinnerungen und Gefühle der Kleinen für ihre Mutter vom Vater ausgemerzt wurden, wurde ihr wohl endgültig klar, dass sie dieses Kapitel ihres Lebens abschließen muss. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und ich denke, in diesem Moment ist sie gestorben. Dann ist es leichter, alles zu verleugnen als dem Verlorenen nachzuweinen. Nach dem Treffen mit Annie sagte Effi ja sogar, dass sie Crampas nie geliebt hätte. Sie ist nicht der Typ, der sich hinsetzt und in Tränen zerfließt. Sie frisst das eher in sich hinein.


    Im 34. Kapitel kommt sie auf Einladung des Vaters wieder nach Hohen-Cremmen. Effi schaukelt wieder im Garten. Das ist das Einzige, was ihr aus ihrer unbeschwerten Kindheit noch geblieben ist und schöne Erinnerungen weckt.


    36. Kapitel Einzig Rollo und Roswitha, bei denen die Gefühle und nicht der Verstand dominieren, empfinden noch vorbehaltlose, aufrichtige Zuneigung für Effi und verurteilen sie nicht. Die anderen Familienmitglieder versuchten es wohl, wagten aber lange nicht, gegen die gesellschaftlichen Gepflogenheiten aufzubegehren und sich selbst damit ins Abseits zu stellen. Zu lang für Effi.