George MacDonald Fraser - Flashman in Afghanistan (Die Flashman-Manuskripte 1)

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  • Mein aktuelles Buch will ich hier auch mal vorstellen:


    George MacDonald Fraser - Flashman in Afghanistan
    Die Flashman-Manuskripte 1: 1839-1842


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    Rückentext:
    "Harry Flashman gelingt es durch Glück und Betrug, Ruhm und Ehre zu erlangen und mit jedem "halbwegs willigen Weibsstück" ein Techtelmechtel zu beginnen. Während einer militärischen Niederlage bei Kabul macht er sich aus dem Staub, was in den höchsten Auszeichnungen als "Held von Dschalalabad" endet und ihm die Achtung der Afghanen als "Bloody Lance" einbringt."


    Ich habe schon bis Seite 88 gelesen und kriege das breite Grinsen schon nicht mehr aus dem Gesicht. Das Buch (bzw. die Reihe) ist ursprünglich um 1969 erschienen und eine Persiflage auf Abenteuerromane, in denen wackere britische Offiziere heldenhaft die Welt retten.


    Ich werde versuchen, möglichst wenig zu spoilern, aber in diesem Buch ist die Handlung eher nebensächlich. Es geht vielmehr um die haarsträubenden Finten von Harry Flashman.


    Zu Beginn des Buches ist Harry Flashman ein sehr alter Mann, der sich an seinen Werdegang erinnert und diesen dem Leser erzählt:

    Zitat

    Ich jedoch interessiere mich für Tatsachen. Da viele von ihnen mich in ein schimpfliches Licht rücken, dürfen Sie versichert sein, dass sie zutreffen.


    Seine Erzählung beginnt, als er wegen Trunkenheit von der Schule fliegt. Da sein Vater reich ist, macht das nicht so viel aus, denn Flashman weiß schon, was er machen wird: ein gemütliches Leben als Offizier in einem Regiment, das gerade aus Indien zurückgekehrt ist und daher in der nächsten Zeit auch in England stationiert bleiben wird. Er hat es sich sogar schon ausgesucht: die leichten Dragoner Nummer 11. Der Kauf eines Offizierspatents ist mit Papas Geld leicht zu erledigen - was Flashman aber wundert, ist die Tatsache, dass sein Vater, als er den Namen des kommandierenden Offiziers des Regiments, ein gewisser Earl of Cardigan, hört, eine leichte Schadenfreude zu spüren scheint. Doch erst mal legt Flashman die Geliebte seines Vaters flach, was ihm aber nur ein einziges Mal gelingt, denn beim zweiten Mal wirft sie ihn hinaus und er trägt einige Blessuren davon - die Dame weiß schließlich, was sich gehört. :zwinker:


    Nun lernen wir auch den Earl of Cardigan kennen:

    Zitat

    Gewisse menschliche Fehler, wie zum Beispiel Dummheit, Arroganz und Engstirnigkeit, sind militärische Vorzüge. Bei Cardigan vermischten sich diese drei Eigenschaften mit einer Leidenschaft für Details und Akkuratesse.


    Leider hat er einen Sprachfehler: Er nennt Harry nur "Fwashman" und beginnt, endet und trennt seine Sätze mit einem kräftigen "Hawhaw!" :breitgrins: Flashman macht sich gut im Regiment, denn er sieht in Uniform umwerfend gut aus und schleimt sich bei Cardigan ein. Einer glanzvollen Karriere steht eigentlich nichts im Weg, nicht einmal ein Duell, das Flashman provoziert und das er mit einem Trick auch übersteht. Nein, das Duell bringt ihm sogar einen Artikel in der Times und weitere Ruhmespunkte ein.


    Trotzdem muss Flashman für einige Zeit, bis sich "das Getue" gelegt hat, zu einem anderen Regimentsverband wechseln - und zwar nach Paisley ... in SCHOTTLAND! :entsetzt: Hier soll die Armee Arbeiterunruhen niederschlagen - was Flashman sehr korrekt findet, allerdings hat er wenig zu tun, denn es gibt in Paisley überhaupt keine Arbeiterunruhen. Er wohnt im Haus des Fabrikbesitzers Morrison, der vier Töchter hat. Eine davon ist Elspeth:

    Zitat

    Sie war schön, blond, blauäugig und rotwangig, und sie allein lächelte mir zu, mit dem offenen, einfältigen Lächeln einer unverfälschten dummen Gans. Ich merkte sie mir sogleich vor ...


    Tja, es kommt, wie es kommen muss - Flashman verführt Elspeth, diese kann nicht den Mund halten, es gibt eine riesen Szene, aber Flashman kann Mr. Morrison noch niederbrüllen. Natürlich muss er eine andere Unterkunft suchen, aber damit ist die Sache leider noch nicht zu Ende. In Glasgow wird Flashman von Mr. Abercrombie besucht, Elspeths Onkel. Dieser stellt Flashman vor die Alternative Heirat oder Duell. Zu Mr. Abercrombies Enttäuschung wählt Flashman dann doch die Heirat - denn Abercrombie hätte Flashman lieber mit einer Kugel erledigt. Aber gut.


    Leider ist die Heirat nun gar nicht standesgemäß für einen Offizier im 11ten Regiment. Also empfiehlt Cardigan (Hawhaw!), dass Flashman sich abkommandieren lässt - und zwar nach INDIEN! :entsetzt::entsetzt::entsetzt:


    Jetzt bin ich mal gespannt, wie es dem armen Flashy dort ergehen wird. :lesen:


    Grüße von Annabas :winken:

  • Und weiter:
    Warnung! Wer auf political correctness Wert legt, sollte ab hier nicht mehr weiterlesen - denn was jetzt kommt, ist so was von unkorrekt ... :breitgrins:


    Flashman kommt in Indien überraschend gut zurecht. Elspeth blieb nämlich lieber zuhause in England, daher hat er freie Bahn bei der Damenwelt. Außerdem versteht er sich mit den Indern, die er liebevoll "die Nigger" nennt, sehr gut, denn

    Zitat

    und was die Eingeborenen betrifft, na, wo sonst auf der Welt findet man ein so fügsames, unterwürfiges Sklavenvolk? Auf jeden Fall gefielen sie mir besser als die Schotten; ihre Sprache war leichter zu verstehen.


    Daher dauert es nicht lange, bis er wieder einen Karrieresprung zu verzeichnen hat: er wird Adjutant von General Elphinstone, genannt Elphy Bey. Seine erste Aufgabe ist, nach Kabul vorauszureisen und dort das Quartier von Elphy Bey vorzubereiten. Außerdem soll er ein paar diplomatische Noten an die herrschenden Stammesfürsten verteilen. Das passt Flashman nun leider nicht sehr, denn er fühlt sich in den Offizierskasinos von Kalkutta gerade recht wohl. Doch er will nicht gleich seinen ersten Job als Adjutant versauen, also reist er nach Kabul, Afghanistan.

    Zitat

    Aber nach wie vor behaupte ich ohne Zögern, dass an reiner, hilfloser Stupidität, an prachtvoller Unfähigkeit in der Befehlsführung, an Unwissenheit im Verein mit mangelndem Urteilsvermögen - kurz, an echter Begabung für Katastrophen - Elphy Bey einzigartig war. Andere mögen Kritik verdient haben, Elphy jedoch überglänzt sie alle als der größte Militäridiot unserer oder jeder beliebigen anderen Zeit.


    Ohne Verzug beginnt Flashmans diplomatische Mission in Kabul. Der Fürst Scher Afzul ist sehr erfreut über das Gastgeschenk, zwei Pistolen, und probiert sie gleich an einem der Papageien im Garten aus - der vierte Schuss ist endlich erfolgreich. Sein Sohn lässt sich einen Test auch nicht nehmen, allerdings nimmt er einen der Sklaven aufs Korn - und landet beim ersten Schuss gleich den Volltreffer. Beide versichern daraufhin Flashman, dass sie England voll unterstützen werden. Es lebe die Diplomatie! Als Belohnung bekommt Flashman von Scher Afzul die schöne Narriman, die sich allerdings als "eher unwillig" herausstellt - zu Flashys Enttäuschung.


    Böser Fehler! Narriman ist nämlich verliebt in Gul Schah, der Rache schwört und gleich in Aktion tritt, so dass Flashman nur knapp mit dem Leben davonkommt - und schließlich doch noch in Gefangenschaft gerät.


    Morgen lese ich weiter. Grüße von Annabas :winken:

  • Sooooo, weiter geht's:


    Durch das Buch angestiftet, habe ich mich ein bisschen über den "Ersten Anglo-Afghanischen Krieg" schlau gemacht, denn in diesem dritten Leseabschnitt werden Militäraktionen beschrieben, die einem die Haare zu Berge stehen lassen - und das meine ich diesmal nicht im lustigen Sinn. Überhaupt enthält das Buch - bei allem Klamauk und aller Übertreibung - eine sehr zynische Abrechnung mit diesem Krieg und mit seinen Befehlshabern bzw. mit der britischen Afghanistan-Politik dieser Zeit. Das Lachen blieb mir öfters im Halse stecken.


    Flashman ist natürlich unbezahlbar. Ich will jetzt gar nicht auf die einzelnen Aktionen eingehen, mit denen er einer Gefahr entkommt und wieder in eine andere Gefahr gerät, er selbst nennt es

    Zitat

    ein heilloses Durcheinander.


    In der Geschichte kommt (außer unserem Flashy) wirklich keiner gut weg. Die afghanischen Stammesfürsten wollen auch nur die Macht ergreifen, die einen wollen die Briten dazu benutzen, die anderen wollen die Briten deswegen vertreiben. Die britischen Kommandeure glänzen durch Unfähigkeit, besonders General Elphinstone (Elphy Bey) bekommt wieder sein Fett weg, diesmal kommentiert Flashmans Kamerad:

    Zitat

    Die Afghanen ermorden unsere Leute, wollen uns unsere Frauen wegnehmen, befehlen uns, das Land zu verlassen, und was tut unser Kommandeur? Er schießt sich in den Arsch - zweifellos bei dem Versuch, sich eine Kugel ins Gehirn zu jagen. Er kann sein Ziel nicht weit verfehlt haben.


    Der größte Teil dieses Abschnittes beschreibt den britischen Rückzug aus Kabul über den Khaiber-Pass nach Dschalalabad - und Flashman ist einer der wenigen, die überleben - natürlich hat er wieder unverschämtes Glück dabei. Trotzdem scheint er nicht mehr ganz so unbekümmert zu sein (zumindest vorübergehend), denn in einer seiner Gefangenschaften beschäftigt er sich sogar mit dem Beten:

    Zitat

    Beten ist doch eine gute Sache. Niemand antwortet, aber es verscheucht die Grübeleien.


    Die letzten 60 Seiten werde ich heute noch lesen - und inzwischen glaube ich zu wissen, wie Flashman zum "Helden von Dschalalabad" werden konnte ... :zwinker:


    Grüße von Annabas :winken:

  • Und jetzt noch meine abschließende Meinung zu den Buch:


    :tipp:


    Was von der Beschreibung und den ersten Kapiteln her wie reiner Klamauk klingt, entpuppt sich als waschechte und bitter-bitterböse Satire.


    Harry Flashman ist alles, was einen dafür passenden Helden ausmacht: feige, betrügerisch, stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht, opportunistisch, skrupellos und überheblich. Sein Motto:

    Zitat

    Immer mit dem Strom schwimmen und nehmen, was sich bietet.

    Und das beherrscht er phantastisch. :zwinker:


    Der Leser sollte nicht zimperlich sein, denn politisch korrekt ist gar nichts in diesem Buch. Haustiere und Eingeborene werden gleichermaßen mies behandelt, Frauen sind austauschbar und nur für das Eine gut, und wenn's um die Karriere oder die eigene Haut geht, ist alles erlaubt. Einige Szenen/Zitate habe ich mich auch gar nicht getraut, hier im Forum zu schreiben. :rollen:


    Merkwürdigerweise war Flashman mir beim Lesen nie wirklich unsympathisch - vielleicht auch deshalb, weil er in viele Situationen hilflos hineinstolpert und nur durch unverschämtes Glück wieder rauskommt. Und vor allem - weil er sich selbst nie ernst nimmt und sich über sein Verhalten völlig im Klaren ist. Das merkt man an Bemerkungen wie z. B.

    Zitat

    Inzwischen katzbuckelte ich mir natürlich das Kreuz aus den Scharnieren.


    Ich fand dieses Buch klasse und werde mir den nächsten Band "Flashman in Deutschland" sicher auch noch kaufen, wenn er erscheint (Erscheinungstermin im August 2011).


    "Flashman in Afghanistan" ist der erste Band einer Reihe, die im Kübler Verlag neu aufgelegt wird. Sie umfasst - soweit aus der Verlagsinfo ersichtlich - insgesamt zehn Bände und ist in den 90er-Jahren bereits einmal in Deutschland erschienen.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Danke für deine detaillierten Eindrücke, Annabas. Das Buch ist gleich auf meinem Wunschzettel gelandet.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Das freut mich! Das Buch war eine tolle Entdeckung für mich. :smile:

  • Und hier auch noch meine Meinung:



    Harry Flashman ist 17 Jahre alt und verhält sich für einen englischen Gentleman der Viktorianischen Zeit mehr als unangemessen. Wegen Trunkenheit fliegt er von der Rugby School (eine der renommiertesten und ältesten Privatschulen des Landes), doch dank seines vermögenden Vaters, der ihm ein Offizierspatent kauft, wird er beim Militär aufgenommen. Eigentlich will er sich dort nur auf seiner eigenen Haut ausruhen und nur ja nicht in gefährliche Gebiete geschickt werden, doch als er seinem Trieb mal wieder nachgibt und die Kaufmannstochter Elspeth zuerst flachlegt und schließlich heiraten muss, wird er zu seinem Entsetzen nach Indien strafversetzt. Später führt ihn sein Weg sogar nach Afghanistan.


    Mit mehr Glück und Überheblichkeit als Verstand ist dieser Harry Flashman gesegnet. Er stolpert unfreiwillig von einem Abenteuer in das nächste und nur der Tatsache, dass er ein ausgemachter Windbeutel ist, verdankt er mehr als einmal sein Überleben. Er lügt sich quer durch Indien und Afghanistan und selten erlebt man einen so erstaunlich feigen und unsympathischen Abenteurer als Hauptcharakter eines Buches. Geschickt weiß "Flashi" Mißverständnisse zu seinen Gunsten auszunutzen und so erlangt er im Laufe seiner Karriere militärische Ehre und Ruhm. Tja, was lässt sich noch von ihm sagen? Man könnte ihn auch als Hochstapler und Lebenskünstler vor dem Herrn bezeichnen, der immer die glücklichen Fügungen des Schicksals für sich zu nutzen weiß. Er fliegt wegen Suff von der Schule, schlägt Frauen und Diener und ist ein riesengroßer Feigling, der sich durchs Leben lügt. Warum könnte es also trotzdem Spaß machen, so ein Buch zu lesen?


    Bei "Flashman in Afghanistan" handelt es sich wohl um das respektloseste Buch, das ich in den letzten Monaten gelesen habe. Schon alleine deshalb ist der Unterhaltungsfaktor sehr hoch. Der schottische Autor George MacDonald Fraser schrieb diesen ersten Teil der insgesamt zehn Bände umfassenden Reihe im Jahre 1969. Bei den sogenannten "Flashman Papers" handelt es sich um die fiktiven Memoiren von Brigadier-General Sir Harry Paget Flashman VC, KCB, KCIE (1822–1915), einem britischen Offizier im Ruhestand, der auf seine Militärkarriere im Dienst des britischen Empires und andere Abenteuer zwischen 1840 und 1890 zurückblickt. Es handelt sich bei den Büchern um eine Persiflage auf Abenteuerromane, in denen tapfere britische Offiziere heldenhaft nicht nur die Welt, sondern auch blonde Jungfrauen retten.


    Trotz aller Schmunzelei kann der historisch interessierte Leser so manch interessantes Detail erfahren. Als Beispiel sei hier William George Keith Elphinstone ("Elphy Bey") genannt. Der britischer Generalmajor führte den verlustreichen Rückzug der Briten aus Kabul im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg und Flashman weiß so einiges über diesen Herrn zu berichten:


    "Aber nach wie vor behaupte ich ohne Zögern, dass an reiner, hilfloser Stupidität, an prachtvoller Unfähigkeit in der Befehlsführung, an Unwissenheit im Verein mit mangelndem Urteilsvermögen - kurz, an echter Begabung für Katastrophen - Elphy Bey einzigartig war. Andere mögen Kritik verdient haben, Elphy jedoch überglänzt sie alle als der größte Militäridiot unserer oder jeder beliebigen anderen Zeit."


    Neben einer großen Portion Humor bietet dieser erste Teil der Flashman-Manuskripte vor allem eines: Zynismus und eine bitterböse Abrechnung mit dem Krieg und dem Militär. Ist man außerdem nicht empfindlich bezüglich gewisser - politisch völlig inkorrekter - Ausdrücke ("Nigger"), wird man dieses Buch sicherlich lieben und voller Begeisterung auf die nächsten Abenteuer dieses so ungewöhnlichen Helden warten.


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich mag ja Abenteuergeschichten und als mir Flashman als amüsante Abart des Genres ans Herz gelegt wurde, habe ich zugegriffen.


    Harry Flashman ist ein junger Lebemann, der sich nur für die angenehmsten Seiten des Lebens interessiert. Dazu gehört auch der Alkohol, was dafür sorgt, dass er von seiner Schule geworfen wird. Das Militär scheint eine angemessene Zukunft für den jungen Mann und so landet er bei den leichten Dragonern. Gut reiten kann er schließlich und die Uniformen sind sehr ansehnlich. Dass er hinter allen Frauen her ist, die nicht schnell genug flüchten, führt zu einer ungewollten aber doch recht ansehnlichen Ehefrau. Allerdings leider zum Unmut seines Vorgesetzten, der kurzerhand für eine Versetzung nach Indien sorgt, von wo aus Flashman dann in Afghanistan landet.


    Nein, Flashman ist nicht sympathisch. Sogar die an für sich sympathische Eigenschaft der Selbstkritik – er kennt seine schlechten Charakterzüge genau – nutzt da nichts, da er keinerlei Motivation hat, sich zu ändern. Stattdessen prügelt er seine Untergebenen und vögelt sich durch die Gegend und auch wenn er willige Frauen lieber hat, schreckt er nicht vor Vergewaltigung zurück. Flashman ist so ziemlich der egoistischste Held einer Buchreihe, der mir je begegnet ist. Wenn man allerdings bereit ist darüber hinwegzusehen bzw. sich so manches Mal darüber zu amüsieren, wie es ihm gelingt aus einer negativen Handlung seinen Vorteil zu ziehen, bekommt man eine extrem kritische Auseinandersetzung mit der britischen Kolonialpolitik in Afghanistan zu lesen. Dabei bescheinigt Flashman praktisch allen Vorgesetzten Unfähigkeit, selbst absichtlich sabotierend hätten sie kaum so viel Schaden anrichten können, wie sie es dadurch getan haben, dass sie nur wahrnahmen, was in ihr Weltbild passte und nicht die Realität. Ich finde es allerdings besonders faszinierend, dass Flashman sehr wohl erkennt, wie unfähig seine Vorgesetzten sind, diese aber nie merken, dass er (auch) nur ein Aufschneider ist.


    So manches Mal war ich versucht das Buch zuzuklappen, wenn Flashmans Verhalten wieder jeglichen Anstand und Moral vermissen ließ, habe aber weitergelesen, weil mir klar war, dass die Figur mit Absicht mit diesen abstoßenden Zügen ausgestattet wurde, um den typischen strahlenden Helden zu persiflieren. Der Folgeband (in Deutschland spielend) liegt hier noch, aber ich glaube, dann habe ich genug von diesem Mistkerl.


    4ratten