Stephen King - The Stand - Das letzte Gefecht

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.603 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Lustig, dass es zu diesem Buch noch keinen Thread gibt. Das Forum ist auch nach Jahren noch für Überraschungen gut :smile:


    Ungekürzte Ausgaben in Englisch und Deutsch:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

     

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Die US-Armee experimentiert in einem Geheimlabor mit äusserst tödlichen Superviren und eines Tages entweicht eines davon. Einer der Soldaten, die die Anlage bewachen, kann fliehen, bevor die Anlage abgeriegelt wird. Er flüchtet mit Frau und Kind, um eine Ansteckung zu verhindern. Was er nicht weiss: Er selber ist bereits angesteckt und es braucht lediglich einen Hauch von nichts, um andere Menschen mit dem Virus zu infizieren. Was er ebenfalls nicht weiss: Gegen das entwichene Virus ist weniger als ein Prozent aller Menschen immun. Für alle anderen verläuft die Krankheit tödlich.


    Und so verbreitet sich der Erreger, gegen den die Armee leider noch kein Gegenmittel erfunden hat, rasant und aller eingeleiteten Massnahmen zum Trotz recht ungehindert in den USA und der ganzen Welt. «The Stand» beschreibt die Ausbreitung der Seuche und das erste Jahr danach.


    Meine Meinung:
    Ich habe die ungekürzte, 1990 erschienene Version von «The Stand» gelesen, und zwar zum zweiten Mal. Das erste Mal war irgendwann zu Teenagerzeiten und da es mich interessierte, wie mir das Buch jetzt gefallen würde (damals fand ich es super), nahm ich es wieder zu Hand. In meiner Jugendzeit hatte ich viel King gelesen und war begeistert, vor allem von seinen treffenden Charakterisierungen von Menschen und seinen Ideen. Aus heutiger Sicht halte ich King immer noch für einen äusserst fantasiereichen und talentierten Geschichtenerzähler, aber nur für einen mittelmässigen Autoren. Seine Geschichten sind zu ausschweifend erzählt, eine Straffung täte gut. (Das gilt auch für seine siebenbändiges Monsterwerk «Der dunkle Turm».) Ich habe nichts gegen detailreiche Bücher oder lange Geschichten, wenn es dafür einen vernünftigen Grund gibt oder mit grossem Können erzählt wird. Beides fand ich bei King nicht.


    Was die Charaktere angeht, bin ich immer noch sehr zufrieden mit der Vielfalt der vorkommenden Typen und damit, dass King sich grosse Mühe gibt, fast jeden Charakter nachvollziehbar zu machen. So erfahren wir auch die Beweggründer der «Bösen», was durchaus dazu führen kann, dass man sie eher für ihr Schicksal bedauert als sich vor ihnen zu fürchten, auch wenn klar ist, dass sie zu absolut scheusslichen Taten fähig sind. King zeigt, dass nicht in jedem Brandstifter oder Mörder ein Psychopath oder ein Sadist steckt, sondern oftmals ein Mensch, der ganz anders geworden wäre, wenn seine Veranlagung nicht mit schwer zu verarbeitenden Erlebnissen gekreuzt worden wäre. Es sind oft die Aussenseiter, die letztlich irgendwann austicken. Auf der anderen Seite zeigt King aber auch den Gegenentwurf zu traumatisierten Kindern, die als Erwachsene auf die schiefe Bahn geraten: Es gibt auch in «The Stand» Charaktere, die eine furchtbare Geschichte hinter sich haben und sich trotzdem dafür entschieden, auf der «guten» Seite zu bleiben.


    Gut gegen Böse ist sowieso das Leitmotto dieses Buches. Nachdem fast die gesamte nordamerikanische Bevölkerung ausgerottet ist, versuchen die übrig Gebliebenen zunächst das Trauma zu verarbeiten und zu überleben. In dem Teil wird die Geschichte aus Sicht höchst unterschiedlicher Protagonisten erzählt. Von jedem erfahren wir die Vorgeschichte und wie er die Seuche erlebt (hat). In einem weiteren Schritt sehnen sich die meist auf sich selbst gestellten Menschen nach Gesellschaft. Sie beginnen einander zu suchen und bald zeichnet sich eine Tendenz ab: die «Guten» finden zueinander, während die kriminellen Elemente und anderen Tunichtgute von einer Art bösen Dämon angezogen werden: Randall Flagg. Er verkörpert das ultimativ Böse, sein Ziel ist es, den kleinen Rest der Menschheit auch noch platt zu machen und dazu braucht er Helfer, denn allein mit seinen schwarzen magischen Tricks schafft er es offenbar nicht.


    So bilden sich zwei Arten von Gemeinschaften, diejenige der Rechtschaffenen und Flaggs dunkle Armee. Allerdings betreibt King da keine pure Schwarz-/Weissmalerei, sondern beschreibt die Gemeinschaften mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Überhaupt gibt es in dem Buch immer wieder beinahe philosophische Überlegungen, die meist von dem Soziologen Glen Bateman geäussert werden. Der pensionierte Professor macht immer wieder sehr pointierte und manchmal recht düstere Aussagen darüber, wie sich die menschliche Gemeinschaft nach dem Beinahe-Kahlschlag entwickeln wird. Seine Analysen waren für mich die besten und unterhaltendsten Seiten des Buches, es machte richtig Spass zu lesen, wie er entstehende Gesellschaften kritisch und keineswegs durch die rosarote Brille des unerschütterlichen amerikanischen Optimismus sah. Und wie die daneben stehenden unerschütterlichen Optimisten lange Gesichter dazu machten...


    Fazit:
    Ein zu langes Buch mit vielen interessanten Facetten, die zeigen, dass King durchaus das Potenzial hätte, viel bessere Bücher zu schreiben, wenn er sich mehr darauf konzentrieren würde, auf den Punkt zu kommen. Trotz präventiver Selbstverteidigung im Vorwort. (Dort schreibt er, dass eben genau die Details eine Geschichte ausmachen. Ich stimme ihm grundsätzlich zu, aber auch bei Details ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem sie keinen Nutzen mehr haben, sondern das Ganze nur noch in die Länge ziehen.)


    6 von 10 Punkten




    Wer von euch hat es noch gelesen und möchte hier noch seine Eindrücke schildern? Es ist schliesslich eines von Kings dicksten Büchern und es war vor Beendigung des Dunkler-Turm-Zyklus wohl auch das beliebteste und es ist sicher noch immer eines der meistdiskutierten des Horrormeisters :smile: Ich bin schon neugierig, wie andere Literaturschockler darüber denken...

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • "The stand" war jahrelang mein Lieblings-King, bis "Glas". Aber es ist für mich bis heute eines seiner besten. Als erstes habe ich damals die kurze deutsche Fassung gelesen und dann später die lange, die mir sogar noch besser gefallen hatte.


    Allerdings ist es bei mir auch schon ewig lange her, dass ich es gelesen habe. Wer weiß, wie ich heute darüber denken würde? Andererseits erlebe ich es doch immer wieder, wenn ich zu einem King greife, dass er einer der ganz wenigen Autoren ist, der labern labern labern kann und bei dem ich beim Lesen auch feststelle, dass er labert und ewig lange bis zum Punkt braucht, und trotzdem kann ich mich beim Lesen einfach nicht losreissen. Ich nenne das seinen "klebrigen Stil", wegen dem ich sogar die zähsten Kings bislang verschlungen habe. Also schätze ich, dass ich es doch heute noch lieben würde, würde ich mich über einen Reread trauen.


    Ich mochte es u.a. auch deshalb so gern, weil ich eine Schwäche für solche "Zufallsgesellschaften" habe. Also ein Haufen Menschen, die zufällig zusammengewürfelt werden und was neues aufbauen müssen. Deshalb hat mir das ganze Zusammentreffen der Guten auf der einen und der Bösen auf der anderen Seite gut gefallen und speziell die Neuordnung von Boulder.


    Die Figuren habe ich auch in sehr liebevoller Erinnerung, speziell Larry, der mein Liebling war, aber auch Stu, Nick, Fran, Tom und, weniger liebevoll aber einprägsam Mutter Abigail, Harold, Nadine, Flagg, etc.

  • Gelesen habe ich es und ich würde es auch zu meinen King-Lieblingen zählen, nur ist das Ewigkeiten her... Trotzdem ist es für mich so eine Art Maßstab was Endzeitszenarios angeht und ich erwische mich bei aktuellen Büchern oder Filmen dabei, wie ich denke "das war bei King aber ganz anders". Ich fand ihn jedenfalls sehr realistisch, gerade was die Alltäglichkeiten anging und gab es da nicht auch eine ziemlich ergreifende Szene,


    Flagg fand ich hier eher blöd, allerdings kommt er ja in diversen Romanen Kings vor und irgendwann (in meiner Rente :zwinker:) würde ich gerne mal ein Gesamtbild von ihm aus allen Büchern zusammen bilden.

  • illy:
    Zu Deinem Spoiler:

  • Siehste, das spricht schon für das Buch, dass sich gewisse Szenen so einprägen, dass man sie auch nach über 20 Jahren nicht vergisst. Irgendwie würde es mich schon reizen, es mal auf Englisch zu lesen. In meiner Rente dann. :breitgrins:


    Wo taucht Flagg eigentlich sonst noch überall auf?

  • Flaggauftritte:



  • In meiner langen, zweiten Ausgabe waren seine letzten Gedanken andere, glaube ich mich zu erinnern, das war mein allereinziger Kritikpunkt der Langfassung, dass mir die Worte in der kurzen mehr zugesagt haben.[/spoiler]


    Nicht mal das musst du kritisieren, da entspricht die Langfassung dem, was du oben geschrieben hast :smile:



    Ich fand ihn jedenfalls sehr realistisch, gerade was die Alltäglichkeiten anging


    Das war wirklich stark. Er hat ja recht ausführlich geschrieben, wie die Protagonisten mit dem plötzlich veränderten Alltag zurecht kamen und da gab es sehr grosse Unterschiede. Die Verhaltensweisen schienen mir bei jedem Protagonisten passend zum Charakter und zur Vorbildung zu sein.


    Er hat ja auch ein längeres Kapitel eingeschoben, in dem er einzig Fälle von Leuten beschreibt, die zwar die Seuche überlebt hatten, kurz danach jedoch aus unterschiedlichen Gründen umkamen. Seien es Unfälle oder auch mal was Blödes wie ein rostiger Nagel, in den jemand trat, um dann kurz darauf an einer Blutvergiftung zu sterben. Gerade das hat sehr deutlich gezeigt, wie verletzlich der Mensch ist, wenn er auf sich allein gestellt ist und im Notfall keinen Kollegen hat, der ihm hilft (respektive wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, zum Arzt zu gehen - schliesslich hätte sich der Typ ja aus jeder Apotheke die passenden Medikamente holen können, wenn er gewusst hätte, welche).

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Nicht mal das musst du kritisieren, da entspricht die Langfassung dem, was du oben geschrieben hast :smile:


    Faszinierend. Ich hätte schwören können, dass er in der Langfassung was anderes gesagt hat, irgendwas mit


    illy:
    Danke! Muss ich mal nachwikien.

  • Nein, seine letzte Textzeile lautet:



    Man kann sichs richtig vorstellen... :entsetzt:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ah, danke! Dann stimmt es eh und sie haben es bei der zweiten Übersetzung, warum auch immer, verändert. Ich wollte schon die Leiter holen und mein dickes deutsches Buch holen, das ganz oben im Regal steht.


  • Hallo!


    Ich bin noch mittendrin. The Stand ist kein leichtes Buch und das nicht nur wegen des Volumens. Die geschilderten Szenarien haben mich manchmal schon schlucken lassen, weil die Grundidee des Ganzen durchaus real ist. Ich leide mit den Menschen mit und hoffe, dass es für die gut ausgeht, die noch nicht krank sind. Soweit zu meinem ersten Eindruck.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Ich habe dem Buch ein paar Tage Zeit gelassen um sich zu setzen. Direkt nach der letzten Seite war ich mir über meine Meinung noch nicht sicher.


    The Stand ist ein sehr bedrückendes Buch. Die meisten Menschen sind ausgelöscht, die Überlebenden müssen sich erst wieder in der neuen Welt zurecht finden. Außer der räumlichen Trennung zwischen Osten und Westen gibt es noch die in Gut und Böse. Die Bösen scheinen besser organisiert zu sein als die Guten, die zunächst ohne Struktur "vor sich in leben". Erst als es klar ist, dass es zum Kampf kommen wird, organisieren sie sich besser. Aber kaum ist das passiert als schon die Ersten mit den Regeln unzufrieden sind. Auch wenn die große Gruppe Schutz bietet scheint sie also nicht sie Lösung aller Probleme zu sein.


    Die einzelnen Personen sind alle sehr ausführlich beschrieben. Ich konnte den Werdegang jedes Einzelnen nachvollziehen und habe mit ihm mitgelitten. Auch bei die "Bösen" waren durch die ausführliche Beschreibung noch sehr menschlich, teilweise noch liebenswert und


    Gestört hat mich vor allem die von Alfa schon erwähnte Länge. Besonders im zweiten Teil waren Teile zu lang und haben mir das Lesen schwer gemacht. Auch


    Bei meinem abschliessenden Urteil bin ich gespalten. Große Teile von The Stand haben mir sehr gut gefallen, andere waren mir deutlich zu lang.
    Insgesamt schliesse ich mich dem Urteil von Alfa an.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe dieses Buch vor vielen, vielen Jahren gelesen, ich fand es damals klasse. Übrigens fand ich die Langfassung besser, noch mehr toller Lesestoff :zwinker:


    Nachdem ich eure Beiträge hier gelesen habe, habe ich total Lust bekommen, das Buch noch mal zu lesen. Ob es mir immer noch gefällt? Manche Bücher (oder auch Filme/Serien/Musik), die man früher toll fand, wirken heute ganz anders, leider :gruebel:


    Und leider ging mir das schon bei anderen King-Büchern so, z. B. "Der Talisman" (wenn auch kein Solo-King), den ich anlässlich der Fortsetzung vor einigen Jahren noch mal gelesen habe und mich wirklich fragte, was ich daran früher so toll fand ...


    Ich lass von mir hören, wenn/falls ich "The Stand" noch mal gelesen habe.


    Hat schon jemand die Comics dazu gelesen?

  • Vor ein paar Tagen bin ich mit dem Hörbuch fertig geworden, 54 Stunden!


    Mich hat das Buch sehr beeindruckt, die erste Hälfte deutlich mehr als die zweite. Ich empfand das Buch nicht als zu lang, aber ich glaube, mir wäre es anders ergangen, wenn ich es gelesen hätte. Ein Hörbuch kommt eben ein wenig anders rüber, das liegt nicht zuletzt am Sprecher.


    "The Stand" ist kein Buch, das man sofort wieder vergisst. King hat die Ausbreitung der Seuche und deren Folgen so detailiert beschrieben, dass man eine Gänsehaut bekommt. Ich frage mich, ob das wirklich so geschehen könnte. Vor kurzem las ich in der "P. M." einen Artikel darüber, dass sich eine verheerende Seuche heutzutage nicht mehr so schnell ausbreiten könnte wie es früher der Fall gewesen wäre. Der Grund dafür heißt Internet. Die Menschen sind heute miteinander vernetzt, Informationen fließen schneller, viele arbeiten von zu Hause aus und verlassen kaum noch ihre Häuser, die Gefahr der Ansteckung sinkt dadurch.
    Sicher würde King "The Stand" heute anders schreiben.


    Die zweite Hälfte des Buches strotzt nur so vor religiösem Mystizismus, da wurde es mir manchmal fast zuviel. Das manifestierte Böse in der Gestalt von Flagg kann ich ja noch irgendwie akzeptieren als fleißige Fantasy-Leserin, aber fast alle Szenen mit Mutter Abigail und das ganze Gerede über Gott waren für mich zuviel des Guten.


    Die Figuren fand ich wunderbar charakterisiert, sie sind mir nach und nach fast alle ans Herz gewachsen.


    Fazi: Der King-Klassiker! Auf jeden Fall lesenswert.


    4ratten


    ***
    Aeria

  • Stephen King


    The Stand


    Bei einem Unfall entweichen Grippeerreger, die vom Militär gezüchtet wurden. Die tödliche Krankheit ist hochansteckend. Innerhalb von wenigen Wochen ist die Erde beinahe menschenleer. Nur einige wenige überleben, weil sie immun sind. Sie haben ihre Familien verloren, das normale alte Leben ist für immer vorbei. Man muss versuchen, mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden und wieder ein Leben, eine Gesellschaft aufzubauen.


    Das wäre eigentlich schon schwierig genug, aber dann sind da noch die Träume. Es sind beängstigende Träume vom Dunklen Mann, einer uralten Frau, von Bedrohung. Die Überlebenden der Supergrippe müssen bei einen Kampf zwischen Gut und Böse Partei ergreifen und für ihre Seite einstehen…
    Infos aus dem Vorwort: Das ursprüngliche Buch musste stark gekürzt werden, um es marktfähig zu machen – nach Meinung der Kaufleute. Es erschien unter dem Titel „Das letzte Gefecht“. Als King später andere Möglichkeiten hatte, hat er den Roman überarbeitet und viel Gekürztes wieder einfließen lassen.


    Das Ergebnis hat fast 1200 Seiten und war durchweg unterhaltsam. Die vielen frommen Sprüche von Mutter Abigail gingen mir etwas auf die Nerven. Der Hund Kojak ist dreimal schlauer als Lassie. Aber wenn man sich als Leser auf eine Figur wie Flagg einlassen kann, dann ist wohl auch Kojak hinnehmbar.


    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.