Ich bin unsicher, ob dieses Buch nicht doch eher unter "sonstige Belletristik" gehört, da es eigentlich kein Krimi ist. Ein anderes Buch des Autors ist allerdings auch hier gelandet, also schließe ich mich an.
Im Übrigen ist es gefühlte 10 Jahre her, seit ich meine letzte Rezi geschrieben habe, also übt Nachsicht.
Titel: Der Fall Collini
Autor: Ferdinand von Schirach
Seiten: 193
Verlag: Piper (2. Auflage 2011)
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Über den Autor:
Ferdinand von Schirach, geboren 1964 in München, arbeitet seit 1994 als Strafverteidiger in Berlin. Seine Erzählungsbände "Verbrechen" und "Schuld" wurden zu internationalen Bestsellern. In mehr als dreißig Ländern erschienen Übersetzungen. Die Erzählungen werden zurzeit verfilmt.
Inhalt: (laut Umschlag)
Was treibt einen Menschen, der sich ein Leben lang nichts hat zuschulden kommen lassen, zu einem Mord?
Der erste Satz:
Später würden sich alle daran erinnern, der Etagenkellner, die beiden älteren Damen im Aufzug, das Ehepaar auf dem Flur im vierten Stock.
Meine Meinung:
Dieses kleine Büchlein, dass in wenigen Stunden gelesen ist, hat mich absolut in seinen Bann gezogen. Die Idee zu diesem Buch bekam ich durch Christine Westermann (http://www.christine-westermann.de), die es auf ihrer Homepage rezensiert hat. Meine Schwägerin hat mir Westermanns Tipps ans Herz gelegt und "der Fall Collini" war der erste Test um herauszufinden, ob ich weitere Tipps von ihr annehmen werde. Das Ergebnis ist eindeutig: jaaa! Zudem mag ich Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, auch wenn von Schirach hier noch einiges dazugedichtet hat, um einen Roman daraus zu machen.
Die Geschichte beginnt als Krimi, nämlich so, dass der unbescholtene Fabrizio Collini einen alten Mann tötet. Fortan widmet sich der Autor der Frage, warum hat er diese Tat begangen? Denn eines ist klar, er war es. Allerdings schweigt er verbissen, will sich eigentlich auch gar nicht verteidigen lassen. Aber so leicht lässt sich der gerade ins Berufsleben getretene Anwalt nicht abwimmeln. Hartnäckig hängt er sich in die Ermittlungen.
Ich bin verzaubert von der wirklich schönen Sprache von Schirachs. Kurz, prägnant und völlig schnörkellos zeichnet er mir Bilder in den Kopf, sodass ich über die kompletten 193 Seiten einen Film habe ablaufen sehen. Immer wieder driftet die Geschichte von der Haupthandlung hin zu Nebenschauplätzen wie zum Beispiel den Kindheitserinnerungen des Anwalts oder aber die Liebe zweier Menschen (ohne Kitsch). So flogen die Seiten bei mir nur so dahin, obwohl man nicht behaupten kann, dass es eine wirklich spannende Handlung sei, die Schirach erzeugt. Schließlich ist der Täter bereits auf den ersten Seiten sozusagen entlarvt. Aber ich wollte unbedingt wissen, wie es dazu kam und so entblätterte ich Stück für Stück die Wahrheit. Gemeinsam mit Collinis Anwalt, der wohl auch nie mit einem solchen Verlauf seines ersten Mordprozesses gerechnet hat. Die Auflösung möchte ich natürlich hier nicht verraten. Nur so viel: egal wie klar und sachlich die Sprache gehalten war, mir hat es die Tränen in die Augen getrieben.
Fazit: Ich möchte jedem dieses schöne Buch ans Herz legen. Falls es euch nicht gefällt, habt ihr höchstens 3 Stunden eurer Zeit vergeudet. Aber falls ihr es mögt, ...
Für alle, die die Rattenwertung noch gerne sehen wollen, klare oder 10 von 10 Punkten
Viele Grüße
Muertia