Stephan R. Bellem - Welt aus Staub

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    Die Geschichte spielt im Jahr 2177. Ein Pilz hat so gut wie sämtliche Pflanzen von der Erde ausgelöscht. Ernähren müssen sich die Menschen mehr oder weniger von Hühnchen, Soja, Mais und Wasser. Vieles wird mit Geschmacksverstärkern im Geschmack verändert, so das Hühnchen nach z.B. Rindfleich schmeckt. Eine Pflanze zu haben ist strengstens verboten.


    In dieser Welt leben die drei Freunde Sam, Danny und Paul. Alle drei arbeiten bei Food Corp., der Firma die die Lebensmittel herstellt. Als Danny stirbt, ein angeblicher Selbstmord, ist Sam am Boden zerstört. Er kann und will einfach nicht verstehen, dass Danny sich umgebracht hat. Er gibt nicht auf und versucht das Rätsel zu lösen.


    Außerdem sehr stark am Geschehen beteiligt sind Tessa und Elaine. Elaine bietet Tessa in einer Notsituation ihre Hilfe an und nimmt sich fortan ihrer an. Elaine ist eine Schmugglerin. Sie schmuggelt Pflanzen. Als auf einem illegalen Markt wird Tessa erschossen. Elaine will wissen warum Tessa verfolgt und schließlich getötet wurde.


    Meine Meinung:
    Das Cover des Buches passt perfekt zu der Geschichte. Im Hintergrund eine öde Gegend. Alle Pflanzen sind abgestorben und der Boden besteht aus Sand. Im Vordergrund Elaine. Eine taffe Kämpferin.


    Die Geschichte ist gut aufgebaut. Es fällt einem nicht schwer, sich das Leben in einer Welt ohne natürlich Pflanzen vorzustellen. Eine recht gruselige Vorstellung. Alleine die Ernährung wäre für mich ein Graus. Nur Hühnchen, Mais und Soja, oder diese sehr stark verändert, damit sie einen anderen Geschmack annehmen.


    Einige der Charaktere waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Tessa, eigentlich sehr hilflos und bereit den Schutz von Elaine anzunehmen. Elaine, hart aber dennoch auch mit sanfteren Seiten, bereit Tessa zu beschützen. Und dann Sam. Sam der darum kämpft in der Firma befördert zu werden. Der den Traum nicht aufgibt, dass es wieder Pflanzen geben wird, die in der Natur wachsen. Sam der um seinen Freund trauert und doch nicht einfach alles glaubt was ihm erzählt wird. Der den Rätseln nachgeht, auch wenn es für ihn gefährlich wird.


    Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Sie hat sich leicht lesen lassen und war immer spannend. Für mich gab es keine Längen. Auch finde ich es sehr angenehm mal wieder eine abgeschlossene Geschichte gelesen zu haben und nicht auf eine Fortsetzung warten zu müssen.


    [size=6pt]EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Welt aus Staub – eine düstere Zukunftsvision, in die uns Autor Stephan R. Bellem hier mitnimmt. Im Jahr 2177 hat ein Pilz sämtliches Pflanzenwachstum auf der Erde ausgelöscht. Nur in unterirdischen Gewächshäusern wird noch Mais angebaut, der gemeinsam mit Hühnchenfleisch als Grundlage für alle weiteren Nahrungsmittel gilt. Wildlebende Pflanzen sind eine absolute Rarität und werden zu entsprechenden Schwarzmarktpreisen gehandelt. Sogenannte Förster, wie Elaine, streifen durch die Welt außerhalb der Megacities, und schmuggeln die kläglichen Reste von überlebenden Pflanzen in die Städte. In diesen Städten leben die Menschen zusammengepfercht in einheitlichen Wohnkomplexen, für Individualität bleibt nur wenig Raum. Dennoch gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Wohngegenden. Die Wohlhabenden haben es eigentlich noch ganz gut und schirmen sich ab, während in den Vierteln der Unterschicht Armut und Gewalt herrschen (so gesehen kein großer Unterschied zu heutigen Großstädten).
    Durch einen Zufall überschneiden sich die Lebenswege von Schmugglerin Elaine, der Prostituierten Tessa und der Ingenieure Danny, Sam und Paul.



    Die Vorstellung einer Welt ohne Grün, ohne Natur fand ich wirklich erschreckend. Vieles nimmt man doch als völlig selbstverständlich und der Gedanke daran, dass es keine Pflanzen, keine Bäume mehr gibt, ist irgendwie sehr beklemmend. Und wenn man genauer darüber nachdenkt, wird es ja noch unheimlicher: nicht nur, dass alle Lebensmittel mithilfe von Geschmacksverstärkern den ursprünglichen Geschmack nachahmen, es gibt auch keine Produkte aus Holz oder anderen Naturprodukten mehr. Ein simpler Holzschrank ist eine kostbare, seltene Antiquität, alles ist künstlich, aus Plastik, nur äußerlich der Natur nachgemacht.


    Gerade im Hinblick auf die bisherigen Entwicklungen im Bereich der Gentechnik sowie der bereits allgegenwärtigen künstlichen Inhaltsstoffe in industriell hergestellten Nahrungsmitteln ist dieses Szenario ja aber auch gar nicht so unrealistisch.


    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, die realistische Story und die gut ausgearbeiteten Charaktere konnten mich überzeugen. Sam war mir persönlich etwas zu weich, aber Elaine als starke Frau fand ich großartig.


    Welt aus Staub ist erfreulicherweise ein Einzelband und auch keine der momentan so zahlreichen Teenager-Dystopien, einige Szenen sind im Hinblick auf Gewalt nicht zu unterschätzen.


    Von mir eine klare Lese-Empfehlung!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Und hier meine Rezension:


    Im Jahr 2177 ist nichts mehr so, wie wir es kannten. Fast alle Vegetation wurde von einerzerstörerischen Pilzkrankheit vernichtet und die seltenen Pflanzen, die es noch vereinzelt gibt, werden zu horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt verkauft. Elaine ist eine Pflanzenschmugglerin, immer auf der Suche nach dem kostbaren Gut draußen in der staubigen Wüste. Sam und Danny arbeiten für Food Corp., ein Unternehmen, das Mais in speziellen Gewächshäusern anbaut und so die Nahrungsgrundlage für die Menschen schafft. Tessa ist eine sehr junge Prostituierte, die sich dem täglichen Kampf um das Überleben stellen muss. Das Schicksal führt die Wege dieser vier Menschen zusammen und langsam kommen sie einer großen Verschwörung auf die Spur.


    Stephan R. Bellem beschreibt ein Welt, in der es nur noch wenige Moralvorstellungen oder Ethik gibt. Lebensmittel sind Kunstprodukte, die Parks bestehen aus Plastikbäumen und Waldduft wird durch mechanische Bestäuber simuliert. Es ist eine sehr trostlose Dystopie, die der Autor und da vorlegt - und doch schimmern immer wieder hoffnungsvolle Momente durch:


    "Er glaubte an eine bessere Welt, die es zu erreichen galt. Und sein Beitrag an ihr nährte seine Hoffnung auf eine solche Welt. Er hatte es ihr einmal mit einfacher Mathematik zu erklären versucht: "Wenn jeder nur an sich denkt, Elaine, dann ist an alle gedacht, richtig? Aber wenn jeder an all seine Mitmenschen denkt, dann ist an jeden Menschen fast eine Milliarde Mal gedacht."


    "Welt aus Staub" wurde vom Jugendbuchverlag Ueberreuter veröffentlicht und der Autor verriet mir auf der Buchmesse Leipzig, dass seine Geschichte deshalb etwas entschärft werden musste. So viel sei gesagt: Man merkt es dem Buch nicht an. Teilweise kommt es höchst brutal und gewalttätig daher und man ist erstaunt über die derbe Ausdrucksweise. Mehr als überrascht hat mich der Autor dann weiterhin damit, dass er seine Protagonisten nicht schont und auch den einen oder anderen sehr sympatischen Charakter sterben lässt.


    Es geht um Freundschaft und Heldenmut, Karma, Courage und den Gedanken, ob es sich für eine bessere Welt zu sterben lohnt. Doch die Menschen sind zuerst gefangen in der scheinbaren Normalität, ihrem gewohnten Alltag, der sie in Sicherheit wiegt:


    "Das Zerrbild einer perfekten Idylle. Der Versuch, die Massenhaltung von Menschen mit dem Charme einer Vorstadt aus dem letzten Jahrtausend erträglich zu machen."


    Das Buch wirft die Frage auf, ob der Mensch die Natur wirklich endgültig zerstören kann, oder ob die Natür schließlich über den Menschen triumpiert. Wir schaffen so unendlich viel Leid in Massentierhaltungen, Schlachtfabriken und mit der vollkommen respektlosen Behandlung unserer Umwelt. Doch ich glaube, dass die natur stärker ist, als wir es glauben. Sie wird sich immer erholen und alles zurückerobern, was der Mensch ihr abgerungen hat - spätestens dann, wenn es gar keine Menschen mehr gibt. Und wer weiß? Vielleicht kommt über uns auch eines Tages eine Pilzkrankheit - die Rache der Natur?


    Insgesamt ist "Welt aus Staub" eine spannende und interessante Geschichte, die glücklicherweise keine Erwartungen auf eine Fortsetzung weckt. Ein paar sprachliche Mängel sind verzeihlich und auch, dass einiges im Verlauf der Erzählung vorhersehbar erscheint, mag daran liegen, dass sich das Buch vor allem an Jugendliche richtet. Zur Figur "Tessa" hätte ich mir weitere Hintergrundinformationen gewünscht, denn da bleiben einige Fragen offen. Aber letzten Endes muss auch nicht jeder Gedanke bis zum bitteren Ende geführt werden und so lässt mich das Buch mit einem zufriedenen Gefühl zurück.


    4ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • 1. Wer unverschuldet in den Besitz einer Pflanze jedweder Form, Größe oder Art gerät, hat dies unverzüglich zu melden und die Pflanze den Behörden zu übergeben.


    Auszug aus den Notstandsgesetzen zur Eindämmung der Seuche von 2057


    Im Jahr 2177 haben sich die Menschen in Megacitys zurückgezogen. Die Natur ist komplett zerstört, nur nachgemachte Gerüche und Parks voller Kunstrasen erinnern noch entfernt an alte Zeiten. Vor den Toren der Stadt ist die Katastrophe noch deutlicher. Eine staubige, trockene Landschaft mit einem Pilz überzogen, erwartet die Mutigen, die sich auf die Suche nach echter Natur machen. Elaine ist eine von ihnen. Eine Jägerin die ihr Geld mit dem illegalen Handel und Verkauf der seltenen Pflanzen verdient. Diese sind längst zu einer begehrten Ware geworden, für die es sich auch zu sterben lohnt. Gemeinsam mit Tessa, einer jungen Prostituierten, kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, die weitreichende Folgen für die Bewohner der Stadt haben könnte.


    Ich als großer Dystopiefan bin hier natürlich gut aufgehoben. Mir gefällt das Setting einer pilzverseuchten Welt. Detaillierte Beschreibungen ließen mich sofort mit dem Roman warm werden und in diese Welt einfühlen. Dem Autor gelingt es mit Worten, die Selbstverständlichkeit der Natur als plötzlichen Luxus begreiflich zu machen. Wie riecht Holz und wie fühlt es sich an? Und was wird künstlich erzeugt, um den Menschen eine halbwegs normale Welt vorzugaukeln? Hierbei sind auch die Charaktere gut gelungen. Ihre Leben laden zum Spekulieren ein. Sie hinterfragen! Vorerst unabhängig voneinander bekommt man als Leser Einblicke in alle Gesellschaftsschichten.


    "Welt aus Staub" regt zum Nachdenken an und beinhaltet passend zum harten Leben auch brutale Szenen und derbe Sprache. Als Dystopie für Jugendliche ist der Roman deshalb nur eingeschränkt zu empfehlen. Ich fand die Geschichte gut durchdacht von Anfang bis Ende, herrlich düster und mit überraschenden Wendungen abgerundet.


    Ich habe bisher alle Romane von Stephan R. Bellem gelesen. Was bei "Die Wächter Edens" und "Portal des Vergessens" nicht gänzlich gelungen ist, ist hier deutlich besser. Endlich konnte auch ein Einzelroman völlig überzeugen. Danke, weiter so!


    5ratten