Stephan M. Rother - Ich bin der Herr deiner Angst

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  • Stephan M. Rother - Ich bin der Herr deiner Angst


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    Inhalt:
    Der Hamburger Kommissar Ole Hartung wird in einem Etablissement im Rotlichtviertel brutal ermordet. Die Kollegen Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs übernehmen die Ermittlungen. Noch am selben Tag wird die hochschwangere Kollegin Kerstin Ebert vermisst. Die Journalistin Margit Stahmke von Kanal 9 scheint immer etwas mehr zu wissen als die Polizei.
    Albrecht und Friedrichs suchen nach den richtigen Fragen: „Wer?“ und „Warum?“ Doch bald stellt sich die Frage: „Wer wird das nächste Opfer sein?“


    Meine Meinung:
    Als Leser hat man es mit drei verschiedenen Perspektiven zu tun. Die Kommissarin Hannah Friedrichs erzählt die Ereignisse aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Die Sicht des Hauptkommissars Jörg Albrecht wird in der 3. Person geschildert. Schließlich gibt es noch ganz kurze sogenannte Zwischenspiele aus der Perspektive des Täters. Anfangs haben mich die Perspektivwechsel etwas verwirrt, doch schon nach wenigen Seiten war es dann kein Problem mehr.


    In der Regel mag ich es gern, wenn eine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet wird, so auch hier. Man taucht dadurch tiefer in die Materie ein und die Spannung wird erhöht.


    Das Buch lässt sich leicht lesen, es ist flüssig geschrieben. Viele Dialoge lassen die Handlung recht lebendig wirken. Manche Passagen hätte man vielleicht ein bisschen straffen können, aber wirklich langweilig fand ich es an keiner Stelle.


    Angst ist zwar ein Thema in diesem Roman, aber aufgrund des Titels hätte ich mir etwas noch viel Gruseligeres vorgestellt, z.B. auch die Ängste, die die Opfer ausstehen müssen. Doch das wird nicht beschrieben, lediglich der Zustand der Leichen, die allerdings zum Teil äußerst übel zugerichtet sind, also nichts für zarte Gemüter.


    Albrecht und Friedrichs sind ein gutes Ermittlerduo, obwohl oder gerade weil sie sehr unterschiedlich sind. Man erfährt einiges über ihr Privatleben und zum Teil über die Kindheit und bekommt so ein relativ ganzheitliches Bild von ihnen. Jeder hat seine Probleme, an denen er zu knabbern hat. Das ist ein kleines bisschen klischeehaft, aber nicht weiter störend. Die anderen Kollegen in ihrem Team sind nicht ganz so detailliert ausgearbeitet, aber doch markant gezeichnet, so dass man immer gleich weiß, mit wem man es tun hat.


    Obwohl ich schon nach zwei Dritteln des Buches den richtigen Verdacht hatte, war es trotzdem noch spannend, da ich mir auf das „Warum?“ immer noch keinen Reim machen konnte, und das war im Endeffekt dann doch eine große Überraschung. Manches wirkt ein bisschen konstruiert, aber es wird so gut wie alles schlüssig erklärt und aufgelöst, was ich von einem guten Thriller auch erwarte.


    4ratten

  • Als Jörg Albrecht zu einer Leiche in einen Club auf der Hamburger Reeperbahn gerufen wird, hat er noch keine Ahnung, dass sich dieser Fall zu einem persönlichen Alptraum für ihn und sein Team entwickeln wird. Denn das Opfer war einer ihrer Kollegen. Die Ereignisse überschlagen sich, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer.


    Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Jörg Albrecht (in der dritten Person) und seiner Mitarbeiterin Hannah Friedrich (als Ich-Erzählerin) geschildert. Zwischendurch gibt es immer wieder als "Zwischenspiel" überschriebene Einschübe, in denen es um einen Mann in einem alten Wohnwagen geht, der offensichtlich von irgendjemandem beobachtet wird - um wen es sich dabei jeweils handelt, wird natürlich erst gegen Ende aufgelöst.


    Die häufigen Perspektivwechsel sind normalerweise ein Instrument, das ich als gut geeignet empfinde, um Tempo und Spannung in eine Geschichte zu bringen. Hier allerdings irritierten sie mich des Öfteren und ich hatte immer wieder Probleme festzustellen, um wen es nun gerade geht.


    Die Taten sind grausam und blutig, werden allerdings nicht allzu detailliert beschrieben, da bleibt noch viel Raum für die eigene Phantasie - allerdings gehören die geschilderten Mordmethoden wirklich nicht zu den Themen, die man sich gerne näher ausmalen möchte.


    Zu den Ermittlern: Jörg Albrecht ist zwar einerseits ein brillanter Ermittler mit einer gehörigen Intuition und faszinierenden Auffassungsgabe. Andererseits gehört er leider in die stereotype Reihe der familiär gescheiterten Polizisten, die mir in Krimis und Thrillern einfach zu häufig begegnen. Dass er auf einen geradezu offensichtlichen Zusammenhang erst von der Sekretärin hingewiesen werden muss, lässt außerdem ein wenig an seiner Brillanz zweifeln. Hannah Friedrichs hingegen begibt sich in ihrem persönlichen Verhalten auf sehr dünnes Eis, obwohl sie es eigentlich besser weiß. Wahrscheinlich durchaus menschlich, ich konnte über so viel fehlende Professionalität nur den Kopf schütteln.


    Sprachlich fand ich das Buch an vielen Stellen ziemlich holprig, die Verwendung von Bildern sollte noch einmal geübt werden, ebenso wie der Satzbau, der mich mehr als einmal stolpern ließ. Auch die häufige Erwähnung von Sokrates passte für mich einfach nicht in die Situation.


    Das Spiel mit den Ängsten der Menschen fand ich eine sehr interessante Idee. Leider ging die Spannung zwischendurch immer wieder verloren und die Handlung dümpelte trotz vieler Toter streckenweise etwas vor sich hin. Die Auflösung am Ende war mir zu konstruiert und unrealistisch.


    Insgesamt ein interessanter Ansatz für einen Thriller, aber mit deutlichen Mängeln in der Umsetzung.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Das Buch habe ich auch kürzlich gelesen, und mir hat es sehr gut gefallen! Ich fand es spannend und sehr durchdacht. Allerdings ist es wirklich nichts für leser mit schwachen Nerven, denn die Taten werden schon zum Teil recht blutig beschrieben.

    Lesen aus Leidenschaft

  • Ich habe gerade mal die ersten vier Kapitel gelesen. Am Anfang haben mich die Perspektivwechsel sehr verwirrt, aber nachdem ich mich nun eingelesen habe, finde ich das Buch sehr spannend. Albrechts Charakter scheint sehr komplex zu sein, da bin ich gespannt, was noch passiert. :winken:

  • Von meiner anfänglichen Verwirrtheit mit den Perspektivwechseln habe ich ja bereits berichtet.


    In die Geschichte bin ich sehr schnell reingekommen und ich muss sagen, es war schön, mal wieder ein Buch zu lesen, was sich so flüssig liest. Stellenweise hatte ich das Gefühl, die Seiten flogen nur so davon.
    Die Handlung ist sehr komplex und obwohl viele Persönlichkeiten auftreten und immer neue Details hinzugekommen sind, habe ich niemals den Überblick verloren. Respekt, dass der Autor es geschafft hat, so viele Einzelheiten zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenzufügen!
    Augenscheinlich bin ich abgehärtet, denn die Taten fand ich zwar nicht sonderlich schön, aber auch nicht so schrecklich, dass ich sie überlesen wollte.


    Bereits angesprochen hatte ich ja den Charakter Albrechts, der zum Glück wirklich so vielschichtig ist, wie ich ihn eingeschätzt habe. Aber auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen, sie hatten die richtige Mischung aus Humor, Charme und Ernsthaftigkeit.


    Insgesamt ein sehr gutes Buch, was mich einige Stunden sehr gut unterhalten hat!


    5ratten