Daphne Kalotay - Die Tänzerin im Schnee

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    Kurzbeschreibung:
    Was treibt eine junge, gefeierte Ballerina dazu, ihren Ehemann und ihre Heimat zu verlassen? Dieser bewegende Roman handelt von der Schönheit des Tanzes, dem Geheimnis alten Bernsteinschmucks und von fatalem Freundes- und Liebesverrat. In Boston beschließt die ehemalige Ballerina Nina Rewskaja, ihre Schmucksammlung versteigern zu lassen. Einst wegen ihrer Grazie und Schönheit „Schmetterling“ genannt, ist sie nunmehr an den Rollstuhl gefesselt. Der Bostoner Professor Grigori Solodin glaubt, besagter Schmuck sei der Schlüssel zu einem lange verborgenen Geheimnis. Mit Hilfe der Auktionatorin Drew Brooks versucht er, das Rätsel der Primaballerina zu lösen. Damit entfesselt er eine schmerzliche Geschichte, die zurück ins Moskau der Nachkriegszeit führt. Eine Geschichte, die von Verrat, von Leidenschaft und Kunst und der langsamen Auslöschung der Menschlichkeit handelt.


    Meine Meinung:
    Ein wunderbarer Roman, der den Leser eintauchen lässt in die Welt einer Primaballerina, die so von ihrer Leidenschaft, dem Tanzen, eingenommen ist, dass sie fast nicht merkt, was um sie herum in einem Staat mit ständiger Überwachung und Bespitzelung passiert. Parallel dazu gibt es noch die nicht weniger anrührende Geschichte von Grigori und Drew, die das Geheimnis um Ninas Schmuck zusammenführt.


    Da ich dieses Buch mit sehr sehr großem Vergnügen regelrecht verschlungen habe, vergebe ich 5 Leseratten


    5ratten

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  • Man darf also aufs Lesen gespannt sein. ;) Bei mir steht der Roman seit ein paar Wochen im Regal und wartet darauf gelesen zu werden. Mich hat spontan diese Thematik der Tänzerin und einer Familiengeschichte sehr angesprochen und ich bin neugierig wie das umgesetzt wurde. Ich melde mich dann natürlich wenn ich von meinen Eindrücken berichten kann. :)

  • Ich wünsch dir ganz viel Spaß - ich hatte ihn auf jeden Fall :smile: Melde dich auf jeden Fall wenn du das Buch gelesen hast.

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    Titel: Die Tänzerin im Schnee
    Autorin: Daphne Kalotay


    Inhalt:
    Nina Rewskaja, eins eine gefeierte Ballerina ist nun an den Rollstuhl gefesselt. Ihr Ruhm ist längst verblasst. Als sie beschließt ihre Schmucksammlung zu verkaufen, weckt dies die Neugier von Professor Grigori Solodin, er glaubt das der Schmuck ein lang gehütetes Geheimnis endlich entschlüsseln könnte. Gemeinsam mit der Auktionatorin Drew Brooks macht er sich auf die Spurensuche, die bis in das Moskau der Nachkriegszeit führt...


    Bisher:
    Ich habe den Roman gerade eben aus dem Regal gezogen, weil ich gerade keine Lust habe auf englisch zu lesen (mein anderes Monatsrundenbuch wäre nämlich im Original). Im Grunde habe ich Die Tänzerin im Schnee wohl hauptsächlich wegen dem iregndwie poetischen Titel gekauft. Klar interessiert mich auch der Inhalt, aber Klappentexte lügen ja immer mal gerne ;) Ich war auf jeden Fall neugierig was der Titel wohl mit dem Inhalt zu tun haben könnte. Im Original lautet er übrigens "Russian Winter", was irgendwie viel nüchterner klingt. Andererseits würde der Titel im deutschen sicher andere Assoziationen, die sehr negativ behaftet sind hervorrufen. Insofern auch eine durchaus kluge wahl. Auch wenn der dt. Titel im Vergleich dann etwas dramatischer und fast schon kitschig anmutet *g*


    Interessant ist dabei auch das dem Roman ein schöner Anhang beigefügt ist, mit Hintergrundinformationen zum historischen Kontext. So etwas finde ich immer positiv, so kann man sich zumindest einen ersten Eindruck über die Hintergründe verschaffen und eventuell selbst noch etwas weiter recherchieren.
    Schön finde ich auch die Erläuterungen zu einzelnen Balettbewegungen, manches kenne ich zwar noch, da meine Schwester als Teenie getanzt hat, aber manches ist mir natürlich längst wieder entfallen. Notfalls kann ich so auch mal auf youtube suchen und mein Gedächtnis auffrischen.


    Desweiteren werde ich auch darauf achten ob der Bechdeltest positiv ausfallen wird. Meine erste Vermutung ist ja, aber mal abwarten ob ich damit richtig liegen werde.

  • Wie ich schon vermutet hatte wird der Bechdeltest bestanden. Neben Nina Rewskaja gibt es die Auktionatorin Drew Brooks. Diese beiden unterhalten sich gleich zu Beginn des Romans über die Auktionsstücke die Nina verkaufen möchte. Außerdem kommt auch ihre Vergangenheit kurz zur Sprache. Schön wäre es jetzt natürlich wenn sich solche Gespräche fortsetzen würden und auch andere Frauenfiguren ein Gesicht bekommen. Die Chancen stehen bisher gar nicht so schlecht, vermute ich. Denn Ballett wird sicher noch eine Rolle spielen.


    EDIT: Es sind weitere Namen hinzu gekommen, allerdings tragen viele der Erwähnten keinen Nachnamen und sind eher Nebenfiguren, die deshalb genannt werden um klar zu machen das Nina nicht in einem Luftleeren Raum schwebte. Die wirklich wichtigen Figuren haben allerdings Nachnamen (das gilt aber auch für die Männer und ist nicht auf die Frauen beschränkt). Mit ihnen führt Nina nur kurze Gespräche.
    Drew hat sich bisher kurz mit ihrer Mutter unterhalten, die aber nur als Mutter in Erscheinung tritt (bisher) und dort geht es immer unterschwellig um Drews gescheiterte Ehe und ihren Exmann. Aber Drew ist vor allem eine Verbindung zur Auktion und daher hat sie bisher außer mit Nina kaum Gespräche geführt.

  • Eigentlich ist der Roman nicht nur die Erzählung über Nina sondern auch von Drew und Gregori. Ein Geflecht aus Lebensgeschichten die irgendwie mit einander verbunden sind. Noch ist nicht genau klar wie genau. Die Autorin deutet vieles nur an und man kann als Leser selbst überlegen was davon mit Nadias Geschichte in Zusammenhang steht und was davon nicht. Oder eher wie genau es in einem Zusammenhang steht. Die vielen Andeutungen machen mich ganz schwindelig und ich konzentriere mich zur Zeit vor allem auch auf das Ballett und suche mir die Videos zu den jeweils erwähnten Tanzszenen aus. Bisher nur Tschaikowsky. Fast schon Klischeehaft *g* aber andererseits sind das wohl die Stücke die man auch als Laie am ehesten kennt.


    Ich verbinde momentan vor allem auch kälte und Schnee mit der Handlung, denn bisher spielt vieles, sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart im Winter. Automatisch denke ich an diese merkwürdige Stille und die ganz besonderen Geräusche die der Schnee hervorbringt. Passt irgendwie auch zur Handlung. Manchmal meine ich das klackern der Tanzschuhe auf dem Boden zu hören. Ansonsten ist es Still und trotzdem liegt auch eine Spannung über dem Ganzen. Man spürt das hier mehr hinter allem steckt als vor allem Nina zugeben möchte.

  • Vor einigen Jahren habe ich das Buch im Original gelesen und brauchte erst mal Zeit, um reinzukommen. Nach einem Abbruch und erneutem Versuch war ich dann aber ganz gefesselt, vor allem von der Ebene, die im Russland der Stalin-Zeit spielt. Der Autorin ist es gut gelungen, den alltäglichen Druck zu schildern, der auf den Menschen lastete, nicht nur, weil sie um ihr eigenes Leben fürchten mussten, sondern auch um das ihrer Angehörigen und Freunde.
    In der Gegenwarts-Ebene wird langsam deutlich, dass es in der Vergangenheit einige schwerwiegende Missverständnisse zwischen Nina und ihren Freunden gab. Hier hätte ich Nina zu gerne mal geschüttelt, denn das alles hätte durch offene Worte zur rechten Zeitgeklärt werden können...aber dann wäre es kein so langer Roman geworden :zwinker:.
    Trotzdem hat mich die Vorstellung sehr erschüttert, dass jemand


    Gut gefallen hat mir die Rahmenhandlung um die verlorengegangenen Schmuckstücke. Drew war mir sehr sympathisch und, wenn ich mich richtig erinnere, mit einer ziemlich penetranten Mutter geschlagen. Sehr fesselnd fand ich auch die Erinnerungen an ihre (finnische??) Großmutter und deren Lebensgeschichte; hiervon hätte ich gerne noch mehr gehabt.
    Ich bin gespannt, wie dir der Roman gefällt! Ich erinnere mich an einige Längen, aber dafür wird es später umso spannender (fand ich jedenfalls). Viel Spaß beim Weiterlesen! :winken:

  • Ich genieße den Roman sehr. Seit meinem letzten Posting habe ich ohne Unterbrechung gelesen. Längen empfinde ich bisher keine. Im Gegenteil, für mich ist jedes Wort genau dort wo es sein soll. Jede Szene genau am richtigen Platz. Wie ein Ballettstück, perfekt strukturiert und schlau konstruiert.


    @Ruby
    Ich mag den Roman sehr und genieße jede Zeile. Die unterschwellige Melancholie die allen drei Figuren anhaftet, spricht mich dabei besonders an. Drew mag ich auch sehr. Sie holt die Handlung immer wieder auf den Boden zurück. Gerade Ninas Strang in der Vergangenheit wirkt manchmal sehr abgehoben und nicht ganz von dieser Welt. Vielleicht weil es sich um eine Zeit handelt die schon soweit weg erscheint, obwohl es noch gar nicht so lange her ist.

  • Schön, dass es dir auch so gut gefällt! Ich habe noch mal über meinen damaligen Eindruck mit den Längen nachgedacht und glaube, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, in die Erzählung hineinzufinden, weil ich berufsbedingt nur sehr unregelmäßig zum Lesen kam und immer wieder unterbrechen musste. Die wechselnden Zeitebenen trugen noch dazu bei; vermutlich habe ich das Buch deshalb beim ersten Lesen auch abgenbrochen.
    Besonders mochte ich übrigens die Szenen, die im Sommer in der "Datsche" spielen, und die Gedichte, die später daraus entstanden sind. Das Häuschen im Wald, die Freunde, der Duft von Tannennadeln... :sonne: Da kann mir der "Russische Winter", wie der Roman im Original heißt, glatt gestohlen bleiben. Leider fällt mir der Name von Ninas Freundin nicht mehr ein, ebenfalls Ballerina. In der Vergangenheits-Ebene mochte ich sie am liebsten, aber ich kann im Moment noch nicht mehr zu ihr schreiben, weil ich nichts vorwegnehmen möchte. Am Ende wirst du sicher wissen, wen ich meine.

  • Vera vermutlich?


    Ich mag irgendwie die Gegenwartsebene am liebsten, vielleicht weil ich Drew irgendwie gern mag und es mir gefällt wenn eine Figur ein bisschen Detektiv spielt *g* Außerdem ist Nina in der Gegenwart so schön geheimnisvoll *g*

  • @Ruby
    Zu Deinem Spoiler: Das muss kaum zu ertragen sein. Was für ein trauriger Roman, aber genau das macht ihn gleichzeitig auch so realistisch. Ich kann mir gut vorstellen das solche Dinge gerade durch das Misstrauen das durch die Umstände gesät wurden, öfter passiert sind. Vielleicht nicht in diesem Ausmaß, aber das ganze Misstrauen hat sicher seine Spuren hinterlassen. Bis heute.


    Meine abschließende Meinung findet sich hier: Lies mich wenn Du magst

  • Meine Meinung:
    Was bleibt zurück wenn man den Buchdeckel zuklappt und über die Handlung nachdenkt? Vor allem ein eher trauriges, nachdenkliches Gefühl. So viele Missverständnisse, erwachsen aus einem System das den Menschen letztendlich keine andere Wahl als Misstrauen gelassen hat. Selbst dann wenn sie eher Anhänger als Gegner waren.
    Daphne Kalotays Roman ist der Versuch die Gefühle und Ängste von Künstlern in der Sowjetunion begreiflich zu machen. Und meiner Meinung nach ist ihr das auch gelungen. Gerade weil sie die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft, in dem sie nur einen Erzählstrang in der Vergangenheit spielen lässt. So zeigt sie auch das man beide nicht voneinander trennen kann, das die Gegenwart immer davon beeinflusst ist was früher war. Auch dann wenn man alles verdrängt hat und die Augen schließt.
    Dabei spielt auch das Ballett und vor allem Ninas Liebe dazu eine große Rolle. Um diese Tanzkunst entspinnt sich erst die ganze Handlung. Das Ballett ist der eigentliche Ausgangspunkt, auch wenn die Auktion den Rahmen darstellt. Interessant dabei auch die Verknüpfung der Auktionsstücke mit dem einzelnen Kapiteln. Jedem Kapitel ist eine Beschreibung eines der Schmuckstücke vorangestellt. Oft spielt dann gerade dieses eine Rolle, oder taucht irgendwie symbolisch im Kapitel auf.
    Aber "Die Tänzerin im Schnee" handelt auch von Grigori, dem Philologen der nach seiner eigenen Geschichte sucht. Wobei ich zugebe das mir relativ schnell klar war, in welche Richtung sich hier die Lösung bewegen könnte. Das hat mich allerdings nicht gestört, da mir hier andere Dinge wichtiger waren. Die Beziehungen der Figuren unter einander sind viel entscheidender als die Frage die sich Grigori zu Beginn stellt. Und dann ist auch Drew Bell eine schöne Figur, die alles ein bisschen zusammenhält. Sie hat sowohl zu Nina als auch zu Grigori Kontakt und ist insofern wichtig, als das sie durch ihre Anwesenheit immer eine Verbindung zwischen den beiden schafft, auch dann wenn diese grade in anderen Handlungsträngen ersteinmal gekappt wurde.
    Der Roman hat mich immer wieder unwillkürlich an Ballett erinnert. Eine sehr schöne Folge von Figuren und Kompositionen die nach und nach ein vollkommenes Ganzen bilden. Das klingt jetzt vielleicht etwas pathetisch, aber irgendwie ist auch der Roman manchmal etwas pathetisch, also passt das ja dann wieder. :zwinker:
    Mir hat der Roman jedenfalls sehr gefallen, gerade weil er Kunst und Geschichte so schlau miteinander verknüpft und zugleich eine sehr traurige, aber dadurch auch realistisch wirkende Geschichte erzählt. Und das so, das man sich nicht belehrt sondern unterhalten fühlt.


    Von mir ganz klare:
    5ratten

  • Im Rahmen des SWL habe ich den Roman auch unter den Gesichtspunkten des Bechdeltestes gelesen:
    "Die Tänzerin im Schnee" hat ihn mit bravour bestanden. Fast jede Frau in diesem Roman hat einen Namen und die Gespräche drehen sich dabei um das Ballett und die Sammlung die im Roman zum Verkauf steht. Zwar sprechen sie auch über Männer, finden aber eben auch andere Themen. Und das nicht nur einmal!
    Vier Frauen sind dabei mit am Wichtigsten (ihre Nachnamen lass ich mal weg, die kann ich mir zum Teil nur schwer merken, weil sie russisch sind *g*): Nina, Vera, Polina und Drew.

  • Schön dass dir das Buch gefallen hat, Holden :winken:! Ich fand es ja auch ganz toll :herz:.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen