Hallo allerseits,
ich bin eigentlich nicht die typische Lyrik-Leserin, habe auch nie den Drang verspürt, selber Gedichte zu verfassen, aber hin und wieder stoße ich auf eins, das mich wirklich bewegt. Ich habe gerade eine alte Mappe ausgegraben, in denen ich seit der Schulzeit verschiedene Gedichte gesammelt habe, und da kam mir der Gedanke, ob man hier nicht einen thread starten könnte, in dem jede/r Gedichte einstellen kann, die ihm/ihr aus welchem Grund auch immer am Herzen liegen.
Als einzige Regel würde ich vorschlagen: jeder nur ein Gedicht pro Tag - Kommentare ausdrücklich erwünscht.
[hr]
Ich mache mal den Anfang mit einem Gedicht passend zur Jahreszeit - darüber mußte ich 1987 mal eine Deutscharbeit schreiben, 12. Klasse war das glaube ich.
Günter Grass
Bohnen und Birnen
Bevor die grünen Dotter welken,-
die Hennen brüten einen frühen Herbst,-
[...]
so wollen wir die grünen Bohnen essen,
mit Hammelfleisch mit Nelke und mit Birnen.
(aus Günter Grass, "Die Vorzüge der Windhühner", 1956)
Ich hatte immer schon ein Faible für Grass' deftige, sinnliche Sprache. Meine Mutter stammt aus dem selben Danziger Vorort wie Grass, und so kommt mir vieles ganz vertraut bei Grass vor: das in die Pilze gehen, von dem er gerne schreibt und malt und auch dieses Gericht, das wir früher immer im Herbst gegessen haben (allerdings mit Bauchspeck, nicht mit Hammel). Nicht alles an dem Gedicht ist mir klar (besonders die beiden "noch eh ..." Zeilen), aber insgesamt spricht mich dieses erdige, sinnliche, durch-den-Magen-gehende unglaublich an.
[hr]
So, das war mein Aufschlag - macht wer mit und spielt den Ball, äh ein Gedicht, zurück?
Nächstes Mal kommt vielleicht was von Enzensberger von mir.
Liebe Grüße
Morwen