Jenny Erpenbeck - Aller Tage Abend

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    Inhalt
    Wie lange wird das Leben eines Kindes sein, das gerade geboren ist? In diesem Fall ist es leider viel zu kurz, mit nur acht Monaten stirbt es. Die Eltern sind verzweifelt und in ihrer Trauer gefangen. Der Vater kann mit der Situation nicht umgehen, er verlässt seine Frau, deren Hilflosigkeit er die Schuld am Tod seines Kindes gibt und geht nach Amerika, um noch einmal neu anzufangen. Auch die Mutter muss ihr Leben neu beginnen.


    Meine Meinung
    Wenn ein Kind stirbt, wird die Mutter wieder zur Tochter, die Großmutter wieder zur Mutter und die Urgroßmutter zur Großmutter. Jenny Erpenbeck erzählt die Geschichte dieser drei Frauen. Diese Geschichten sind traurig. Keine der Frauen konnte in ihrem Leben selbst bestimmen, die Umstände haben es ihr vorgegeben. Es scheint keine Freude in der Geschichte zu geben, aber auch keine Trauer. Nur tiefe Resignation und Aufgeben.


    Diese Stimmung hat mir das Buch sehr schwer gemacht. Es ist sehr schön geschrieben, aber die dunkle Stimmung hat es mir unmöglich gemacht, es zu genießen.
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Wir verkaufen das Buch bei uns sehr gut, aber jetzt, da ich endlich eine Rezension dazu gelesen habe, weiss ich, dass es definitiv nichts für mich ist. Ein deftiges Thema...

    //Grösser ist doof//

  • Wir verkaufen das Buch bei uns sehr gut....


    Hast du schon einmal eine Kundenmeinung dazu gehört? Es würde mich nämlich interessieren, wie andere das Buch empfinden. Ich fand es sehr bedrückend und habe für die relativ wenig Seiten lange gebraucht. Ein paarmal habe ich mir auch überlegt abzubrechen, weil es mich einfach traurig gemacht hat, nur von Negativem zu lesen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Interessanterweise: Nein, bisher habe ich noch keine einzige Kundenmeinung dazu gehört. Die Kunden verlangen das Buch, damit hat es sich. Ebenso interessant finde ich, dass es meist als Geschenk gekauft wird. Ich weiss nicht, wem ich ein solches Buch schenken würde...

    //Grösser ist doof//

  • Sicher (oder hoffentlich) keinen Eltern mit einem kleinen Kind. Ich habe am Anfang schon sehr schlucken müssen, als es um den Tod des Kindes ging und kann mir vorstellen, dass es anderen Eltern genauso geht.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das kann ich mir gut vorstellen. Heute habe ich mit einer Kundin darüber unterhalten, sie meinte auch, dass es ziemlich deftig ist. Aber ob sie es gut oder schlecht findet, hat sie nicht erwähnt.
    Aber wie gesagt: Ich wüsste wirklich nicht, wem ich ein solches Buch schenken würde...

    //Grösser ist doof//


  • Sicher (oder hoffentlich) keinen Eltern mit einem kleinen Kind.


    Warum denn nicht? Literatur ist doch selten seicht und oft dramatisch, warum soll ein Kindestod nicht vorkommen dürfen? Warum sollte man solchen Themen aus den Weg gehen, warum sollten sie mich persönlich belasten. Schicksale zeigen die Zufälligkeit des Lebens. Und genau das will doch dieses Buch. In einer Amazon-Rezension wird von möglichen Lebenswegen gesprochen, die die Autorin aufzeigt. Fünf mögliche Lebenswege, Möglichkeitsformen (das erinnert an Musil), die geschildert werden. Am Ende ist man immer tot, was nicht überraschend ist. Das Buch ist mehr als eine einfache Lebensgeschichte einiger Personen.


    Das kann man doch jedem schenken, der an Literatur interessiert ist. Da müht sich eine Autorin ab und macht mehr daraus als eine geradlinige Geschichte. Wie gelungen das ganze dann ist, das kann man dann noch diskutieren.


    Literatur, die "deftig" und nicht zugleich "platt" ist, ist m.E. gut geschrieben. Sie berührt. So muss das doch sein. Ich kann das Buch später zuklappen und bin im Leben zurück. Liest man so was nicht? Ich würde nur so was lesen. Es muss doch irgendwie aufwühlen.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Ich habe nicht gesagt, dass ein Kindstod nicht vorkommen darf. Aber ich würde dieses Buch nicht einfach "ins Blaue" verschenken. Denn wenn ich ein Buch verschenke dann will ich dem Beschenkten eine Freude machen. Und ob es für jeden eine Freude ist, dieses Buch zu lesen, wage ich zu bezweifeln. Und das hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, ob man an Literatur interessiert ist oder nicht.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe es mir gewünscht, weil ich den Ansatz interessant fand.
    J. Erpenbeck zeichnet die möglichen Leben des Kindes und seiner Familie nach.
    Das ist teilweise traurig, aber auch sehr interessant.
    Ich bin jetzt ungefähr in der Mitte. Teilweise finde ich den Schreibstil etwas verwirrend, bis man erst mal weiß, wer da "spricht" und was das Geschriebene soll...
    Aber die Idee dahinter ist gut, und die 'Zeitreise' (momentan befinde ich mich bei 1938) auch.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.


  • Ich habe nicht gesagt, dass ein Kindstod nicht vorkommen darf. Aber ich würde dieses Buch nicht einfach "ins Blaue" verschenken.


    Wenn es sich jemand wünscht, ist es natürlich etwas anderes. Aber ich würde es auch nicht, wie Kirsten sagt, ins Blaue verschenken bzw. empfehlen. Natürlich darf Literatur aufwühlen und harte Themen aufgreifen, sie muss es sogar. Aber wenn es ums Verschenken geht, kann man leicht in ein Fettnäpfchen treten. Von einem Geschenk schliesst man nämlich auch rasch auf denjenigen, der es schenkt. Eine junge Familie könnte rasch pikiert sein, wenn sie ein Buch über Kindstod als Geschenk erhält. Im Sinne von: "Was willst du mir damit sagen?"

    //Grösser ist doof//

  • Meines Erachtens wird das Buch hier inhaltlich falsch wiedergegeben und daher auch falsch eingeschätzt. Man lese beispielsweise die wunderbare Rezension eines privaten Lesers, auf den ich zufällig gestoßen bin, da er alle Bände der "Anderen Bibliothek" sammelt.


    Ein Kindstod kommt darin vor, aber die Autorin zeigt eben auf, wie das Leben hätte auch weitergehen können.


    http://www.lesemond.de/titel/e…nny_aller_tage_abend.html


    Einer Genre-Leserin schenkt man ein solches Buch nicht, aber jemanden, der sich "Rosinen" regelmäßig aus dem Feuilleton heraussucht, dem kann man dieses Buch m.E. bedenkenlos schenken.


    Was mich hier, und auch in vielen anderen Rezensionen des Forums irritiert, ist die starke Betonung der Handlung eines Buches oder (noch schlimmer) die Ablehnung eines Buches, wenn ein Protagonist nicht sympathisch genug dargestellt ist. Vollkommen unwichtige Kategorien. Am Ende bewerte ich das Gesamtkunstwerk. Und daher kann man die Lebensgeschichte eines Mörders genauso verschenken (deswegen werde ich nicht zum Mörder) wie eine Geschichte um den Tod eines Kindes (deswegen glaube ich nicht an den frühen Tod meiner eigenen Kinder).


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Einer Genre-Leserin schenkt man ein solches Buch nicht, aber jemanden, der sich "Rosinen" regelmäßig aus dem Feuilleton heraussucht, dem kann man dieses Buch m.E. bedenkenlos schenken.


    Stimmt, bei uns gibt es viel "literarisches Publikum", die Literatur schätzen, die auch als solche zu bezeichnen ist. Dass man jenen eine Erpenbeck schenkt, ist nachvollziehbar. Dort wird das Buch positiv aufgenommen, es wird darüber diskutiert und auch sprachlich analysiert.
    Einer jungen Mutter jedoch, die gerne Kinsella liest, ist mit diesem Buch jedoch nicht bedient. Von dem her tut man gut daran, sich über die Leute zu informieren, denen man ein Buch mit schwererem Inhalt überreichen möchte.



    Was mich hier, und auch in vielen anderen Rezensionen des Forums irritiert, ist die starke Betonung der Handlung eines Buches oder (noch schlimmer) die Ablehnung eines Buches, wenn ein Protagonist nicht sympathisch genug dargestellt ist. Vollkommen unwichtige Kategorien. Am Ende bewerte ich das Gesamtkunstwerk. Und daher kann man die Lebensgeschichte eines Mörders genauso verschenken (deswegen werde ich nicht zum Mörder) wie eine Geschichte um den Tod eines Kindes (deswegen glaube ich nicht an den frühen Tod meiner eigenen Kinder).


    Vielleicht spielt da auch das gesellschaftliche Gefüge eine Rolle. Man verschenkt doch den Gastgebern kein Buch, in dem Kinder sterben! Wie ich schon erwähnt habe, spielt es in gewissen Kreisen eine wichtige Rolle, wie man beim Gegenüber ankommt und wie man in Erscheinung tritt. Vielleicht mag das überholt klingen, aber dennoch funktionieren viele Bekanntenkreise (zumindest dort, wo ich arbeite) noch immer so.
    In einer solchen Situation ist es egal, wie gut das Buch ist. Das "Sowas tut man doch nicht!" ist in diesem Fall stärker und spiegelt weder meine Ansicht, noch die des interessieren Käufers wider. Oft kam es schon vor, dass das "schwierigere" Buch für sich selber eingekauft wurde, als Geschenk wurde dann jedoch etwas Unverfängliches ausgewählt.

    //Grösser ist doof//

  • Vollkommen unwichtige Kategorien.


    Für mich nicht. Ich sehe mir auch keinen Film an, bei dem ich den Hauptdarsteller nicht mag. In dieser Hinsicht ticken eben verschieden, aber jeder bewertet nun mal seine Bücher nach anderen Gesichtspunkten.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Für mich nicht. Ich sehe mir auch keinen Film an, bei dem ich den Hauptdarsteller nicht mag. In dieser Hinsicht ticken eben verschieden, aber jeder bewertet nun mal seine Bücher nach anderen Gesichtspunkten.


    Geht mir auch so. Aber vielleicht muss man eine Trennung zwischen "unsympathisch" und "nicht mögen" machen. Ein Buch mit einem unsympathischen Helden kann zum Teil sehr spannend sein, es gibt ja einige Bücher über Antihelden. "Nicht mögen" ist etwas Persönliches, das jeder für sich selbst entscheidet. Ich habe schon Bücher abgebrochen, weil ich die Hauptfigur einfach nicht ausstehen konnte. Und das, obwohl der Held/die Heldin kein Antiheld war.

    //Grösser ist doof//


  • Man verschenkt doch den Gastgebern kein Buch, in dem Kinder sterben!


    Volle Zustimmung, aber Gastgebern schenke ich ohnehin lieber einen guten Tropfen Wein oder einen schönen Blumenstrauß. Ein Buch finde ich da ohnehin unpassend (wenn es nicht gerade der neue Bildband der eigenen Stadt ist). Ein Buch dieser Art eignet sich nur als Geschenk für eine Person, wo man weiß, dass sie in dieser Weise literarisch interessiert ist.


    Gruß, Thomnas

  • Volle Zustimmung, aber Gastgebern schenke ich ohnehin lieber einen guten Tropfen Wein oder einen schönen Blumenstrauß. Ein Buch finde ich da ohnehin unpassend (wenn es nicht gerade der neue Bildband der eigenen Stadt ist). Ein Buch dieser Art eignet sich nur als Geschenk für eine Person, wo man weiß, dass sie in dieser Weise literarisch interessiert ist.


    Gruß, Thomnas


    Volle Zustimmung meinerseits :smile:

    //Grösser ist doof//

  • Ich bin übrigens fertig. Am Besten hat mir der erste Teil gefallen, auch wenn er der Düsterste ist. Andere Teile fand ich wenger gut, zB den vorletzten.
    Rang zwei nimmt der mittlere Teil ein, vor Allem, weil die dort geschilderten Vorgänge einem doch sehr bekannt vorkommen- ich sage nur "Animal farm", Orwell hatte Recht.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.

  • sowas macht mich dann wiederum neugierig auf das Buch :gruebel:


    Ich hab' mich letzte Woche schon gefragt, warum Du Dich auf eine einzige Meinungsäußerung im Forum verlässt, um zu beurteilen, ob das Buch was für Dich ist oder nicht... :zwinker:


    Das Buch steht jedenfalls bei mir seit einiger Zeit auf der Warteliste. :smile:

  • Nun ja, ich kenne meinen Lesegeschmack unterdessen ziemlich gut und hatte schon von Anfang an das Gefühl, dass es eher nichts ist für mich. Dabei wird es wohl auch bleiben. Auf mein Gefühl ist Verlass :smile:

    //Grösser ist doof//