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Sommerferien in einem Dorf im Schwarzwald: Die Äpfel auf der Obstwiese des alten Herrn Seiler sind schon fast reif, doch sind sie längst nicht so eine große Verlockung für die Dorfkinder wie der Dorfgriesgram befürchtet. Alex verbringt den Tag sowieso am liebsten im Wald, manchmal begleitet vom übergewichtigen Max und dessen kleinem Bruder Tim. Kasimir wird wegen seiner langen Haare und seiner Bravheit gehänselt und dient bei ihren Spielen meist nur als Opfer und Rufus, der Neuzugezogene, vergräbt sich sowieso lieber in seine Trauer. Doch als Max zufällig unter der alten Burg einen verschütteten Raum entdeckt, beschließen die fünf, ihn gemeinsam zu erforschen. Doch was dabei geschieht, wird ihr Leben für immer verändern.
Tietz schildert in „Apfeldiebe“ wie sich eine relativ normale Situation, wenn auch von Konflikten und verschleierten Problemen geprägt, durch ein äußeres Ereignis in eine Extremsituation verwandelt und wie sich dadurch auch die Rollen, die die Menschen in ihrer Gruppe einnehmen, wandeln. Das war interessant und gut gemacht, auch wenn von Beginn an etwas zu viel seelischer Ballast auf den Kindern lastete. Der Autor bot so allerdings bei fast allen Figuren Gründe für ihre Handlungen und Eigenschaften an, die auch negative Verhaltensweise zumindest etwas erklärten. Da das für mich aber nicht immer als Entschuldigung reichte, fehlten mir letztlich dann doch Sympathieträger. Dass Max und Alex nicht dazu taugen, war von Beginn an klar und auch Gründe für ihr Verhalten und spätere Veränderungen vermochten diesen Eindruck nicht vollständig revidieren. Die drei schwächeren Kinder der Gruppe blieben mir zu passiv, vollständig konnten sie sich in meinen Augen nicht aus ihrer Opferrolle befreien.
Ganz persönlich mochte ich nicht die Ansätze von Religiosität, die immer mal wieder auftauchten. Es mag ja durchaus gläubige Kinder (vielleicht auch gerade auf dem Land) geben, hier wurde jedoch mehrfach die Religion hervorgezogen und so realistisch die Suche nach etwas, was nach dem Tod kommt, in seinem Angesicht sogar sein mag – ich habe wenig Lust davon zu lesen.
Für mich schwebte das Buch zudem auf einer seltsamen Grenze zwischen Jugend- und Erwachsenenroman. Von der Ausgangssituation her passt es sicherlich in den Jugendsektor, doch im Verlauf der Geschichte überschreitet der Autor so mache Grenzen und wird in seinen Schilderungen auch teilweise recht explizit – nichts für Kinder, würde ich dazu sagen und auch der Handlungsstrang des alten Seiler wirkt nicht, als würden ihn Jugendliche mit Vergnügen lesen. So wirkte „Apfeldiebe“ etwas unrund, so als hätte der Autor keine ganz klare Linie für seine Geschichte gehabt.
Trotz aller Kritik fand ich "Apfeldiebe" sehr unterhaltsam, mein Gesamturteil lautet demnach "ganz nett" und so werde ich das hier noch liegende „Rattentanz“ vom gleichen Autor sicherlich auch noch lesen.