Alice Schwarzer - Lebenslauf

Es gibt 142 Antworten in diesem Thema, welches 22.956 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tammy1982.

  • Hallo Ihr Lieben,


    nachdem ich dieses Buch endlich von seinem SUB-Dasein befreit habe, möchte ich es euch hier vorstellen.
    Alice Schwarzer: "Lebenslauf"

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    Klappentext:
    Es gibt wohl kaum eine Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, die über Jahrzehnte in einem solchen Übermaß Bewunderung und Aggressionen erfahren hat und erfährt wie Alice Schwarzer. Sie ist die Stimme in Deutschland für die Rechte der Frauen. Zugleich ist sie eine der herausragendsten Journalisten und Essayisten des Landes, Autorin zahlreicher Bestseller sowie Verlegerin und Herausgeberin von EMMA. Ihre Leidenschaft, ihre Konfliktfähigkeit und ihr kämpferischer Elan sind Legende.
    In diesem Buch berichtet Alice Schwarzer zum ersten Mal über sich selbst - von den Kindheitstagen auf dem Dorf und der Jugend in Wuppertal bis zum "Kleinen Unterschied" und der Gründung der Zeitschrift EMMA. Deutlich wird, wo Alice Schwarzers Wurzeln und Prägungen liegen und wie sich daraus die Motive ihres Lebens entwickelt haben.


    Meine Meinung:
    Ich gestehe gleich vorne weg: Bis zu diesem Buch bzw. dem Interview mit Alice Schwarzer im Radio, das ich vorab gehört hatte, war Alice Schwarzer für mich auch jemand über die ich gepflegte Vorurteile hegte und pflegte. Als Alice Schwarzer bezeichnet zu werden, kam einer Beleidigung gleich und nie und nimmer hätte ich mich selber als Feministin bezeichnet. Nach Lektüre dieses Buch habe ich eine komplett andere Meinung von Alice Schwarzer und auch von dem Begriff Feminismus und muss sagen, dass ich mich richtig dafür schäme, dass ich mich von der Presse so habe beeinflussen lassen.


    In ihrem "Lebenslauf" beschreibt Alice Schwarzer zum einen ihre Kindheit im Nachkriegsdeutschland, ihre Großeltern, die sie aufgezogen haben und auch ihre ersten Jahre als Journalistin in einem Land, dass damals wohl wirklich eher noch der Steinzeit in Sachen Frauenrechte gleich kam. So ist das Buch andererseits auch ein Ausflug in die Geschichte der Frauenrechte und ich bin immer noch entsetzt, wenn mir klar wird, dass in den 60er Jahren die Frauen quasi keine Rechte hatten. Arbeiten durften sie nur mit der Erlaubnis ihres Mannes und wenn der angab, dass sie bedingt durch die Arbeit ihren Hausfrauenpflichten nicht gerecht wird, war das ein klarer Kündigungsgrund. Unvorstellbar!


    Alice Schwarzer beschreibt, wie sie zuerst in Frankreich das erste Mal wirklich in Berührung kommt mit einer Frauenbewegung und dann eher aus dem Hintergrund versucht auch in Deutschland den Erfolg der Französinnen zu wiederholen. Dabei zeigt sich auch, dass sie sich nie mit Absicht in den Vordergrund gedrängt hat - wie ja auch gerne behauptet wird - sondern dort gelandet ist, da sie den Mund aufgemacht hat und dann immer alleine dastand. Im Hintergrund gab es zwar viele Frauen, die sie unterstützt haben, aber an vorderster Front stand und steht sie noch immer quasi alleine da. Wird dafür oft angefeindet und verleumdet und es ist erschreckend gerade auch in dem Buch zu lesen, dass die meisten Anfeindungen gar nicht von den Männern, sondern ganz im Gegenteil von Frauen kommen.


    Auch dabei musste ich mich selber an die Nase fassen, da ich auch lange genug selber durchs Leben gerannt bin und erklärt habe, dass Alice Schwarzer ja schön und gut ist, aber es doch nicht so übertreiben sollte. Nach der Lektüre ihres Lebenslaufs musste ich feststellen, dass sie es nie übertrieben hat und alles was ich als Übertreibung abgetan habe von den Medien so dargestellt wurde. Sie hat nie propagiert, dass Männer böse Geschöpfe seien und auch nie erklärt, dass alle Knigge-Regeln über den Zaun geschmissen gehören, da die emanzipierte Frau von heute sich die Türe selber aufmachen kann. Ganz im Gegenteil. Das Einzige was sie propagiert hat, ist das Recht jeder Frau ein selbstbestimmtes Leben zu führen und selber darüber entscheiden zu dürfen, was mit ihr und ihrem Körper geschieht. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.


    "Lebenslauf" ist zum einen eine Biografie über Alice Schwarzer und hat mir ihre Person sehr viel näher gebracht. Zum anderen ist es aber auch ein politisches Zeitzeugnis und hat mir viele Dinge vor Augen geführt, die mir und wie ich feststellen musste, auch vielen in meinem Umfeld überhaupt gar nicht bewusst waren.


    Insgesamt bin ich von dem Buch sehr begeistert und das Einzige, was mich gestört hat, dass es nur bis zur Gründung der Zeitschrift EMMA reicht und die nähere Zukunft nicht mehr beleuchtet. Da hoffe ich auf einen nächsten Teil, da auch in den 80er und 90er Jahren und bis heute noch wichtige Umbrüche stattfinden, die gar nicht oft genug erwähnt werden können.


    Für ein klarer :tipp: und bekommt volle 5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Tolle Rezi, Tammy! Mir geht es, was Alice Schwarzer angeht, ähnlich wie dir, daher bin ich nun noch neugieriger auf das Buch geworden. Jetzt möchte ich es unbedingt auch lesen, danke :zwinker:

    ~ The world is quiet here ~


  • Tolle Rezi, Tammy! Mir geht es, was Alice Schwarzer angeht, ähnlich wie dir,


    Ich schließe mich an. In den letzten Monaten habe ich mich auch vermehrt mit dem Thema Sexismus befasst und deshalb auch die eine oder andere Reportage oder Diskussionsrunde mit Alice Schwarzer gesehen - was sie sagte, hatte immer Hand und Fuß. Danke für die Buchvorstellung!

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Danke für die Rezi! Ich bin ja schon relativ lange Fan von Alice Schwarzer und der EMMA. Ich finde es immer schade, wenn sie (und dann ja auch meistens gleich der ganze Feminsimus) in so eine Ecke abgestellt wird wie viele es tun. Von daher finde ich es toll, wenn dieses Buch mit den Vorurteilen aufräumt und vielleicht ja doch der eine oder die andere auch mal die EMMA in die Hand nimmt! Das Buch steht bei mir auf jeden Fall auch ganz oben auf der Wunschliste und wird bald gelesen!!!

    Gruß suray

  • Ich finde es grundsätzlich erstmal wichtig das es Frauen wie Alice Schwarzer gibt - auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin was sie tut (tut mir Leid aber mit ihrem Kachelmann Gewettere hat sie sich medial definitiv keinen Gefallen getan und hat sich meiner Meinung nach eher blamiert - man mag von ihm halten was man will, aber hier war ihre Einmischung einfach fehl am Platz und hat das Ganze dermaßen mit aufgebauscht, das eine mediale Schlammschlacht sondergleichen folgte, die mit verantwortlich dafür ist das so ein Desaster daraus wurde) oder sagt (und das muss ich ja auch nicht ;) ) halte ich sie grundsätzlich für eine der wichtigsten Sprachrohre der Frauenbewegung und ich würde mir wünschen das gerade jüngere Frauen wieder verstärkt für ihre Rechte eintreten. Das es sie gibt, hat man unlängst in der Debatte um das Buch von unserer werten Familienministerin (Titel: Emanzipiert sind wir selber (Inhaltlich ein wahres Desaster und eine Demaskierung der momentanen Frauenpolitik der CDU) sehen können. Das Ausruhen auf alten Errungenschaften ist ja schön und gut, bringt bloß die Debatte nicht wieder in Gang, sondern tut so als ob es keine Defizite mehr gäbe. Gerade Frau Schwarzer versucht dies ja im Bewusstsein zu halten.


    Trotzdem geht es eben auch anders (wie etwa Frautv, Pinkstinks usw. beweist) und es gibt auch eben nicht nur Frau Schwarzer. Das ist auch gut so und das soll auch so sein. Denn nur das sorgt dafür das die Themen Emanzipation und Frauenbewegung lebendig bleiben und vor allem Bewusstsein.

  • Hallo Ihr Lieben,


    freut mich, dass ich euch neugierig machen konnte. Meine Sichtweise wurde ganz schön verändert.



    Danke für die Rezi! Ich bin ja schon relativ lange Fan von Alice Schwarzer und der EMMA. Ich finde es immer schade, wenn sie (und dann ja auch meistens gleich der ganze Feminsimus) in so eine Ecke abgestellt wird wie viele es tun. Von daher finde ich es toll, wenn dieses Buch mit den Vorurteilen aufräumt und vielleicht ja doch der eine oder die andere auch mal die EMMA in die Hand nimmt! Das Buch steht bei mir auf jeden Fall auch ganz oben auf der Wunschliste und wird bald gelesen!!!


    Nach der Lektüre des Buches und im Rahmen der Sexismus-Debatte habe ich mir auch zum ersten Mal die EMMA gekauft und war auch sehr begeistert und positiv überrascht, über welche Themen da wirklich gut geschrieben wird. Ich hatte ja auch eher so Vorurteile, wie da die Männer durch den Kakao gezogen werden und die ganze Zeit irgendwelche komischen Ansichten postuliert werden, aber das ist gar nicht der Fall. Viele der Artikel und auch gerade der Artikel über Sexismus haben mich stark zum Nachdenken angeregt und lassen mich einige Dinge auch differenzierter betrachten.



    Ich finde es grundsätzlich erstmal wichtig das es Frauen wie Alice Schwarzer gibt - auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin was sie tut (tut mir Leid aber mit ihrem Kachelmann Gewettere hat sie sich medial definitiv keinen Gefallen getan und hat sich meiner Meinung nach eher blamiert - man mag von ihm halten was man will, aber hier war ihre Einmischung einfach fehl am Platz und hat das Ganze dermaßen mit aufgebauscht, das eine mediale Schlammschlacht sondergleichen folgte, die mit verantwortlich dafür ist das so ein Desaster daraus wurde) oder sagt (und das muss ich ja auch nicht ;) ) halte ich sie grundsätzlich für eine der wichtigsten Sprachrohre der Frauenbewegung und ich würde mir wünschen das gerade jüngere Frauen wieder verstärkt für ihre Rechte eintreten.


    Beim Kachelmann hätte ich dir bis vor ein paar Tagen noch nickend zugestimmt, aber mittlerweile betrachte ich das Ganze auch eher differenzierter. Es ist wirklich erschreckend, wie die Medien doch polarisieren und dann Dinge behaupten und berichten, die eine total verzerrte Wahrnehmung nach sich ziehen. Auch in diesem Fall ist es tatsächlich so, dass die Schlammschlacht nicht von Alice Schwarzer ausgetragen wurde und es im Nachgang betrachtet eine absolute Frechheit ist, was mit der Frau gemacht wurde. Wenn man sich überlegt, dass gar nicht sie selbst Kachelmann angezeigt hatte, sondern ein Bekannter von ihr und dass zufälligerweise der gleiche Gutachter, der in allen Missbrauchsprozessen, in denen er auftritt dem Opfer attestiert, dass es sich alles nur einbilden würde, gibt das alles ein ganz anderes Bild. Wer da wie schuld ist, konnte gar nicht mehr geklärt werden. Aber die Schuld lag da nicht nur bzw. auch nicht überwiegend bei Alice Schwarzer. Da wurden schon ganz andere Geschütze aufgefahren.


    Juhu, mein Mann hat mittlerweile schon Angst vor mir! :elch:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • @Tammy
    Klar was da sonst so im Prozess gelaufen ist wirft natürlich noch ein ganz anderes Bild auf den Fall.
    Aber trotzdem, wäre ich vorsichtig. Nur weil sie es so empfunden hat, heißt das nicht, das es nicht hinterfragbar ist. Ein differenziertes Bild kann sich nur durch verschiedene Seiten bilden. Nicht durch einen einzigen Blickwinkel. Auch dieser Lebenslauf hier ist ja aus ihrer eigenen Sicht und daher sehr subjektiv. Das heißt natürlich nicht das er falsch ist, aber ich bin da eher misstraurisch und versuche auch dann Abstand zu wahren wenn jemand genau meine Meinung trifft. Es kann natürlich aber auch ein Bild gerade rücken. Trotzdem ist auch eine Alice Schwarzer jemand den man kritisieren kann und soll - immerhin kann man nur dann in eine Diskussion einsteigen ;)


    Ansonsten: Soll Dein Mann ruhig Angst kriegen ;)

  • @Holden


    Na ja, aber soooo sehr wie Frau Schwarzer ständig kritisiert wird, ist es auch nicht mehr nett. Ich bewundere diese Frau, dass sie immer noch den Mumm hat ständig Stellung zu beziehen. Sie wird ja regelrecht angefeindet.


    Übrigens liest mein Mann die EMMA immer als erster! :zwinker: Der findet die Zeitschrift und Alice Schwarzer auch klasse!


    Und ich finde auch, dass der Kachelmann Prozess ohne Alice Schwarzer noch unglaublicher geworden wäre. Sie hat sich medial als Einzige eindeutig auf die Seite des Opfers gestellt. Und das wurde auch mal Zeit, dass das mal jemand bei so einem Prozess tat!


    Ja, und diese Stereotypen gegenüber dem deutschen Feminismus - Männerhass, Frauen als Opfer - halten sich ja auch beharrlich. Furchtbar. Anstatt sich zu solidarisieren und etwas zu bewegen, muss frau sich ständig davon distanzieren, denn Frauen sind ja keine Opfer...

    Gruß suray

  • suray
    Hab ich ja auch nicht behauptet. ;) *
    Apropo Anfeindungen: Wir haben ja hier im Forum das Thema des Bechdeltest gehabt. Im Zuge dessen habe ich persönlich auch einiges im Internet recherchiert und musste immer wieder feststellen, das Frauen die sich femiministisch engagieren sehr oft immer wieder aufs übelste beschimpft (vor allem mit sexuellen Androhungen übrigens) wurden und werden. (Nimue hatte das ja auch in einem Thread themetisiert als es um die Gamerszene ging).
    Diese Reaktion allein beweist mir, das es wichtig ist diese Themen auch weiter anzusprechen.


    Und ja ich finde es natürlich auch wichtig dass das Thema sexuelle Gewalt gerade auch von Frauen angesprochen wird. Das Thema Umgang mit dem Oper ist leider etwas das immer wieder in eine Ecke gestellt wird, bei dem einem schlecht werden kann.
    - Was die Stereotype angeht muss ich Dir übrigens Recht geben. Das merkt man übrigens ganz besonders auch gerade bei dem Prozess gegen Beate Zschäpe (und dem Thema Frauen in der Rechten Szene allgemein). Eine Frau als Täterin?? Vielleicht sogar als Planerin?? Das ist in den Köpfen immer noch nicht angekommen (und das obwohl schon seit der RAF klar sein dürfte das nicht nur Männer Terroristen sein können.


    Trotzdem... ich finde der Feminismus in Deutschland muss vielschichtiger werden und auch eine Frau Schwarzer spricht nicht jeder Feministin aus der Seele. (oder zumindest nicht immer ;) ) Aber eines ist auch klar, je lauter umso besser - und das kann sie natürlich durch ihre Jahre lange Erfahrung besonders gut :breitgrins:


    *Finds übrigens super das Dein Mann die Emma liest. Denn was bringt es wenn keine Seite auf die andere zugeht, in dem sie sich zum Beispiel einfach mal informiert.


    @Tammy
    Zur Emma: Hm ich glaube manchmal hat man zur EMMA irgendwie so merkwürdiges Halbwissen im Kopf, das irgendwie mit Bildern aus den 70ern vermischt wird. Interessant finde ich übrigens in den alten Artikeln zu stöbern. Das kann man ja online ganz kostenlos tun. Da kann man in Berichte aus den Anfängen komplett reinlesen. Traurigerweise zeigt sich dabei oft aber auch, das viele Themen immer wieder angesprochen werden... eben deshalb, weil sie nach wie vor Alltag sind.

  • Definitiv. Vor allem Schwarzers Erläuterungen zum Sexismus sind sehr interessant. Aber auch die ganze Diskussion z.B. Frau Meßmer. (Auch wenn ich zugebe das ich Heiner Lauterbach hier jetzt nicht zwingend gebraucht hätte ;) )


  • In dem Zusammenhang kann ich nur nochmal die Maischberger-Sendung vom 16.04.2013 "Die Sexismus-Debatte: Was hat sie gebracht?" empfehlen :winken:


    Super! Danke für den Hinweis, werde ich mir dann gleich mal anschauen. Obwohl mich ja die Erwähnung von Heiner Lauterbach schon etwas abschreckt... :angst:



    @Tammy
    Zur Emma: Hm ich glaube manchmal hat man zur EMMA irgendwie so merkwürdiges Halbwissen im Kopf, das irgendwie mit Bildern aus den 70ern vermischt wird. Interessant finde ich übrigens in den alten Artikeln zu stöbern. Das kann man ja online ganz kostenlos tun. Da kann man in Berichte aus den Anfängen komplett reinlesen. Traurigerweise zeigt sich dabei oft aber auch, das viele Themen immer wieder angesprochen werden... eben deshalb, weil sie nach wie vor Alltag sind.


    Ja, das mit EMMA stimmt. Die alten Artikel sind wirklich klasse! Habe mich da auch schon gut durchgewühlt und bin immer wieder entsetzt, über was da schon alles berichtet wurde. Zum einen, dass viele Dinge immer wieder in den Nachrichten stehen und man sich echt fragt, wieso ist das immer noch so, aber auch Dinge, die ich gar nicht so richtig wusste.



    suray
    Hab ich ja auch nicht behauptet. ;) *
    Apropo Anfeindungen: Wir haben ja hier im Forum das Thema des Bechdeltest gehabt. Im Zuge dessen habe ich persönlich auch einiges im Internet recherchiert und musste immer wieder feststellen, das Frauen die sich femiministisch engagieren sehr oft immer wieder aufs übelste beschimpft (vor allem mit sexuellen Androhungen übrigens) wurden und werden. (Nimue hatte das ja auch in einem Thread themetisiert als es um die Gamerszene ging).
    Diese Reaktion allein beweist mir, das es wichtig ist diese Themen auch weiter anzusprechen.


    Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu. Diese Anfeindungen sind teilweise richtig erschreckend und es ist sehr wichtig, dass diese Themen weiterhin angesprochen werden. Schlimm finde ich aber auch, dass auch Frauen selber da komplett so negative Bilder vertreten. In ihrem Buch beschreibt Alice Schwarzer das auch: in einem Meeting sind sie und eine andere Frau. Sie stellt einen Artikel vor, den sie veröffentlichen möchte (ich weiß leider nicht mehr zu welchem Thema) und die Männer reagieren zwar teilweise verhalten, aber nicken doch ihn eigentlich ab. Da ergreift die Frau das Wort, stellt sich komplett gegen sie und schafft es damit den ganzen Artikel zu Fall zu bringen. Ich würde ja echt sagen, gibt es nicht. Aber leider habe ich genau so eine Szene bereits im Arbeitsalltag erlebt. Eine Runde mit lauter Männern und gerade mal drei Frauen (wovon ich eine war, aber nur als "Externe" mit dabei saß) und die eine Frau fängt an wirklich ohne Grund auf der anderen herum zu hacken. Furchtbar! :grmpf:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • Na ja, aber soooo sehr wie Frau Schwarzer ständig kritisiert wird, ist es auch nicht mehr nett. Ich bewundere diese Frau, dass sie immer noch den Mumm hat ständig Stellung zu beziehen. Sie wird ja regelrecht angefeindet.


    Sie bekommt aber sicherlich auch jede Menge Unterstützung und Zuspruch, nur wird das nicht so breitgetreten, weil es nicht medienwirksam ist.


    @ Tammy
    Danke für deine Rezi, die wirklich Lust macht, das Buch zu lesen. Unsere Bücherei hat es und ich werde es mir auf jeden Fall mal ausleihen. Ich fand Alice Schwarzer und ihr Thema schon immer interessant und auch wichtig.

  • Sie bekommt aber sicherlich auch jede Menge Unterstützung und Zuspruch, nur wird das nicht so breitgetreten, weil es nicht medienwirksam ist.


    Ja, aber alleine diese Tatsache die du da beschreibst, Doris, macht mich schon wieder wütend. Warum ist das Rumgehacke auf einer Frau medienwirksamer??? :grmpf: Ein Mann, der sich so explizit mit einem Thema auseinandersetzen und sich so behaupten würde wie Frau Schwarzer, würde dafür wohl mehr positive Aufmerksamkeit bekommen (außer vielleicht MRR :zwinker:). Aber eine Frau wird gleich abgewertet und als frigide Männerhasserin abgestempelt. Puh...


    @Holden
    Nein, und ich hatte auch nicht gemeint, dass du das behauptet hast. Du meintest aber, dass man eine Alice Schwarzer auch ruhig kritisieren solle. Ja, klar, aber es ist doch auch einfach mal in Ordnung, wenn jemand sie und ihre Einstellung einfach nur gut findet. Warum muss man denn bei ihr immer so kritisch sein? Das ist mir zu viel der Kritik an einer Person. Sonst sind viele Menschen ja auch sehr unkritisch - bei diesem Thema würde ich mir da auch mal mehr von wünschen. Und auch bei so einem brisanten Thema wie Vergewaltigung. Da gibt es ja auch genügend Frauen, die unkritisch und unreflektiert sagen und denken, dass die Frau ja auch selber schuld ist oder lügt. Ich fände es wunderbar, wenn genauso viele Menschen ganz unkritisch denken würden, dass Männer Machos sind und so was natürlich Frauen antun und die Frau nix dafür kann. Es gäbe ein gewisses Gegengewicht...


    Mein Mann ist übrigens der größere Feminist von uns beiden. Viele Gegebenheiten nehme ich häufig einfach so hin, da ich gesellschaftlich so geprägt wurde. Mein Mann sieht da viel häufiger Ungerechtigkeiten und unangemessenes Verhalten bei den Männern. Insbesondere da er ja eben viel auch nur unter Männern unterwegs ist und sagt, wie krass frauenfeindlich es doch oft in Männerkreisen so abgeht. Häufig natürlich unbewußt, aber auch durchaus gezielt. Und genauso regt er sich über die Frauen auf, die immer wieder die ihr zugeteilte Rolle einnehmen und sich nicht gegen die Strukturen wehren.

    Gruß suray


  • Ja, aber alleine diese Tatsache die du da beschreibst, Doris, macht mich schon wieder wütend. Warum ist das Rumgehacke auf einer Frau medienwirksamer??? :grmpf: Ein Mann, der sich so explizit mit einem Thema auseinandersetzen und sich so behaupten würde wie Frau Schwarzer, würde dafür wohl mehr positive Aufmerksamkeit bekommen (außer vielleicht MRR :zwinker:). Aber eine Frau wird gleich abgewertet und als frigide Männerhasserin abgestempelt. Puh...


    Manche Menschen befinden sich diesbezüglich eben auch jetzt noch in der Steinzeit. Eine Frau hat nicht zu meckern und schon gar nicht in aller Öffentlichkeit. Im Fall von Alice Schwarzer war es aber schon wieder gut, dass sie so viel negative Kommentare hervorgerufen hat, denn andernfalls wäre man bestimmt nicht in diesem Umfang auf sie aufmerksam geworden.

  • suray
    An Themen die mir wichtig sind gehe ich trotzdem mit dem Versuch heran nicht alles unreflektiert und unkritisch einfach gut zu finden. Und ich finde sehr wohl das auch eine Frau Schwarzer nicht unfehlbar in ihren Aussagen ist. Das heißt ja nicht das ich keine Schnittmenge mit ihr habe. Aber alles einfach kommentarlos gut zu finden finde ich dabei genauso bescheuert. Ich find ja auch andere Frauen nicht immer nur toll.


  • suray
    An Themen die mir wichtig sind gehe ich trotzdem mit dem Versuch heran nicht alles unreflektiert und unkritisch einfach gut zu finden. Und ich finde sehr wohl das auch eine Frau Schwarzer nicht unfehlbar in ihren Aussagen ist. Das heißt ja nicht das ich keine Schnittmenge mit ihr habe. Aber alles einfach kommentarlos gut zu finden finde ich dabei genauso bescheuert. Ich find ja auch andere Frauen nicht immer nur toll.


    Ja, da schließe ich mich dir auch voll und ganz an. Was ich gut finde, ist dass sie zumindest bei mir bewirkt hat, dass ich jetzt eben viele Dinge kritischer betrachte und nicht einfach als "gegeben" hinnehme. Es ist schon erschreckend, wenn man merkt, wie viel wir einfach so akzeptieren, da das ja so sein muss und uns gar keine Gedanken darüber machen. Ich hatte erst diese Woche ein eher erschreckendes Abendessen mit meinen Kollegen (die ich alle sehr mag und die wirklich nette Kerle sind), die erklärt haben, dass es ja schließlich dazu gehört, dass man(n) aber einer gewissen Führungsebene halt dann gemeinsam in den Puff geht. Bis vor Kurzem hätte ich darüber gar nicht länger nachgedacht, aber mittlerweile frage ich mich schon: Warum gehört das dazu? Warum sollte es dazu gehören? Und dann ist mir aufgefallen, dass wir einfach mit diesem Bild aufwachsen und eher wenige sich Gedanken darüber machen, dass es vielleicht nicht sein muss, dass Führungskräfte in den Puff gehen. Erstens impliziert das, dass nur Männer Führungskräfte sein können und zweitens finde ich es echt irgendwie abstoßend und frage mich echt, mit was für Bildern über Frauen und auch Männer wir so groß werden?! Ich habe bei diesem Essen gar nichts dazu gesagt. Ich habe das nur beobachtet und musste an das Thema Prostitution denken, dass ja auch ein Kernthema von Alice Schwarzer ist und ihr in vielen Dingen recht geben.


    Andererseits hat sie sich jetzt aber auch in einem für mich echt unpassenden Beitrag zu der Brust-OP von Angelina Jolie geäußert, dem ich gar nicht zustimmen kann und den ich nur daneben finde. Aber es ist gut, über Sachen nachzudenken und nicht einfach alles unreflektiert hinzunehmen und dazu trägt sie einen schönen Teil bei.


    Hoffe das driftet ihr jetzt nicht gerade zu sehr OT ab? :redface: Habe im Moment ein neues Herzblut-Thema gefunden! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • @Tammy
    :breitgrins:
    Geht mir damit ähnlich. Seit dem Bechdel Test letzten Monat in der Monatsrunde beschäftige ich mich wieder sehr stark damit und stelle auch selbst fest, das ich das viel zu lange hab brachliegen lassen. Und gerade momentan ist es ja auch wieder aktuell. Die Sexismusdebattte hat das ja wieder gezeigt.
    Gerade heute ist mir wieder aufgefallen welche Klischees auch Frauen über andere Frauen im Kopf haben und welches Bild sie dadurch vermitteln, wenn sie in einem Roman für Frauen darüber schreiben (Der Roman: Pinguinwetter von Britta Sabbag). Ich rege mich eigentlich die Ganze Zeit darüber auf um ehrlich zu sein.


  • Ich hatte erst diese Woche ein eher erschreckendes Abendessen mit meinen Kollegen (die ich alle sehr mag und die wirklich nette Kerle sind), die erklärt haben, dass es ja schließlich dazu gehört, dass man(n) aber einer gewissen Führungsebene halt dann gemeinsam in den Puff geht.


    :vogelzeigen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen