Jean-Claude Izzo - Die Sonne der Sterbenden

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    Originaltitel: Le soleil des mourants


    Schade, dass Izzo nur so wenige Bücher geschrieben hat und ich jetzt schon mit seinen Romanen durch bin. Spielte in seinen anderen Büchern Marseille die eigentliche Hauptrolle, so beschreibt er in „Die Sonne der Sterbenden“ den Niedergang eines Mannes.


    Als Titi, Ricos bester Freund unter den Pariser Clochards, in einer eisigen Winternacht stirbt, beschließt Rico, Paris zu verlassen und nach Marseille zurückzukehren, wo er einst seine große Liebe zurückließ. Als Leser erfährt man zunächst, wie Titis letzte Stunden verliefen, begleitet dann Rico, trifft mit ihm gemeinsam andere chancenlose Außenseiter der Gesellschaft und erfährt in Rückblicken wie er auf der Straße landete, und betrachtet zum Schluss Rico in Marseille durch die Augen eines jungen nordafrikanischen Flüchtlings.


    Ricos Schicksal war nicht unausweichlich, zu Beginn hatte er alle Chancen, die das Leben einem bieten kann. Man sieht so einige Punkte, an denen Rico anders hätte handeln müssen, dann wäre er nicht auf der Straße gelandet, aber andererseits waren es keine großen und zudem meist vollkommen verständliche „Fehler“, die er begangen hat. Und so stellt man als Leser plötzlich fest, wie schnell man aus einem normalen Leben innerhalb der Gesellschaft abstürzen kann und wie schwierig bis unmöglich es ist, dann den Weg zurück zu finden.


    Izzo malt ein eindringliches Bild der der Verlierer unserer Gesellschaft, jeder ihrer Hoffnungsschimmer wird direkt wieder zerstört, Freunde gibt es nicht, man kann niemandem vertrauen, da erscheint es sicherer, sich direkt den Geist mit Alkohol zu betäuben und das Leben dadurch angenehmer wirken zu lassen. Am Ende bleibt unter der Sonne von Marseille nur ein verzweifelter Rest von Hoffnung, dass es doch mehr oder etwas anderes geben muss, den man als Leser traurigerweise kaum zu teilen vermag. Nur die unter der deprimierenden Grundhaltung hervorblitzenden Momente von Verständnis und Mitgefühl (kein Mitleid, das will niemand) und dem Angebot einer Freundschaft machen das Buch erträglich.


    Ein stimmungsvolles Buch, indem nur eine kalte Wintersonne scheint, die niemanden wärmt.


    4ratten

  • Mir sind Izzos Bücher ja irgendwie zuuuu düster ... aber Deine Rezi ist klasse :daumen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir gefällt Deine Rezi auch. Sie macht mich neugierig und ich habe gerade entdeckt, dass sich das Buch auf meinem SUB befindet. :klatschen:


  • Mir sind Izzos Bücher ja irgendwie zuuuu düster


    Na ja, es gibt halt wirklich immer nur sehr kleine Momente des Glücks bei ihm - wenn die Sonne über den Hafen scheint oder der Pastis schmeckt - mir reicht das.


    Und danke für die Lobs :redface:, dabei war ich selber nicht ganz glücklich damit, ich kriegte Izzos Stimmung einfach nicht völlig richtig wiedergegeben, schön wenn ich trotzdem locken konnte. :zwinker: