Johann David Wyss - The Swiss Family Robinson / Die schweizer Familie Robinson

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    Irgendwann gegen Ende des 18. Jahrhunderts strandet ein Segelschiff auf dem Weg nach Australien auf einer einsamen Insel im Indischen Ozean. Die einzigen Überlebenden sind ein Pfarrer mit seiner Frau und vier Söhnen im Alter von etwa 7 bis 15 Jahren, zwei Doggen sowie eine kleine Anzahl von Nutztieren. Nach und nach schaffen die Schiffbrüchigen alles Nützliche vom Wrack auf die Insel und richten sich dort so gut wie möglich ein. Sie lernen, alles für sich zu nutzen, was ihnen die Natur bietet und richten sich mehrere Unterkünfte ein. Einheimische Tiere und Pflanzen sichern ihnen das Überleben. Die Familie passt sich der Umgebung so perfekt an, dass es fast wie das Paradies anmutet. Als schließlich nach vielen Jahren die Rettung in Form eines englischen Segelschiffes naht, stellt sich ihnen die Frage, ob die Rückkehr in die Zivilisation überhaupt erstrebenswert ist.


    Ursprünglich wurde das Buch von 1794 bis 1798 von dem Pfarrer Johann David Wyss als Geschichte für seine Kinder verfasst. Einer der Söhne hat das Manuskript später aufbereitet und 1812 und 1827 in zwei Bänden veröffentlicht. Der komplette Titel deutet schon darauf hin, dass es sich um eine lehrreiche Erzählung handelt: Der Schweizerische Robinson oder der schiffbrüchige Schweizer-Prediger und seine Familie. Ein lehrreiches Buch für Kinder und Kinder-Freunde zu Stadt und Land.


    In Anlehnung an „Robinson Crusoe“ mag das Buch vor 200 Jahren beliebt gewesen sein. Auch im letzten Jahrhundert war es international noch gefragt und wurde sogar verfilmt, doch aus heutiger Sicht ist es eine Zumutung. Wenn man alles Geschriebene für bare Münze nimmt, muss man den Eindruck bekommen, es wäre ein Leichtes, auf einer einsamen Insel zu überleben. Der Vater ist der reinste Übermensch. Keine Gefahr, die er nicht bewältigt, kein Problem, das er nicht lösen kann. Obwohl er Pfarrer ist, kennt er sich in zahlreichen Handwerksberufen sehr gut aus, baut Häuser, erfindet Maschinen, kennt jedes Tier und jede Pflanze und ihren Nutzen für die Familie. Für jede Gelegenheit hat er einen frommen Spruch bereit und mahnt seine Kinder zur Nächstenliebe, Höflichkeit und Gehorsamkeit. Gleichzeitig dürfen die Jungen aber fröhlich mit Waffen in der Gegend herumschießen und nach Belieben einheimische Tiere völlig ohne Not niedermetzeln. Wilde Tiere, die nützlich sein könnten, werden innerhalb von wenigen Tagen gezähmt, notfalls mit roher Gewalt. Sobald irgendein Instrument oder Gegenstand von Nöten ist, wurde er früher schon aus den unerschöpflichen Vorratskammern des Schiffs gerettet und wird nun hervorgezaubert.


    Die Insel selbst ist auch bemerkenswert. Auf ihr leben Tiere, die normalerweise auf völlig unterschiedlichen Kontinenten vorkommen. Außerdem gibt es sämtliche Nutzpflanzen, die man sich nur vorstellen kann, angefangen von Gemüse über Getreide bis hin zu Kerzenwachs- und Kautschukbäumen. Die klimatischen Verhältnisse erlauben es, alle mitgebrachten Pflanzen anzubauen, die aus den schweizerischen Breitengraden mitgebracht wurden. Das einzig Negative ist die Regenzeit.


    Die Mutter ist natürlich die Weiblichkeit in Person. Eigentlich tritt sie gar nicht in Erscheinung, weil sie nur mit Kochen, Backen, Gärtnern, Nähen und anderen haushälterischen Tätigkeiten beschäftigt ist. Krank wird all die Jahre niemand, darum muss sie sich immerhin nicht kümmern.

    Inhaltlich geht es – abgesehen von einer Begebenheit - ausschließlich um das tägliche Leben mit Nahrungserwerb, Häuserbau und Jagd. Von zwischenmenschlichen Beziehungen ist keine Rede. Die Familie lebt über zehn Jahre auf der Insel, doch es gibt kein Heimweh oder Krisen, keine sichtbare Entwicklung bei den Kindern, schon gar keine Gedanken an Flucht.


    Fazit: Bitte lest dieses Buch nicht. Gebt es schon gar nicht euren Kindern! Es ist nichts anderes als die selbstverherrlichende Darstellung eines Patriarchen.


    1ratten


    Die Originalsprache war übrigens Deutsch. Dass ich es auf Englisch gelesen habe, liegt daran, dass ich die englische Ausgabe auf irgendeinem Flohmarkt oder Wühltisch gefunden habe. Ach ja, und die Rezi zu schreiben, hat unendlich mehr Spaß gemacht als dieses unsägliche Buch zu lesen.


  • Die Originalsprache war übrigens Deutsch. Dass ich es auf Englisch gelesen habe, liegt daran, dass ich die englische Ausgabe auf irgendeinem Flohmarkt oder Wühltisch gefunden habe. Ach ja, und die Rezi zu schreiben, hat unendlich mehr Spaß gemacht als dieses unsägliche Buch zu lesen.


    :breitgrins:


    So'n schöner Verriss kann richtig guttun, gell?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, vor allem, nachdem ich mich so herumgequält habe mit dem Lesen. Wenn es kein SLW-Buch gewesen wäre...
    Ein bisschen Genugtuung muss da schon sein. Außerdem schreiben sich Verrisse viel schneller als Lobeshymnen. :smile:

  • Meine Güte, das ist ja noch schlimmer als das Buch. Nur mit dem Unterschied, dass auch noch Menschen hingemetzelt werden, die in der Romanvorlage gar nicht vorkommen. Den Film bzw. die Serien kenne ich nicht.

  • Oh ja, die Serie kannte ich auch. Wir hatten sie sogar als Hörspiel. War die wirklich so blutig :gruebel:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.