Allgemeine Diskussionen zum Thema Tiere essen & allgemeine Fragen zum Buch

Es gibt 66 Antworten in diesem Thema, welches 11.745 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Ich glaube, das Problem ist, dass man nicht ganz eindeutig die "Idee" dahinter sieht, was bei gängigen Ideologien wie den -ismen eben klarer wird.


    Das ist genau mein Punkt.


    Wenn sich jemand "als Krone der Schöpfung" sieht, könnte man ihm "Hedonismus" vorhalten und es verwundert dann auch nicht, dass er aus diesen Motiven heraus Fleisch isst. Aber Karnismus als alleinige Idee geht irgendwie nicht in meinen Kopf.


    Gruß, Thomas


  • Wenn sich jemand "als Krone der Schöpfung" sieht, könnte man ihm "Hedonismus" vorhalten und es verwundert dann auch nicht, dass er aus diesen Motiven heraus Fleisch isst. Aber Karnismus als alleinige Idee geht irgendwie nicht in meinen Kopf.


    Offensichtlich :zwinker:. Aber von der Krone abgesehen - was ist mit den anderen Punkten? Wo sind diese einzuordnen?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich frage mich, warum braucht Joy den ideologischen Überbau "Karnismus" überhaupt. Sie könnte doch einfach schreiben, dass Fleischerzeugung vielfach unter Bedingungen stattfindet, die mit Tierschutz, gesunder Ernährung, Umweltschutz nichts zu tun haben. Und das jeder Fleischkäufer diese Kette zumindest nicht unterbricht, wenn nicht gar fördert. Und dann Maßnahmen daraus ableitet.


    Verzichtet sie darauf, weil all das schon in Programmen von Tierschützervereinigungen und grünen Parteien steht und sich damit zu wenig Aufmerksamkeit erzielen ließe? Braucht sie den Begriff nur, um sich neu zu positionieren?


    Zudem: Der Titel des Buches ist aus Marketingsicht äußerst gelungen. Es wird eine interessante neutral klingende Frage gestellt. Das macht neugierig. Ganz anders als ein Titel "Das Fleischhasser Buch" oder "Warum wir kein Fleisch essen sollten" - so was appelliert ja an das Über-Ich (die Eltern!) und wird vom Fleischesser ohnehin gleich abgelehnt.


    Gruß, Thomas


  • Ich frage mich, warum braucht Joy den ideologischen Überbau "Karnismus" überhaupt.


    Weil sie in aus der Unsichbarkeit holen möchte. Und weil die Gegenseite, der Veganismus, ebenfalls als Ideologie bezeichnet wird (aber in dem Fall eine, die nicht auf Gewalt basiert). Meine Güte, das steht alles in dem Buch. Wenn es Dich so sehr interessiert, warum sie was schreibt, dann bitte: Schau, dass Du es irgendwie beschaffen kannst.


    Sie könnte doch einfach schreiben, dass Fleischerzeugung vielfach unter Bedingungen stattfindet, die mit Tierschutz, gesunder Ernährung, Umweltschutz nichts zu tun haben. Und das jeder Fleischkäufer diese Kette zumindest nicht unterbricht, wenn nicht gar fördert. Und dann Maßnahmen daraus ableitet.


    Sie könnte auch einfach einen Krimi schreiben oder einen Horrorroman. Sie hat sich aber für dieses Thema entschieden.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich frage mich, warum braucht Joy den ideologischen Überbau "Karnismus" überhaupt. Sie könnte doch einfach schreiben, dass Fleischerzeugung vielfach unter Bedingungen stattfindet, die mit Tierschutz, gesunder Ernährung, Umweltschutz nichts zu tun haben. Und das jeder Fleischkäufer diese Kette zumindest nicht unterbricht, wenn nicht gar fördert. Und dann Maßnahmen daraus ableitet.


    So könnte man aber nicht erklären, warum wir manche Tiere essen und andere nicht, worum es ja auch geht. Da braucht man wohl einen anthropologischen oder eben den von ihr gewählten kulturwissenschaftlichen Ansatz. Das Buch beschreibt meiner Meinung nach eher das "Warum?" statt das "Wie?", weshalb es für mich z. B. auch interessant ist, obwohl ich nicht vorhabe, Veganerin zu werden und auch nicht wirklich "tierlieb" bin.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Offensichtlich :zwinker:. Aber von der Krone abgesehen - was ist mit den anderen Punkten? Wo sind diese einzuordnen?


    Deine Frage ist vollkommen berechtigt. Ich habe noch keine abschließenden Antworten darauf.


    Insbesondere auf den Punkt:
    Man isst keine Hunde, Katzen, vom Aussterben bedrohte Arten, Insekten


    Genau diese Frage will Joy in ihrem Buch beantworten.


    Meine vorläufige Antwort wäre: Man hat in der Kindheit gewisse Ekelmuster verinnerlicht. Und Verhaltensweisen. Die Fliege darf getötet werden, der in der Wohnung verirrte Schmetterling wird hingegen eingefangen und wieder freigelassen. Zudem bedienen bestimmte Tiere unseren Beschützerinstinkt. Eine Katze spricht uns mehr an als ein Schwein oder eine Kuh (zumal eine Katze eben auch von einem Kind zu handeln ist, ganz im Gegensatz zu einer Kuh). Dann kommt hinzu: Fleischfarbe rosa gilt als lecker, daher wird dann als Erwachsener auch Hummer gegessen, bei Insekten gibt es diese Farbe jedoch nicht. Also eine Form der Konditionierung, oder wie nennt man das?


    Gruß, Thomas


  • Meine vorläufige Antwort wäre: Man hat in der Kindheit gewisse Ekelmuster verinnerlicht. Und Verhaltensweisen. Die Fliege darf getötet werden, der in der Wohnung verirrte Schmetterling wird hingegen eingefangen und wieder freigelassen. Zudem bedienen bestimmte Tiere unseren Beschützerinstinkt. Eine Katze spricht uns mehr an als ein Schwein oder eine Kuh (zumal eine Katze eben auch von einem Kind zu handeln ist, ganz im Gegensatz zu einer Kuh). Dann kommt hinzu: Fleischfarbe rosa gilt als lecker, daher wird dann als Erwachsener auch Hummer gegessen, bei Insekten gibt es diese Farbe jedoch nicht. Also eine Form der Konditionierung, oder wie nennt man das?


    Und da diese (arbiträren)* Verhaltensweisen von Eltern, Erziehungsinstituten und Medien vermittelt werden, die Althusser und Marx als ideologische Staatsapparate ansehen, hättest du somit eine Ideologie des Essens. :breitgrins: Eine logische Begründung gibt es aber nicht, weshalb die meisten Diskussionen mit "Das war halt schon immer so" enden.



    [size=6pt]* "arbiträr" aus Sicht eines Kulturwissenschaftlers. Ein Biologe würde vielleicht mit Instinkten und Warnfarben argumentieren, nur leider habe ich davon persönlich keine Ahnung. Ich habe als Kind zumindest fröhlich im Dreck gesessen und Würmer gegessen bis meine Eltern sie mir entsetzt entrissen haben. :redface:[/size]

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Und da diese (arbiträren)* Verhaltensweisen von Eltern, Erziehungsinstituten und Medien vermittelt werden, die Althusser und Marx als ideologische Staatsapparate ansehen, hättest du somit eine Ideologie des Essens. :breitgrins: Eine logische Begründung gibt es aber nicht, weshalb die meisten Diskussionen mit "Das war halt schon immer so" enden.


    Und dem kann ich nichts mehr hinzufügen :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Auf arte gab es gestern einen Themenabend dazu. Auch eine Reportage über Karen Duve. In der online-Mediathek sicher erhältlich.


    Gruß, Thomas

  • Gerade auf youtube gesehen, es ist locker aufgezogen, aber viele von uns angesprochene Argumente werden dort aufgegriffen. An alle Fleischesser: nicht böse sein. :zwinker:


    Argumente der Fleischesser

  • Ich fand es doof. Mehr als eine Minute mochte ich mir nicht davon antun. Die Sprüche nerven mich schon einzeln und live, da muss ich nicht noch eine Zusammenfassung davon haben :breitgrins:

  • Ich hatte mit der Zeit auch genug. Der beste Spruch, den ich bisher erlebt habe, ist der, dass Menschen Fangzähne hätten. Darauf konnte ich keine Antwort geben, weil ich so lachen musste.

    //Grösser ist doof//

  • In einer der letzten Ausgaben von "Gehirn & Geist" ging es um das Thema Vegetarier, Veganer, Empathie und so weiter, zunächst in einem allgemeiner gehaltenen Artikel und dann auch in einem Interview mit Melanie Joy.


    Leider ist auf der Internetseite der Zeitschrift für Nicht-Abonnenten nur ein Teaser zu sehen. Ich habe das Heft allerdings noch, wenn jemand Interesse hat, bitte melden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch hat mich übrigens dazu angeregt, dass ich mich nach dem Umzug im Oktober versuchsweise ein paar Wochen vegan ernähren möchte. :zwinker:


  • Das Buch hat mich übrigens dazu angeregt, dass ich mich nach dem Umzug im Oktober versuchsweise ein paar Wochen vegan ernähren möchte. :zwinker:


    Wie schön! Wenn Du einen Coach brauchst, gib Bescheid :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Das Buch hat mich übrigens dazu angeregt, dass ich mich nach dem Umzug im Oktober versuchsweise ein paar Wochen vegan ernähren möchte. :zwinker:


    Das klingt toll! Berichtest du dann auch? :winken:

    //Grösser ist doof//

  • @Nimue:


    Das mache ich bestimmt. :breitgrins:


    Jari:


    Klar, ich werde davon berichten. :winken: