Nobelpreis 2013 für Alice Munro

Es gibt 36 Antworten in diesem Thema, welches 6.399 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.


  • Ja, nach Herta Müller 2009 und Doris Lessing 2007 ein schöner Trend, der sich gerne fortsetzen darf. Insgesamt sind seit Bestehen des Nobelpreises (ab 1901) erst 13 Frauen ausgezeichnet worden.


    Wobei man nun bitte nicht eine Frauenquote beim Literatur-Nobelpreis einführen sollte.


    Hinter dem Nobelpreis für Herta Müller mache ich nach wie vor ein ganz großes Fragezeichen. Aber gut. Alice Munro kannte ich bis jetzt nicht, werde ich mir aber ansehen.


    VG Helmut


  • Wobei man nun bitte nicht eine Frauenquote beim Literatur-Nobelpreis einführen sollte.


    Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, warum Alice Munro die Auszeichnung erhalten hat. Ich finde es aber generell gut, dass in den letzten gut 20 Jahren Jahren mehr Frauen bedacht wurden. Immerhin wurden seit da etwas mehr als die Hälfte der weiblichen Preisträger ausgezeichnet. Das weibliche Geschlecht weiß auch zu schreiben, und das nicht erst Anfang der 1990er Jahre. Nur wird das leider von den Männern gerne ignoriert. Im 18./19. Jahrhundert haben manche Frauen aus gutem Grund unter einem männlichen Pseudonym publiziert.

  • Die Ignoranz der männlichen Literaturwelt kann man vielleicht auch damit erklären, dass es zwar eine mehrhundertjährige Entwicklung der Emanzipation der Frauen gab, es aber gleichzeitig kaum eine Veränderung im Rollenmuster/ Rollendenken der Männer gegeben hat. Männer kriegen heute noch von Kindesbeinen den gleichen Käse eingetrichtert, wie vor fünfhundert Jahren. Aber das ist ein endloses Thema, dass ich nicht beginnen will. (Ist nur meine Meinung aus mehreren Jahren Beschäftigung mit Frauenliteratur)

  • Mit Alice Munro gibt es nun endlich ebensoviele weibliche wie deutschsprachige Preisträger. Nur mal angemerkt, um das Ausmaß der Ungleichverteilung deutlich zu machen.
    Und - wie es eine schwedische Kommentatorin ausdrückte - auch wenn der Frauenanteil in diesem Jahrtausend zugenommen hat, ist das doch nicht unbedingt Anlass, in Jubelschreie auszubrechen. Alice Munro ist die vierte Frau seit 2000, womit der Frauenanteil noch nicht einmal bei einem Drittel liegt. Von der Hälfte sind wir auch weiterhin weit, weit entfernt und ich gehe nicht davon aus, dass sich das zu meinen Lebzeiten noch ändert. :sauer:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat aus dem Artikel:

    Zitat

    Bret Easton Ellis calls Alice Munro 'overated.' When asked for a comment, Ms Munro said, "Who?"

    :lachen:

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich finde es ziemlich bezeichnend wie Bret Easton Ellis an einer Stelle argumentiert. Er bezeichnet sie als langweilig und als Hausfrau... das sagt für mich mal wieder alles. (Irgendwie spricht da doch echt raus das er im Grunde abkotzt *g* weil er den Preis wohl eher nie gewinnen wird. Aber jemand der nicht so reißerisch schreibt eben sehr wohl)

  • Manche erreichen eben mit kleinen Geschichten ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, ohne solche Bücher wie Bret Easton Ellis zu schreiben. Ich schätze, er wollte auch wieder mal ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.


    Und Alice Munros Statement ist genauso kurz und treffend wie ihre Geschichten :smile:. Mit diesem einen Wort hat sie alles gesagt.

  • Das allererste, was mir zu Ellis' Kommentar einfiel: der ist doch selber total überschätzt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Frauen und Weltliteratur - da weise ich gerne nochmal auf die hervorragenden Essays in "Leidenschaften - 99 Autorinnen der Weltliteratur" hin. Auch Alice Munro findet sich darin.


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    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Das habe ich gerade im Klassikerforum gelesen und finde, es ist auch hier eine Meldung wert: Derzeit gehen viele Literaturpreise an Frauen


    Deutscher Buchpreis an Terézia Mora
    Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Swetlana Alexiewitsch
    Booker-Preis an Eleanor Catton
    Planeta-Preis (Spanien) an Clara Sánchez
    Wilhelm-Raabe-Literaturpreis an Marion Poschmann


    :smile:




    Wobei man nun bitte nicht eine Frauenquote beim Literatur-Nobelpreis einführen sollte.


    Vielleicht nicht beim Nobelpreis, aber generell...? :breitgrins:

  • Bei den rein literarisch motivierten Literaturpreisen: wie will man eine Frauenquote da einführen? Wenn die Bücher von Frauen nicht so gut sind, dann kriegen sie eben halt keine Preise, vice versa bei den Männern. Ganz abseits von Literatur und so weiter: ja, auf jeden Fall sollten Frauen und Männer gleich stehen, wenn eine Frauenquote dabei helfen kann, warum nicht. Ohnehin muss immer noch darüber nachgedacht werden, warum Frauenberufe durchaus beschissener bezahlt werden, als Männerberufe. Oder warum die Jahre der Kindererziehung den Müttern später auf die Füße fallen. Oder oder oder. Das ist ein unendliches, und vor allem politisches Thema. Und davon lass ich lieber die Finger.

  • holger, mein Kommentar von oben war ironisch gemeint. Ich fand es schon beim ersten Lesen kurios, dass helmutp solche Befürchtungen hegt. Wobei ich es fast nachvollziehen kann, da er ja selbst Autor ist.


    Was die Frauenquote anbelangt, so finde ich es auch sinnvoll, darüber nachzudenken, wenn es in der Berufswelt um Gerechtigkeit geht. Bei Literaturpreisen ist das anders. Hier sollten die Preise verliehen werden, um eine gute Leistung zu würdigen, und nicht um Frauen gleichzustellen. Ich weiß nicht, ob frau sich wirklich voll und ganz über eine Auszeichnung freut, wenn sie weiß, dass sie in erster Linie die Quotenfrau darstellt und ihr Werk nur an zweiter Stelle steht. Beim Nobelpreis habe ich noch nicht mitbekommen, dass man einen Ausgleich schaffen möchte, daher freut es mich, wenn Frauen in den letzten Jahren endlich öfter ausgezeichnet werden.