Sapphire - Push

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.119 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

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    (Englische bzw. deutsche Ausgabe)



    Oh ja und ich habe den Film ganz unbewusst ausgesucht. Ich war also überhaupt nicht vorbereitet und dementsprechend schockiert. Der Film hat mich sehr aufgewühlt, die Schauspieler waren große Klasse (allem voran die Hauptdarstellerin).


    Es hat sich schon auf meine Wunschliste geschlichen, obwohl ich glaube, dass mich das Buch sicherlich noch nachdenklicher stimmt als der Film. Ist es denn in der Ich-Perspektive geschrieben?



    Ja, und da die Hauptfigur Precious selbst schreibt bzw. eigentlich erzählt, ist es ziemlich umgangssprachlich formuliert und erscheint daher sehr authentisch. Ein anderes Englisch, als ich es jemals gelesen habe, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.


    Mich beschäftigt es auch ständig. Inzwischen (ca. 50 Seiten vor dem Ende) geht es schon zivilisiert zu, aber die Erinnerungen von Precious, die immer wieder einfließen, sind heftig.


  • Ja, und da die Hauptfigur Precious selbst schreibt bzw. eigentlich erzählt, ist es ziemlich umgangssprachlich formuliert und erscheint daher sehr authentisch. Ein anderes Englisch, als ich es jemals gelesen habe, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.


    Das ist hart mit der Ich-Perspektive. Wenn ich da an so einige Szenen zurückdenke.
    Ist in dem Film übrigens genau so gehalten mit der Umgangssprache und dem "Slang" sag ich mal.


    Ich habe mir das Buch jetzt bestellt, die Neugier nagt an mir. Mal sehen ob ich mit dem Englisch zurechtkomme.


  • Ich habe mir das Buch jetzt bestellt, die Neugier nagt an mir. Mal sehen ob ich mit dem Englisch zurechtkomme.


    Ich fand es einfach zu lesen, wenn auch ungewöhnlich. So bedeutet z. B. nuffin' = nothing, ax = ask, muver = mother. Mit den Verben hat sie es auch nicht so. Aber es lässt sich alles aus dem Kontext erschließen.


    Mit dem Buch bin ich fertig, daher habe ich heute den Film angefangen. Mehr als zehn Minuten waren mir nicht vergönnt, aber es reichte um festzustellen, dass man sich in vielen Einzelheiten an die Romanvorlage gehalten hat.

  • Mit 16 wird Precious zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren von ihrem Vater schwanger. Sie ist stark übergewichtig, Analphabetin und wird auch von ihrer Mutter missbraucht. Nachdem in der Schule bekannt wird, dass sie schwanger ist, wird sie vom Unterricht suspendiert. Doch ihre Lehrerin weist sie auf eine alternative Schule hin, die sich um Schüler wie sie kümmert. Precious nutzt die Gelegenheit und landet in einer kleinen Klasse mit jungen Leuten, die aus einem ähnlich gewaltgeprägten und sozial schwachen Umfeld kommen. Mit der Hilfe ihrer Lehrerin Blue Rain versucht sie, den schwierigen Weg anzugehen, einen Schulabschluss zu erreichen, um überhaupt Chancen auf einen regelmäßigen Arbeitsplatz zu haben und ihr Leben mit ihren Kindern alleine zu meistern.


    Einmal angefangen ist es schwer, das Buch zur Seite zu legen. Unglaublich, was Precious in ihrem jungen Leben schon alles passiert ist. Sie erzählt in ihren eigenen Worten, und durch ihre slangbedingt reduzierte Sprache klingt es manchmal fast etwas zu abgeklärt und distanziert. Von ihrer Mutter wird sie fast wie eine Hausangestellte behandelt, wobei das noch das geringste Übel ist angesichts der schlimmen verbalen und tätlichen Misshandlungen, denen sie täglich ausgesetzt ist. Doch so passiv Precious manchmal erscheint, sie setzt ihren Willen durch und versucht, wenigstens die elementarsten Dinge wie Lesen und Schreiben zu lernen, was für sie einen Anfang bedeutet auf dem Weg in die Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Sie hat eine Lehrerin, die an sie glaubt, und einen Sohn, mit dem sie ein besseres Leben führen möchte, und das hält die kleine Flamme in ihrem Inneren am Lodern. Es ist bewundernswert, dass sie unter diesen Umständen nicht den Mut verliert. Kaum zu glauben, dass es solche Verhältnisse in Familien wirklich gibt.


    Aber nicht nur die Erlebnisse von Precious machen nachdenklich, sondern auch das fragwürdige System der staatlichen Unterstützung, die Precious angeboten wird. Da bekommt eine Sechzehnjährige das zweite Kind vom eigenen Vater – was auch bekannt ist - ihre Mutter ist arbeitslos und lebt von Sozialleistungen, die eigentlich Precious zustehen, und mehr als ein Besuch der betreuenden Sozialarbeiterin alle paar Wochen findet nicht statt. Aus der Schule wird sie wegen ihrer Schwangerschaft verwiesen, obwohl sie als gute Matheschülerin gilt. Sie reagiert abweisend, aber keiner macht sich Gedanken über die Ursachen. Und als sie sich selbst um ihre schulische Bildung kümmert und auch Erfolge aufweist, will die betreuende Behörde sie lieber arbeiten lassen. Wahrscheinlich, damit sie dem System nicht weiter auf der Tasche liegt. Niemand macht sich die Mühe, ihr echte Hilfe anzubieten. Ist das im System nicht vorgesehen? Ich konnte zwar nichts finden, das darauf hinweist, dass die Geschichte authentisch ist, aber es ist gut vorstellbar, dass solche Gepflogenheiten realistisch sind, weil Menschen aus sozial schwachen Schichten keine Lobby haben.


    Um die Geschichte richtig authentisch zu machen, lässt Sapphire Precious in ausgeprägtem Slang sprechen. Das ist anfangs etwas befremdend, doch man gewöhnt sich schnell daran. Auch wenn Precious durch ihre Art auf ihre Mitmenschen unnahbar wirkt, merkt man als LeserIn sehr schnell, dass eine verletzliche Jugendliche hinter der Fassade steckt, die Sehnsüchte und Wünsche hat, allem voran dem nach einer intakten Familie und einer soliden Ausbildung.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Danke für die eindrucksvolle Rezi!



    Aus der Schule wird sie wegen ihrer Schwangerschaft verwiesen, obwohl sie als gute Matheschülerin gilt.


    Davon alleine schwillt mir schon der Kamm! :grmpf: Wer als Teenie schwanger wird, soll sich was schämen und kriegt das Recht auf Bildung abgesprochen?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wahrscheinlich war auch ein Grund, dass sie sich nicht sehr kooperativ zeigte in dem Sinn, dass sie mit den Lehrern geredet hätte. Oder sie hat ihre Bücher nicht aufgeschlagen, was dann als Weigerung, am Unterricht teilzunehmen, betrachtet wurde. Es lag allerdings daran, dass sie einfach nicht lesen konnte und das niemandem gestanden hat. Aber wie auch immer, ich finde auch, dass schon mehr dazu gehört, z. B. andauernde Gewalt gegen andere Schüler, um jemanden von der Schule zu werfen. Für die Rektorin war das der einfachste Weg.


    Gestern habe ich den Film fertig gesehen und festgestellt, dass einige Szenen aus dem Buch kinogerecht ordentlich aufgemotzt wurden. Bei manchen Aktionen kann ich mich nicht erinnern, dass sie im Buch überhaupt standen. Davon abgesehen ist der Film aber gut. Precious' Mutter kommt dabei viel deutlicher auch als Opfer ihres Mannes heraus. Die ganze Familie ist nicht zu beneiden. Aber wie Precious ihr Leben meistert, gefällt mir.