Lena Gorelik - Die Listensammlerin

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  • Hier kommt unser Leserundenthread zur Listensammlerin:


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    Die Inhaltsangabe spare ich mir mal an dieser Stelle.


    Teilnehmer


    Valentine
    Tina
    Kirsten
    kaluma
    Enid
    dubh (?)
    stefanie_j_h (?)


    Aufgrund der Kürze des Buches sollte uns ein Thread reichen; es wäre aber natürlich super, wenn die Schnellleserinnen an Spoilermarkierungen denken :smile:


    Ich wünsch' uns viel Spaß!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis einschließlich Kapitel 3
    Prolog:
    Ich durfte den geheimnisvollen Onkel Grischa kennenlernen, der offensichtlich alle um den Finger wickeln konnte. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein charmanter Träumer, der alles leicht nimmt. Aber ich glaube, dass mehr hinter dem steckt, als das was Sofia erzählt.


    Kapitel 1:
    Anders sieht es mit dem Verhältnis zu ihrer Großmutter aus. Sie lebt in einem Pflegeheim und erkennt niemand mehr. Sofia besucht sie ab und zu, aber mehr aus Pflichtbewußtsein als aus Liebe. Sie vermisst die Frau, die die Großmutter einmal war und kann mit dieser leeren Hülle nur wenig anfangen. Interessant fand ich den Vergleich zwischen Krippekindern und alten Menschen. Ganz so unrecht hat die Autorin da nicht. Die Idee, in einem Pflegeheim für Demenzkranke eine Bushaltestelle aufzustellen, fand ich anfangs seltsam. Nach einigen Nachdenken gefällt mir die Idee.


    Worüber ich mich allerdings wundere, ist das Fehlen der Mutter. Von ihr erzählt Sofia so gut wie nichts.


    Kapitel 2:
    Ich kann Sofias Frust so gut verstehen! Figurprobleme nach der Geburt und nur noch von Mama-Dingen umgeben zu sein ist etwas, was man in der Schwangerschaft nicht erzählt bekommt. Das sind die kleinen Dinge des Alltags, mit denen man einfach zurecht kommen muss... aber diese Erkenntnis hilft nicht viel.


    Die Liste mit den Sätzen, die zu Sofias Standard gehören seit sie Mutter ist, kommt mir bekannt vor. Ich frage mich, ob ich sie immer noch so oft verwende.


    Kapitel 3:
    Zurück zu Grischa. Das Leben in der UdSSR war nicht einfach. Schön, dass er sich seine Träume bewahrt hat. Ob er den Fotoapparat wohl noch bekommt? Ich bekomme aber auch den Eindruck als ob es ihm schwer fällt, Ratschläge anzunehmen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo,


    ich habe bisher nur den Prolog und einen Teil des 1. Kapitels gelesen, da ich ja noch mit dem Fakir unterwegs bin. Wollte mich aber trotzdem schon mal kurz melden. :winken:


    Dieser Onkel Grischa aus dem Prolog wirkt auf mich zunächst höchst unsympathisch. Er scheint mir ein Hallodri zu sein, der sich um nichts kümmert und andere Leute ständig ausnutzt und in Schwierigkeiten bringt. Solche Leute mag ich gar nicht. Aber ich denke auch, dass da vielleicht noch etwas anderes dagintersteckt, dass er später noch eine Rolle zu spielen hat und ich mag eigentlich auch gar nicht gleich anfangs so schlecht von einem Protagonisten denken.



    Die Idee, in einem Pflegeheim für Demenzkranke eine Bushaltestelle aufzustellen, fand ich anfangs seltsam. Nach einigen Nachdenken gefällt mir die Idee.


    Ich bin zwar noch nicht ganz soweit im Kapitel, aber habe vor längerer Zeit mal darüber gelesen, dass man so etwas macht. Die Demenzkranken, die manchmal denken, sie müssten irgendwohin, laufen dann nicht davon und verirren sich und müssen gesucht werden, sondern landen sozusagen automatisch an der Bushaltestelle, da man ja oft den Bus benutzt, um irgendwo hinzukommen und daran erinnern sie sich dann gerade noch. Interessant, dass dies hier nun vorkommt. Ich finde das eigentlich nicht schlecht.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Dieser Onkel Grischa aus dem Prolog wirkt auf mich zunächst höchst unsympathisch. Er scheint mir ein Hallodri zu sein, der sich um nichts kümmert und andere Leute ständig ausnutzt und in Schwierigkeiten bringt. Solche Leute mag ich gar nicht.


    So unterschiedlich können also Meinungen sein :zwinker: Ich bin sehr gespannt, wie Onkel Grischa sich noch entwickelt. Bei ihm erwarte ich Überraschungen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • bis einschließlich Kapitel 6
    Kapitel 4:
    Hier sagt Sofia, warum ihr die Listen so wichtig sind "Die Listen geben mir Kraft und Ruhe". Ich kann sie verstehen. Manchmal braucht man einfach etwas, um Ordnung in zu bekommen. Aber es erinnert mich auch wieder an die Bushaltestelle ihrer Oma.


    ich finde es schade, dass ihre Mutter so schlecht mit den Listen umgehen konnte. Dass sie ihre Tochter aus heiterem Himmel zu einem Psychologen geschickt hat, finde ich schon arg. Ganz am Anfang hat sie Sofia noch bei den Listen unterstützt. Auch wenn sie den Drang, Listen zu schreiben, nicht verstehen kann hätte sie doch vorher mit ihrer Tochter sprechen müssen!


    Kapitel 5:
    Ich gebe zu, dass ich Grischa gerne auf Pasternaks Beerdigung gesehen hätte. So, wie er krampfhaft versucht, älter zu wirken, hat er bestimmt ein sehr interessantes Bild abgegeben. Ich kann die besondere Stimmung gut nachvollziehen und auch seinen Wunsch, dass dieser Tag nie endet. Ob er wohl Ärger bekommt mit seinen Eltern?


    Kapitel 6:
    Sofia schreibt Listen, aber sie mag keine Sammler und hat auch kein Verständnis für sie. Für mich passt das nicht zusammen. Oder mag sie nur nicht, dass ihr Partner und ihre Mutter, die sich beide gegen ihren "Listenwahn" aussprechen, etwas Ähnliches machen? Das Verhältnis zu ihrer Mutter scheint nicht das beste zu sein. Ich habe glaube nicht, dass die beiden Frauen viel miteinander reden. Aber ich habe bis jetzt sowieso nicht den Eindruck gewonnen, als ob Sofia mit irgendjemand über die Dinge redet, die sie wirklich beschäftigen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich bin nun im 6. Kapitel und bisher gefällt mir das Buch sehr gut - vor allem die Teile über Sofia.


    Onkel Grischa fand ich Prolog auch seltsam, immer muss er im Vordergrund stehen, immer muss er der Clown sein,... mir war er nicht sympathisch.
    In den weiteren Teilen über ihn ändert sich dieser Eindruck zum Glück etwas. Er scheint sich ja doch mehr Gedanken zu machen, als man zu Beginn meint und will nicht nur aus Prinzip anecken.
    Jetzt ist er gerade auf dem Weg zur Beerdigung Pasternaks, ich bin gespannt, was noch passiert.


    Sofia erscheint mir sehr zurückhaltend, sie macht sich sehr viele Gedanken über alles, beschreibt immer sehr genau - nicht nur, wenn es um ihre Listen geht -, will sich aber wohl nicht wirklich ihrer Umwelt mitteilen. Die Historie ihres Listenführens fand ich sehr interessant und die Aufzählung verschiedener Listentitel, als sie beim Therapeuten war, war lustig. Aber warum ihre Mutter sie gleich zum Therapeuten geschleppt hat, ohne überhaupt mal zu versuchen, mit ihrer Tochter darüber zu reden...?



    Die Liste mit den Sätzen, die zu Sofias Standard gehören seit sie Mutter ist, kommt mir bekannt vor. Ich frage mich, ob ich sie immer noch so oft verwende.


    Ja, das ging mir ähnlich. Auch als sie im vierten Kapitel "Alles wird gut!" auf eine Liste schrieb... das sage ich auch gerne, um meine Tochter zu beruhigen.

  • Ich stecke gerade im 5. Kapitel, als Grischa zur Beerdigung Pasternaks unterwegs ist.
    (Peredelkino kommt ja übrigens, wenn ich mich recht entsinne, auch in Bulgakows Der Meister und Margarita vor, also habe ich gleich eine Vorstellung von dem Örtchen vor meinem inneren Auge. :breitgrins:)


    Mittlerweile habe ich mich eingelesen, empfinde aber einiges anders als ihr.
    Anfangs brauchte ich eine Zeit, um mich an den etwas umständlichen Stil zu gewöhnen, auch einige sprachliche Unkorrektheiten sind mir aufgefallen (z.B. das Aufstehen macht keinen Sinn, gegenüber des Rathauses).


    So langsam lernt man die beteiligten Personen kennen und findet sich durch die Verwandtschaftsbeziehungen durch. Die Autorin hält sich da absichtlich etwas bedeckt und hält den Leser manchmal etwas hin, denn die Personen werden nicht richtig vorgestellt. Der Leser darf selber grübeln, wer z.B. Flox oder Frank ist. Erst mehrere Kapitel bzw. Seiten später erfährt man beiläufig, dass Flox offenbar Sofias Ehemann ist und Frank ihr Stiefvater.


    Der schlechte Eindruck, den ich anfangs von Grischa hatte, hat sich etwas revidiert, nachdem man nun langsam mehr über ihn erfährt. Seine Kindheit in der Sowjetunion (diese Gemeinschaftswohnungen finde ich schon immer ganz furchtbar), und typisch die Sache mit dem gemalten Bild, das nicht den richtigen Standpunkt widerspiegelte. Wie gut ich so etwas aus meiner eigenen Kindheit kenne. :rollen:



    Worüber ich mich allerdings wundere, ist das Fehlen der Mutter. Von ihr erzählt Sofia so gut wie nichts.


    Doch, in den Erinnerungen an die Vergangenheit ist sie sehr präsent. Und in der Gegenwart wohnt sie vielleicht woanders oder ist bereits verstorben? Jedenfalls habe ich es nicht als ungewöhnlich empfunden, dass die erwachsene Sofia ihre Mutter nicht erwähnt.



    Kapitel 2:
    Ich kann Sofias Frust so gut verstehen! Figurprobleme nach der Geburt und nur noch von Mama-Dingen umgeben zu sein ist etwas, was man in der Schwangerschaft nicht erzählt bekommt.


    Das konnte ich aus meiner eigenen Erfahrung nun überhaupt nicht verstehen und nachvollziehen. Wenn das Kind zwei Jahre alt ist, haben die Figurprobleme schon lange nichts mehr mit der Geburt zu tun. Und dass man sich um ein Kind kümmern muss, kann man sich auch vorher ausmalen und ich kann nichts Schreckliches daran finden... Ihren Frust über die Alltagsprobleme halte ich also für extrem übertrieben, ich hätte erwartet, dass Annas Herzprobleme viel mehr im Vordergrund stehen, was das Sorgenmachen betrifft. Vielleicht kommt das noch?
    Ob die Autorin wohl Kinder hat?



    Die Liste mit den Sätzen, die zu Sofias Standard gehören seit sie Mutter ist, kommt mir bekannt vor. Ich frage mich, ob ich sie immer noch so oft verwende.


    Mir nicht. "Alles wird gut" habe ich zum Beispiel niemals gesagt.


    Ansonsten finde ich die Listen klasse. Dass Sofia von ihrer Mutter deswegen gleich zum Psychologen geschleift wird, ist allerdings ein harter Brocken. Die Listenschreiberei ist doch harmlos, es sei denn, Anastasia hat diesbezüglich irgendeine negative Erfahrung (mit ihrer eigenen Mutter?) gemacht. Und dass sie den Psychologenbesuch nie wieder erwähnt, ist auch merkwürdig. Es heißt ja, sie redet nicht viel. Bestimmt gibt es viel Unausgesprochenes in der Familie.

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    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Mir nicht. "Alles wird gut" habe ich zum Beispiel niemals gesagt.


    :breitgrins: Ich sage das tatsächlich immer, wenn meine Tochter sich weh getan hat und weinend zu mir kommt.


    Ich habe das Buch gestern übrigens fertig gelesen und muss mal gucken, ob ich meine Notizen jetzt in Spoilern unterbringe oder so nach und nach was dazu schreibe.


  • Frust über die Alltagsprobleme halte ich also für extrem übertrieben, ich hätte erwartet, dass Annas Herzprobleme viel mehr im Vordergrund stehen, was das Sorgenmachen betrifft. Vielleicht kommt das noch?


    Das Thema wird zwar nicht direkt angesprochen, aber es ist immer präsent. Ich kann verstehen, dass Sofia es zu verdrängen versucht.


    Ich habe mittlerweile bis Kapitel 9 gelesen:
    Mein erster Verdacht, wer die Listen geschrieben haben könnte, scheint sich zu bestätigen. Offensichtlich sind sich Mutter und Tochter doch ähnlicher, als Sofia das zugeben will. Auch ihre Mutter schreibt Listen. Allerdings stehen auf ihren Listen mehr Dinge, die sie erledigen will oder muss. Bei Sofia dagegen scheinen die Listen mehr eine Verdrängungsreaktion zu sein. Dass sie am Strand eine Liste schreibt, während alle anderen ihre verschwundene Tochter suchen, hat die Leute um sie herum bestimmt sehr gewundert. Zum Glück kann Flox sie verstehen.

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  • Ich bin jetzt auch bei Kapitel 9 angelangt und wundere mich gerade, dass Sofia sich wundert, wieso ein Optikerladen mit Bällen dekoriert ist. Der Zusammenhang von Brillen und Bällen ist doch naheliegend?


    So ähnliche Stellen, an denen ich Sofias (oder Lena Goreliks) Gedanken nicht ganz folgen kann, oder ganz anders denke, gibt es mehrere. (Aber das habe ich erwartet, nachdem ich die erste Rezi zum Buch gelesen hatte. Ich bin also selber schuld.) Auch an ihrem Deutsch hapert es manchmal ein bißchen.


    Anfangs schien es ja, als habe die Großmutter die Listen geschrieben, doch es scheint Grischa gewesen zu sein. Warum wird Grischa in der Familie totgeschwiegen? Sofia scheint bis zum Erwachsenenalter nichts von ihm gehört zu haben. Es heißt, dass nach Saschas Tod Anastasia mit Mutter und Tochter allein dastand und Frank sie mit nach Deutschland genommen hat. Dann müssen Andrej und Grischa zu dem Zeitpunkt vermutlich schon tot gewesen sein... Und dass Saschas Tod ein Autounfall war, glaube ich auch nicht. Bestimmt hängt das alles zusammen. Das Rätselraten hier gefällt mir nicht besonders. Es wird ein bißchen allzu geheimnisvoll getan.


    Aber im Großen und ganzen finde ich das Buch interessant und gut lesbar. Es gefällt mir, welche Details aus der Familiengeschichte und aus Sofias Leben erzählt werden und es gefällt mir auch die Art, auf welche dies alles erzählt wird.


    Was ich euch noch fragen wollte: am Anfang von Kapitel 5 gibt es eine Liste, was Grischa noch alles lesen will. Sagen euch diese Namen eigentlich etwas? Ich kann aufgrund meiner DDR-Vergangenheit mit fast allen etwas anfangen, wenngleich ich nicht alle diese Autoren gelesen habe. Auch der in Kap. 5 erwähnte Kornej Tschukowski mit seinem Tierdoktorbuch ist mir ein Begriff. Ich habe dieses Buch als Kind geliebt und es steht immer noch bei mir im Regal.


    Jetzt werde ich mich weiter bemühen, den Anschluss an euch zu finden.

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    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Jetzt werde ich mich weiter bemühen, den Anschluss an euch zu finden.


    Da mach' dir mal keine Sorgen. Ich habe hier gerade so viel um die Ohren, dass ich in den letzten Tagen nur wenig zum Lesen gekommen bin :winken:

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  • Ich fand das auch anfangs komisch, dass Sofia noch nie von ihrem Onkel Grischa gehört hat. Und über ihren Vater weiß sie ja auch nicht sehr viel und ihre Mutter und Frank helfen ihr nicht, diese Liste zu komplettieren, sondern erzählen immer nur dasselbe.
    Aber die Listen mag ich. Ich hätte gerne mal Sofias abgeheftete Listen gesehen und ein wenig darin gestöbert. Mir gefiel auch die Liste mit den fünfeinhalb Erinnerung (da wurde u.a. ja auch Grischa erwähnt, aber Sofia konnte den Namen nicht zuordnen).


    Was mir auch gefiel, war die Sammelalbum-Leidenschaft der Mutter und dass Flox sich extra die Alben ebenfalls anschafft, um dann mit der Mutter zu tauschen. Weshalb Sofia davon so genervt war, konnte ich nicht nachvollziehen. Sie mag ja auch keine Kritik an ihren Listen, da sollte sie doch die anderen ihre Alben kleben lassen.



    Was ich euch noch fragen wollte: am Anfang von Kapitel 5 gibt es eine Liste, was Grischa noch alles lesen will. Sagen euch diese Namen eigentlich etwas? Ich kann aufgrund meiner DDR-Vergangenheit mit fast allen etwas anfangen, wenngleich ich nicht alle diese Autoren gelesen habe. Auch der in Kap. 5 erwähnte Kornej Tschukowski mit seinem Tierdoktorbuch ist mir ein Begriff. Ich habe dieses Buch als Kind geliebt und es steht immer noch bei mir im Regal.


    Nein, die kannte ich nicht alle, nur ein paar der Namen haben mir etwas gesagt und auch da habe ich nicht von jedem mir bekannten Autoren etwas gelesen.

  • Sie mag ja auch keine Kritik an ihren Listen, da sollte sie doch die anderen ihre Alben kleben lassen.


    Ich glaube, Sofia steht wegen ihrer Tochter so unter Strom, dass ihr auch die kleinsten Sachen auf die Nerven gehen. Das Bildchenkleben gehört zu diesen Dingen.


    Ich habe auch lange nicht verstanden, warum Grischa so unter den Teppich gekehrt wurde. Seine Geschichte ist kompliziert, genauso wie das Verhältnis zu seiner Familie. Die schämt sich sogar teilweise für ihn. Deshalb wird er immer wütender. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, was aus Grischa geworden wäre, wenn er nicht in der UdSSR aufgewachsen wäre.

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  • Ich glaube, Sofia steht wegen ihrer Tochter so unter Strom, dass ihr auch die kleinsten Sachen auf die Nerven gehen. Das Bildchenkleben gehört zu diesen Dingen.


    Das kann ich nachvollziehen, wahrscheinlich kann man sich dann nicht mehr zusammen reißen. Die Geschichte der Tochter ging mir beim Lesen auch sehr nah, vor allem gegen Ende.


  • Da mach' dir mal keine Sorgen. Ich habe hier gerade so viel um die Ohren, dass ich in den letzten Tagen nur wenig zum Lesen gekommen bin :winken:


    Bis Donnerstag werde ich auch viel um die Ohren haben, aber gestern abend habe ich noch ein wenig weitergelesen.
    Ich stecke mitten in Kapitel 12, in dem Grischa gerade Toscha aufsucht.


    Ich finde es gut und interessant, dass es jetzt mehr und längere Grischa-Kapitel gibt. Zuvor lag das Hauptaugenmerk ja auf Sofia. Die Grischa-Kapitel finde ich momentan interessanter, da ich wissen will, wohin er sich weiterentwickelt und in welche Schwierigkeiten er sich manövrieren wird und warum über ihn nicht gesprochen wird.



    Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, was aus Grischa geworden wäre, wenn er nicht in der UdSSR aufgewachsen wäre.


    Es wäre auch in einem westlichen Land nicht einfach für ihn gewesen. Vielleicht sogar schwieriger. Sozial kompetenter wäre er dort möglicherweise auch nicht geworden. Ich kann es noch nicht genau einschätzen.



    Ich glaube, Sofia steht wegen ihrer Tochter so unter Strom, dass ihr auch die kleinsten Sachen auf die Nerven gehen. Das Bildchenkleben gehört zu diesen Dingen.


    Ja, das kann sein. Auch die Probleme rund um ihre Großmutter (Ausräumen der Wohnung) gehören dazu und so mancher Streit mit Flox (den ich übrigens bewundere, weil er mir trotz der Belastung mit der Herzgeschichte der Tochter immer noch stark und ausgeglichen vorkommt und auch seinen Sinn für seine Mitmenschen nicht verloren hat).


    Die Sache mit dem Listenschreiben am Strand, während Anna verschwunden war und gesucht wurde - das fand ich recht merkwürdig. Spontan würde man als Mutter da doch wohl eher mitsuchen. Ich könnte in so einer Situation nichts schreiben. Aber Sophia scheint wie gelähmt zu sein und Listenschreiben ist möglicherweise das einzige, was noch geht.


    Im übrigen wundere ich mich über die uneinheitliche Transkription der russischen Namen (Ahmatowa statt Achmatowa, Lev Tolstoj statt Lew Tolstoi).

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    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Bis Donnerstag werde ich auch viel um die Ohren haben, aber gestern abend habe ich noch ein wenig weitergelesen.
    Ich stecke mitten in Kapitel 12, in dem Grischa gerade Toscha aufsucht.


    In finde es gut und interessant, dass es jetzt mehr und längere Grischa-Kapitel gibt. Zuvor lag das Hauptaugenmerk ja auf Sofia. Die Grischa-Kapitel finde ich momentan interessanter, da ich wissen will, wohin er sich weiterentwickelt und in welche Schwierigkeiten er sich manövrieren wird und warum über ihn nicht gesprochen wird.


    Das fand ich auch sehr verwirrend. Ich hatte von Anfang nicht den Eindruck, als ob das Thema "Grischa" unter den Tisch gekehrt werden sollte. Es kam mir nicht so vor, als ob er ungeliebt war. Aber es wurde auch nicht über ihn gesprochen. Das fand ich sehr seltsam.


    Die Unterhaltung zwischen Toscha und Grischa fand ich sehr heftig. Mit einigem hat sie durchaus recht. Grischa macht sich keine Gedanken darüber, wie sehr sein Verhalten seine Mutter belastet. Andere Sachen fand ich dagegen völlig übertrieben.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe Die Listensammlerin ausgelesen und habe meine Eindrücke sacken lassen. Richtig schlau werde ich aus dem Ende nicht. Es ist ein Kreis, der sich schliesst. Aber wer erzählt seine Geschichte? Sofia oder die Autorin selbst?

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  • Ich habe das Buch auch ausgelesen!


    Es hat mir sehr gut gefallen, aber ganz zufrieden bin auch ich nicht.


    Ein paar Gedanken von mir, der Reihe nach.



    Die Unterhaltung zwischen Toscha und Grischa fand ich sehr heftig. Mit einigem hat sie durchaus recht. Grischa macht sich keine Gedanken darüber, wie sehr sein Verhalten seine Mutter belastet. Andere Sachen fand ich dagegen völlig übertrieben.


    Ja, diese Unterhaltung war interessant. Sie hat die Sichtweise einiger Familienmitglieder auf Grischa erklärt, ob man es nun verstehen kann oder nicht. Ich finde ja, Toscha hat einen absoluten Spleen, damit, dass sie ihren Sohn keinen Kontakten zu anderen Menschen aussetzen will, wegen der Viren. :vogelzeigen:
    Insbesondere das, was du in deinem Spoiler schreibst, fand ich auch total übertrieben.


    Was Grischa getan hat und wie er verschwand, wissen wir nun also. Wenngleich sein Plan und dessen Ausführung für meine Begriffe sehr lückenhaft beschrieben werden, manches muss man zwischen den Zeilen lesen. Auch konnte die Autorin mich nicht überzeugen, dass es Grischa bei seiner Aktion wirklich um die Sache ging. Ich habe den Eindruck, es ging doch mehr um ihn selbst. Ich habe nach wie vor keine sehr gute Meinung von Grischa. Ich glaube nicht, dass er sich ernsthaft auf etwas einlassen kann. Zumindest wird das aus dem Geschriebenen nicht plausibel.
    Er tut mir einfach nur leid.


    Aber warum man in der Familie nicht über ihn spricht, mehr als 20 Jahre nach Glasnost und Perestroika, habe ich nach alldem trotzdem nicht verstanden :confused:. Ihr?


    Die im weiteren erwähnten Listen haben mir gefallen. Zum Beispiel die Liste mit dem sowjetischen Erbe von Sofias Mutter (im 13. Kapitel). Zwar glaube ich nicht, dass ihre Sammelleidenschaft auf die sowjetische Mangelwirtschaft zurückzuführen ist. Es gibt nun mal Leute mit Sammelleidenschaft, und welche ohne. Aber mit den Lauchzwiebeln fühlte ich mich ertappt, denn ich verwende die auch immer komplett und habe noch nie die Stengel weggeschmissen. :redface:
    Auch die Liste mit den typischen Sätzen der Großmutter (S. 341/342) finde ich cool. Das sagt ziemlich viel über die Person der Großmutter.


    Wiedererkannt habe ich z.B. auch die Situation vor der Operation. Als meine Tochter im Alter von 2 Jahren operiert wurde, zeigte sie exakt dieselbe Reaktion auf diesen Beruhigungssaft wie Anna.



    Richtig schlau werde ich aus dem Ende nicht. Es ist ein Kreis, der sich schliesst. Aber wer erzählt seine Geschichte? Sofia oder die Autorin selbst?


    Ich bin etwas unzufrieden mit dem Ende, da es doch ein wenig im Ungefähren verläuft.


    Ich denke dass es Sofias Geschichte ist, aber Erfahrungen der Autorin mit einfließen. Dissidenten sind ja ein tiefgehendes Thema und vieles wirkt in den Familien sicher bis heute nach.


    Viele Details der Familiengeschichten und Empfindungen Sofias beschreibt Lena Gorelik sehr exakt und nachvollziehbar. Aber etwas fehlt und ganz rund ist die Sache am Ende nicht.


    Zum Beispiel fand ich (so als Mutter) Anna in Sofias Gedanken viel zu wenig präsent, und auch persönlich war sie recht selten anwesend. Für ein krankes Kind in dem Alter war sie ziemlich oft in der Kita, bei Großeltern etc.


    Auch einige der kunstvoll verschachtelten Sätze der Autorin waren dann doch ein wenig misslungen.

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  • Aber warum man in der Familie nicht über ihn spricht, mehr als 20 Jahre nach Glasnost und Perestroika, habe ich nach alldem trotzdem nicht verstanden :confused:. Ihr?


    Nein, ich fand das auch sehr seltsam. Klar, dass die Familie nicht gerne über das Thema redet, klar, dass da Erinnerungen hochkommen. Ich kann auch noch nachvollziehen, dass man Sofia als Kind nicht die ganze Geschichte zumuten wollte. Aber warum man ihr immer noch nicht erzählt hat, was damals passiert war und sie noch nicht mal etwas von Grischa wusste, fand ich schon heftig. Zumal sie ja auch regelmäßig nach der Vergangenheit fragte, u.a. um die Vater-Liste zu erweitern.



    Das Ende hat mich auch etwas ratlos zurück gelassen.
    Ich hätte zum einen auch gerne noch gewusst, was in den nächsten paar Stunden passiert, vor allem, da mir die Beschreibung der Stunden davor recht nahe ging. Und dann wusste ich auch nicht so wirklich, was ich mit dem sich schließenden Kreis anfangen sollte.
    Wie gesagt, ich war etwas ratlos.


    Insgesamt hatte ich mir anhand der Kurzbeschreibung des Buches schon etwas anderes vorgestellt, fand es aber dennoch gut und habe es sehr gerne gelesen, halt mit ein paar kleinen Abstrichen.


  • Das Ende hat mich auch etwas ratlos zurück gelassen.


    Mich auch. Gerade weil es zum Schluß doch Spannungen zwischen Flox und Sofia gab, hätte ich gerne gewußt, wie es mit den beiden weitergeht. Er war immer so geduldig und verständnisvoll, und gerade wenn es darauf ankommt, "zickt" er. Liegt das am zusätzlichen Stress durch Annas OP oder ist seine Geduld mit Sofia aufgebraucht? Das fände ich schade.

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