John Kennedy Toole - Die Verschwörung der Idioten

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.556 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

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    Klappentext


    Die braven Bürger von New Orleans scheinen nicht besonders viel von Ignatius und seinen Ausrastern zu halten. Der aber ignoriert sie einfach, wenn er seinen massigen Körper zu den Fleischtöpfen der Stadt bewegt. Er führt immerhin einen edlen Kreuzzug gegen das Laster, die Modernität und die Unwissenheit. Doch seine Mutter hält eine hässliche Überraschung für ihn bereit: Nach einem Blechschaden, den sie verursacht hat, wird er von ihr gezwungen, seine rituellen Zornesausbrüche vor dem Fernseher aufzugeben und sich einen Job zu suchen, statt mit Leserbriefen die Welt zu verbessern. Unerschrocken nutzt er die neue Stelle, um seine Mission fortzuführen - und hat dafür jetzt auch noch ein Piratenkostüm und einen Imbissstand zur Hand ...


    Meine Meinung
    Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem der Titel so passend war wie dieses. Bei fast jedem Charakter habe ich mindestens einmal gedacht "was für ein Idiot". Allen voran Ignatius, der selbstverliebt und selbstgerecht durch New Orleans watschelt und nur das Schlechte sieht. Was ist das für ein Leben, wenn man an nichts Freude hat?


    Aber den Menschen in seiner Umgebung geht es nicht besser. Seine Mutter jammert nur über ihren Buben und füttert ihn mit Cremetörtchen, anstatt ihn und seinen Gestank endlich aus der Wohnung zu werfen. Die -zugegeben wenigen- Arbeitgeber lassen kein gutes Haar an ihm, lassen ihn aber auch schalten und walten wie er will. Kein Wunder, dass er sie nicht nur ein den Wahnsinn, sondern auch in den Ruin treibt!


    Die Verschwörung der Idioten ist eine Sammlung unappetitlicher Gestalten, die unappetitliche Dinge erleben. Dass ich das Buch trotzdem zu ende gelesen habe liegt wahrscheinlich daran, dass meine Finger an der klebrigen Cremefüllung von Ignatius' Törtchen kleben geblieben sind.
    :flop:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Zitat

    Dass ich das Buch trotzdem zu ende gelesen habe liegt wahrscheinlich daran, dass meine Finger an der klebrigen Cremefüllung von Ignatius' Törtchen kleben geblieben sind.


    ....Und das ist der beste Satz daraus! :bang:
    Ich stimme Valentine zu, der Verriss ist wirklich herrlich! :breitgrins:

  • Als ich sah, dass du das gerade liest, hatte ich schon für einen Moment kurz Angst, es könnte dir gefallen. :breitgrins:
    Ich bin beruhigt, dass du es ebenso doof fandest wie ich. (Und ich weiß bis heute noch nicht, warum ich es doch noch zu Ende las...)

  • Oh je, das Buch steht auf meiner SLW-Liste :entsetzt:. Wobei ich trotzdem noch Hoffnung habe, weil ich auch unsympathischen Menschen etwas abgewinnen kann - zumindest in Büchern.



    Für drei Leselisten... können sich drei verschiedene Leute so irren???


    Bedeutet das, dass die drei es gut fanden?


    Ich habe mir das Buch zugelegt, nachdem ich gelesen hatte, dass Tooles Mutter nach seinem Tod elf Jahre darum kämpfte, einen Verleger für den Roman zu finden und dass es "als Meisterwerk der Südstaatenliteratur und Porträt des alten New Orleans" gilt. Das macht doch neugierig.

  • Was für ein herrlicher Verriss! :breitgrins:


    Schön, dass er dir/euch gefällt. Damit hat das Buch wenigstens einen Zweck erfüllt :zwinker:


    Bedeutet das, dass die drei es gut fanden?


    Das weiß ich gar nicht so genau. Aber ich kann mich auch an keinen Aufschrei erinnern... oder vielleicht habe ich ihn auch nur absichtlich überhört. Auf jeden Fall bin ich auf deine Meinung gespannt :winken:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Danke Kirsten, wieder ein Buch das ich von meiner Leseliste streichen kann, klingt gruselig, aber der Veriss ist toll :breitgrins:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

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    Der egozentrische Ignaz ist ungefähr 30 Jahre alt, isst viel und bewegt sich wenig. Nachdem seine Mutter einen Autounfall verursacht hat, sieht er sich gezwungen zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Dabei landet er zuerst in einer Hosenfabrik und danach bei einem Straßenverkäufer für Würstchen. Leider hat Ignaz ganz eigene Vorstellungen von einer regelmäßigen Arbeitsstelle, was zu einigen Turbulenzen führt.


    Ich wurde wegen der Lebensgeschichte des Autors auf dieses Buch aufmerksam. John Kennedy Toole (*1937 in New Orleans) schrieb den Roman während seiner Militärzeit in Puerto Rico. Jahrelang versuchte er vergeblich, es bei verschiedenen Verlagen unterzubringen. Im Alter von 32 Jahren nahm er sich das Leben, angeblich auch wegen der ständigen Ablehnung des Manuskriptes. Seine Mutter jedoch glaubte an das Buch und fand elf Jahre später einen kleinen Verlag, der es veröffentlichte. Ein Jahr danach wurde Toole posthum der Pulitzer-Preis verliehen.


    Vielleicht muss man Amerikaner sein, um dieses Buch zu verstehen. Im Grunde passiert nicht viel. Ignaz diskutiert viel mit seiner Mutter und verbringt seine Zeit entweder vor dem Kühlschrank oder im bequemen Sessel vor dem Fernseher. Als er schließlich in der Hosenfabrik anfängt zu arbeiten, mischt er schnell die Belegschaft auf und findet zahlreiche Wege, sehr beschäftigt auszusehen, ohne tatsächlich etwas zu tun. Später als Würstchenverkäufer ist er an seinem ersten Arbeitstag damit beschäftigt, seine Ware selbst aufzuessen und einen Raubüberfall vorzutäuschen. Wie es mit ihm weitergeht, weiß ich nicht, denn kurz nach diesem Ereignis habe ich das Buch abgebrochen.


    Die Protagonisten sind alles andere als liebenswerte Gestalten. Ignaz' Mutter ist ständig am Jammern und Nörgeln über ihren faulen Sohn, und er selbst ist ein ständig unzufriedener Zeitgenosse, der nur auf seinen Vorteil bedacht ist. Ziemlich unsympathisch also, aber als Charakter in einem Buch durchaus spannend. Eine richtige Handlung findet kaum statt. Es passiert wenig, dafür wird um so mehr geredet. Die vielen Dialoge ermüden auf die Dauer, weil trotz des vielen Geredes wenig Inhalt transportiert wird. Hin und wieder kommt ein bisschen Humor auf, aber von einer "wahnwitzigen, hinreißenden und kuriosen Posse", wie der Klappentext bemerkt, ist das Buch weit entfernt.


    1ratten