Mittlerweile habe ich das Buch fertig gelesen. All zu viel möchte ich hier an dieser Stelle auch gar nicht mehr verraten, denn es wird sicher noch den einen oder anderen geben, der das Buch trotz seiner 9 Jahre am Buckel noch nicht kennt und noch lesen möchte.
Insgesamt fand ich es vielschichtiger, mit mehr Grautönen und um einiges düsterer als sein Vorgänger. Manches findet sich auch nur zwischen den Zeilen, so ging anscheinend das Verhältnis von Staubfinger und Resa tiefer als nur eine von einer einseitiger Verliebtheit geprägten Freundschaft.
Erfreulich fand ich, dass die einzelnen Charaktere stellenweise mehr Tiefe bekamen als in Tintenherz. Der Dichter Fenoglio zum Beispiel erweist sich als mieselsüchtiger alter Mann, der durchaus frech bei seinen Berufskollegen aus unserer Welt stiehlt, wenn ihm selbst die Ideen ausgehen. Er hat einen gröberen Gottkomplex und kommt sehr schlecht damit klar, dass seine Schöpfung sich ohne sein Zutun weiter entwickelt. Am Anfang glaubt er noch, dass er die Geschichte wieder in die von ihm gewünschte Richtung schreiben kann, muss aber erkennen, dass seine Worte, quasi die Geister, die er rief, sich nicht in seinem Sinne auslegen lassen wollen.
Auch der Natternkopf als Bösewicht war um einiges greifbarer als Capricorn. Er ist zwar auch ein durch und durch schlechter Mensch, aber man erfährt zumindest ansatzweise, warum er manche seiner Taten setzt.
Einzig das Finale mit dem Cliffhanger hat mir das Lesevergnügen etwas getrübt. Es kam zu schnell, zu abrupt und lieblos, fast so als ob der Autorin die Deadline oder eine maximale Seitenanzahl im Nacken saß. Die streckenweise Vorhersehbarkeit hat mich dagegen weniger gestört.