Saskia Sarginson - Zertrennlich

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  • Saskia Sarginson - Zertrennlich

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    Meine Rezi:


    Anfangs recht zäh

    Inhalt:
    1987. Die Zwillinge Isolte und Viola leben beide in London. Die eine hat mehr oder weniger erfolgreich Karriere gemacht, die andere versucht, sich zu Tode zu hungern. Zwei verschiedene Wege, um der Vergangenheit zu entfliehen.


    1972. Die zwölfjährigen Mädchen Isolte und Viola leben mit ihrer Mutter im Wald in Suffolk. Hier lernen sie die etwa gleichaltrigen Zwillinge Michael und John kennen. Sie verbringen zusammen einen fast unbeschwerten Sommer, bis etwas Schreckliches geschieht.


    Meine Meinung:
    Saskia Sarginson wechselt in ihrem Debütroman häufig die Perspektive. Abwechselnd werden Viola (in der Ich-Form) und Isolte (in der Sie-Form) beleuchtet. Dabei springt die Erzählung zwischen Gegenwart (1987) und Vergangenheit (1972) hin und her. Es gibt aber auch Passagen aus 1972, die im Präsens erzählt werden. Zudem sind die Szenen der Vergangenheit nicht chronologisch. Das ist, ehrlich gesagt, ein wenig verwirrend und macht das Lesen recht anstrengend.


    Die ersten zwei Drittel habe ich mich durch das Buch kämpfen müssen. Die Autorin beschreibt vor allem die Ereignisse in der Vergangenheit so ausufernd, dass man am liebsten ein paar Seiten überblättern würden. Dabei passiert nicht wirklich viel. Man lernt aber vor allem Issy und Viola recht genau kennen. Ich hatte schließlich eine gute Vorstellung von ihrem Zusammenhalt, ihrem Zwillingsgefüge, ihrer gegenseitigen Abhängigkeit. Die Charaktere sind eigentlich relativ interessant, auch ihr Verhältnis zu den beiden Jungen.


    Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Beschreibungen sind schön bildhaft. Man hört direkt das Rascheln der Wälder oder das Rauschen des Meeres, man riecht die weiche Erde. Doch konnte mich die Geschichte einfach nicht richtig fesseln. Ich wartete ständig darauf, dass endlich etwas Schreckliches oder überhaupt etwas Ungewöhnliches passiert, aber dazu kam es erst kurz vor Schluss. Und dann wurde es ziemlich schnell abgehandelt.


    Die Atmosphäre wirkt durchweg bedrückend, selbst als die Kinder unbeschwert durch den Wald streifen. Das Buch hat mich dadurch richtig runter gezogen. Erst spät in der Geschichte erscheint ein Hoffnungsschimmer. Das Ende ist ziemlich offen, was ich aber zu dem davor Erzählten passend finde.


    Fazit:
    Das Buch ist nicht schlecht. Es wird sicher seine Leser finden. Aufgrund der anstrengenden Erzählweise kann ich es aber nicht uneingeschränkt empfehlen.


    3ratten

  • Viola und Isolte sind Zwillingsschwestern. Ihre Mutter ist eine Aussteigerin, nachdem sie eine Zeitlang in einer Kommune gelebt haben, zieht sie mit den beiden Töchtern in ein kleines Haus mitten im Wald in Suffolk, an der Ostküste Englands. Dort wachsen die Mädchen relativ unbeschwert auf und streifen viel in der Natur umher. Aber ihr Leben hat auch Schattenseiten, das Geld ist knapp und die Launen der Mutter oft unberechenbar. In der Schule sind sie Außenseiter, doch das stört sie nicht besonders, sie haben ja sich gegenseitig und dann lernen sie eines Tages noch die beiden Jungen John und Michael kennen, ebenfalls Zwillinge. Ab da sind die Vier immer gemeinsam unterwegs.
    Doch als die Mädchen 12 Jahre alt sind, geschieht irgendetwas in diesem Sommer und danach verändert sich ihr Leben komplett.


    Zu Beginn fand ich das Buch recht verwirrend. Die Geschichte wird auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt, zum einen in der oben beschriebenen Kindheit der beiden Schwestern, zum anderen 15 Jahre später. Zu diesem Zeitpunkt ist Viola aufgrund ihrer schweren Magersucht in einer Klinik, Isolte arbeitet in London in der Werbebranche. Das Verhältnis zwischen ihnen ist nicht mehr so eng wie in ihrer Jugend, aber der Leser kann noch nicht erahnen, wie es dazu gekommen ist, dass sie sich so unterschiedlich entwickelt haben. Bald wird klar, dass damals in der Vergangenheit etwas Schreckliches geschehen sein muss, aber was genau das war, bleibt relativ lange unklar.


    Ich fand das Buch zu Beginn recht interessant, wenn auch ziemlich bedrückend auf beiden Zeitebenen. Zu dem Rätsel in der Vergangenheit kann man als Leser einige Spekulationen anstellen,
    allerdings ergibt sich erst im späteren Verlauf, was damals wirklich passiert ist.


    Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und das Buch liest sich dadurch trotz der ständigen Wechsel in der Zeit- und Erzählebene sehr schnell. Allerdings habe ich mich an vielen Stellen gefragt, warum diese oder jene Episode eingebaut wurde, was die Autorin damit sagen wollte und wo der Bezug zur Handlung an sich ist.


    Eher enttäuschend fand ich auch das Ende. Hier konnte ich die beschriebenen Gefühle und die daraus resultierende plötzliche Entscheidung der einen Schwester überhaupt nicht nachvollziehen
    und die Geschichte der anderen endete ziemlich blass und unspektakulär.


    Insgesamt konnte mich das Buch daher leider nicht wirklich überzeugen und ließ mich mit einem eher ratlosen Gefühl zurück.


    3ratten

    LG, Dani


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  • Ich habe den Roman momentan auch zu Hause liegen, meine Bibliothek hat ihn im Bestand. Die ersten Sätze hatte ich schon angelesen, hatte aber auch ein etwas wirres Gefühl dabei. Ich denke ich muss mich da noch etwas einlesen, aber auf den ersten Blick fand ich es irgendwie anstrengend. Mal schaun.

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    Die Zwillinge Viola und Isolte könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Viola im Krankenhaus mit ihrer Magersucht kämpft, ist Isolte erfolgreich für eine Modezeitschrift in London tätig und mit dem Fotografen Ben liiert. Doch nicht nur Viola leidet unter den Ereignissen der Vergangenheit, auch Isolte muss sich der Vergangenheit stellen und reist schließlich zurück an den Ort ihrer Kindheit.
    Während Isolte und Viola in der Gegenwart mit den Ereignissen der Vergangenheit hadern, erfährt man nach und nach aus Violas Erinnerungen, was damals im Wald von Suffolk geschehen ist. Wie die Zwillinge mit ihrer Hippie-Mutter aufwuchsen, die ihre Kinder zwar liebte, ihnen aber keine Stabilität und Erziehung bieten konnte. Man erfährt, wie sie ihre Tage mit den Zwillingen John und Michael verbrachten und was an dem verhängnisvollen Tag im Wald geschah, der ihr Leben auch Jahre später noch beeinflusst.


    Das Buch bewegt sich auf verschiedenen Zeitebenen und wechselt zudem den Fokus zwischen Viola und Isolte hin und her. Da sich nicht alles auf zwei chronologischen Zeitebenen abspielt und die einzelnen Abschnitte nicht markiert sind, war es zum Teil schwer, dem Geschehen zu folgen. Zumindest hat es meist etwas gedauert, bis klar war, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Isoltes Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler im Jahr 1987 erzählt, während Violas Teil der Geschichte aus der Ich-Perpektive erzählt wird, und ihre Erinnerungen sind es auch, die den Leser in das Geschehen von 1972 eintauchen lässt.


    Der Schreibstil war klar, einfach und bildlich. Besonders Violas Erinnerungen waren sehr anschaulich beschrieben und ich konnte mir den Wald von Suffolk mit alle seinen alten Bäumen und den Gerüchen sehr gut vorstellen. Das Buch gibt außerdem einen schönen Einblick in die Beziehung von Zwillingen, die sich nicht nur aus Verbundenheit, sondern auch aus Rivalität und dem Wunsch nach Individualität auszeichnet. Die Geschichte beginnt mit den Worten „Wir sind nicht immer Zwillinge gewesen. Früher waren wir ein einziger Mensch.“ Obwohl sie gleich sind, aus demselben Stoff gemacht, sind Viola und Isolte doch unterschiedlich wie Tag und Nacht. Isolte die Ältere, ist quirlig und selbstbewusst, Viola eher ruhig und ein wenig schüchtern. Ihr Verhältnis geprägt von Liebe, aber auch von Neid und den Selbstzweifeln die entstehen, wenn man zusammen mit einer besseren Version seines Selbst aufwächst. Ich fand es sehr faszinierend, Violas Gedanken zu folgen.


    Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Isolte und Viola teilen zwar dieselbe Vergangenheit, gehen damit aber ganz unterschiedlich um. Während Viola versucht, sich durch ihren Hunger von ihrem Kummer und ihrer Schuld zu befreien, versucht Isolte verzweifelt, das Leben zu genießen und dabei alles unter Kontrolle zu behalten. Dennoch konnte keine der beiden wirklich mit ihrer tragischen Vergangenheit abschließen und es war sehr spannend, ihren Spuren zurück in die Vergangenheit zu folgen.


    Das Ende hat mir gut gefallen, es bietet einen guten Abschluss und lässt dem Leser gleichzeitig Raum, sich eine eigene Zukunft für die Charaktere zu überlegen.


    Fazit
    Insgesamt hat mir „Zertrennlich“, der Debütroman von Saskia Sarginson gut gefallen. Die Charaktere waren sehr gut beschrieben und insbesondere in Viola konnte man sich, nicht zuletzt auf Grund der Ich-Perspektive, sehr gut hineinfühlen. Sie tat mir unglaublich Leid und ich habe mir sehr gewünscht, dass sie einen Ausweg aus ihrer Magersucht findet. Die Handlung des Buches finde ich sehr spannend, und die Zeitsprünge sind für mich an den richtigen Stellen. Ich fand es sehr gut, dass die Aufklärung wirklich erst kurz vorm Schluss kam. Einziger Kritikpunkt ist für mich, dass es bei der Anzahl an Zeitwechseln schön gewesen wäre, die einzelnen Abschnitte zumindest mit Jahreszahlen zu versehen, da es manchmal ein wenig gedauert hat, alles einzuordnen. Alles in Allem kann ich „Zertrennlich“ jedem empfehlen, der gerne Romane über Familiengeschichten mit mehreren Zeitebenen liest. Ich werde definitiv auch zum nächsten Buch von Saskia Sarginson greifen.


    4ratten