David Nicholls - Drei auf Reisen

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  • Drei auf Reisen / Us


    Inhalt:
    Eines Nachts eröffnet Connie ihrem Ehemann Douglas, dass sie sich von ihm trennen möchte - allerdings nicht sofort, sondern erst nach einer Reise quer durch Europa, die die beiden zusammen mit ihrem 17jährigen Sohn Albie machen wollen. Douglas setzt es sich zum Ziel, Connie auf dieser Reise davon zu überzeugen, ihnen noch eine Chance zu geben.
    Die Reise verläuft natürlich nicht nach Plan. Schon bald treiben die ständigen Streitereien mit seinem Vater Albie dazu, wegzulaufen und seine neue Freundin auf ihrem Weg durch Europa zu begleiten. Kurz darauf bricht auch Connie die Reise ab und kehrt nach England zurück. Douglas möchte Albie in Italien finden und zuerst die Beziehung zu seinem Sohn und dadurch auch seine Ehe retten. Doch Albie ist nicht mehr in Italien, sondern schon in Madrid...



    Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von David Nicholls; zum einen, weil ich die übrigen Bücher des Autors sehr mochte, zum anderen, weil die Kurzbeschreibung sehr interessant klang.
    Und "Drei auf Reisen" hat mir auch sehr gut gefallen, gute Unterhaltung, die über 500 Seiten sind rasch gelesen, u.a. durch die sehr kurzen Kapitel geht es temporeich voran.


    Es werden zwei Geschichten abwechselnd erzählt, beide aus der Sicht von Douglas.
    Einerseits natürlich die Reise durch Europa. Die drei, später nur noch zwei, dann Douglas alleine, reisen schnell, für jede Etappe ist nur wenig Zeit eingeplant.
    Dazwischen erzählt Douglas seine Geschichte und vor allem die seiner Ehe, wie er Connie kennen lernt, wie sie zusammen kommen, das Auf und Ab und die Schicksalsschläge, mit denen sie zurecht kommen müssen. Douglas erzählt nicht chronologisch, sondern verschiedene Episoden.


    Alle drei Protagonisten waren mir nicht wirklich sympathisch.
    Albie macht es seinen Eltern und vor allem seinem Vater nicht gerade einfach. Er bekommt eine Reise quer durch Europa finanziert, macht dann aber dennoch was er will und versucht, weiterhin vom Geld seiner Eltern zu profitieren.
    Connie greift nie wirklich in die Streitereien zwischen Vater und Sohn ein, sondern stellt sich meist einfach auf Albies Seite.
    Und Douglas steht sich gerne mal selbst im Weg und wirkt oft unbeholfen und kann sich nie wirklich durchsetzen.
    Dennoch habe ich die Familie gerne auf ihrer Reise begleitet.


    Noch zwei Anmerkungen:
    Ich wollte nachschauen, wie viele Seiten das Buch hat und habe dabei die letzten vier Wörter gelesen, weil die das letzte Kapitel darstellen und daher hervorgehoben sind. Dadurch wusste ich schon recht früh, wie das Buch ausgeht - auch wenn es nicht wirklich überraschend kommt.
    Also nicht zum Schluss blättern.
    Ich finde, dass es verhältnismäßig viele Tippfehler im Buch gibt, manche irritieren beim Lesen und Stören den Lesefluss (sie/sich verwechselt und Ähnliches).


    Fazit: Empfehlenswert!


    4ratten


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  • Meine Meinung:


    In "Drei auf Reisen" beschreibt David Nicholls die Liebesgeschichte und das Eheleben von 2 völlig verschiedenen Charakteren.
    Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Douglas Petersen, einem rationalen, besonnenen Biochemiker, der auch sein Privatleben am liebsten methodisch angeht und alles gut durchdacht plant. So auch die "Grand Tour", eine letzte Reise, die er mit seiner Frau und seinem Sohn Albie unternehmen will, bevor dieser das Elternhaus verlässt und sein Studium der Fotografie antreten will. Seine Frau ist so ziemlich das komplette Gegenteil von ihm. Nachdem ihm seine Frau eröffnet hat, dass sie sich von ihm trennen will sobald ihr gemeinsamer Sohn ausgezogen ist, steht diese jedoch unter keinem guten Stern mehr. Und dennoch sieht Douglas darin die letzte Chance seine Ehe zu retten, das Verhältnis zu seinem Sohn zu verbessern und so als Familie wieder zusammen zu finden.
    Die Reise startet mehr oder weniger erfolgreich. Hier muss ich sagen, dass ich es jedoch, vor allem von Connies Seite aus, etwas unlogisch und seltsam finde, mit so einem Entschluss im Hinterkopf nicht nur eine Reise quer durch Europa anzutreten, sondern sich auf dieser auch noch wie ein Paar zu verhalten. Doch schon bald beginnt der perfektionistisch durchdachte Reiseplan aus dem Ruder zu laufen und das Ganze droht in Desaster zu enden.


    Die Reise durch Europa hat mir sehr gut gefallen. Der Flair der Städte kommt gut rüber beim Lesen und ich habe mich an viele meiner eigenen Reisen in diese Städte zurück erinnert. Allerdings sollte man wissen, dass dieser Roman hier das Hauptaugenmerk vor allem auf Kunst- und Kulturstätten legt und man mit den Protagonisten viele der bekanntesten Museen besucht und auch viel über die Werke von berühmten Künstlern erfährt.



    Neben den Reisebeschreibungen und aktuellen Katastrophen erinnert sich Douglas immer wieder zurück an die Vergangenheit mit Connie - das Kennenlernen, das Zusammenziehen, die Hochzeit und alle wichtigen Stationen sowie Rückschläge ihrer Ehe. Dabei wird deutlich was für 2 unterschiedliche Extreme Connie und Douglas eigentlich sind. Douglas der nüchterne, organisierte Verstandsmensch und die eher chaotische und extrovertierte Künstlerin Connie. Aber auch wie es zu dem schwierigen Verhältnis von Douglas zu seinem Sohn Albie kam, wird in den Rückblenden beleuchtet.


    Der Schreibstil ist sehr locker und leicht, so dass die Seiten nur so dahin fliegen, auch wenn es sich um ein eher ruhiges Buch mit nicht allzu hohem Erzähltempo handelt. Die Geschichte hat eine gewisse melancholische und sentimentale Grundstimmung, die aber immer wieder durch den wunderbaren trockenen Humor und die ironischen Gedanken und Sprüche aufgelockert wird.



    Fazit:


    David Nicholls neuer Roman beschreibt eine eher ruhige Reise durch Europa und gleichzeitig die Stationen einer Ehe. Melancholisch, aber mit viel Ironie und trockenem Humor zugleich.


    4ratten

  • Melancholisch, amüsant, authentisch


    Inhalt:
    Als Connie ihrem Mann Douglas eines Nachts eröffnet, dass sie überlegt, ihn zu verlassen, fällt dieser aus allen Wolken. Er hatte seine Ehe und sein Familienleben für glücklich gehalten. Er liebt seine Frau und seinen 17-jährigen Sohn Albie und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Auch Connie liebt Douglas, und trotzdem nagen Zweifel an ihr, ob sie noch weiter mit ihm zusammenleben möchte. Doch den geplanten großen Urlaub, die „Grand Tour“ durch die Kunstmuseen von Europa, will sie trotzdem durchziehen. Douglas nimmt sich vor, auf dieser Reise seine Frau zurückzugewinnen. Doch das ist leichter gesagt als getan!


    Meine Meinung:
    Mit „Drei auf Reisen“ hat David Nicholls einen großartigen Roman geschaffen, der „Zwei an einem Tag“ in nichts nachsteht. Mit absoluter Präzision beobachtet er seine Protagonisten, die wirken wie du und ich. Ganz nah am Ich-Erzähler Douglas führt er die Leser durch die Handlung quer durch Europa. Nach und nach analysiert er auf unterhaltsame Weise die Beziehung zwischen Douglas und Connie und auch die zu Albie. In Rückblicken entblättert er Schicht für Schicht das Familienleben, und man merkt schon bald, dass nicht alles so eitel Sonnenschein ist, wie es auf den ersten Blick wirkt. Douglas hat viel falsch gemacht, wenn auch immer in der besten Absicht, und das macht ihn so sympathisch. Er tappt in so einige Beziehungs- und Erziehungsfallen, die ich selbst nur zu gut kenne.


    Connie und Douglas sind so verschieden, wie sie kaum verschiedener sein könnten. Sie ist Künstlerin, lebensfroh, chaotisch. Er ist Wissenschaftler, Biochemiker, setzt auf Ordnung und Disziplin. Da ist ein Aufeinanderprallen unterschiedlicher Ansichten und Verhaltensweisen vorprogrammiert. Man wundert sich fast, wie die Ehe der beiden mehr als zwanzig Jahre lang halten konnte. Doch die beiden lieben sich wirklich, wollen, dass es dem anderen gutgeht.


    „Ich komme bald. Geh schlafen.“
    „Ich kann ohne dich nicht einschlafen.“
    „Mit mir anscheinend auch nicht.“
    „Nein. Nein, das stimmt. Es ist … ein Dilemma.“ (S. 159)


    Und dieses Dilemma bezieht sich nicht nur aufs Einschlafen, sondern auf das ganze Leben. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ich war sehr gespannt, wie Nicholls dieses Dilemma lösen würde, und muss sagen, dass ich mit dem Ende sehr zufrieden bin.


    5ratten

  • Langer Atem gefragt


    Conny, Albie und Douglas machen sich auf die Reise durch Europa, denn es ist der letzte Sommer, bevor Sohn Albie auszieht um aufs College zu gehen. Möglicherweise ist es auch der letzte Sommer, den Conny und Douglas als Ehepaar verbringen werden, denn eines Nachts teilt Conny ihrem Gatten mit, dass sie sich mit dem Gedanken trägt, sich von ihm zu trennen.


    Douglas ist von da an sehr bestrebt, den Urlaub zu einem grandiosen Erfolg zu machen, um die Familie zusammenzuhalten.


    Das Buch ist unterteilt in unterschiedliche Reiseetappen und erzählt immer von den einzelnen Erlebnissen in den unterschiedlichen Ländern. Zwischendurch gibt es allerdings immer auch Rückblicke auf das Leben zu zweit und, als ihr Sohn geboren wird, zu dritt. Douglas schildert aus seiner Sicht, wie das Leben war und zu dem geworden ist, welches sie heute als Familie führen. Schonungslos und ehrlich gibt er auch Fehler zu und man lernt seinen Charakter sehr gut kennen.


    Douglas würde ich eher als leidenschaftslos bezeichnen, mit einigen durchaus liebenswerten Marotten. (besonders süß fand ich z.B. seine Komplimente „du bist eine überaus interessante, intelligente und mitfühlende Frau mit einem fantastischen Vokabular!“)


    Ich musste oft schmunzeln, da das Buch mit einigem typischen, britischen Humor aufwarten kann. Allerdings ist es mir auch hier, wie bei „Zwei an einem Tag“ irgendwann schlichtweg zu langatmig und langweilig geworden, so dass ich mich nach ca. zwei Dritteln des Romans regelrecht zwingen musste, ihn weiterzulesen und zu beenden.


    Alles in allem solide, teilweise lustige, aber auch nachdenklich stimmende Unterhaltung, die jedoch für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge gezogen wurde.


    3ratten

  • Connie und Douglas sind zwar ein recht ungleiches Paar, aber schon seit langem verheiratet, der gemeinsame Sohn Albie ist 17 und mit der Schule fertig. Bevor Albie zum Studieren aus dem Elternhaus auszieht, ist nochmals eine gemeinsame Reise zu diversen europäischen Kulturstätten geplant, ganz nach dem Vorbild der guten alten "Grand Tour" von einst.


    Nicht lange vor Reiseantritt eröffnet Connie ihrem Mann, dass sie sich von ihm trennen, aber dennoch an dem Trip festhalten möchte. Keine allzu guten Voraussetzungen für einen längeren gemeinsamen Urlaub. Hinzu kommt, dass Albie eigentlich gar keine gesteigerte Lust hat, mit seinen Eltern, zwischen denen es kriselt, von Museum zu Museum zu ziehen, und so verläuft die Tour durch Europa dann auch ziemlich anders als geplant.


    Durchbrochen wird die Reiseerzählung immer wieder von Rückblicken in die gemeinsamen Vergangenheit: wie Douglas, der etwas verklemmt wirkende Biochemiker, auf einer Party die bohèmehafte Kunstliebhaberin Connie kennenlernte, wie die beiden zusammenkamen und versuchten, ihre so unterschiedlichen Lebensstile zu vereinen, Verluste, Konflikte, Glücksmomente. All das lässt Douglas aus der Ich-Perspektive Revue passieren, während in der Gegenwart die als harmonischer Familienurlaub geplante Reise immer mehr aus dem Ruder läuft.


    Douglas und Connie sind beide nicht durchweg sympathisch, und auch der ewig muffelige Albie nervt gelegentlich und man würde sich ab und an wünschen, die drei würden einfach mal vernünftig miteinander reden. Aber trotz allem hatte das Buch für mich einen besonderen Reiz und ich habe Douglas gerne auf seiner chaotischen Europatour voller Überraschungen begleitet. Zwar wirken die Geschehnisse teilweise ein bisschen überzeichnet, aber ich mochte den oftmals sarkastischen unterschwelligen Humor, mit dem das Ganze erzählt wird, und Douglas' ehrlich-kritischen Blick auf sich selbst, vor allem, als er zugeben muss, dass er seinem Vater ähnlicher (geworden?) ist, als er gerne hätte.


    Angenehm auch, dass der Kitschfaktor völlig fehlt und nicht über alle Konflikte irgendwann eine große Kelle rosarote Harmoniesauce gekippt wird. Bei aller Überspitztheit bleibt das Buch bodenständig und nah an der Realität, mit gelegentlicher Situationskomik und Culture-Clash-Momenten, bei denen man sich prima gemeinsam mit Albie fremdschämen kann.


    Mir hat's gefallen.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen