[Nautik] Dee Caffari - Gegen den Strom. In 178 Tagen allein um die Welt

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.446 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Die Autorin
    Dee Caffari wurde 1973 in Herfortshire/England geboren. Schon als Kind war sie mit ihren Eltern oft auf Booten, entweder zu längeren Fahrten im Urlaub oder auch nur über das Wochenende im Yachthafen. Ihre berufliche Laufbahn startete sie als Sportlehrerin und liebte diesen Beruf, doch irgendetwas zog sie ans Wasser, so dass sie schließlich einen Ausbilder- und Skipperkurs an der UK Sailing Academy belegte. Ihr erster richtiger Job als Skipper endete in einer Teilnahme am berühmten Fastnet Race. Danach folgten noch einige andere Regatten.


    Dee erzählt zu Beginn von ihrem Leben bis hin zu ihrer Tätigkeit als Lehrerin. Der Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, war schon immer sehr ausgeprägt, genauso stark wie ihre Neigung zum Wasser und zu Abenteuern. Erst als ihr Vater relativ jung im Sterben liegt und sie fragt, ob sie immer nur darüber darüber reden wird oder auch handeln will, beschließt sie, das zu tun, woran ihr wirklich liegt. Mit 27 Jahren beginnt sie die Ausbildung zum Skipper und landet mit einigen Zwischenstationen im Team von Mike Golding, einem erfolgreichen Segler. Auf einigen Törns wird sie mit ihrer Mannschaft durch schweres Wetter hart geprüft, aber das gibt ihr Selbstvertrauen für weitere Rennen. Von ihrem Einhand-Trip (= alleine) um die Welt ist bislang noch keine Rede.

  • Dee hat sich mittlerweile beworben als Skipperin für das Global Challange Race, bei dem auf jedem Boot unter einem erfahrenen Kapitän 17 zahlende und mehr oder weniger segelerfahrene Gäste rund um die Welt segeln. Es ist ein hartes Auswahlverfahren, bei dem Dee die einzige Frau ist. Und sie wird genommen! Damit steht sie nicht nur vor der Aufgabe, die unterschiedlichen Erfahrungen ihrer Crew richtig einzusetzen und zu vertiefen, sondern auch vor der Herausforderung, 17 Fremde, die oft genug übermüdet, überanstrengt und hungrig sind, zu einer homogenen Mannschaft zu formen. Das lernt man nur auf See, nicht in der Segelschule. Für Dee ist es von Vorteil, dass sie vorher als Lehrerin mit vielen Kindern gearbeitet hat.


    Mit dieser Mannschaft segelt sie auch durch das Südpolarmeer, wobei ein Crewmitglied während eines Sturmes schwere Verletzungen davonträgt. So weit südlich ist eine Rettung durch Hubschrauber unmöglich, daher muss die Rennyacht den Kurs ändern und den Mann Richtung Festland bringen. Ein Sieg im Global Challange ist danach nicht mehr möglich. Mit ihrer Solo-Tour hat das nichts zu tun, ist aber nicht weniger spannend.


    Wieder zurück in England setzt ihr Chef, der in den 1971 als erster Einhandsegler gegen den vorherrschenden Wind um die Welt gesegelt ist, ihr den Floh ins Ohr, sie solle dieselbe Tour als erste Frau machen. Es dauert nicht lange, bis sich Dee entschließt, sich diesem Wagnis zu stellen - auf der Yacht, mit der sie gerade mit 17 anderen Seglern zurückgekehrt ist. Dee weiß, was auf sie zukommt, aber nicht, ob sie es schaffen kann. Noch nie war sie einhand unterwegs, auch nicht der kleinste Törn, und dann gleich rund um die Welt mit einem Boot von 22 Metern Länge!


    Auf Seite 108 kommen wir also zum eigentlichen Thema des Buches. Nach einigen Umbauten an der Yacht überquert Dee am 21. November 2006 die Startlinie für ihre Reise um den Globus. Schon bald gerät sie in die ersten Stürme und leidet unter dem permanenten Schlafmangel. Außerdem gibt es ständige Probleme mit den beiden Autopiloten, die immer wieder ausfallen, ohne die eine Reise alleine aber fast nicht machbar ist. Mittels Satellitentelefon bekommt sie Hilfe von der Crew an Land und schafft es, die Autopiloten zu reparieren, während sie unter Kälte und rauher See leidet. Dafür ist ihre Umrundung von Kap Hoorn schon fast ein Kinderspiel.

  • Nach der Kap Hoorn-Umrundung gibt es im Südpolarmeer wieder schwere Stürme. Zuerst Wind mit bis zu 50 Knoten. Dee ist total übermüdet und entkräftet und durch die Einsamkeit auch moralisch auf einem Tiefpunkt angelangt. Sie scheut sich nicht, das auch einzugestehen. Sie war noch nie so lange alleine und auf sich selbst gestellt. Die Arbeiten und Reparaturen am Boot kann sie alleine oder mit Hilfe der Landcrew per Satellitentelefon bewerkstelligen, aber es ist niemand da, der ihr vor Ort aufmunternd zur Seite steht. Das ist schwerer zu ertragen als technische Probleme. Nach einem Blitzschlag ist der wichtige Windmesser an der obersten Mastspitze in 28 Metern Höhe außer Gefecht gesetzt. Dee versucht bei einigermaßen ruhigem Wind, ihn zu reparieren, braucht aber für 21 Meter klettern schon 90 Minuten und beschließt, die Reparatur auf später bei besserem Wetter zu verschieben. Sie trägt allerlei blaue Flecken davon, die sie auf Fotos dokumentiert.


    Bald darauf wird es wieder windig - bis zu 70 kn, das sind 130 km/h, also Orkanstärke. Dee ändert ihren Kurs nach Süden in Richtung Eismeer, wo die ersten Eisberge treiben. Aus Angst vor einer Kollision bekommt sie in dieser Zeit nur acht Stunden Schlaf innerhalb von neun Tagen! Doch es geht alles gut. Bald umrundet sie das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas und befindet sich von da an wieder auf nördlichem Kurs. Der Rest der Reise ist vergleichweise ein Kinderspiel. Nur der Einlauf in den Zielhafen gestaltet sich schwierig, weil auch da wieder starker Seegang herrscht. Aber schließlich hat sie es geschafft und in 178 Tagen als erste Frau die Welt "in der falschen Richtung" umrundet.


    Ich bin ja schon häufiger um die Welt gesegelt :zwinker:, aber es war selten ein Törn so stürmisch wie dieser.

  • Schon als Kind war Dee Caffari gerne auf Booten unterwegs. Als Erwachsene wird sie zunächst Lehrerin, doch irgendwann setzt sie ihre jahrelangen heimlichen Träume um und macht eine Ausbildung zur Skipperin auf Segelbooten. Nach einigen kleinen Touren übernimmt sie das Kommando für ein Boot, das mit 17 Hobbyseglern das Global Challange Race rund um die Welt bestreitet. Und dabei kommt sie so richtig auf den Geschmack, denn schon einige Monate später ist sie schon wieder unterwegs; diesmal, um einen Rekord aufzustellen: Sie möchte als erste Frau alleine und nonstop um die Welt segeln, und zwar gegen die vorherrschenden Windrichtungen.


    Es ist ein harter Kampf, auf den sie sich einlässt. In erster Linie ist es ein Kampf gegen sich selbst, denn sie ist noch nie alleine gesegelt und weiß nicht, ob sie damit umgehen kann. Ein Großteil ihrer Strecke führt sie durch das Südpolarmeer, in dem selbst im südlichen Sommer viele Stürme und Eisberge auftreten können. Sie durchquert mehrere Stürme und sogar Orkane - ein harte Belastung für Mensch und Material. Sie kann viele Reparaturen selbständig durchführen, und ständiger E-Mail-Kontakt mit der technischen Crew an Land ermöglicht es ihr, auch für die größten Probleme eine Lösung zu finden. Doch die E-Mails können menschliche Nähe nicht ersetzen. Immer wieder gerät Dee an ihre emotionalen und mentalen Grenzen, denkt in einer Situation sogar über Selbstmord nach. Aber sie schafft es immer wieder, sich selbst aufzurichten und ihre Zuversicht und das Selbstvertrauen in sich zurückzugewinnen.


    Es ist bewundernswert, dass Dee kaum über den Rekord schreibt, den sie aufstellen will, sondern stattdessen ganz offen über ihre Probleme spricht. Über lange Strecken ist es wirklich ein Kampf gegen die persönlichen Schwächen, aus denen sie sich immer wieder herauskämpft, indem sie sich kleine erreichbare Ziele steckt und den Glauben an sich nicht verliert. Ein schönes Beispiel dafür, was der Mensch alles vermag, egal vor welcher Kulisse.


    Dee kann nicht nur gut segeln, sondern auch gut schreiben. Leider verwendet sie relativ viele Fachbegriffe und beschreibt manche Segelmanöver so fachmännisch, dass Nichtsegler kaum etwas verstehen. Das allgemeine Verständnis wird davon aber kaum beeinträchtigt.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: