Benjamin Lebert - Mitternachtsweg

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 888 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Titel: Mitternachtsweg
    Autor: Benjamin Lebert


    Allgemein:
    240 S., Hoffmann und Campe, 2014



    Inhalt:
    Johannes Kielland, 24, Historiker, hat eine besondere Sammelleidenschaft für Berichte über mystische Begebenheiten. Mit den Menschen dahinter hat er im Normalfall wenig bis gar nichts zu tun. Als er eines Tages Helma Brandt kennen lernt ändert sich das plötzlich. Helma weckt in ihm jedoch auch widersprüchliche Gefühle, er merkt wie er sich immer stärker von ihr bezirzen lässt. Hinter der Geschichte die sie im erzählt, stecken auch merkwürdige Begebenheiten. Eine alte Liebe, ein geheimnisvoller Handschuh... Kielland wird immer stärker in die Geschichte gezogen und kann sich nur schwer von ihr und auch von Helma lösen...


    Meine Meinung:
    Jedes Mal wenn Benjamin Lebert einen neuen Roman veröffentlicht überlege ich mir, ob es Sinn macht ihm doch noch mal eine Chance zu geben. Und jedes Mal wenn ich mich dafür entscheide, denke ich im nachhinein, das ich doch Recht hatte seine Roman nicht mehr lesen zu wollen. :breitgrins:


    Mein Problem mit Leberts Romanen... irgendwann dreht sich immer alles um männliche Figuren die immer irgendwie Sex haben, der für meinen Geschmack immer irgendwie eklig beschrieben ist. Hier bleibt das leider auch nicht aus... vielleicht sollte er sich mal neuen Themen zuwenden *g* denn sein Erzählstil hat mir recht gut gefallen. Vor allem die Atmosphäre die düstere Atmosphäre - passend zum Black Metaller/Goth whatever Johannes Kieland. :zwinker:
    Mit dessen Konzeption bin ich durchaus zufrieden. Vor allem weil Lebert zwar das ein oder andre Klischee aufgegriffen hat - aber hey, in der Szene wird damit ständig gespielt, daher passt das schon. *g* - aber insgesamt bemüht ist auch die Person hinter dieser Fassade zeigt. Wobei... natürlich hat Johannes die unbedingt nötige traurig-düstere Vergangenheit zu bieten...
    Immerhin ist die Handlung selbst dieses Mal etwas Neues in seinem Repertoire. Es ist eine Mischung die ich so von ihm noch nicht kannte, aber dazu sollte man den Roman dann selbst lesen.


    Die Spurensuche um einen Ertrunkenen, das fand ich interessant und das war auch der Grund weshalb ich Leberts neuem Roman eine Chance eingeräumt habe.
    Schade finde ich, das Lebert es einfach nicht lassen kann mit dem Sex... der wird bei seinen Romanen irgendwie immer überbewertet - nicht von den Figuren, sondern ich glaube fast von ihm selbst *g* Für meinen Geschmack kann er das einfach nicht gut und bleibt da immer irgendwie auf dem Niveau von "Crazy" zurück. (Und da war er ja erst 16 Jahre alt...).
    Aber gut, insgesamt hat er es für mich schon erreicht das er nicht mehr ständig mit seinem Erstlingswerk genannt wird, sondern sich auch als ernst zunehmenden Autor, weitab des Teenagerhypes damals, zu etablieren.
    Der Roman hat dort seine Stärke, wenn es um die Suche nach der Geschichte von Helma Brandt geht. Wenn es nicht um die Besessenheit von Johannes geht... denn leider geht es dabei immer wieder mehr darum, als um alles andere. Es wird dann zwar immer deutlicher weshalb, aber ich gebe zu das ich da schon nicht mehr so überzeugt von der Idee war.
    Einerseits hat Lebert es geschafft neue Wege zu beschreiten, andererseits hat er für mich dann doch wieder alte Pfade beschritten und ist seinem Schema treu geblieben. Vielleicht würde es ihm helfen, wenn seine Hauptfiguren nicht immer männlich wären ;) Auf jeden Fall merkt man aber das er sich als Autor weiterentwickelt. Wenn er sich jetzt noch von den Sex-Szenen lösen könnte und neue Themen jenseits von Beziehungen bearbeiten würde, wäre ich schon zufrieden ;)


    Von mir 3ratten

  • Eine düstere Geschichte…


    Als Peter Maydell, Redakteur für die Lübecker Zeitung, von Johannes Kielland ein Manuskript zugesendet bekommt, ist seine Neugierde groß. So oft hat er bereits große Freude an den ihn erreichenden Artikeln des jungen Mannes gehabt, sodass er auf dieses offensichtlich größere Werk des Schreiberlings sehr gespannt ist.
    Lediglich ein einziges Mal ist er Kielland bisher begegnet und war damals von dem jungen Geschichtsstudenten mit den langen Haaren und dem langen schwarzen Mantel, der seine schwarze Kleidung verdeckte und bis zu den Stiefeln reichte, mehr als überrascht. Kein älterer Herr also, der aus Gewohnheit seine Berichte ausschließlich auf einer Schreibmaschine verfasst, sondern viel mehr jemand, der das Dunkle ebenso wie das Außergewöhnliche schätzt; besonders außergewöhliche Begebenheiten. Deswegen handeln auch seine Berichte von skurrilen, unwahrscheinlichen Geschehnissen.
    Wie er selbst anmerkt, soll auch das Manuskript, welches im Übrigen sein letztes Werk sein soll, von einer solchen Geschichte und von ihm handeln. Zu der Geschichte sei er, so schreibt er es, durch die Begegnung mit Helma Brandt gekommen, deren Verlobter in den Fluten den Tod fand.
    Alles rankt sich um die Insel Sylt, eine tragische alte Liebe, den Tod, das Meer, die Gezeiten, alles verschluckende Dunkelheit, den Friedhof der Heimatlosen, den Mitternachtsweg und einen Handschuh.
    So scheint die eigentliche Geschichte nicht mit Johannes Kielland zu beginnen, sondern viel weiter in die Vergangenheit zu reichen.


    Die Geschichte unterteilt sich in mehrere Zeit- und Handlungsstränge, welche sich regelmäßig abwechseln. So handelt ein Part des Buches von der Vergangenheit und den Anfängen der Geschichte, ein weiterer von den Recherchen Kiellands, ein dritter besteht aus dem Manuskript, ein weiterer beschreibt den Redakteur, wobei sich der letzte schließlich mit der Gegenwart befasst.
    Zu Beginn war ich wegen diesen verschiedenen Erzählsträngen etwas verwirrt, obwohl die Kapitelüberschrift meist angibt, von welcher Art der folgende Abschnitt sein wird.
    Die Orte des Geschehens empfand ich als sehr schön gewählt: Da wäre beispielsweise der Friedhof der Heimatlosen, auf dem ertrunkene und an den Strand gespülte Seemänner einst ihre letzte Ruhe fanden. Benjamin Lebert versteht es, seine Worte so zu wählen, dass die beschriebene Kälte und Finsternis spürbar – wenn auch nicht zwangsläufig verständlich – werden. Die gesamte Geschichte durchwabert etwas Düsteres, dass, kaum greifbar, unterschwellig auf den meisten Seiten anzutreffen ist.
    Dennoch muss ich gestehen, dass mich das Buch mit einigen Fragen zurücklässt und dass es, auch wenn es gewissermaßen einen Abschluss gab, für mich noch nicht wirklich beendet ist. So wirkt dieses Werk weniger wie ein Roman, als eine mystische Schauergeschichte. Sicherlich ist dieses überwiegende Unwissen, ob etwas Erzähltes nun der Wahrheit und der Phantasie der Charaktere entspringt, gewollt, mir jedoch etwas zu viel.


    Alles in allem ist „Mitternachtsweg“ ein spannendes Buch mit packendem Schreibstil, welches allerdings viele Fragen offen lässt.


    Ich vergebe daher 4 ihr nächtliches Leuchten auf das dünstere Meer werfende Sterne


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links