Kim Hyun Hee - Die Tränen meiner Seele

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    Inhalt
    Kim Hyun Hee wächst in Nordkorea auf. Dort wird sie mit 19 Jahren vom nordkoreanischen Geheimdienst entdeckt und "angeworben". Fortan ist ihr Leben geprägt von Kampfsport, Ausdauerübungen und Hasstiraden auf den Süden. Die Abschlussprüfung meistert sie mit Bravour und schon bald erhält sie ihren wichtigsten Auftrag: Sie soll zusammen mit einem Partner eine Bombe an Bord eines südkoreanischen Flugzeugs schmuggeln. Dieses Attentat soll dazu führen, dass die olympischen Spiele 1988 in Seoul abgesagt werden.
    Der Anschlag gelingt, 115 Menschen sterben ... doch Kim Hyun Hee wird gefasst und zum Tode verurteilt.


    Meine Meinung
    Ich habe eine geteilte Meinung zu dem Buch. Hauptsächlich habe ich es gelesen, weil ich etwas über Nordkorea erfahren wollte und dieser Wunsch wurde erfüllt. Kim Hyun Hee wächst in Nordkorea auf und man erfährt (gerade durch ihre Vergleiche mit anderen Ländern, die sie besucht) etwas über das Leben in diesem Land. Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf ihrer Ausbildung und der Zeit danach, in der ihr kaum Kontakt zu ihrer Familie gewährt wird.


    Die Handlung stark geprägt von manchmal kurzen, manchmal recht ausführlichen Vorgangsbeschreibungen ... das liest sich wenig spannend, ist aber wohl nicht anders zu erwarten. Es wird bis ins kleinste Detail beschrieben, wie die Abschlussprüfung abläuft ... der innere Kampf mit sich selbst ist noch interessant, aber welche Tritte und Schläge bei der Kampfsportprüfung genau ausgeteilt werden, interessiert mich persönlich nicht. Lieber hätte ich noch mehr über ihre Ausbildungsjahre erfahren, die sehr knapp abgehandelt wurden.


    Und so geht es weiter: manche Erlebnisse werden nur kurz angerissen, andere hingegen breitgetreten. Gerne hätte ich mehr über ihre Gefühle erfahren, als sie westliche Länder besucht und den Überfluss dort bemerkt ... ihre Eindrücke werden zwar wiedergegeben, aber relativ knapp und emotionslos. Klar, sie war absolut eingebunden in die nordkoreanischen Doktrinen, aber gerade von diesen Gegensätzen hätte ich mir eine tiefergehende Beschreibung erhofft.


    Nach dem Attentat wird Kim Hyun Hee inhaftiert und an Südkorea ausgeliefert. Hier beginnt ihre Wandlung und sie erkennt, was sie angerichtet hat. Auch hier wird viel beschrieben, aber von der Wandlung bekommt man wenig mit ... irgendwann erkennt sie, dass das alles falsch war. Vielleicht ist es für Kim Hyun Hee schwierig, sich ihrem früheren Ich zu stellen und so weicht sie auf Vorgangsbeschreibungen aus ... verständlich, aber so entstand leider ein Buch, das in meinen Augen nicht besonders gut geschrieben ist.


    Fazit: Wer etwas über Nordkorea erfahren möchte, kann dieses Buch gerne zur Hand nehmen, denn einiges ist durchaus interessant und man erfährt etwas über die Herangehensweise des Geheimdienstes. Wer allerdings etwas über Kim Hyun Hees Wandlung, emotionale Erfahrungen oder Erkenntnisse erfahren möchte, der wird wohl eher enttäuscht werden ... denn über "Ich war aufgeregt, angespannt, ängstlich, ..." geht es meist nicht hinaus.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • Danke für die Eindrücke.


    Ich denke aber, gerade in den ostasiatischen Ländern sind Gefühlsduselein nicht so gebräuchlich wie bei uns. Auch ihre Erziehung bzw. "Prägung" war auf ihre Aufgabe ausgerichtet und nicht auf persönliche Empfindsamkeit. Der Westen ist ein Feindbild und alle Eindrücke, die man dort sammelt entsprechen wohl eher dem Bild, das einem vorher vermittelt wurde. Das war zu DDR-Zeiten nicht anders. :rollen:

  • Zu dem kann eine Übersetzung auch einiges glätten oder abschwächen. (Z.B auch mit der Annahme das es nicht so Gefühlsmäßig zugeht, oder das allzu blumiges vom dt. Leser nicht verstanden wird.)
    Außerdem stellt sich auch immer die Frage ob Kim Hyun Hee sich tatsächlich verändert hat oder mit dem Buch nur den Anschein wecken wollte.


  • Ich denke aber, gerade in den ostasiatischen Ländern sind Gefühlsduselein nicht so gebräuchlich wie bei uns. Auch ihre Erziehung bzw. "Prägung" war auf ihre Aufgabe ausgerichtet und nicht auf persönliche Empfindsamkeit. Der Westen ist ein Feindbild und alle Eindrücke, die man dort sammelt entsprechen wohl eher dem Bild, das einem vorher vermittelt wurde. Das war zu DDR-Zeiten nicht anders. :rollen:


    Ja, klingt logisch. Sie war ja auch immer Teil eines großen Ganzen und wurde nie als Individuum wahrgenommen. Das bleibt einem wahrscheinlich auch ein Leben lang erhalten. :sauer:


    Vielleicht hätte ich das Buch unter diesem Gesichtspunkt lesen sollen, dann entsteht eventuell ein anderer Eindruck. Dennoch hätten mich die Vorgangsbeschreibungen irgendwann gestört, Aneinanderreihungen von Handlungen sind einfach nicht so schön zu lesen.




    Zu dem kann eine Übersetzung auch einiges glätten oder abschwächen. (Z.B auch mit der Annahme das es nicht so Gefühlsmäßig zugeht, oder das allzu blumiges vom dt. Leser nicht verstanden wird.)
    Außerdem stellt sich auch immer die Frage ob Kim Hyun Hee sich tatsächlich verändert hat oder mit dem Buch nur den Anschein wecken wollte.


    Das Original erschien auf Englisch (Amerikanisch), sie hat es nicht auf Koreanisch oder Japanisch (spricht sie laut eigenen Angaben wie eine Muttersprachlerin) verfasst.


    Was die Intention oder die tatsächliche Wandlung Kim Hyun Hees anbelangt, wird ja diskutiert und man liest dieses Buch schon mit dem ein oder anderen Hintergedanken. Aber ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vorgeht, also ist wäre das alles von meiner Seite aus nur Spekulation.

    Außerdem wird wohl auch darüber spekuliert, ob sie wirklich aus Nordkorea kommt. Etwas schwierig zu beurteilen, zumal ja alles, was man über sie oder ihre Tat weiß, von ihr kommt. Nordkorea dementiert natürlich, dass sie darin verwickelt sind, aber auch das ist zu erwarten.

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    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()


  • Außerdem stellt sich auch immer die Frage ob Kim Hyun Hee sich tatsächlich verändert hat oder mit dem Buch nur den Anschein wecken wollte.


    Das ist ein sehr interessanter Gesichtspunkt über den ich noch nicht nachgedacht habe. Das Buch könnte damit so eine Art Rechtfertigung sein oder besser gesagt es ist so etwas wie eine Rechtfertigung für die Tat. Aber auch wenn sie sich nicht wirklich verändert hat, ist irgendwo auch Verständnis für ihr Handeln da. Es ist eine Art Gratwanderung zwischen persönlicher Schuld und den äußeren Umständen.


    @ mondy
    Das ist ja auch kein Kritikpunkt an Deiner Herangehensweise. Der Titel des Buches deutet ja auch eher auf eine gefühlsbetonte Beschreibung hin. Daher wäre das Buch sicherlich eher überhaupt nichts für mich aber was Dir aufgefallen ist, spricht mich eher an und es wandert daher auch auf meine Wunschliste.


  • @ mondy
    Das ist ja auch kein Kritikpunkt an Deiner Herangehensweise. Der Titel des Buches deutet ja auch eher auf eine gefühlsbetonte Beschreibung hin. Daher wäre das Buch sicherlich eher überhaupt nichts für mich aber was Dir aufgefallen ist, spricht mich eher an und es wandert daher auch auf meine Wunschliste.


    Hab ich auch nicht so aufgefasst. :winken: Und ich freue mich, dass dir das Buch durch meine Beschreibung eher zusagt als durch den Titel. So soll es sein. :smile:

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