Sebastian Niedlich - Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.964 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Enid.

  • Sebastian Niedlich - Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens


    Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
    Erstausgabe (D): 2013
    Seiten: 328
    Ausgabe: Taschenbuch


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:


    Freunde sind etwas Wunderbares. Und manchmal findet man sie an den ungewöhnlichsten Orten. Martin hätte allerdings darauf verzichten können, am Sterbebett seiner Großmutter die Bekanntschaft des leibhaftigen Todes zu machen. Dieser hat sich eingefunden, um die Seele der alten Dame sicher ins Jenseits zu befördern und ist begeistert, dass ihn endlich jemand sehen und hören kann. Für ihn steht fest: Martin und er sind dazu bestimmt, beste Freunde zu werden. Schließlich ist er ein echt netter Typ! Und hey: Niemand kann so glaubhaft versichern, dass man weder an Langeweile, noch an einem gebrochenen Herzen sterben kann ... Im Laufe der Zeit gewöhnt Martin sich daran, dass der Leibhaftige stets bei ihm auftaucht, wenn er es am wenigsten gebrauchen kann. Doch als er eine ganz besondere Frau kennenlernt, muss er sich eine entscheidende Frage stellen: Macht es überhaupt Sinn zu leben, zu lieben und nach dem Glück zu suchen, wenn am Ende doch immer der Tod wartet? Schmunzeln


    Meine Meinung:


    Martin ist gerade mal sieben Jahre alt, als er zum ersten Mal dem Tod begegnet. Und das gleich in doppeltem Sinne, denn als seine Oma im Krankenhaus stirbt, kann er IHN sehen, der ans Sterbebett kam, um die Seele der Großmutter in Form eines Schmetterlings mit seinem Kescher einzufangen. Überflüssig zu erwähnen, dass Tod nach Jahrhunderten voller Einsamkeit schlichtweg begeistert davon ist, endlich jemanden zu haben, mit dem er sich unterhalten kann. Martin ist erst irritiert, danach mäßig angetan davon, weil Tod im Laufe der Jahre immer in den unpassendsten Momenten auftaucht und ihn die wenigen Freunde schon für einen merkwürdigen Spinner halten, der Selbstgespräche führt. Als Tod dann auch noch beschließt, dass Martin sein Nachfolger werden soll, wird diesem endgültig alles zu viel.


    "Der Tod und andere Höhepunkte meines Leben" erschien erst als E-Book bei dotbooks, aber nachdem es fast einschlug wie eine Bombe, wurde es im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag als Taschenbuch veröffentlicht. Der Erfolg verwundert nicht, denn das Buch hat trotz seines sprühenden, rabenschwarzen Humors auch immer einen ernsten Hintergrund. Der Übergang zwischen Leben und Tod, zwischen Glück und Leid ist fließend und so halten sich bei der Lektüre Lachen und Weinen fast die Waage. So kommt es zu allerlei aberwitzigen, manchmal aber auch tragischen Szenen, die knapp 370 Seiten nur so dahinfliegen lassen.


    Der Tod ist zum Glück nicht der Höhepunkt meines Lebens, aber das Buch ist definitiv einer. Sebastian Niedlich kennt sich nicht mit klamaukigem Stammtischniveau aus, sondern bedient sich eines feinen, sarkastischen Humors, der nicht selten zum Nachdenken anregt. So stellt man sich auch schnell gemeinsam mit Martin die Fragen: Ist unser Schicksal vorherbestimmt? Gibt es für jeden von uns eine festgelegte Zeit, die unveränderbar irgendwo in der fernen (oder nicht so fernen) Zukunft liegt? Zu welchem Ergebnis Martin kommt, müsst ihr aber selbst nachlesen.


    Ich kann dieses Buch gar nicht genug empfehlen. Jedenfalls allen, die herzhaft lachen (und ein paar kleine Tränen verdrücken) wollen. Unbedingt lesen!


    5ratten & :tipp:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Das klingt wirklich gut. Und das Sensenmännchen auf dem Cover ist irgendwie putzig.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Als seine Oma stirbt, begegnet Martin ihm zum ersten Mal, dem leibhaftigen Tod. Nicht dem Sensenmann mit Totenschädel unter schwarzer Kapuze, sondern einem gar nicht unsympathischen Typen um die dreißig (wie es scheint), der allerdings einige hundert Jahre älter ist, als er aussieht.


    Thanatos, wie er sich nennen lässt, taucht immer wieder unverhofft in Martins Leben auf, und zwar nicht nur, wenn jemand stirbt, sondern auch einfach so, wenn er Lust auf ein Schwätzchen hat. Manchmal bringt er sogar Chips mit. Das Dumme daran ist nur, dass ihn niemand außer Martin sehen kann, was dem bald den Ruf eines merkwürdigen Verrückten einbringt, weil er immer wieder auf dem Schulhof in der Ecke steht und anscheinend mit sich selbst redet. Auch bei Martins ersten Versuchen, sich um das weibliche Geschlecht zu bemühen, kommt ihm Thanatos' Plauderlaune in die Quere. Und dass er Martin ein paar besondere Fähigkeiten beibringt, ist auch oft eher hinderlich als ein Segen ...


    Kann man ein witziges Buch über ein so heikles Thema wie den Tod schreiben, das nur zu gerne in der modernen Gesellschaft tabuisiert wird?


    Sebastian Niedlich kann das, und zwar mit einem Sinn für Situationskomik, witzigen Dialogen und einem oft hintergründigen Humor, wobei auch genügend Raum für Gefühle bleibt, aber auf eine angenehm unsentimentale Weise. Niedlichs Charaktere sind mitten aus dem Leben gegriffen - bis auf eine doch ziemlich überzeichnete Ausnahme allesamt Menschen wie du und ich.


    Zusätzlichen Charme nostalgischer Natur hat das Buch für alle, die in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen sind. Martins stolpersteinreicher Weg ins Erwachsenleben führt nämlich auch an vielen Meilensteinen dieser Zeit vorbei und ist gespickt mit amüsanten Wiedererkennungseffekten.


    Und schließlich wirft der Roman auch bei aller Witzigkeit existentielle Fragen rund um Leben, Tod, Krankheit und Schicksal auf, über die es sich nachzudenken lohnt. Die Balance zwischen Humor und Ernst, Tragik und Komik ist gelungen - ein auf besondere Weise höchst unterhaltsames Buch.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich gestehe, ich hatte meine Probleme mit dem Buch.

    Einerseits gefiel mir die Idee, andererseits empfand ich den Tod stellenweise zu anstrengend. Ja, natürlich sollte er das auch sein, aber dennoch, mit seiner aufdringlichen Art konnte ich mich nicht anfreunden. Mir tat Martin schon leid, er konnte seinem Schicksal ja gar nicht entkommen. Und immer damit rechnen zu müssen, dass der Tod gleich wieder neben ihm steht, ist auch kein einfaches Leben. Am schwierigsten ist es wohl, den Tod anderer Menschen schon vorherzusehen - erst recht, wenn es sich um Familienmitglieder handelt. Keine leichte Aufgabe, die Martin da erwartet.


    Die Umsetzung der Idee war zwar stellenweise schon witzig, aber zwischendurch fand ich es doch zu nervig und mühsam.

    Dennoch, insgesamt bleibt ein positiver Eindruck und ich denke schon, dass ich den zweiten Band auch noch lesen werde.