Elisabeth Zacharia - Warum Kühe lachen und Hühner nicht weinen

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  • Warum Kühe lachen und Hühner nicht weinen
    Die dunkle Seite des Konsums - Wie uns Konzerne in die Tasche lügen

    (2013)


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    Vorsicht! Dieses Buch wird ihr Leben verändern!
    Wir leben in einer glücklichen Werbewelt mit lachenden Kühen fröhlichen Schweinen und geliebten Haustieren. Das Steak auf unserem Teller ist ganz etwas anderes. Konzerne benutzen unsere Sehnsucht nach Harmonie. Sie lassen uns über die wahre Herkunft von Produkten im Dunkeln, verschleiern harte Fakten und arbeiten mit Halbwahrheiten und faulen Tricks. Dieses Buch zeigt, welche Illusionen uns eine heile Welt vorgaukeln, welche Schalter in unseren Köpfen bedient werden und wie wir von der Industrie besänftigt werden. Muss man Vegetarier werden, um verantwortungsbewusst zu leben? Woher kommt die Milch in der Schokolade? Was verbirgt sich hinter Zutatenlisten? Was ist chronischer Botulismus bei Rindern? Warum wird Fleisch mit Sauerstoff behandelt? Und wie weit ist es mit unserer Tierliebe wirklich her? Die Autorin deckt schonungslos Hintergründe und Zusammenhänge auf und zeigt sehr persönlich, wie sie selbst ihren Weg durch den Konsumdschungel gefunden hat.



    Elisabeth Zacharia ist Psychotherapeutin, aber in erster Linie Journalistin. Als sie über verschiedene Themen des Konsums recherchierte, stieß sie auf zahlreiche Täuschungen der Hersteller verschiedenster Waren und beschloss, ein Buch daraus zu machen, um den Konsumenten die Augen zu öffnen.


    Den Einstieg macht ein Thema, das vielen Menschen sehr am Herzen liegt: Haustiere. Die Tiere, mit denen wir unser Leben teilen, und die den Frauchen und Herrchen jährlich Milliarden von Euro wert sind. Weit davon entfernt sind Tiere, die in Massentierhaltung für tierische Produkte gezüchtet werden; möglichst billig, weil sich das besser verkauft. Eigentlich sollte sich jeder Tierhalter hier selbst Gedanken dazu machen. Aber - und hier kommt die Täuschung der Hersteller ins Spiel - vor allem Fleischprodukte haben bei ihrer Präsentation im Regal nichts mehr mit Tieren zu tun. Während auf den Milchkartons zufrieden grasende Kühe oder auf Eierschachteln im Grün scharrende Hühner zu sehen sind, erinnert bei einem abgepackten Stück Fleisch nichts an seinen Ursprung. Man weiß, was es ist, aber es wird verdrängt.


    Es ist ein passender Einstieg ins Buch, denn diese Diskrepanz findet sich bei vielen Menschen. Bei aller Berichterstattung über die Misstände kommt dieser Aspekt doch eigentlich zu kurz. Vielleicht stößt aber gerade der Vergleich mit Haustieren manche Leser schon wieder ab. Wer hier noch am Ball bleibt, macht den Schritt mit zur Herstellung von Lebensmitteln allgemein und den Möglichkeiten, sie möglichst lange und mit geringem finanziellen Aufwand schmackhaft und lange haltbar zu machen. Mit Gas und Wasser aufgepepptes Fleisch, um es lange haltbar zu machen; Nanopartikel im Ketchup, die nicht zulassungs- und deklarationspflichting sind und von deren Auswirkungen auf den menschlichen Organismus man noch nichts genaues weiß; Pseudokäse; Zuckerersatzsstoffe, die Kalorieneinsparung vorgaukeln und verglichen mit normalem Zucker schädlicher sind; Lightprodukte, die lediglich mit Wasser und Stärke gestreckt und dafür teurer verkauft werden; Lebensmittel, die nur einen winzigen Prozentsatz des im Namen aufgeführten Inhalts aufweisen; irreführende Herkunftsangaben von Produkten. All das in erster Linie, um die Waren so billig wie möglich produzieren zu können.


    Zitat

    In den meisten Fällen kostet es einiges an Überwindung, sich mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen, denn das bedeutet ja wiederum, sich mit der Art und Weise, wie Nahrung entsteht, konfrontieren zu müssen.


    Elisabeth Zacharia schreibt sehr locker, humorvoll und gut nachvollziehbar. Sie verweist auf zahlreiche Beispiele und belegt vieles mit Quellenangaben. Die meisten Missstände sind mir schon bekannt, aber ich bin noch lange nicht durch mit dem Buch.

  • Ich mache einen Abstecher ins Reich der Markenwaren. Produkte, die unter einem bekannten Label oder Namen angeboten werden, verkaufen sich besser. Bestes Beispiel dafür ist ein Versuch, in dem aus einer Flasche Orangensaft vier Becher eingegossen wurden und unter verschiedenen Handelskettennamen (Rewe/Edeka/Aldi/Lidl) von Passanten verkostet wurden. Fast alle Tester stellten Geschmacksunterschiede fest und vergaben die ersten Plätze an Rewe und Edeka. Ähnliches gilt für Kleidungsstücke, die z. B. mit dem bekannten grünen Krokodil verziert sind. Ihnen wird eine deutlich bessere Qualität nachgesagt, obwohl sie nachweislich aus den selben asiatischen Produktionsstätten kommen wie Kleidung, die von Billig-Kettenläden verkauft werden.


    Elisabeth Zacharia beleuchtet, inwieweit der Kunde noch selbstbestimmt ist, und stellt fest, dass dies kaum noch möglich ist. So werden z. B. Elektrogeräte mit Sollbruchstellen hergestellt, um eine lange und für Hersteller nicht wünschenswerte Lebensdauer von vornherein zu vermeiden. Dadurch wird dem Verbraucher ein Neukauf aufgezwungen, bevor er selbst daran denkt. Der Weg der irreparablen Elektrogeräte führt uns weiter nach Afrika, wo nach dem Zerlegen und Entnehmen von Rohstoffen wie Kupfer etc. der unbrauchbare Rest auf Schutthalden verbrannt wird, während dort Menschen ohne Schutzmaßnahmen arbeiten.


    Künstliche Vitaminpräparate sind ebenfalls ein Thema. Obwohl man bei einer normalen Ernährung bis auf zwei Ausnahmen sämtliche Vitamine in ausreichender Menge zu sich nimmt, wird von den Herstellern der Präparate immer wieder suggeriert, dass eine Zusatzversorgung nötig ist. Belegt wird das von Studien, die von Experten durchgeführt werden, die allerdings von den Herstellern bezahlt werden, was dem Konsumenten in den seltensten Fällen bekannt ist. Dass die künstlichen Präparate sogar Krebs auslösen können, wie in unabhängigen Testreihen entdeckt wurde, wird verschwiegen.


    Und nochmal zurück nach Afrika. Ausrangierte Legehennen werden von Europa als Suppenhühner oder Hühnerbeine und -leber dorthin verkauft. Anfangs zu Billigpreisen, was den Markt der einheimischen Geflügelwirtschaft zerstörte. Nachdem diese Anbieter nach und nach aufgeben mussten, stiegen die Preise der europäischen Hühner. Ein weiteres Probem ist, dass die eingeführten Produkte derart verkeimt sind, dass sie zu über 80 % eigentlich ungenießbar sind und europäische Maximalwerte zum Teil um das 180-Fache übersteigen.


    Weitere Themen in diesem Abschnitt:
    Mineralwasser und Wasserversorgung
    Schnäppchenpreise auf Kosten der Arbeiter (oft Kinder)
    Giftige Kunststoffverpackungen
    Mindesthaltbarkeitsdatum


    Eine Unmenge an Informationen, die gedanklich auf einmal kaum zu bewältigen sind. Es ist beängstigend, mit wie vielen von diesen Missständen Verbraucher täglich in Berührung kommen, ohne dass es ihnen bewusst ist.

  • In den nächsten Kapiteln zeigt Elisabeth Zacharia auf, wie der Verbraucher ganz gezielt getäuscht wird, also nicht nur durch Verschweigen, sondern durch bewusste Irreführung. Bestes Beispiel sind Produkte, die auf den ersten Blick vom Namen oder der Abbildung auf der Verpackung her bestimmte Obstsorten enthalten sollten. In vielen Fällen (z. B. Müsliriegel) ist zwar Obst abgebildet, enthalten ist aber ein Pseudoobst aus gestreckten Apfel-Pressrückständen mit entsprechendem Aroma, je nach Anforderung. Schlimmstenfalls besteht der Obstanteil in künstlichem Aroma, das schon wieder so intensiv ist, dass es bei Blindverkostung von Verbrauchern für echt gehalten wird oder geschmacklich besser ankommt. Es steht zwar auf der Packung, aber wer liest schon die ganz bewusst winzig gedruckte Inhaltsangabe?


    Ähnliches gilt bei fleischhaltigen Produkten. Dass in Kalbsleberwurst nicht immer Kalbsleber enthalten ist, dürften manche schon gehört haben. Auch noch gut in Erinnerung ist der Skandal, als in Rindfleischlasagne Pferdefleisch entdeckt wurde, ebenso wie bald danach in diversen anderen Fertigmahlzeiten. Dieses Fleisch wurde durch mehrfaches Hin- und Hertransportieren quer durch Europa irgendwann vom Pferde- zum Rindfleisch umdeklariert, so dass ein Verantwortlicher kaum auszumachen ist. Eine genaue Kennzeichnungspflicht wurde abgeschmettert, dazu ist der Einfluss der Fleischproduzenten zu groß.


    Ein beliebter Dreh ist auch, den Konsumenten bestimmter Produkte neue Verpackungen unterzujubeln, die zwar dasselbe wie vorher kosten, aber weniger Inhalt haben.


    Gar nicht erst angezeigt werden müssen Erbgutveränderungen bei Gemüse. Hier wird durch radioaktive Bestrahlung das Erbgut so verändert, bis es den Vorlieben der Käufer entspricht. Das betrifft auch Bio-Ware. Genmanipulierte Produkte finden sich überall, z. B. auch bei Soja, das verfüttert wird. Elisabeth Zacharia ist der Ansicht, dass alles gentechnisch behandelte Ausgangsprodukte enthält, sofern nicht "gentechnikfrei" auf der Verpackung steht.


    Und noch einmal zu Bio, diesmal bei der Haltung von Tieren. Sie ist längst nicht so rosig, wie man angesichts des Biosiegels glauben möchte. Auch hier gibt es Spaltenbodenhaltung bei Schweinen, Schreddern der überflüssige Hähne, Einsatz von Antibiotika oder Massenhaltung, wenn auch etwas eingeschränkter als in der konventionellen Haltung.


    Weitere Themen:
    Verkaufsstrategien
    Bedeutungslosigkeit von Gütesiegeln auf Lebensmittelverpackungen
    Aquakultur
    Beifang beim Fischen


    Schwer zu glauben, wenn einem die Werbung leckeres Essen in einer heilen Verbraucherwelt vorgaukelt, dass in Wahrheit nichts anderes dahintersteckt als Produzenten, die möglichst billig herstellen und möglichst viel verkaufen möchten. Der Konsument ist ja mündig und muss selbst entscheiden, was er isst. :traurig:



    (Alle Angaben mit Stand 2013)

  • jessas, am besten alles selbst anbauen... :sauer:


    dm hat das mit den gleichen Verpackungen, weniger Inhalt bei Colgate meine ich, gemacht und verkauft sie nicht mehr, mit dem Hinweis auf gleicher Preis/weniger Inhalt.. finde ich gut.... :zwinker:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Wieder ein Buch zum nachdenken. Danke für die ausführlichen Beschreibungen.
    Schreibt die Autorin ob die Recherche zum Buch ihr Essverhalten verändert hat?


  • jessas, am besten alles selbst anbauen... :sauer:



    Wieder ein Buch zum nachdenken. Danke für die ausführlichen Beschreibungen.
    Schreibt die Autorin ob die Recherche zum Buch ihr Essverhalten verändert hat?


    Und zu mehr auch nicht, denn was soll man aus diesen Berichten, die uns doch immer nur sagen, wie es schon seit Jahren läuft und auch die nächsten Jahre noch laufen wird, denn entnehmen?


    Billigware - immer mehr Menschen haben einfach nicht das Geld für teureres Essen!


    Etikettenschwindel - wenige Menschen haben die Bildung (Chemiekenntnisse) und die Zeit, Etiketten aller in Frage kommenden Produkte zu lesen und zu verstehen und


    dann noch ein Alternativprodukt zu suchen, das es oft schlicht nicht gibt.


    Man könnte zu dem Schluss kommen, dass es sinnvolle wäre, alles selbst zuzubereiten, aber selbst Biolebensmittel - die sich wieder nicht jeder leisten kann - können noch Stoffe enthalten, die man nicht auf dem Teller habe will.


    Aus meiner Sicht sind wir dem zur Zeit leider ausgeliefert* und es bringt nicht, immer wieder neue Ängste oder Ekel zu schüren, wenn es doch für viele einfach keine (oder nur wenige) Alternativen gibt.
    Beispiel: Nicht im Discounter kaufen! Und wer muss vor allem im Discounter kaufen, weil er wenig Geld hat? Richtig: Leute, die dort arbeiten...


    *Hinzu kommt immer wieder eine andere Bewertung von gut und schlecht.
    Vor Jahren ging es mal um den Analogkäse, und ich sagte mal in einer Diskussion, dass der doch toll für Veganer wäre, was mir metaphorisch einen Schlag mit einem Baseballschläger einbrachte.
    Und heute wird just dieser Käse für den dreifachen Preis als "veganer Käse" verkauft! Plötzlich ist das ein tolles Produkt statt einer Ekelpackung!
    Man ist also nicht nur mangelnder Kontrolle und mangelnden Alternativen ausgesetzt, sondern auch sich ändernden Trends, die teilweise recht willkürlich erscheinen!


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • jessas, am besten alles selbst anbauen... :sauer:


    Der Gedanke kam mir auch schon.



    dm hat das mit den gleichen Verpackungen, weniger Inhalt bei Colgate meine ich, gemacht und verkauft sie nicht mehr, mit dem Hinweis auf gleicher Preis/weniger Inhalt.. finde ich gut.... :zwinker:


    Die Aktion fand ich auch gut. Hat darüber hinaus für dm den positiven Nebeneffekt, dass sich deren Hausmarke dann bestimmt besser verkauft.



    Schreibt die Autorin ob die Recherche zum Buch ihr Essverhalten verändert hat?


    Das hat es. Sie überlegt sich jetzt, wann sie Fleisch essen soll und hat es deutlich eingeschränkt, und sie kauft ihre Eier beim Bauern, wo sie jedes Huhn persönlich kennt. Über andere Produkte hat sie nicht explizit geschrieben, aber ich denke, dass sie ihr Verhalten auch diesbezüglich deutlich ändert. Sie hat so viele Rückschlüsse gezogen und neue Erkenntnisse gewonnen, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie sie jetzt noch mit Appetit alle Fertigprodukte essen will. Das kann niemand, der das Buch liest und sich nur halbwegs Gedanken über seine Ernährung macht.



    Und zu mehr auch nicht, denn was soll man aus diesen Berichten, die uns doch immer nur sagen, wie es schon seit Jahren läuft und auch die nächsten Jahre noch laufen wird, denn entnehmen?


    Die Keule zu schwingen hilft nicht. Man muss es den Verbrauchern immer wieder vor Augen halten, was im Argen liegt, nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein". Irgendwann ist es drin in den Köpfen. Und ändern können es auch nur die Verbraucher, indem sie solche Waren nicht mehr kaufen. Wenn das Zeug zunehmend in den Regalen liegen beibt, müssen die Produzenten umdenken.



    Billigware - immer mehr Menschen haben einfach nicht das Geld für teureres Essen!
    Etikettenschwindel - wenige Menschen haben die Bildung (Chemiekenntnisse) und die Zeit, Etiketten aller in Frage kommenden Produkte zu lesen und zu verstehen


    Wenn mir meine Ernährung wichig ist, dann muss ich mich intensiver damit beschäftigen. Die meisten Leute kaufen immer wieder dieselben Produkte, also müssen sie einmal die Inhaltsstoffe lesen, notfalls im Internet recherchieren, und wissen dann, ob sie dieses Produkt wieder kaufen wollen. Und selbst machen ist auch nicht so teuer, höchstens zeitintensiver. Ich habe früher gerne diese Fix-Produkte angerührt, weil es bequem war, aber eine selbst fabrizierte Soße kostet auch nicht mehr. Es dauert höchstens länger und erfordert mehr Geschick als "Wasser dazu und umrühren".



    Man könnte zu dem Schluss kommen, dass es sinnvolle wäre, alles selbst zuzubereiten, aber selbst Biolebensmittel - die sich wieder nicht jeder leisten kann - können noch Stoffe enthalten, die man nicht auf dem Teller habe will.


    Natürlich lässt sich nicht alles an Schadstoffen ausschließen, aber man kann durch eigene Herstellung die Menge an Schadstoffen deutlich reduzieren.

  • Zum Abschluss des Buches wird es richtig heftig, deshalb glaube ich, dass die Autorin diese Kapitel als letzte angehängt hat, damit die Leser nicht vorher schon aussteigen. Es geht nochmals detailliert um die Haltung von Tieren, ihrem Transport zum Schlachthof und die Schlachtung selbst. Am Beispiel von Schweinen, Kühen und Hühnern beschreibt sie die Zustände, denen diese Tiere ausgesetzt sind. Angefangen bei ihrer Geburt über die Mästung bis zum Tod müssen sie Schmerzen und furchtbare Lebensumstände ertragen. Alles zum Wohl der Niedrigpreise liebenden Konsumenten. Abgesehen vom Leid durch Massentierhaltung wird dadurch auch die Umwelt massiv geschädigt, und zwar weltweit. Fleischproduktion ist die schlechteste Form der Bodennutzung. Mit dem Aufwand für ein Kilo Rindfleisch könnte man ein Vielfaches an pflanzlichen Nahrungsmitteln herstellen und deutlich mehr Menschen ernähren.


    Auch Krankheiten können von den so gehaltenen Tieren auf Menschen übergreifen. So ist z. B. bei Kühen auftretender Botulismus auf Menschen übertragbar. Die Tiere können krank sein; so lange sie optisch aber gesund erscheinen und alleine in den Anhänger steigen können, gelten sie als transportfähig und dürfen geschlachtet werden. Anhand von Hühnern verfolgt Elisabeth Zacharia mögliche Wege, wie die Tiere mit Keimen verseucht und wie leicht dadurch auch Menschen infiziert werden könnten. Eine ständige Behandlung mit Antibiotika ist üblich, auch bei Bio-Hühnern. Die Keime entwickeln zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika, so dass inzwischen in Europa zehntausende Menschen von Keimen befallen werden und sterben, ohne dass Gegenmaßnahmen möglich sind.


    Im letzten Abschnitt geht es unter anderem auch ausführlicher um Käfigeier und Putenbrüste.

  • Jetzt hätte ich fast einen abschließenden Kommentar vergessen. :redface:


    Elisabeth Zacharia hat sich intensiv damit beschäftigt, mit welchen Machenschaften Hersteller versuchen, ihre Produkte möglichst gewinnbringend an den Verbraucher zu bringen. Dabei ist sie auf umfangreiche Missstände gestoßen, die ein ganzes Buch füllen. Wie der Titel schon deutlich macht, geht es besonders um tierische Produkte. Angefangen bei der Haltung von Tieren für die Fleischproduktion verfolgt sie den Weg bis auf den Teller des Verbrauchers und spart dabei kaum etwas aus. Dabei macht sie sich auch Gedanken über das zwiespältige Verhalten der Verbraucher, wenn es um Schlachttiere oder Haustiere geht, ein Aspekt, den viele Konsumenten gerne übersehen. Wie sie feststellt, übt auch hier die Industrie großen Einfluss auf Menschen aus, die sich einfach noch zu wenig Gedanken über dieses Thema gemacht haben.


    Vor allem rund um die Ernährung hat sie vieles aufgedeckt, was manchen Konsumenten vielleicht noch nie aufgefallen ist, was aber meist daran liegt, dass die Hersteller es meisterhaft verstehen, den Blick vom Wesentlichen abzulenken. Tatsachen werden verschleiert, beschönigt oder bekommen neue Namen. Geschickte Werbekampagnen lenken den Blick von unangenehmen Dingen ab. Im Zug der Herstellung kommt sie auch darauf zu sprechen, welche Auswirkungen die Produktion von Lebensmitteln oder Kleidung auf die Arbeiter in den Herstellungsländern hat.


    Mit ihrem fast schon zu lockeren Erzählton schafft sie es mühelos, auch etwas trockene Themen anschaulich zu besprechen. Abwechslungsreich wird es durch Erlebnisse, die sie selbst oder mit Verwandten oder Freunden beim Einkaufen hatte. Dabei wirkt sie nie belehrend. Sie will wachrütteln und Menschen zum Nachdenken anregen. Im Anhang gibt es eine umfangreiche Listen mit Quellenangaben, unter denen sich auch viele TV-Dokumentationen finden. Hier kann man die angesprochenen Themen noch vertiefen.


    Es ist fast schon unheimlich, was Elisabeth Zacharia im Rahmen ihrer Recherchen alles entdeckt und in ihr Buch gepackt hat. Möge es manchen Menschen die Augen öffnen und anderen, die sich bereits intensiver mit ihrem Kaufverhalten beschäftigt haben, eine Entscheidungshilfe sein. Im Klappentext stand der Satz "Dieses Buch wird Ihr Leben verändern"; ich glaube wirklich, dass man nach der Lektüre nicht mehr so gedankenlos einkaufen geht wie vorher.


    5ratten


  • Ich mache einen Abstecher ins Reich der Markenwaren. Produkte, die unter einem bekannten Label oder Namen angeboten werden, verkaufen sich besser. Bestes Beispiel dafür ist ein Versuch, in dem aus einer Flasche Orangensaft vier Becher eingegossen wurden und unter verschiedenen Handelskettennamen (Rewe/Edeka/Aldi/Lidl) von Passanten verkostet wurden. Fast alle Tester stellten Geschmacksunterschiede fest und vergaben die ersten Plätze an Rewe und Edeka. Ähnliches gilt für Kleidungsstücke, die z. B. mit dem bekannten grünen Krokodil verziert sind. Ihnen wird eine deutlich bessere Qualität nachgesagt, obwohl sie nachweislich aus den selben asiatischen Produktionsstätten kommen wie Kleidung, die von Billig-Kettenläden verkauft werden.


    Nur weil Waren in der gleichen Fabrik hergestellt werden, sind sie nicht von gleicher Qualität. Die deutsche Firma macht entsprechende Vorgaben und so ist das Adidas T-Shirt von besserer Qualität als das von Decathlon. Ob die Preisunterschiede jeweils gerechtfertigt sind, muss jeder Verbraucher für sich bewerten. Aber zu glauben, dass sich ein Verbraucher ausschließlich durch die Marke täuschen lässt, halte ich für falsch. Dazu habe ich leider auch schon zu viele Billigprodukte (insbesondere im technischen Bereich) konsumiert, die sich schnell als Schrott herausstellen. Ich denke, die meisten Verbraucher können sehr wohl Qualitätsunterschiede erspüren.


    Schöne Grüße, Thomas


  • So werden z. B. Elektrogeräte mit Sollbruchstellen hergestellt, um eine lange und für Hersteller nicht wünschenswerte Lebensdauer von vornherein zu vermeiden.


    Bringt sie dafür auch Beispiele? Ich kenne eigentlich nur das Beispiel mit elektrischen Zahnbürsten, die regelmäßig nach der Garantie den Geist aufgeben. Aber sonst? Billig-Drucker? Bei Fernsehern, PCs, Smartphones, Toastern, Staubsaugern, Bohrmaschinen etc. habe ich noch nie davon gehört. Also für die Vielzahl der Geräte gilt das m.E. nicht.


    Gruß, Thomas

  • Bringt sie dafür auch Beispiele?


    Das kann ich nicht mehr sagen, ich habe das Buch schon zurückgegeben. Zacharia zählt so viele Beispiele auf, dass ich nicht mehr weiß, bei welchen sie konkrete Namen nannte. In meinen Notizen habe ich dergleichen auch nicht festgehalten.



    Ich kenne eigentlich nur das Beispiel mit elektrischen Zahnbürsten, die regelmäßig nach der Garantie den Geist aufgeben. Aber sonst? Billig-Drucker? Bei Fernsehern, PCs, Smartphones, Toastern, Staubsaugern, Bohrmaschinen etc. habe ich noch nie davon gehört. Also für die Vielzahl der Geräte gilt das m.E. nicht.


    Selbst wenn nur wenige Geräte manipuliert sind, ist das Betrug am Kunden. Ich habe schon öfter von diesen Machenschaften gehört und auch TV-Dokumentationen oder -Beiträge zu dem Thema gesehen. Wahrscheinlich ist eine entsprechende Quelle im Anhang genannt, aber allein vom Titel her kann ich nicht sagen, welche das ist.

  • Ja, den Begriff kenne ich, der Welt-Artikel überzeugt mich letztlich nicht ganz. In billigen Geräten waren schon immer Kunststoff-Getriebe verbaut. Was soll man bei einem 30-Euro-Akkuschrauber auch erwarten, wenn das Markengerät eben 150 Euro kostet? Und da macht dann halt jeder Verbraucher seine Erfahrungen, Aldi ist schnell Schrott (für den gelegentlichen Gebrauch aber sicher ausreichend), mein Metabo läuft seit Jahren. Das ist dann auch der Grund, warum Marken grundsätzlich mehr vertraut wird.


    Aber der Artikel bringt auch genau die Beispiele wie elektr. Zahnbürsten oder Tintenstrahldruckern, bei denen ich von solchen Machenschaften aus eigener Erfahrung weiß oder von Bekannten gehört habe. Für die Vielzahl der technischen Produkte gilt das dennoch nicht. Bei einem günstigen Produkt würde ich nicht von geplanter Obsolvenz sprechen, der Preis lässt eine andere Spezifikation kaum zu. Dazu muss man nicht viel nachdenken, auch wenn es viele Verbraucher gibt, die an "Super-Schnäppchen" glauben (Drucker für 60 Euro, Fahrrad für 250 Euro, Akkuschrauber für 30 Euro, Handmixer für 10 Euro ...)


    Schöne Grüße, Thomas


  • Ja, den Begriff kenne ich, der Welt-Artikel überzeugt mich letztlich nicht ganz. In billigen Geräten waren schon immer Kunststoff-Getriebe verbaut. Was soll man bei einem 30-Euro-Akkuschrauber auch erwarten, wenn das Markengerät eben 150 Euro kostet? Und da macht dann halt jeder Verbraucher seine Erfahrungen, Aldi ist schnell Schrott (für den gelegentlichen Gebrauch aber sicher ausreichend), mein Metabo läuft seit Jahren. Das ist dann auch der Grund, warum Marken grundsätzlich mehr vertraut wird.


    Aber der Artikel bringt auch genau die Beispiele wie elektr. Zahnbürsten oder Tintenstrahldruckern, bei denen ich von solchen Machenschaften aus eigener Erfahrung weiß oder von Bekannten gehört habe. Für die Vielzahl der technischen Produkte gilt das dennoch nicht. Bei einem günstigen Produkt würde ich nicht von geplanter Obsolvenz sprechen, der Preis lässt eine andere Spezifikation kaum zu. Dazu muss man nicht viel nachdenken, auch wenn es viele Verbraucher gibt, die an "Super-Schnäppchen" glauben (Drucker für 60 Euro, Fahrrad für 250 Euro, Akkuschrauber für 30 Euro, Handmixer für 10 Euro ...)


    Schöne Grüße, Thomas


    Leider gilt die Gleichung teuer = hochwertiger heute ja oft gar nicht mehr.
    Es kann durchaus sein, dass ein 30-€-Gerät genauso lange zuverlässig arbeitet wie ein 150-€-Gerät.


    Übrigens: Ich habe die letzten ca. 10 Jahre mit einem Handmixer für ca. 10 € gearbeitet. Das war überhaupt kein Problem, außer dass bei schweren Hefeteigen und Biskuitteigen, die man 10 min rühren sollte, der Begriff "Handmixer" wörtlich genommen werden muss.
    Jetzt besitze ich eine Küchenmaschine für ca. 300 € von Bosch. Diese Maschine (die Reihe, nicht speziell mein Modell, sondern ein einfacheres) "gewann" einen Test (Video: min 19-21) gegen die mindestens 200 € teurere Kitchenaidmaschine. Das ist sicher keine allgemeingültige Aussage, zeigt aber doch dass die hier gezeigte sehr günstige Maschine (alles aus Plastik) eine bessere Leistung als eine hochwertiger gebaute Maschine zeigen kann.


    Oft bedeutet "teure" ja auch nur "besseres Design" oder "Spezialfunktionen, die nur Experten oder spezialisierte Hobbyisten schätzen".
    Nehmen wir mal Spiegelreflexkameras:
    Ein Einsteigermodell wie Nikon D3300 hat einen Guidemodus und hilft den Einsteigern, die richtigen Einstellungen vorzunehmen und kostet unter 500 €. Ein Fortgeschrittenenmodell bietet keinen Hilfe, dafür mehr Direktzugriffe und man kann die Kamera ggf. schneller bedienen, zahlt dafür aber auch meist ca. 500 € mehr. Für gute 1500-2000-3000 € mehr - je nach Modell und Anbieter - bekommt man eine "Profikamera", die keine Hilfen anbietet, deutlich größer und schwerer als die andern beiden Modelle ist und deutlich größere und schwere sowie sehr viel teurere Objektive erfordert. Würde man nach der Regel "teuer = besser" gehen, könnte man sich so ein Modell als Anfänger kaufen, sehr schnell frustriert sein und an Schmu der Hersteller glauben.


    Und seien wir ehrlich: Der gelegentliche Hobbybäcker, der hin und wieder mal Muffins bäckt und entweder nicht viel Geld oder andere Prioritäten hat, wird mit dem 10-20€-Handmixer viel glücklicher werden als mit der teuren und großen Küchenmaschine, die 300 Tage im Jahr einfach nur Platz im Küchenschrank oder auf der Arbeitsplatte wegnimmt.


    Meine Erfahrung bei vielen Geräten: Mittlerer bis günstiger Preis reicht völlig aus. Teure bis extrem teure Geräte wie der Vitamix (Mixer für 600 €) sind nur für spezielle Käufergruppen geeignet, die diese Manschinen sehr bewusst und sehr oft einsetzen. Für den gelegentlichen Smoothie reicht ein Mixer für weniger als 100 € aus, für alle, die nur im Sommer Erdbeermilch und im Winter Bananenmich zubereiten wollen, riecht sogar ein 30€-Mixer oder ein 10-€-Pürierstab aus. Ein 600€-Mixer wäre maßlos übertrieben.


    Für sehr viele, vor allem Gelegenheitsnutzer, rechnet es sich, billig zu kaufen und oft merken sie auch keinen Mangel und sind mit diesen Geräten (oder anderen Produkten) völlig zufrieden.


    Wer nur Schokolade für mindestens 3 € pro Tafel isst, wird "Billigschokolade" hassen. Wer nur "Billigschokolade" für unter einem Euro pro Tafel isst, wird sehr selten so große Geschmacksunterschiede feststellen. Das kann man ihm nun ankreiden, und ihm einen unusgebildeten Geschmack unterstellen, oder man nimmt hin, dass ihm mit seiner Erfahrung die Billigvariante reicht.
    Das dürfte für die meisten Käufer der günstigeren Variante gelten.
    Ich persönlich sehr z.B. sehr selten die Unterschiede in der Bildqualität von Fernsehern, obwohl unter anderem die BQ einen Preisunterschied von mehreren hundert bis tausend Euro ausmachen kann.
    Dito Lautsprecher. Etc.pp.


    Sehr oft rechnet sich "teuer = besser" nur für speziell geschulter Käufer. Und oft kaufen die anderen auch, und reden sich dann einen Unterschied ein, um ihre Ausgabe vor sich selbst zu rechtfertigen.


    Eines der interessantesten Ratgeberbücher, das ich besitze, ist "Miss Minimalist" von Francis Jay. Das E-Book kostet seit Anfang des Verkaufs 0,99 €! :zwinker:


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Hallo Keshia,


    im Grunde stimme ich Dir zu, es reicht in der Regel, dass mittelteure Gerät zu nehmen. So ist weder die 600 Euro Küchenmaschine noch das 300 Euro Gerät notwendig. Dazwischen gibt es aber auch noch einige Geräte. Man muss sich klar machen, das bei einem Mixer für 10 Euro es logischerweise sehr schnell zum Ausfall kommen kann. 10 Euro brutto bedeutet 8,40 netto, Händlerspanne von 40% ab, dann sind wir bei 5,04. Transport aus China kostet auch noch mal 50 Cent, bleiben 4,50 Euro für einen Mixer! Immerhin sind die Rührschlegel ja durchaus brauchbar. Was soll da noch für die nicht sichtbaren Teile des Motors übrig bleiben? Genauso ist klar, dass ein 250 Euro-Fahrrad aus dem Supermarkt keine dauerhaft haltbaren Komponenten verbaut haben kann. Oder eben der Akkuschrauber für 30 Euro den Heimwerker nicht zufrieden stellen kann. Da kauft man lieber einmal was Vernünftiges und hat (hoffentlich) jahrelang Freude daran. Das halte ich dann auch für nachhaltiger. Und in solchen Fällen kann man Marken mehr Vertrauen entgegen bringen, sei es Krups bei Mixern, vsf Fahrradmanufaktur bei Fahrrädern, oder eben Bosch bei Akkuschraubern. Der Profinutzer greift dann nochmals eine Klasse höher bzw. wählt die High-End-Produkte der jeweiligen Hersteller.


    Gruß, Thomas