Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Keiner liest Vargas ??Wo ist der Vargas-Fanclub??
War wieder im Vargas-Fieber. Schon nach 3 Seiten, wo Adamsberg, der Kriminal-Kommissar in Paris mit dem deutschen Namen, dem streikenden Heizkessel der brigade criminelle seine Aufwartung macht, nicht so sehr um ihn durch Handauflegen wieder zur Funktion zu überreden – das wäre ihm auch zuzutrauen, wenn man ihn kennt – nein, er will Dunkelheit und Stille finden wie so oft, sonst an den Ufern der Seine oder später in den Wäldern Kanadas. Er ist nämlich ein Wolkenschaufler, wie ihn seine kanadischen Kollegen nennen, womit seine intuitive Art gemeint ist, wie er umherstreifend, nachdenkend, grüblerisch aber erfolgreich seine Fälle löst.
Hier in einem äußerst skurrilen Fall, wo ein rätselhafter Richter über 40 Jahre hin 13 Morde mit einem Dreizack begeht, nach jedem Mord sein Betätigungsfeld verlegt und verschwindet. Inzwischen ist er tot, aber es geschehen immer noch die Morde auf die gleiche Weise. Adamsberg jagt ihn schon ein Leben lang. Immer ist irgendein Unschuldiger der vermeintliche Täter, der überführt wird, weil die Fakten gegen ihn sprechen. Das erste solche Opfer war der Bruder des Kommissars.
Vargas streut meisterhaft Verwirrung, spinnt Rätsel und baut Spannung auf, auch durch die Einbeziehung des persönlichen Loses des Kommissars, in Kanada wird er im Suff nämlich selbst zum Täter und traut sich selbst nicht mehr, obwohl alles auf den Dreizack hindeutet.
Sehr unterhaltsam ist die eingelagerte Geschichte um die kanadischen Kollegen, die für die Pariser Bullen einen Lehrgang in Spurensicherung (von Spucke bis Sperma) ausrichten – dann aber Adamsberg wegen des Mordes an einem jungen Mädchen jagen.
Sprachliche Spielereien, eine ganz eigene Poesie, die eine gewisse Magie entwickeln – so schreibt die Vargas. Wenn Adamsberg z.B. sprichwörtlich ein Unwohlsein befällt wie die Krallen einer Katze, die ihn von hinten anfällt. Oder er beruhigt seinen Stellvertreter Danglard, der eine große Flugangst nährt mit der Vorstellung, er halte das Flugzeug an einem Faden, so dass es nicht abstürzen könne, wenn Stare ins linke Triebwerk geraten. Seltsam, aber man glaubt es ihm fast.
So geht’s dem Leser ständig, er liest ein fesselndes, poetisches, ein bisschen verrücktes, unglaubliches Buch.
Gruß KHW