02 - Seite 71 bis Ende

Es gibt 53 Antworten in diesem Thema, welches 10.083 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von louzilla.


  • Könnte man nicht den Gorgonops als Dingsymbol sehen?


    Hab ich auch schon drüber nachgedacht. Anfangs dachte ich ja, es wäre die Standuhr, aber dieses Motiv verliert sich irgendwann in der Mitte. Du hast schon Recht, der Gorgonops ist es noch am ehesten, aber er hat zu wenig Präsenz und zu wenig Zusammenhang mit Pheko beispielsweise.


    Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Novelle nicht eher nur ein italienisch-deutsches Phänomen in der Literatur ist. In der englischen Literatur unterscheidet man, so viel ich weiß, lediglich zwischen Roman (novel) und Kurzgeschichte (short story).
    Warum der Verlag oder Übersetzer das jetzt "Novelle" genannt hat... "Erzählung" hätte ich jedenfalls passender gefunden. Das würde auch zu dem Umstand passen, dass der Text aus einer Sammlung von Erzählungen stammt. Eine Novelle steht für sich allein.
    Ist ja eigentlich auch völlig egal, dem Lesevergnügen tut es keinen Abbruch, man geht vielleicht nur mit einer anderen Erwartungshaltung ran (mir ging es zumindest so).

  • Ich bin nun auch durch mit diesem sehr besonderen Buch. Ich bin noch ganz beseelt von dieser Geschichte. Das Ende war wirklich etwas zu viel heile Welt, aber heute an diesem wundervollen Tag (wer hätte gedacht, dass die Sonne scheint und man draußen sitzen kann), da kann ich das gerade gut gebrauchen.


    Dass Alma Roger erschießt, fand ich etwas zu viel. Sicherlich sind seine Einbrecheraktionen nicht ohne gewesen, aber deswegen musste er ja nun nicht gleich sterben.


    Ich stelle es mir enorm stumpfsinnig vor ohne Erinnerungen nicht so recht zu wissen, ob man glücklich ist oder nicht, denn wie will man das bewerten können?


    Als Temba krank wird, da habe ich wirklich mit dem Schlimmsten gerechnet. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen von Alma Antibiotika zu klauen, aber eine wirklich tolle Idee, denn bei ihr liegen ja nun weiß Gott genug Medikamente rum.


    Ich bin einfach nur unheimlich froh dieses Buch gelesen zu haben, dass es sprachlich einfach echt eine Wucht ist. Was die Skurrilität anbelangt, musste ich teilweise ein wenig an Jonas Jonasson denken, denn sowohl der Hundertjährige als auch die Analphabetin waren Geschichten, die mich auch richtig derbe umgehauen haben, nur eben sprachlich nicht so schön wie hier.


    Ich hoffe, dass derjenige der mein Printexemplar hat :zwinker: genauso intensive Lesestunden hat wie ich sie hatte. :lachen: Aber vielleicht taucht es ja nach Ostern noch auf, wer weiß...

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Ich habe versucht, das erste Buch von Doerr aufzutreiben. Aber das ist nicht mehr nachzubestellen oder kostet über 60 Euro als Gebrauchtes. Ich hoffe jetzt sehr, dass der Verlag sich ein Herz nimmt und "Winklers Traum vom Meer" wieder auflegt. Das würde ich jetzt wahnsinnig gerne auch lesen. Vielleicht sollte man mal im Verlag nachfragen. :smile:


    Einen eReader hast du nicht? Ich habe bei uns in der Onleihe drei weitere Titel des Autors gefunden, unter anderem auch "Winklers Traum vom Meer" und werde dann wohl irgendwann auch meine Neugierde befriedigen, denn mein Interesse für seine Bücher ist nach der Leserunde enorm gestiegen.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • zu. 1. Gibt es ein eindringlicheres Kopfkino, als FREMDE Erinnerungen. Ist wie ein Film nur intensiver, da man weiß, dass es ja Realität war. Da gibt es sicherlich sogar sehr viele Interessenten. Ich hätte auch gerne sowas z.B. bei meinen Großeltern oder Eltern. Das kann ich mir toll vorstellen. Oder für große geschichtliche Ereignisse, bei denen man gerne dabei gewesen wäre. Oder auch ganz profane, wie ein Konzert oder die letzte Oscarverleihung. :zwinker:


    Da kann ich gagamaus nur voll und ganz zustimmen. Ich war noch klein als der Großteil meiner Großeltern verstarb, gerade über meine Großväter wüsste ich gern mehr, vor allem was sie im Krieg erlebt haben. Da wäre so eine Kassette echt Gold wert. Zudem könnte man ja abbrechen oder spulen, wenn einem eine Erinnerung zu heftig wird. Oder Erinnerungen von berühmten Persönlichkeiten wie Albert Einstein oder so, das hätte doch auch etwas für sich.


    Im Gegensatz dazu würde mich sicher auch nicht das Leben wildfremder Menschen interessieren.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Da kann ich gagamaus nur voll und ganz zustimmen. Ich war noch klein als der Großteil meiner Großeltern verstarb, gerade über meine Großväter wüsste ich gern mehr, vor allem was sie im Krieg erlebt haben. Da wäre so eine Kassette echt Gold wert. Zudem könnte man ja abbrechen oder spulen, wenn einem eine Erinnerung zu heftig wird. Oder Erinnerungen von berühmten Persönlichkeiten wie Albert Einstein oder so, das hätte doch auch etwas für sich.


    Im Gegensatz dazu würde mich sicher auch nicht das Leben wildfremder Menschen interessieren.


    Sicher wäre das interessant und spannend. Dabei vergisst man jedoch leicht, dass es sich bei Erinnerungen um das Intimste und Privateste handelt, dass ein Mensch besitzt und einen Teil seiner Würde ausmacht. Deshalb wäre es für mich eine absolute Horrorvorstellung, wenn jemand anderes, und seien es "nur" meine Kinder und Kindeskinder, an meine Erinnerungen und damit an meine Gedanken käme.

  • Sicher wäre das interessant und spannend. Dabei vergisst man jedoch leicht, dass es sich bei Erinnerungen um das Intimste und Privateste handelt, dass ein Mensch besitzt und einen Teil seiner Würde ausmacht. Deshalb wäre es für mich eine absolute Horrorvorstellung, wenn jemand anderes, und seien es "nur" meine Kinder und Kindeskinder, an meine Erinnerungen und damit an meine Gedanken käme.


    Dass man sich für die Erinnerungen seiner Ahnen oder berühmter Menschen oder für Erinnerungen an besondere Ereignisse interessiert, kann ich ja auch verstehen, aber hier ist es doch eher so, dass auch die alltäglichen Erinnerungen ganz normaler fremder Menschen gekauft werden. Das kann ich dann nicht nachvollziehen.


  • Dass man sich für die Erinnerungen seiner Ahnen oder berühmter Menschen oder für Erinnerungen an besondere Ereignisse interessiert, kann ich ja auch verstehen, aber hier ist es doch eher so, dass auch die alltäglichen Erinnerungen ganz normaler fremder Menschen gekauft werden. Das kann ich dann nicht nachvollziehen.


    Ich hatte es so verstanden, dass diese Erinnerungen nicht nur aus Bildern und den darin enthaltenen Informationen bestehen, sondern auch aus Gerüchen, taktilen Empfindungen, eben allen Gefühlen, die die Person dabei erlebt hat. Auch Geräusche, eben alles.
    Nun stell dir mal vor, du könntest das im Kino erleben! Unglaublich, oder? Die Erinnerungen sind dann halt wie Kurzfilme, mit dem Kick, dass man nicht weiß, was einem erwartet. Das es dafür einen Markt geben würde, kann ich mir gut vorstellen. Schließlich schauen manche anderen zu wie sie ihr Mittagessen verzehren und finden was daran!


  • Sicher wäre das interessant und spannend. Dabei vergisst man jedoch leicht, dass es sich bei Erinnerungen um das Intimste und Privateste handelt, dass ein Mensch besitzt und einen Teil seiner Würde ausmacht. Deshalb wäre es für mich eine absolute Horrorvorstellung, wenn jemand anderes, und seien es "nur" meine Kinder und Kindeskinder, an meine Erinnerungen und damit an meine Gedanken käme.


    Da hast du absolut Recht, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Manche Gedanken und Gefühle von mir sollte nicht mal mein Mann wissen. :redface:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Ich hatte es so verstanden, dass diese Erinnerungen nicht nur aus Bildern und den darin enthaltenen Informationen bestehen, sondern auch aus Gerüchen, taktilen Empfindungen, eben allen Gefühlen, die die Person dabei erlebt hat. Auch Geräusche, eben alles.
    Nun stell dir mal vor, du könntest das im Kino erleben! Unglaublich, oder? Die Erinnerungen sind dann halt wie Kurzfilme, mit dem Kick, dass man nicht weiß, was einem erwartet. Das es dafür einen Markt geben würde, kann ich mir gut vorstellen. Schließlich schauen manche anderen zu wie sie ihr Mittagessen verzehren und finden was daran!


    Ja, so verstehe ich es auch - Du hast das toll beschrieben, finde ich: Klang und Geschmack (und natürlich auch alles andere) eines jeden Lebens!


  • Ich hatte zum Beispiel ganz schön Angst, dass Alma nicht Roger, sondern Pheko und/oder Tembo erschießt. Das war, denke ich, auch so angelegt.


    Ich finde das sehr interessant, dass du und noch andere diesen Gedanken hatten, daran habe ich beim Lesen gar nicht gedacht.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich finde das sehr interessant, dass du und noch andere diesen Gedanken hatten, daran habe ich beim Lesen gar nicht gedacht.


    Warst du dann gleich darauf fixiert, dass Roger das Opfer sein wird? Oder vielleicht sogar Luvo? Oder hast du gar nicht in Betracht gezogen, dass Alma von der Schusswaffe Gebrauch machen könnte? Es hätte ja vielerlei andere Verläufe geben können, wenn man erstmal ins Spekulieren kommt.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich hatte am ehesten damit gerechnet, dass sich Alma mit der Waffe selber Schaden zufügt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich hatte eigentlich schon Roger und Luvo als mögliche Opfer gesehen, aber eher damit gerechnet, dass sie keinen Gebrauch von der Waffe machen würde, weil der lichte Moment nicht lange genug dafür andauert.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich hatte schon auch Roger auf dem Plan, da Pheko nachts ja nicht im Haus ist und Alma stundenlang im Sessel sitzt und darauf wartet, dass jemand die Treppe herunterkommt - also aus der Situation heraus. Theoretisch hätte es aber jeden treffen können, wenn die Demenz so weit fortgeschritten ist, dass Personen nicht mehr erkannt werden, was bei Alma eben der Fall ist.