Majgull Axelsson - Ich heiße nicht Miriam

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    Originaltitel: Jag heter inte Miriam


    "Ich heiße nicht Miriam" entfährt es der Hauptfigur angesichts eines geschenkten Armbands in das dieser Name eingraviert ist. Doch davon ahnen Sohn und Enkelin nichts, denn es ist das erste Mal, dass die über 80jährige Frau, eine "gute Schwedin", die Wahrheit über ihre Vergangenheit offenbart. Sie ist nicht das jüdische Waisenmädchen, als das sie nach dem Weltkrieg in Schweden Aufnahme fand, sondern sie kam damals aufgrund ihrer Roma-Herkunft ins KZ. Den Identitätswechsel von Malika zu Miriam hat sie dort spontan und zufällig durchgeführt, doch einmal zur Jüdin geworden, war eine Rückkehr innerhalb ihrer Gefangenschaft unmöglich. Als „Zigeunerin“ wäre sie aber auch nach dem Krieg nirgends willkommen gewesen und so hat sie es immer verschwiegen.


    Doch nun bricht es aus ihr heraus und die innerlich stets furchtsame, aber nach außen stets starke Schweden-Miriam offenbart sich ihrer Enkelin. In Erinnerungen und Rückblicken erfährt man sowohl von M.s Anpassung an ihre Rolle als Schwedin wie auch von Ihren Erlebnissen im KZ. Dabei fand ich die Vorurteile gegenüber Zigeunern in Schweden fast noch schlimmer für M. als ihre Erlebnisse unter den Nazis. Die ständige Bedrohung, dass das gelobte Land sie eigentlich gar nicht will und sie sich unrechtmäßig eingeschmuggelt hat, trägt ihren Anteil zum nie verwundenen Trauma bei.


    Majgull Axelsson ist eine beeindruckende Lebens- und Leidensgeschichte gelungen, die gleichzeitig auch einen aktuellen Bezug hat. „Die Zigeuner“ sind immer noch eine verachtete Minderheit, mit der man nichts zu tun haben möchte und Malika wäre heute immer noch so wenig willkommen wie damals. Das Buch öffnet einem die Augen für die immer noch bestehenden Vorurteile, der daraus resultierenden Ungerechtigkeit und welche Auswirkungen das alles auf die betroffenen Menschen hat.
    :tipp:
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Von ihr habe ich vor einiger Zeit "Die Aprilhexe" gelesen, die mir sehr gut gefallen hat. Dieses Buch klingt auch sehr interessant.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Hexe habe ich vor ewigen Zeiten auch gelesen und die Autorin seitdem "unter Beobachtung", konnte mich aber bisher noch nicht zu etwas anderem überzeugen. Das noch hier subbende andere Buch von ihr ist jedenfalls ein Stück interessanter geworden


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  • Meine Meinung
    Als die Wahrheit aus Miriam herausbricht, scheint das keinen zu interessieren. Schlimmer noch, die Wahrheit scheint unangenehm zu sein weil sie den Ablauf des perfekt organisierten Geburtstags stört.


    Genau das wolle Miriam nie: stören. Sie hat sich so bemüht, immer alles richtig zu machen und dem Bild zu entsprechen, das man von ihr hatte. Dabei trat Malika immer mehr in den Hintergrund. Nur manchmal hat sie sich hervor getraut, aber immer hat Miriam sie wieder zurück in den Schrank geschoben, in dem sie ihre Erinnerungen aufbewahrt hat. Dieses Bild fand ich wunderschön, ich konnte mir den Schrank und wie sie eine Tür nach der anderen öffnet, gut vorstellen.


    Erst nach und nach erlaubt Miriam, dass sich ihre Familie ihrer Vergangenheit stellt. Ob es der lange Spaziergang mit ihrer Enkelin ist oder der Moment, an dem sich ihr Sohn an den Jungen im Keller erinnert- Miriam lässt ihrer Familie daran teilhaben. Und je mehr sie das tut, desto mehr gestehen sich Sohn und Enkelin ein, was in ihrem Leben schief läuft.


    Ich fand faszinierend, was für eine scharfe Beobachterin Miriam war. Sie hat sich zu allem Gedanken gemacht, aber leider nie den nächsten Schritt unternommen. Etwas zu ändern, das hat sie sich nicht getraut. Zu groß war die Angst, dann aufzufallen.


    Ich heiße nicht Miriam ist eine berührende Geschichte über eine Frau die versucht hat, zu überleben und das bis zum Schluss noch tut.
    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.