Lucy Clarke - Das Haus, das in den Wellen verschwand

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.307 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ruby Tuesday.

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    Lana und Kitty sind Freundinnen fürs Leben und brechen auf zu ihrem bisher größten Abenteuer - einer gemeinsamen Weltreise. Sie haben nicht geahnt, dass es noch etwas gibt, das das toppen kann, nämlich eine Weiterreise auf der sagenumwobenen Yacht "Blue" - einer Art schwimmenden Kommune, auf der entgegen einiger Erwartungen jedoch in gewisser Hinsicht durchaus ein strenges Reglement herrscht.


    Die Geschichte wird aus Lanas Perspektive erzählt, aus der Sicht eines Mädchens, das schon früh die Mutter verloren hat und - so sieht sie es - allein mit ihrem Vater in einem verwaisten, vereinsamten Haushalt aufwuchs. Aber es ist auch eine sehr, sehr visuelle Perspektive, denn Lana ist Malerin bzw. bildende Künstlerin - nicht nur der Ausbildung, sondern vor allem ihrer Bestimmung nach und sie sieht die Welt mit ihren ganz eigenen Augen.


    Diese Sichtweise vermag die Autorin Lucy Clarke ganz eindringlich darzustellen, wie sie insgesamt einen eigenen Stil, einen eigenen Weg verfolgt, der authentisch und nicht an andere Autoren angelehnt ist. Ein Stil, der mich ein wenig unerwartet überfiel, da ich anhand des fröhlichen, ja kindlichen Covers mit einem eher heiteren Urlaubsroman rechnete, doch es ist alles andere als das. Die Crew auf dem Schiff, bestehend aus einer Reihe junger Leute, verfügt über eine ganz eigene Dynamik und hütet auch ganz besondere Geheimnisse. Oder verfolgen sie besondere Interessen. Und wem kann Lana trauen: dem Mann, den sie lieben möchte? Ihrer langjährigen Freundin Kitty? Und wie ist es mit der wichtigsten Person von allen, mit ihr selbst? Vor allem ist dies nämlich eine Reise zu sich selbst, eine Reise zum Ich.


    Ein wenig langatmig, doch insgesamt sehr schlüssig kommt Lana beim Entschlüsseln der Situation nur langsam vorwärts. Antworten finden sich erst in einer weiteren Engpasssituation, als sie eigentlich schon längst nicht mehr mit den anderen zusammen ist.


    Wer hier also einen kuscheligen Urlaubsroman erwartet und auch lesen möchte, ist an der völlig falschen Adresse: hier geht es um Geheimnisse - und um Macht! Ein teilweise düsterer, oft bedrückender Roman, der den Leser an seine Grenzen, mindestens jedoch zum Nachdenken bringt und dabei kraftvoll wie das Meer selbst ist!
    4ratten

  • Das Buch:
    Die junge Malerin Lana hört im Radio die Nachricht, dass eine Segelyacht namens "The Blue" vor der Küste Neuseelands gesunken sein soll. Diese Nachricht erschüttert sie zutiefst, denn bis vor wenigen Monaten war sie selbst Mitglied der bunt zusammengewürfelten Crew, zusammen mit ihrer besten Freundin Kitty.
    Warum ist die Yacht gesunken? Ist Kitty noch am Leben? Und was hat Lana dazu getrieben, der Yacht und ihrer besten Freundin den Rücken zu kehren?


    Meine Meinung:
    Durch geschickte Wechsel zwischen "Damals" und "Jetzt" erfährt der Leser Stück für Stück, wie Lana die dramatische Suche nach den Vermissten verfolgt und dabei von ihren Erinnerungen an ihre eigene Reise mit der Segelyacht und den Bordmitgliedern eingeholt wird. Dabei wird erst allmählich klar, was die beiden jungen Engländerinnen Lana und Kitty dazu bewogen hat, auf solch eine abenteuerliche Reise zu gehen und vor allem, warum Lana die Yacht verlassen und jeden Kontakt zu ihrer ehemals besten Freundin abgebrochen hat.


    Seine Stärken hat das Buch, wenn die Autorin farbenprächtig und detailliert Lanas und Kittys erste Bekanntschaft mit der zunächst fremden Bordbesetzung oder ihre Erlebnisse in fremdartigen, exotischen Orten beschreibt. Durch den Blickwinkel von Lana lernt man die unterschiedlichen Mitglieder der Crew kennen, die durchweg aus jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft besteht. Dass man bei einigen nicht so recht weiß, wie man sie einordnen soll, ist bewusst gestaltet und trägt zu der bedrohlichen, allmählich immer stärker von Misstrauen geprägten Atmosphäre bei, in die Lana hineingezogen wird.
    Da sie selbst eine schwierige Beziehung zu ihrem Vater hat, ist sie besonders anfällig dafür, sich besonders zu den Bordmitgliedern hingezogen zu fühlen, die auf der "Blue" einen Ausweg aus ähnlichen familiären Problemen gesucht haben. Dass dabei nicht jeder mit offenen Karten spielt, wird Lana erst allmählich klar.


    Obwohl mir der Schreibstil der Autorin gut gefiel, konnte mich die Geschichte leider nicht so "packen" wie ich es erhofft hatte. Das lag zum einen daran, dass ich viele Entwicklungen (der Grund von Lanas Schwierigkeiten mit ihrem Vater, der Streit mit Kitty, das Zerwürfnis mit der Crew) sehr vorhersehbar fand und ich mir hier mehr unerwartete Wendungen gewünscht hätte; zum anderen, weil ich den Grund von Lanas Schwierigkeiten mit ihrer Umwelt (Vater, Kitty, Denny...) oft nicht nachvollziehen konnte.
    Für meinen Geschmack wurde hier zu oft die Spannung künstlich hochgeschraubt und man fragte sich als Leser, was Lana wohl Schlimmes widerfahren sein musste - nur um dann festzustellen, dass es eigentlich Lana war, die den Menschen um sich herum Unrecht getan hat durch ihr Misstrauen und ihre Unversöhnlichkeit.
    Das Ende wiederum fand ich zu "harmonisch" angesichts der dramatischen Vorfälle, die sich während Lanas Zeit an Bord ereignet hatten. Hier hätte mir ein offeneres Ende besser gefallen, bei dem sich der Leser sein eigenes Bild machen kann, wie es mit Lana und Kitty weitergeht. Auch die Liebesgeschichte zwischen Lana und Denny ließ mich beim Lesen kalt und der Funke sprang nicht über.
    Für die spannende Rahmengeschichte, den außergewöhnlichen Schauplatz und einige Figuren, für die ich echtes Interesse entwickeln konnte und über die ich gerne mehr erfahren hätte (Shell, Lanas Vater, Kitty) vergebe ich
    3ratten.

  • Lana und Kitty sind seit Kindertagen beste Freundinnen, als sie gemeinsam auf das größte Abenteuer ihres bisherigen Lebens aufbrechen: sie wollen die Welt entdecken. Auf den Philippinen angelangt, begegnen die beiden Engländerinnen einer Gruppe, die gemeinsam mit der Yacht "The Blue" nach Neuseeland schippern wollen. Klingt das nicht nach einem Erlebnis, das man nicht verpassen sollte? Lana und Kitty heuern an. Eine große Strecke auf dem Pazifischen Ozean vor Augen, genießen die jungen Leute die wunderschönen Inseln, die sie immer wieder ansteuern und schwimmen, schnorcheln und teilen am Abend ihre Geschichten unter dem Sternenhimmel miteinander. Doch dann beginnen sich in der bunten Truppe die ersten Probleme bemerkbar zu machen - bedingt durch die Enge auf der Yacht. Vor allem Lana fühlt sich unbehaglich, denn sie merkt besonders deutlich, dass sich die Stimmung an Bord verändert - weg von der Unbekümmertheit, die sie am Anfang vorgefunden hat. Und dann verschwindet einer von ihnen ganz plötzlich...


    Die Autorin Lucy Clarke erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen: "Damals" schildert Lanas Erlebnisse auf der Reise vor einer traumhaften Kulisse, aber mit zunehmenden Problemen an Bord der Yacht - "Jetzt" berichtet aus Lanas Blickwinkel einige Monate nachdem sie auf Palau von Bord der "The Blue" gegangen ist. Sie erfährt zu diesem Zeitpunkt, dass die Yacht vor Neuseelands Küste gesunken sein soll und verfolgt mit großer Anspannung die Suche nach möglichen Überlebenden.


    Lucy Clark brilliert mit ihrem eindringlichen Stil und den komplexen Geheimnissen und Geschehnissen an Bord. Während am Anfang ein regelrechtes Idyll auf die beiden Engländerinnen zu warten scheint, entpuppen sich nach und nach zwischenmenschliche Probleme, Zwietracht und Misstrauen. Ein ziemlich beängstigender Gedanke, wenn man bedenkt, dass die jungen Leute auf ihrer langen Reise aufeinander angewiesen sind, oder? Aber man erfährt nicht nur, dass Lana sich allmählich zu fragen beginnt, wem sie eigentlich noch trauen kann, sondern auch die Beweggründe für ihre Reise und einige Details aus ihrer Kindheit und Jugend. Bemerkenswert, wie ich anfangs das sorgenfreie, traumhafte Leben neidete, während der Twist gekonnt einsetzt und ich die um sich greifende Klaustrophobie an Bord beinahe greifen konnte - ebenso wie die steigende Spannung im anderen Strang, als Lana auf den Ausgang der Suchaktion wartet...


    Die wechselnden Ebenen erlauben der Autorin, die Ereignisse gekonnt voranzutreiben und ihre Figuren zu entwickeln, so dass sich die Spannung konstant steigert. Dazu tragen natürlich auch einige Wendungen bei, die für mich überraschend waren - und dennoch glaubhaft. Und warum hat Lana letzten Endes die Yacht verlassen?


    Fazit: Komplexe Figurenstudie, sehr gut aufgebaute Spannung und eine abenteuerliche Kulisse. Ein tolles Sommer-Leseerlebnis!


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Eigentlich könnte ich jetzt Ruby Tuesdays Meinung kopieren. ;) Ich versuche es jetzt aber erstmal mit meinen eigenen Worten. *gg*


    Meine Meinung:
    Lucy Clarkes erster Roman hatte mich eigentlich nicht so überzeugt, aber "Das Haus, das in den Wellen verschwand" klang dann doch so interessant, das ich nicht widerstehen konnte. Es ist nicht so, das der Roman ein Flop ist. Oberflächlich betrachtet hat es mir Spaß gemacht und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Bei genauerer Betrachtung fallen dann aber die Schwächen der Handlung doch auf. Weshalb ich den Roman beim Lesen besser fand, als jetzt in der Rückschau.


    Erstmal finde ich, das der Roman eine gute Urlaubslektüre für den Strand ist. Vielleicht weil er die meiste Zeit auf dem Meer spielt und schöne Strände, Sonne und blaues Meer einfach eine wichtige Rolle spielen, um die Stimmung an Bord aufzuzeigen. Als Leserin weiß man schon früh das etwas an Bord nicht zu stimmen scheint, weil man durch die beiden Erzählebenen schon eine Ahnung hat, das etwas Schlimmes passiert ist (und naja, der Klappentext verrät hier ja auch schon das ein oder andere). Leider löst die Autorin diesen Punkt dann nicht so auf, das echte Spannung entstehen kann. Man kann sich sehr früh denken, was passiert ist.
    Interessanter wären da eigentlich die verschiedenen anderen Figuren, die sich gemeinsam mit Lana und Kitty auf dem Schiff befinden. Leider bleiben sie eher eindimensional und tiefe sucht man eigentlich vergebens. Da bleibt vieles auf der Strecke etwa die Gründe weshalb Kitty und Lana überhaupt erst auf die große Reise gegangen sind. Und die ach-so große Freundschaft zwischen den Beiden, davon spürt man kaum etwas. Manchmal wundert man sich daher, weshalb sie immer wieder als beste Freundinnen beschrieben werden. Auch andere Gefühle werden unglaubwürdig gezeichnet. Eigentlich erscheint die Geschichte zwischen Lana und Denny nicht wie Liebe, sondern eher nach dem Wunsch Sex und Nähe zu haben, nicht aber zwingend, weil man den anderen wirklich kennen lernen möchte. Das ist ja auch ok, aber die Autorin baut daraus gleich die ganz große Liebe. Das fand ich nicht besonders realistisch.
    Außerdem fand ich es auch schade, das die Geheimnisse der anderen Figuren kaum eine Rolle spielen. Eigentlich erfährt man darüber sehr wenig, obwohl daraus allgemein ein großes Geheimnis gesponnen wird. Ich hätte mir etwas mehr Ausgewogenheit gewünscht.


    Eigentlich wäre es viel interessanter, wenn der Roman sein Augenmerk stärker auf die Gruppendynamik gelegt hätte. Vor allem die Frage wie es Aaron, dem Kapitän des Schiffes, immer wieder gelingt seine Wünsche durchzusetzen und alle zu manipulieren. Das wird leider kaum thematisiert, obwohl genau das ein spannender Punkt gewesen wäre. Auch die anderen Figuren bleiben dabei auf der Strecke. Gleichzeitig war schon sehr vorhersehbar, was dann auf der Blue, wirklich vorgefallen ist. Umso erstaunlicher und eher unglaubwürdig ist für mich dann das Ende des Romans. Das kommt Aufgrund aller Ereignisse und auch der Tatsache das Lana die Einzige ist, die das Ganze wirklich reflektiert hat, zu süßlich und lieblich daher.


    Daher lässt der Roman mich nicht so richtig zufrieden zurück.


    3ratten


  • Eigentlich könnte ich jetzt Ruby Tuesdays Meinung kopieren. ;) Ich versuche es jetzt aber erstmal mit meinen eigenen Worten. *gg*


    :breitgrins: Jetzt bin ich beruhigt. Eine Rezension für ein Buch, das mich nicht so richtig überzeugt hat finde ich immer schwieriger als eine für ein Buch, das ich richtig ärgerlich fand. Oft kann ich dabei selbst nicht so ganz auf den Punkt bringen, was mir nicht gefallen hat und ich frage mich hinterher, ob ich das Buch einfach zur falschen Zeit gelesen hab. Jetzt weiß ich wenigstens, dass es mir nicht alleine so ging ;)