Trude Teige - Totensommer

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    Die Fernsehjournalistin Kasja Coren hat sich mit ihren Kindern an die Küste von Møre zurückgezogen. Dort will sie in Ruhe an ihrem Buch arbeiten. Doch dann wird ein Toter gefunden. Er wurde ermordet. Es handelt sich um einen deutschen Touristen, der seit Jahren seinen Urlaub in dem kleinen Ort Losvika verbringt und dort bei der alten Jenny wohnt. Jenny ist sehr betroffen über den Tod des Mannes. Die Neugier von Kajsa ist geweckt und sie beginnt zu recherchieren. Was sie herausfindet, ist unglaublich und reicht weit in die Vergangenheit. Dann gibt es noch einen zweiten Mord.
    Das Buch lässt sich angenehm flüssig lesen, kurze Kapitel und die Zeitenwechsel sorgen für Spannung. Die Geschichte ist spannend und vor allem die historischen Geschehnisse sind sehr interessant. Die Charaktere sind gut gezeichnet, allerdings tritt Kasja nicht so in den Vordergrund wie ich das aufgrund der Buchbeschreibung erwartet hatte. Sie ist eine sympathische und erfolgreiche junge Frau. Der Mordfall wird von dem Polizisten Karsten untersucht. Auch er ist sympathisch und er ist der Freund von Kasja, daher versuchen sie gemeinsam in der Ermittlung voran zu kommen.
    Ein toter Deutscher in der heutigen Zeit bringt uns zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Deutsche Soldaten waren in Norwegen stationiert, sie mussten von den Norwegern aufgenommen und versorgt werden. Dadurch kam es zu Liebschaften, die weder gewünscht noch geduldet wurden. Diese Abneigung, die bisweilen sogar zu Hass wird, lebt in diesem kleinen Dorf weiter, wo jeder jeden kennt. Aber man will seine Geheimnisse nicht preisgeben. Daher ist es für die Ermittler nicht einfach, sich durch das Schweigen und die Lügen der Wahrheit zu nähern.
    Es ist eine komplexe Geschichte, die in einem spannenden Showdown endet. Ich muss sagen, dass mich die Auflösung überrascht hat, aber sie ist schlüssig.
    Ein spannender Krimi, der zeigt, dass die Folgen des Krieges noch nicht vergessen sind.


    5ratten

  • Norwegen: In einem abgetriebenen Boot wird die Leiche eines deutschen Touristen entdeckt. Augenscheinlich wurde er ermordet. Gert Benedict war bereits 80 Jahre alt und ein langjähriger Urlauber in dem norwegischen Dorf. Wer könnte einen Grund gehabt haben, den alten Mann zu töten?
    Die Journalistin Kaysa und ihr Freund Karsten, der Kriminalkommissar, finden bald heraus, dass tatsächlich einige Einwohner keine Sympathien für den Deutschen hegten, was noch aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges resultiert. Ist hierin auch das Mordmotiv zu suchen?

    Mein Leseeindruck:

    Der Hauptstrang der Geschichte spielt in der Gegenwart, aber es gibt auch einige Abschnitte, die in den 1940er Jahren während der Kriegszeiten spielen. Mit haben beide Erzählstränge sehr gut gefallen, und ich konnte mich gut in die Protagonisten hineinfühlen.
    Es war für mich sehr spannend zu verfolgen, wie sich die Geschehnisse aus beiden Zeiten immer mehr miteinander verbunden haben. Auch die Auflösung des Kriminalfalles war sehr spannend, zu lesen!

    Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, was ich persönlich sehr mag. Auch der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen; das Buch war leicht und angenehm zu lesen und trotzdem durchaus anspruchsvoll.

    Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, diesen spannenden skandinavischen Kriminalfall zu lesen und ich hoffe, es werden noch weitere Bücher der Autorin folgen!


    5ratten

    Lesen aus Leidenschaft

  • Meine Rezension hier (und vielen Dank an den Aufbau-Verlag für das Rezensionsexpl. dieses tollen Norwegen-Krimis!!


    "Totensommer" von Trude Teige, einer Autorin, die zuvor Journalistin war und zu den erfolgreichsten Krimiautoren Norwegens gehört, erschien im Aufbau-Verlag (TB) 2016. Das Cover ist bemerkenswert schön für einen Kriminalroman und passt wirklich sehr gut zu dessen Inhalt und auch der Stimmung des Romans:


    "Kasja Coren ist eigentlich TV-Journalistin, aber sie hat sich an die Küste von More zurückgezogen, um ein Buch zu schreiben. Dann jedoch wird ein Deutscher ermordet, der seit vielen Jahren seinen Urlaub im Ort verbrachte und immer bei der alten Jenny wohnte. Die Trauer der alten Frau scheint weit über die übliche Betroffenheit hinauszugehen. Kasja beginnt zu recherchieren - und sie stößt auf eine unglaubliche Geschichte, die nicht nur mit den Geschehnissen unter deutscher Besatzung, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit verknüpft scheint." (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:



    Es handelt sich hier um einen toll geschriebenen und sehr spannenden Kriminalroman, der in dem kleinen norwegischen Dorf Losvika spielt, direkt am Meer gelegen. Kajsa, die Journalistin, möchte in ihrem Urlaub Informationen zu einem Buch zusammentragen, das sie über die Situation der Frauen in diesem Ort während des 2. Weltkrieges gerne veröffentlichen möchte: Die Frauen des Dorfes und auch deren Nachkommen, die sich allesamt zeitlebens kennen und teils miteinander verwandt sind, sind nicht alle begeistert von diesem Vorhaben und Kajsa merkt bald, dass viele Lügen, Geheimnisse, Intrigen und schreckliche Geschehnisse unter der glatten und sauberen Oberfläche 'brodeln', als sich ein Mord ereignet...


    Kajsa, geschieden mit zwei Kindern, ist seit einiger Zeit mit Karsten befreundet, der sich des Mordfalles in Losvika annehmen soll: Beide geraten in einen Strudel von Machenschaften und ungelösten Rätseln, die sie in Lebensgefahr bringen. Der Krimi hat mich durch seine historischen Bezüge persönlich sehr angesprochen und mir detailliert die Zeit der Besatzung durch die Deutschen in Norwegen vor Augen geführt; der hohe Spannungsbogen konnte von der ersten Seite bis zur letzten gehalten werden. Die Autorin schreibt klar, flüssig und dennoch stilistisch anspruchsvoll, gestaltet sowohl die Recherchearbeit von Kajsa sehr interessant (aufgrund ihres Berufes sehr authentisch) und auch die Ermittlungsarbeit im Team von Karsten ist für Krimi-Liebhaber recht brillant umgesetzt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, durchdacht und die Handlung nachvollziehbar erzählt. Der Krimi präsentiert viele Verdächtige, die allesamt ein Motiv haben könnten, alte Feindschaften auch innerhalb einer Familie, die aus der Zeit des 2. Weltkriegs stammen und folgt Spuren, die in die Vergangenheit führen - bis ins Jahr 1942, wo deutsche Soldaten in Norwegen stationiert waren und die Bevölkerung Norwegens sich in Widerständler und auch Mitläufer und Nazi-Befürworter spalteten... Aus diesem gefährlichen 'Gemisch' schöpft der Krimi bis zur Aufklärung Details, die lange Zeit unter Verschluss gehalten wurden. Familiengeheimnisse, alte Verletzungen, Zurückweisungen und Ablehnung spielen hier eine bedeutende Rolle, die Trude Teige sehr gekonnt und auch mit psychologischem Feingefühl in die Krimihandlung einbaut und die ganz realistisch bis in die nachfolgenden Generationen einwirken können.


    Fazit:



    Ein spannender, sehr gut geschriebener Kriminalroman mit historischem Bezug in die deutsch-norwegische Geschichte, die in Rückblicken auf der Zeitebene ab 1940 im zweiten Erzählstrang sehr realistisch dargestellt werden, der viele Verdächtige aufweist, nicht vorhersehbare Wendungen und mit einem stimmigen Plot endet.
    Ich würde sehr gerne weitere Krimis von Trude Teige lesen und vergebe 5 Krimisterne und 96° auf der 'Krimi-Couch'.


    :tipp: 5ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)