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Jürgen Schwandt, geboren 1936 in Hamburg, hatte es schon in seiner Kindheit und Jugend nicht einfach, aber die Jahre im Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach in der zerbombten Stadt lehrten ihn, nicht einfach abzuwarten, sondern sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich durchzubeißen, egal was kommt. In der Nachkriegszeit versorgte er mit Schwarzmarktgeschäften die Familie, bis er mit 16 Jahren seinen größten Traum verwirklichte und zum ersten Mal auf einem Schiff anheuerte. Als er mit Mitte 30 heiratete, hatte er längst das Kapitänspatent, wechselte dann aber in eine halbwegs geregelte Tätigkeit beim Hafenzollamt.
Die See ist eine harte Schule für einen einfachen Matrosen, zumal in den frühen Jahren, als die Handelsschifffahrt nach dem Krieg wieder auf Touren kam. Schwere körperliche Arbeit bis zur Erschöpfung bei jedem Wetter und nur kurze Zeiten der Erholung, und selbst die Landgänge waren anstrengend, wenn auch in anderer Hinsicht. Ein Kind von Traurigkeit war er ganz gewiss nicht. Der Zusammenhalt an Bord hatte einen hohen Stellenwert. Kameradschaft wurde groß geschrieben, egal, wie unterschiedlich die Kameraden auch waren.
Der Blick von Kapitän Schwandt auf dem Cover ist nicht gerade einladend, aber im Buch zeigt er auch eine humorvolle oder ironische Seite. Auf seinen Fahrten lernte er viele Menschen kennen und machte sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen, was ihn ein großes Maß an Toleranz und Menschlichkeit lehrte. Für ihn sind alle gleich, unabhängig von ihrer Herkunft. Immer wieder wird deutlich, dass er ein sehr kritischer Mensch ist und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält. Dabei hat er auch zur aktuellen Flüchtlingspolitik einiges beizutragen. Auch über eigene Fehler, vor allem in menschlicher Hinsicht, spricht er ganz offen. Er ist direkt und ehrlich, und das auf eindrucksvolle Weise. Vielleicht sind seine Kolumne bei der Hamburger Morgenpost und sein Blog deshalb so erfolgreich.
Das Buch ist schön ausgestattet mit Fotos und Zeichnungen vor jedem neuen Abschnitt. Die Kapitel sind meist kurz gehalten und gehen nicht zu sehr ins nautische Detail; das Leben als Abenteuer an sich überwiegt. Zum Schluss gibt es ein paar Ausschnitte aus seiner Kolumne, die einen Überblick zu den Themen präsentieren, die ihn beschäftigen.
Jürgen Schwandt hat etwas zu erzählen, und das beherrscht er auch. Unterhaltsame Lektüre, nicht nur für Seefahrer.