Stefan Winterstein - Früher war mehr Rechtschreibung

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 4.533 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.


  • Sagota: da hast du wahrscheinlich recht. Bei manchen Eltern ist es aber leider so, wie es schon im Kindergarten war: sie geben ihr Kind morgens an der Tür ab und erwarten, dass sie nach dem Abitur einen fertigen Erwachsenen haben :rollen:


    Auch wieder wahr :grmpf: Viele Kinder werden zu viel sich selbst überlassen oder in einen Hort, womöglich in ein Internat 'geschoben'; hier wären wir jedoch auch beim Thema Familie:
    Oft arbeiten beide Eltern, wenn dann keine Verwandten oder Freunde in der Nähe sind, bleibt oft nur dieser Weg ...


    Ich habe einen mittlerweile erwachsenen Sohn, der auch zeitweise im Hort war, was ihm aber nicht geschadet hat (durch Job ging es nicht anders), da er Einzelkind war, habe ich das auch bewusst entschieden, um ihn mit anderen Kindern viel zusammen sein zu lassen - entlastend war natürlich auch die Hausaufgabenhilfe (in der ich selbst auch einige Jahre gearbeitet habe). Wenn ich um 20.30 Uhr nach Hause kam, hätte ich kaum noch etwas mit ihm rechnen können, HA hab ich aber noch angeschaut....


    Ich finde, vieles hängt auch von sozioökonomischen Verhältnissen ab, aber ich gebe Dir mit Deiner letzten Aussage durchaus Recht: Das wird nicht funktionieren...

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Auch wieder wahr :grmpf: Viele Kinder werden zu viel sich selbst überlassen oder in einen Hort, womöglich in ein Internat 'geschoben'; hier wären wir jedoch auch beim Thema Familie:
    Oft arbeiten beide Eltern, wenn dann keine Verwandten oder Freunde in der Nähe sind, bleibt oft nur dieser Weg ...


    Also ich kenne eher den umgekehrten Fall: überbehüten. Manche Eltern machen die Hausaufgaben ihrer Kinder selbst, damit ihre Sprösslinge in der Schule besser dastehen, aber wenn es echt mal gilt, erzieherisch tätig zu werden (Verbesserung der Diktate kontrollieren, ihre Kinder viel von Hand schreiben lassen, ihre Kinder zum Lesen zu bewegen, ...) - Fehlanzeige :rollen:.

  • Hier wird ja ein hoher Stellenwert der täglichen Hausaufgabenbetreuung beigemessen.
    Daran ist ja grundsätzlich nichts verwerfliches, wenn es freiwillig geschieht. Aber ist der Zwang, dass es geschieht, nicht auch ein Faktor, weshalb Bildung immer noch stark vererbt wird? Der sozioökonomische Status wurde ja bereits angesprochen.


    Natürlich kann man daran arbeiten, Eltern zu motivieren, die Kinder aktiv in der Schule zu unterstützen. Aber meiner Meinung nach ist es eine unbedingte Voraussetzung für die Chancengleichheit, dass Kinder, deren Eltern dies aus welchen Gründen auch immer nicht bewerkstelligen können, sicher von der Schule aufgefangen werden und dadurch keinen Nachteil erfahren.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • tári, mir geht es nicht um die Betreuung. Ich will nicht die ganze Zeit neben meinem Kind sitzen, wenn sie Hausaufgaben macht. Aber ich will wissen, was sie in der Schule macht, ob es Probleme gibt und was ihr gefällt. Deshalb schaue ich über die Hausaufgaben, helfe ihr aber nur, wenn es ein Verständnisproblem gibt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kirsten: in dem Fall gilt mein Post immer noch. Auch das ist ja ein gewisses Erfordernis an die Eltern. Wenn das für die Eltern gut machbar ist, ist das ja prima. Aber bei Kindern, bei denen das nicht passiert, sollte eben die Schule das auffangen können, wenn denn Probleme auftauchen. Selbst dann, wenn die Eltern salopp sagen würden "interessiert mich nicht", das Kind kann ja nichts dafür.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Wie kann es einen denn nicht interessieren was die Kinder in der schule machen? Meine Mutter saß auch nie wirklich daneben. Aber drüber geschaut hat sie jeden Tag.


  • Wie kann es einen denn nicht interessieren was die Kinder in der schule machen?


    Berechtigte Frage, aber die Realität zeigt, dass es diese Fälle ja leider gibt.
    Was ich damit sagen wollte: für das Kind ist es egal, wieso seine Eltern gewisses nicht leisten können, die Folgen sind die gleichen und hier muss imho eine gute Schule intervenieren können. Diese Intervention kann ja durchaus auch das ganze Familiensystem inklusive Eltern umfassen, ich glaube aber, dass das oft nur ein Versuch sein kann und das Kind auch unabhängig von den Eltern individuell gefördert werden muss. Das wäre zumindest mein Wunsch an ein gutes Bildungsystem :rollen:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Schule kann nicht alles leisten. Die Hauptverantwortlichen für ihren Nachwuchs sind immer noch die Eltern. Mal abgesehen davon, dass sich in den Schulen sehr viel getan hat (Ganztagesangebote, Förderunterricht, Hausaufgabenbetreuung, usw.).

  • @louzilla: nein, nicht alles, aber was kann ein Kind dafür, dass die Eltern eine mangelhafte Erziehungskompetenz haben?
    Es besteht ja auch ein gesellschaftliches Interesse, dass wir Kinder so gut wie möglich mit allem ausstatten, was zu einem gesunden Erwachsenen führt.


    Meine Mutter war schwer psychisch krank, die ganze Familie überfordert und belastet. Ich hatte oft keine Hausaufgaben, weil die Erkrankung meiner Mutter so viel Platz eingenommen hat, dass der einfach irgendwo anders fehlen musste. Ich selbst habe am meisten unter den fehlenden Hausaufgaben gelitten, aber ich wusste einfach nicht, was man anders machen könnte, dafür war ich zu jung. Dass ich trotzdem die Kurve gekriegt habe, hatte auch mit meinen Lehrern zu tun, aber ich weiß, dass das auch nicht selbstverständlich ist und Ressourcen kaputt gespart werden, dass aber auch schon sehr viel verändert wurde.
    Aber ich sehe nicht ein, wieso Kinder die (schweren) Fehler ihrer Eltern tragen müssen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Insofern hast du natürlich recht. Aber ich sehe es bei meinen Schwestern. Beide Lehrer. Oft ist es nicht mal möglich den Lehrstoff im ganzen Jahr durch zu bekommen. Von individueller Betreuung kannst da nur träumen.

  • Jaqui: ja, viele Lehrer sind ja auch unzufrieden mit dem System. Hut ab vor jedem, der trotzdem den Mut nicht verliert und versucht, das beste für die Kinder herauszuholen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Schule kann nicht alles leisten. Die Hauptverantwortlichen für ihren Nachwuchs sind immer noch die Eltern. Mal abgesehen davon, dass sich in den Schulen sehr viel getan hat (Ganztagesangebote, Förderunterricht, Hausaufgabenbetreuung, usw.).


    Das stimmt schon. Aber es gibt sicher auch genug Eltern, denen selbst ein minimaler Grundstock an Bildung fehlt. Die also selbst über kaum Rechtschreibkompetenz verfügen, kaum die Grundrechnungsarten beherrschen und auch im Lesen Schwierigkeiten haben. Solche Eltern werden ihre Kinder wenig unterstützen können. Diese Kinder haben von Anfang an einen Nachteil gegenüber ihren Altersgenossen. In einem idealen Bildungssystem sollte die Schule derartige Defizite abfedern können und damit für Chancengleichheit sorgen.

  • Natürlich kann man daran arbeiten, Eltern zu motivieren, die Kinder aktiv in der Schule zu unterstützen. Aber meiner Meinung nach ist es eine unbedingte Voraussetzung für die Chancengleichheit, dass Kinder, deren Eltern dies aus welchen Gründen auch immer nicht bewerkstelligen können, sicher von der Schule aufgefangen werden und dadurch keinen Nachteil erfahren.


    Das kann ich nur zu 100 % unterschreiben und denke, die Schule hat - ebenso wie die Eltern, nur eben im Bildungsbereich - einen Erziehungsauftrag!

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Den hat sie! Das heißt aber nicht, dass die Eltern damit raus sind und leider wird dies von Elternseite manchmal so gesehen - immer dann, wenn die Eltern mit ihrem Sprössling nicht mehr klar kommen. Nur leider sind dann solche Verhaltensauffälligkeiten da, dass eine Schule sie nicht mehr korrigieren kann.


    Und oft stellen sich bei Erziehungsmaßnahmen gerade die Eltern quer. Zwei kleine Beispiele:
    1) Eine Klasse hat sich zum wiederholten Mal eine Schulstunde erschwänzt. Erziehungsmaßnahme des Lehrers in Absprache mit der Schulleitung: Die Stunden werden an einem Nachmittag nachgeholt (war auch für den Lehrer ein Zusatznachmittag). Was passiert? Schüler (ist klar) und einige Eltern (!) laufen Sturm.
    2) An der Schule herrscht Handynutzungsverbot, es darf nur in den Pausen in einer bestimmten Zone benutzt werden. Wird ein Handy trotzdem benutzt, wird es dem Schüler bis zum Unterrichtsende (mittags) abgenommen. Die Eltern des Delinquenten? Da wird dann schon mal mit dem Anwalt gedroht.


    Schule kann nur sehr begrenzt erzieherisch wirken.
    Was auch gute Seiten hat, denn dass Schule, eine staatliche Institution, zu sehr in die Erziehung eingreift, ist auch nicht gewollt (Ideologienbildung).
    Und für Fälle, dass die Eltern wegen Krankheit beispielsweise ausfallen und das nicht familienintern aufgefangen werden kann, ist das Jugendamt da.

  • @louzilla: wenn ich mir deinen letzten Post so durchlese, bin ich gespannt was noch auf uns zukommt. Wir haben noch andere Probleme, aber von dem was meine Tochter manchmal so nebenbei berichtet, sehe ich später für einige Eltern und Schüler Probleme auftauchen. Da geht es noch um Kleinigkeiten, aber die Einstellung ist schon klar zu erkennen.


    Übrigens finde ich die Diskussion sehr schön, die sich hier entwickelt hat :daumen:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Die Eltern des Delinquenten? Da wird dann schon mal mit dem Anwalt gedroht.


    :rollen: Das ist natürlich besonders toll, wenn die Eltern den Erziehungsauftrag der Schule derart untergraben. Leider wohl keine Seltenheit.


    Eine Bekannte, die Grundschullehrerin ist, hat Ähnliches berichtet. Ein Kind in ihrer Klasse hat trotz wiederholter Ermahnung permanent geschwätzt, so dass sie ihm irgendwann eine Strafarbeit aufbrummte. Das Kind war auch einsichtig - die Eltern nicht. Die stiegen ihr aufs Dach, wie sie denn sowas machen könnte :rollen: Ohne Worte!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen