Tessa Korber - Die Katzen von Montmartre

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    Auf dem Pariser Friedhof Montmartre findet man die Leiche eines jungen Mädchens. Gleichzeitig verschwindet Grisette, eine kleine graue Katze, der Schwarm aller Kater in diesem Quartier. Und zusammen mit ihren Menschen und einem Kommissar machen sich die Haus- und Straßenkatzen auf, ihre Gespielin und den Mörder des Mädchens zu finden.


    Durch die Vorstellung der wichtigsten hier agierenden Katzen direkt am Anfang des Buches, finde ich sofort Zugang zu der Geschichte, die ich nicht als Krimi, sondern eher als Katzenroman bezeichnen würde. In 36 Kapitel bin ich mit ihnen unterwegs in ihrem direkten Umfeld und lerne auch ihre Dosenöffner kennen:
    Bonnard, der Trost-Kater lebt auf dem Friedhof von Montmartre. Suzanne lebt mit Madam Valladon in deren Backstube – ihre Söhne Pablo und Miro haben in der Gaststätte von Monsieur Moulin ihre Heimat gefunden. Matisse, nennt sich die Python. Sein Futter bereitet Monsieur Martis zu. Degas, der Schwarze, lebt auf dem Cimentiere du Calvaire neben der Kirche St. Pierre und ist verliebt in Grisette, die kleine Graue, die bei Madame Chauchat zuhause ist.


    Wenn die Katzen durch ihr Quartier der Künstler und Maler Montmartre streifen, erfahre ich einiges von der Pariser Stadtgeschichte. Hier scheint man immer noch unter sich zu sein. Montmartre ein eigener kleiner Kosmos. Jeder kennt jeden und ich bin bald mitten drin.


    Hatte ich einen Krimi erwartet wurde ich enttäuscht, denn dieser findet nur ganz am Rande statt. Aber die Geschichte rund um die fröhliche Katzenschar hat mich dann doch fasziniert.


    4ratten


    Threadtitel korrigiert. LG, Valentine

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

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    Tessa Korber: Die Katzen von Montmartre. Kriminalroman, München 2016, btb Verlag, ISBN 978-3-442-71444-5, Softcover, 252 Seiten, Format: 12 x 2,8 x 19,2 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 8,99.


    „Mit einem geschmeidigen Sprung nahm Dégas seinen Platz ein (...) „Wie ihr wisst“, erhob er seine Stimme „sind auf dem Montmartre zwei Verbrechen geschehen: der Mord an einem Menschenkind und die Entführung unserer Schwester Grisette. (...) Solche Dinge geschehen niemals zufällig zur selben Zeit. Sie hängen immer zusammen. Deshalb sagte ich Entführung, aber, Freunde, im Grunde fürchte ich, ist Grisette in einer noch viel größeren Gefahr.“ (Seite 96/97)


    Sie kennen einander schon ewig, die Bewohner, Geschäftsleute und Künstler des Montmartre. Erzählt werden ihre Geschichten aus der Sicht der Katzen des Viertels.


    Die Katzen erzählen die Geschichte
    Der rote Bonnard ist herrenlos und lebt auf dem Friedhof. Er sieht sich als „Trostkater“. Oft setzt er sich zu den Trauernden auf eine Bank, lässt sich kraulen und hört zu. Der gefleckte Matisse gehört zum Haushalt des Andenkenhändlers Martis und treibt sich gerne bei den Gauklern und Bettlern um Sacré-Cœur herum. Die graue Grisette ist bei weitem nicht so vornehm, wie sie tut, genau wie ihr Frauchen, die Kioskbetreiberin Melanie Chauchat. Die ist mitnichten eine ehrbare Witwe, sondern eine ehemalige Prostituierte – was alle wissen, aber niemand thematisiert. Eine Lösung, mit der alle zufrieden sind.


    Der herrenlose schwarze Dégas lebt im Bateau-Levoir und muss, wenn seine Erinnerungen nicht nur Einbildung sind, uralt sein. Er hat anscheinend all die berühmten Künstler, die Anfang des 20. Jahrhunderts dort gelebt und gearbeitet haben, noch persönlich gekannt. Dégas liebt die freche Grisette, was er sich jedoch lange nicht eingestehen will.


    Tigerkatze Suzette wohnt bei der Konditorin Florence Valladon. Madame, die nie verheiratet war, müsste jetzt so Ende 50 sein. Sie hat ihre Familiengeschichte nie verwunden. Ihr Vater hat in jungen Jahren mit einem Freund zusammen ein benachbartes Ehepaar umgebracht und saß deshalb lebenslang im Gefängnis. Nur der dreijährige Sohn des Paares hat überlebt. Was aus ihm geworden ist, weiß kein Mensch.


    Zwei Jungkater beobachten einen Mord
    Katzendame Suzette, die viele Kinder gehabt hat, hat nur noch Kontakt zu ihren zwei Jüngsten: Pablo und Miró sind im Bistro des lyrikbegeisterten Monsieur Moulin zu Hause, wo sie sehr verwöhnt werden. Die Katerbrüder sind zwei rotzfreche Herumtreiber mit mehr Wagemut als Verstand. Dass ihnen auf dem Friedhof ein „schreiendes blondes Gespenst“ begegnet ist, glaubt ihnen zunächst niemand. Erst als Commissaire Jules Bonenfant mit seinen Leuten dort auftaucht, wird klar, was die beiden Jungspunde mit angesehen haben: die Ermordung einer jungen Deutschen. Sie hatte das Grab ihrer Familie besucht und ihrem verstorbenen Bruder Kinderlieder vorgesungen. Das hat der obdachlose Maler Michel mit angehört und zweifelt seither an seinem Verstand: Nie im Leben hat er Deutsch gelernt, aber dennoch hat er ihr Lied Wort für Wort verstanden. Wie kann das sein?


    Ein Kind taucht auf, eine Katze verschwindet
    Dann taucht wie aus dem Nichts ein kleiner dunkelhäutiger Waisenjunge in Madame Valladons Garten auf. Navid kommt angeblich aus dem Kongo, tatsächlich aber von der Elfenbeinküste. Kater Matisse freundet sich mit ihm an und Madame Valladon spielt mit dem Gedanken, den Jungen zu adoptieren, was sich aus verschiedenen Gründen als problematisch erweist. Navid steckt in Schwierigkeiten, von denen sich die brave Konditorin keinen Begriff macht. Plötzlich ist der Junge verschwunden. Und nicht nur er. Auch Madame Chauchats Katze Grisette ist abgängig. Das ist völlig untypisch für sie, da sie „ihren“ Kiosk kaum je verlässt.


    Der Leser weiß, was DIE KATZEN VON MONTMARTRE nur vermuten: Die hübsche graue Katzendame wurde entführt. Aber von wem? Und warum?


    Wie hängt das alles zusammen?
    Was dahintersteckt und wie das alles zusammenhängt, kommt erst nach und nach ans Licht. Und das ist nicht zuletzt den Katzen des Viertels zu verdanken, die ihre Augen und Ohren überall haben und trotz aller Kabbeleien fest zusammenhalten, wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht. Sie fördern so manches lange gehütete Geheimnis zutage. Und nicht für alle Bewohner werden die „Chaostage“ von Montmartre gut ausgehen ...


    „Kriminalroman“ steht auf dem Cover. Aber der Mordfall ist nur ein Handlungsstrang von mehreren. Es geht um die Menschen und Katzen des Viertels und um deren große und kleine Geheimnisse. Der Jahrzehnte zurückliegende Doppelmord und das Schicksal des Flüchtlingsjungen nimmt ungefähr genau so viel Raum ein wie der aktuelle Mord an dem jungen Mädchen. Ein temporeicher „Pageturner“ ist das Buch nicht. Die Sprache hat etwas Poetisches und die Katzen haben genügend Zeit, zu philosophieren, sich über die Menschen Gedanken zu machen und sich ihnen überlegen zu fühlen. Sie haben ja auch die schärferen Sinne! Und natürlich hat ein lebenserfahrener alter oder ein gerissener Junger Kater einem schusseligen und unbedarften Kerl wie Monsieur Moulins Küchenhilfe Emile einiges voraus.


    Die Katzen kennen das Leben und die Menschen
    Perfekt sind die Tiere aber auch nicht. Doch wer will es ihnen verdenken, dass sie nicht wissen, dass es „der“ Python heißt und nicht „die“, dass die pantoffelartigen Latschen „Clogs“ geschrieben werden und man andere „Saiten“ aufzieht und nicht „Seiten“. Es sind Katzen! So perfekt müssen sie sich in Menschenangelegenheiten gar nicht auskennen. Sie durchschauen uns gut genug. Vor allem der Friedhofskater Bonnard: „Ist Ihnen schon aufgefallen, dass auf Beerdigungen immer weniger Menschen Schwarz tragen? Und in der Zeit danach fast keiner mehr? Sie geben vor, nicht zu trauern, die dummen Leute. Sie lügen sich an. Dabei würde die Farbe ihnen Schutz gewähren, Aber so sind sie, die Menschen, freiwillig schutzlos laufen sie herum, behaupten, nichts Tiefes zu fühlen und verweigern sich der Süße des Trostes.“ (Seite 64)


    Auch wenn ich mit mehr Krimi gerechnet hatte – DIE KATZEN VON MONTMARTRE sind schon ein besonderes Leseerlebnis. Katzen, die sich so klug und eloquent über ihre Menschen, das Leben, den Tod, Malerei und Poesie äußern, trifft man nicht alle Tage.


    Die Autorin
    Tessa Korber, 1966 in Grünstadt in der Pfalz geboren, studierte in Erlangen Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und promovierte im Fachbereich Germanistik. Bei btb hat sie bereits zwei Kriminalromane um die Bestatterfamilie Anders veröffentlicht. "Die Katzen von Montmartre" ist ihr erster Katzen-Krimi. Tessa Korber lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in der Nähe von Würzburg.

  • "Die Katzen von Montmatre" ist der erste Katzenkrimi der Autorin Tessa Korber. Sie entführt uns nach Paris und hier dürfen wir mit einer Vielzahl von Vierbeinern ein großes Abenteuer erleben.


    Sie liegen auf den Steinen des Friedhofs, streunen durch Paris und sonnen sich auf den Stufen von Sacre Coer. Die Katzen von Montmatre sind etwas ganz besonderes. Sie erschnuppern und erfühlen einiges, was den Menschen entgeht. Eines Tages wird auf dem Friedhof ein Mädchen ermordet und die Katze Grisette verschwindet. Sie ist der Schwarm aller Katzen. Hat der Mord an dem Mädchen auch etwas mit dem Verschwinden von Grisette zu tun? Die Katzen beginnen auf eigene Faust zu ermitteln und stoßen dabei auf manch dunkles Geheimnis.


    Wenn ich die Augen schließe, befinde mich sofort mitten in Paris - meiner Lieblingsstadt. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, erlebt die Geschichte einfach mit. Ich genieße mit den Katzen die Ausflüge durch die Stadt und ganz besonders Montmatre hat eine besondere Wirkung auf mich. Das ist ja eine ganz besondere Truppe, de ist Matisse, der im Andenkenladen von Monsieur Martis lebt und die Streuner Bonnard, Grisette, Degas und noch viele mehr. Ich muss sagen Bonnard hat es mir besonders angetan. Und dann passiert ja noch dieser Mord. Es ist schon etwas ganz besonderes wie die Katzen versuchen, den Fall zu lösen. Und es ereignet sich ja noch einiges, wo ihr besonderes Gespür gefragt ist. Sie haben schon ganz besondere Antennen für gewisse Dinge. Es ist einmal etwas anderes eine Geschichte aus der Sichtweise der Tiere zu lesen. War wirklich hochinteressant. Und die Geschichte hat es ja auch in sich, denn es passiert so einiges in Paris.


    Ein wirklich gelungener unterhaltsamer und spannender Katzenkrimi, der für interessante Lesestunden gesorgt hat. Das Cover ist ein absoluter Hingucker, könnte nicht besser sein. Gerne vergebe ich 4 Sterne und freue mich auf die nächste Geschichte der Autorin

  • zauberblume
    Was hat denn zur Höchstbewertung gefehlt? Du gibst ja sonst oft 5 Sterne, da wäre es interessant, aus der Rezension auch zu erfahren, was hier evtl. nicht ganz so gefallen hat?

    LG, Dani


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