#3 Kapitel 12 bis einschl. Kapitel 16 (Seite 162 bis Seite 253)

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  • Ich habe gestern beim Lesen noch mal über Kips Familie nachgedacht. Vielleicht interpretieren wir da sogar zuviel rein. Kip ist Brite, somit ist es eigentlich kein Wunder, dass Hannah und Liam in London sind, während er seine Forschungen betreibt. Die kann er ja schließlich nicht im Labor machen. Und er hat zumindest bisher auch nie einen wehmütigen oder unglücklichen Eindruck gemacht, wenn er von den beiden gesprochen hat. Ich fänd's schöner, wenn bei den dreien alles im Lot wäre!


    Natürlich wäre es schöner, wenn bei Kips Familie alles im Lot wäre. Nur würde es mir einfach besser gefallen, wenn ihn seine Familie begleitet, während er seiner Forschungsarbeit nachgeht und es nicht zu einer monatenlangen Trennung kommt. Diese lange Trennung lässt einfach zu viel "Karriere und Familie lassen sich nicht vereinbaren" mitschwingen. Kip macht dann nichts anderes als das, was ich Tess auch vorgeworfen habe: der Beruf geht vor die Familie. Das gefällt mir einfach nicht. Aus Beispielen in meinem eigenen Umfeld, weiß ich, dass beides möglich ist: beruflich erfolgreich sein und die Karriereleiter hinaufklettern und trotzdem genug Zeit für die Partnerschaft und die Familie zu haben.


  • Der rote Faden, der bei jedem guten, plausiblen und flüssig lesbaren Roman da sein sollte, wird mir viel zu oft zerrissen oder ist streckenweise gar nicht auffindbar.


    Das geht mir gar nicht so, aber interessant, wie unterschiedlich wir das Buch empfinden.


    Zitat

    Sie lässt die Mutter Tess ( die mir zu Beginn ja durchaus sympathisch war! ) sich wie eine vollkommene Idiotin gebärden! Unnatürlich, nicht verständlich! Anstatt den Jungen einfach in die Arme zu schließen, sagt sie Sachen, die mich nur den Kopf schütteln ließen... Und beschimpft den armen Meeresforscher auf eine Art und Weise, dass ich das zweimal lesen musste....


    Das fand ich überhaupt nicht idiotisch oder unverständlich. Es gibt Menschen, die so reagieren und erst mal explodieren, wenn sich der Verschollene wieder wohlbehalten einstellt. Ich glaube sogar, ich könnte auch dazugehören ;)



    Natürlich wäre es schöner, wenn bei Kips Familie alles im Lot wäre. Nur würde es mir einfach besser gefallen, wenn ihn seine Familie begleitet, während er seiner Forschungsarbeit nachgeht und es nicht zu einer monatenlangen Trennung kommt.


    Ist halt die Frage, wie sich das gestalten ließe. Vielleicht arbeitet Hannah ja auch und kann sich nicht einfach so loseisen, um mit Kip um die Welt zu reisen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe inzwischen all eure Kommentare gelesen...
    Es ist mir, als würde ich ein ganz anderes Buch lesen als ihr! Schade für mich!
    Ich habe völlig das Interesse verloren, mag diese Retortenfiguren nicht, bei denen ich mir kaum vorstellen kann, dass sie im wahren Leben herumlaufen. Am ehesten vielleicht Onkel Ike. Aber auch dem verleiht die Autorin sprunghafte, verschwommene Züge.
    Das einzige, was mir gefallen hat, war die Bemerkung Ritas, dass Tess sich ja jahrelang weder in Montauk hat sehen lassen, noch sich um ihren Onkel gekümmert hat. Und jetzt kommt sie und übernimmt quasi das Kommando - da kann Rita nicht ruhig bleiben! Sehr nachvollziehbar!
    Und ehrlich - wo kommt denn das ganze Geld her, das die Renovierung gekostet haben mag!? Mit ein paar Dollar kann man keine heruntergekommene Bruchbude finanzieren, nicht so jedenfalls, wie Tess und Jimmy das anscheinend getan haben...
    Kann Ike sich das leisten? Es ist ja von seinen vielfältigen Problemen, bei denen Geld keine geringe Rolle spielt, die Rede.... Ich kann mir nicht vorstellen, dass er, der sich immer allein durchgekämpft hat, sich plötzlich von seiner Nichte finanzieren lässt! Also wieder so ein unterbrochen/abgebrochener Strang!
    Wie leider so viele....


  • Ist halt die Frage, wie sich das gestalten ließe. Vielleicht arbeitet Hannah ja auch und kann sich nicht einfach so loseisen, um mit Kip um die Welt zu reisen.


    Als Kip Robbie kennen lernt, erzählt er ihm, dass seine Frau ihn früher begleitet hat. Deswegen frage ich mich einfach, warum das jetzt nicht mehr geht. Und wenn ich Tess im ersten Teil vorgeworfen habe, dass sie wegen ihres Berufs ihre Familie vernachlässigt hat, muss ich das konsequenterweise auch bei Kip tun, wenn ich die beiden nicht mit zweierlei Maß messen will. :zwinker:

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()


  • Ich habe inzwischen all eure Kommentare gelesen...
    Es ist mir, als würde ich ein ganz anderes Buch lesen als ihr! Schade für mich!
    Ich habe völlig das Interesse verloren, mag diese Retortenfiguren nicht, bei denen ich mir kaum vorstellen kann, dass sie im wahren Leben herumlaufen. Am ehesten vielleicht Onkel Ike. Aber auch dem verleiht die Autorin sprunghafte, verschwommene Züge.


    Ich finde auch, dass Zitwer eine glaubwürdige Ausarbeitung ihrer Figuren vernachlässigt hat. Sie haben alle irgendwie keine Konturen, ich kann mir wenig hinter den Namen vorstellen.


    Du hast auch recht, wenn du die abrupten Zeitsprünge kritisierst und die vielen Löcher in der Handlung. Die Bar wird viel zu schnell und zu einfach renoviert, der vorangegangene Verfall passt nicht zu der bodenständigen, patenten Figur von Ike. Mir machen außerdem so manche inhaltlichen Fehler den Roman etwas madig.


    Mich hat auch das defekte Funkgerät in Kips Boot sehr gewundert. Fährt ein Segler wirklich auf das offene Meer, ohne vorher seine Ausrüstung zu kontrollieren? Das ist doch grob fahrlässig? Wenn sein Funkgerät in Reperatur war, müsste er es doch vor der Ausfahrt auf die Funktionstüchtigkeit überprüft haben, oder nicht?


  • Als Kip Robbie kennen lernt, erzählt er ihm, dass seine Frau ihn früher begleitet hat. Deswegen frage ich mich einfach, warum das jetzt nicht mehr geht. Aber wenn ich Tess im ersten Teil vorgeworfen habe, dass sie wegen ihres Berufs ihre Familie vernachlässigt hat, muss ich das konsequenterweise auch bei Kip tun, wenn ich die beiden nicht mit zweierlei Maß messen will. :zwinker:


    Sehr löblich! ;)


    Dass Hannah anfangs mitgekommen ist, hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Vielleicht wollten sie mit dem Kleinen nicht ständig reisen oder er reagiert darauf nicht gut. Ich hoffe, wir erfahren noch ein bisschen mehr.



    Ich habe völlig das Interesse verloren, mag diese Retortenfiguren nicht, bei denen ich mir kaum vorstellen kann, dass sie im wahren Leben herumlaufen.


    So retortenmäßig finde ich sie gar nicht (ich kann mir im Kopf genug dazuspinnen, dass sie für mich einigermaßen rund erscheinen), aber sie entsprechen schon sehr stark bestimmten "Typen" (da merkt man, dass die Autorin auch in der Filmbranche tätig ist, ich könnte mir das Buch nämlich prima verfilmt als einen schönen Wohlfühlfilm mit einer Portion Drama vorstellen).


    Zitat

    Und ehrlich - wo kommt denn das ganze Geld her, das die Renovierung gekostet haben mag!? Mit ein paar Dollar kann man keine heruntergekommene Bruchbude finanzieren, nicht so jedenfalls, wie Tess und Jimmy das anscheinend getan haben...


    Über die Finanzierung habe ich auch nachgedacht, aber ich nehme an, dass Tess einiges selbst gewuppt hat (wie weiter vorne schon festgestellt wurde, wäre denkbar, dass sie in Montauk deutlich weniger Geld zum Leben braucht als früher in NY). Richtig teuer sind meist ja auch weniger die Materialien als die Handwerkerlöhne, die sie sich durch ihre Do-it-yourself-Einsätze sparen. Und letztendlich finde ich das Buch unterhaltsam genug, um über solche kleinen Holprigkeiten hinwegzusehen.


    Zitat von dodo

    Tess ist zu Weihnachten so ausgemergelt und abgemagert, dass sich Ike Sorgen um sie macht. Selbst wenn er sie innerhalb kurzer Zeit wieder hochgepäppelt hat und fehlender Sport für Rundungen gesorgt hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie so viel zugenommen hat, dass sie Ritas Kostüm sprengen konnte. So schnell wird man nicht dick, es sei denn, man isst den ganzen Tag und dafür gibt es keinen Hinweis.


    Ist mir beim Lesen gar nicht so ins Auge gesprungen, aber jetzt, wo Du's sagst ... so groß ist Tess auch nicht, dass das der Knackpunkt sein könnte :gruebel:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mir gefällt die Geschichte immer noch gut, muß Euch aber auch recht geben, was die Logikfehler und zum Teil die Protagonisten angeht.
    Ich bin verblüfft, was Euch alles auffällt. :zwinker:



    Das sehe ich genau wie Du, dodo. Tess hat es gut gemeint - ich nehme ihr ab, dass sie Robbie damit nicht "kaufen", sondern ihm einfach nur eine Freude machen wollte - , aber es war gerade nicht das, was Robbie brauchte oder wollte. Seine Reaktion tat Tess sicher in der Seele weh, aber böse gemeint war sie nicht. Kinder würdigen selten die gute Absicht alleine ...


    Das mag sein. Wobei ich denke, wenn das Rad von Kip gekommen wäre, wäre seine Reaktion anders ausgefallen.


    Dann bringt Ike Jimmy mit, damit er helfen kann bei renovieren. Wo hat er ihn gefunden, wie hat sich das ganze ergeben? Er ist einfach da, wie vom Himmel gefallen. Das mit den Fußabdrücken geht so nicht und das war mir ein bisschen zu viel. Die ersten Schritte verschmieren alle weil man zu viel Farbe an den Füßen hat und am Schluss wird es immer weniger Farbe ...................Planlos in die Räume laufen und die ganzen frisch gestrichenen Böden ruinieren. Ich kann es so nicht Glauben. Die ganze Renovierung schien ein Kinderspiel zu sein, sogar außen wurde gestrichen.


    Das mit der Renovierung habe ich ja auch schon angesprochen, das geht wirklich alles viel zu schnell und ohne Komplikationen. Dass das mit den Fußabdrücken gut aussieht, kann ich mir übrigens überhaupt nicht vorstellen und ich würde es auch sehr merkwürdig empfingen, wenn ich sowas irgendwo sehen würde.



    Der Wal ist ziemlich groß; wie lang das Boot ist, wurde nicht erzählt. Wenn es aber eine komplett eingerichtete Kajüte hat, muss es einen gewissen Tiefgang haben und das Deck sich in einiger Höhe über dem Wasserspiegel befinden. Wie soll dann Robbie den Wal gestreichelt haben? Vor allem bei einem Wind, der das Schiff so zur Seite drückt, dass das Deck "fast senkrecht zum Wasser" steht, und entsprechendem Seegang? Um das zu bewerkstelligen, müssen sie fast auf dem Wal draufgesessen haben. Sorry, aber das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Kip als Fachmann sollte außerdem wissen, wie gefährlich diese Tiere für Segelboote sein können. Es ist leichtsinnig, seine Gäste in diese Gefahr zu bringen.


    Du hast recht, so schön die Szene auch gewesen ist, aber eigentlich ist es unmöglich. Auch würde ich einem Wal nie so vertrauen. Delphinen schon, aber ob ein Wal einem immer gutgesonnen ist, wage ich zu bezweifeln.



    Das einzige, was mir gefallen hat, war die Bemerkung Ritas, dass Tess sich ja jahrelang weder in Montauk hat sehen lassen, noch sich um ihren Onkel gekümmert hat. Und jetzt kommt sie und übernimmt quasi das Kommando - da kann Rita nicht ruhig bleiben! Sehr nachvollziehbar!


    In dem Punkt muß ich Rita auch zustimmen.



    Und ehrlich - wo kommt denn das ganze Geld her, das die Renovierung gekostet haben mag!? Mit ein paar Dollar kann man keine heruntergekommene Bruchbude finanzieren, nicht so jedenfalls, wie Tess und Jimmy das anscheinend getan haben...


    Das habe ich mich auch gefragt. Aber sie war ja mit ihren Schuhen sehr erfolgreich und soviel wie sie gearbeitet hat, konnte sie bestimmt einiges wegsparen.


    LG Karin


  • Zu Pelikanchens entdecktem Logikfehler: Da gibt es bereis ein paar. Im ersten Abschnitt bringt Ike unter Lebensgefahr Tess auf einer komplett verschneiten und vereisten Straße ins Krankenhaus. Zu dem Zeitpunkt war es Weihnachten. Ein paar Tage später feiern sie Silvester bei Ritas. Die Autorin schreibt in diesem Zusammenhang, dass die Gäste auf der Grünfläche vor dem Lokal das Feuerwerk beobachten können. Kein Hinweis mehr auf irgendwelchen Schnee.


    Dann die Slapstickeinlage beim Yoga. Sie las sich witzig, aber logisch war sie nicht. Tess ist zu Weihnachten so ausgemergelt und abgemagert, dass sich Ike Sorgen um sie macht. Selbst wenn er sie innerhalb kurzer Zeit wieder hochgepäppelt hat und fehlender Sport für Rundungen gesorgt hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie so viel zugenommen hat, dass sie Ritas Kostüm sprengen konnte. So schnell wird man nicht dick, es sei denn, man isst den ganzen Tag und dafür gibt es keinen Hinweis.


    Pelikanchen hat übrigens recht: Tess verbringt ihren ersten Abend im Haus. Es kann also noch keine Gewohnheit sein, dass sie Ike jeden Tag besucht, da sie bis dahin bei ihm gewohnt hat.


    Im ersten Abschnitt habe ich noch Großzügig darüber hinweg gesehen, es könnte ja getaut haben? Die ganze Autofahrt an sich hat mir nicht gefallen und war ein bisschen unglaubwürdig, da Ike ja das Wetter dort kennt und dementsprechend fahren sollte, noch dazu mit 2 Beifahrern.


    Das beim Yoga fand ich auch absurd, solche Kleidungen sind wie Stretch und ein paar Kilo mehr oder weniger sind da egal. Stimmt, sie war ja eigentlich total abgemagert..................da passt wirklich mehr nicht zusammen.



    So ging es mir leider von Anfang an, die Charaktere sind einfach nicht greifbar für mich und ich fühle mich zu keinem emotional verbunden. Alles ist fast immer schon irgendwann passiert und nach einem Rießen Zeitsprung werden wieder ein paar Fetzen und Gedanken serviert.

  • Das fand ich überhaupt nicht idiotisch oder unverständlich. Es gibt Menschen, die so reagieren und erst mal explodieren, wenn sich der Verschollene wieder wohlbehalten einstellt. Ich glaube sogar, ich könnte auch dazugehören ;)


    Man kann schon mal übereagieren, aber spätestens wenn ich dann erfahre das sich mein Kind heimlich unter dem Bett versteckt hat, sollte der Verstand wieder einsetzen :zwinker:

  • Ich finde auch, dass Zitwer eine glaubwürdige Ausarbeitung ihrer Figuren vernachlässigt hat. Sie haben alle irgendwie keine Konturen, ich kann mir wenig hinter den Namen vorstellen.


    Du hast auch recht, wenn du die abrupten Zeitsprünge kritisierst und die vielen Löcher in der Handlung. Die Bar wird viel zu schnell und zu einfach renoviert, der vorangegangene Verfall passt nicht zu der bodenständigen, patenten Figur von Ike. Mir machen außerdem so manche inhaltlichen Fehler den Roman etwas madig.


    Mich hat auch das defekte Funkgerät in Kips Boot sehr gewundert. Fährt ein Segler wirklich auf das offene Meer, ohne vorher seine Ausrüstung zu kontrollieren? Das ist doch grob fahrlässig? Wenn sein Funkgerät in Reperatur war, müsste er es doch vor der Ausfahrt auf die Funktionstüchtigkeit überprüft haben, oder nicht?


    Es freut mich, das ein paar hier doch das selbe Buch lesen, wie ich :zwinker: Das sehe ich alles genau so, nur das Funkgerät hätte nicht kaputt aus der Reparatur kommen dürfen.

  • Puh, das Wiedersehen zwischen Tess und Robbie hab ich mir aber anders vorgestellt - ich hätte gedacht, sie schließt erleichtert ihren zurück gekehrten Sohn in die Arme, aber statt dessen wird gleich scharf geschossen. An diesem Punkt war mir Tess zum ersten Mal unsympathisch, obwohl ich natürlich auch verstehe, wie aufgebracht sie ist. Zum Glück erkennt sie im Nachhinein, wie überzogen ihre Reaktion war, und sie entschuldigt sich bei Kip - also bin ich schon wieder zufrieden.


    Die Sache mit der Haussuche fand ich auch eine interessante Entwicklung; Rita will Tess eigentlich nicht so recht in Montauk haben, aber am Ende wird dann doch ein recht nettes Häuschen vermittelt. Ein Angelegenheit, die mich stutzig werden lässt. Ich spekuliere übrigens, dass das Häuschen Kip gehört und dass er von seiner Familie getrennt ist, deswegen ist es vorerst zu vermieten. Später soll es ja evtl. verkauft werden, wie wir erfahren haben. Was mir auch noch zu denken gibt, warum wird denn für Ritas Restaurant soviel bezahlt? Mehr als sie verlangt hat? Und bitte, welcher New Yorker Verleger geht denn samt Gattin in die Gastronomie? Das stinkt zum Himmel, irgendwie... Am Ende gibts vielleicht noch eine groß angelegte Immobilien-Verschwörung!


    Höhepunkt des Abschnitts ist natürlich die Fahrt mit dem Segelschiff aufs Meer und die Begegnung mit dem Wal. Die fand ich wirklich sehr eindringlich beschrieben, auch wenn ich schon ein wenig daran zweifle, ob es so gut ist, so nah an ein so großes Tier heranzufahren. Selbst wenn der Wal nicht böswillig ist, aber er kann ja auch versehentlich dafür sorgen, dass das Boot kentert, das ist gleich passiert bei dieser Größe. Trotzdem, ich fands total schön, besonders solch kleine Details wie zum Beispiel der Regenbogen, der sich an seiner Wasserfontäne bildet. Einfach wunderbare Bilder, da lass ich die Logik gerne mal ein bisschen außen vor... :zwinker:


    Überrrascht hat mich dann, dass es nicht zwischen Kip und Tess knistert (oder tut es das etwa? ich hab da nichts feststellen können, außer das sie neugierig ist), sondern dass plötzlich dieser Jungspund Jimmy auf der Matte steht und man fast meinen könnte, dass sich zwischen ihm und Tess etwas anbahnt. Die beiden gehen ja nach ihrer Blitz-Renovierung ganz schön vertraut miteinander um; nicht das ich was dagegen hätte, aber erwartet habe ich das sicherlich nicht.


    Die Renovierung, ja gut, da ist schon ein bisschen künstlerische Freiheit der Autorin mit im Spiel, dass die so schnell von statten geht. Jeder der schon mal auch nur eine Wohnung frisch hergerichtet hat, weiß, dass man da nicht in Tagen, sondern in Wochen rechnen muss. Und bei einem Motel dürfen es ruhig Monate sein. Aber gut, vermutlich hat Frau Zitwer vom Handwerk wenig Ahnung... :breitgrins: oder es ist wieder ein Amerika-Special, dass es einfach nur schnell und oberflächlich gemacht wird. Aber selbst dann gehts mir zu flott.


    Ja, inzwischen hat das Buch ein paar Schattenseiten, aber dennoch unterhalte ich mich prächtig, wenn auch nicht auf allerhöchstem Niveau.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Das beim Yoga fand ich auch absurd, solche Kleidungen sind wie Stretch und ein paar Kilo mehr oder weniger sind da egal. Stimmt, sie war ja eigentlich total abgemagert..................da passt wirklich mehr nicht zusammen.


    Die Yoga-Szene fand ich auch ziemlich doof und verkünstelt.


    Ich wollte nur aufzeigen, warum ich mich persönlich mit der Szene nicht wohl gefühlt habe. Wahrscheinlich ist in dem ellenlangen Post untergegangen, dass mir die Wichtigkeit der Symbolik dahinter bewusst ist. In Zeiten von Konsumwahn und gleichzeitiger Ressourcenknappheit werde ich einfach zunehmend kritischer, wenn ich eklatanter Verschwendung begegne. Dem Roman möchte ich meine Einstellung natürlich nicht ankreiden.


    Die Schuhszene fand ich auch drastisch, aber dennoch passend an dieser Stelle.


    Deine Einstellung zum Konsum teile ich, dodo - ich würde die Schuhe, sofern noch funktionstüchtig, auch nicht wegwerfen. Sie hätte sie ja später mal versteigern können und ein paar Dollars für die Renovierung oder für Walforschung oder was auch immer rausschlagen können. Dennoch verstehe ich den Schritt in seiner Endgültigkeit, nach dem was Tess erlebt hat.


    Auch wenn es mir genau wie Valentine leid um die Schuhe tut, allein ihrer selbst willen. :breitgrins: :zwinker:


    Ach, und noch etwas zu Robbies Fahrrad: wie doof ist das denn, das Fahrrad einfach aufs Zimmer zu stellen? Wieder mal typisch Tess, keine Ahnung wie man sowas angeht. Wo sie doch eh so schlecht an ihn heran kommt, da wäre doch das die Gelegenheit gewesen, ihn in den Arm zu nehmen, zu sagen dass sie ihn liebhat und dass sie ihm eine Freude machen möchte. Wetten, dass das funktioniert hätte? Und das Band zwischen ihr und ihrem Sohn wieder gestärkt hätte? So hat es wirklich etwas von "käuflich" an sich, und auch ein Neunjähriger versteht das sehr gut, wie man sieht.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Ach, und noch etwas zu Robbies Fahrrad: wie doof ist das denn, das Fahrrad einfach aufs Zimmer zu stellen? Wieder mal typisch Tess, keine Ahnung wie man sowas angeht. Wo sie doch eh so schlecht an ihn heran kommt, da wäre doch das die Gelegenheit gewesen, ihn in den Arm zu nehmen, zu sagen dass sie ihn liebhat und dass sie ihm eine Freude machen möchte. Wetten, dass das funktioniert hätte? Und das Band zwischen ihr und ihrem Sohn wieder gestärkt hätte? So hat es wirklich etwas von "käuflich" an sich, und auch ein Neunjähriger versteht das sehr gut, wie man sieht.


    Da hast Du recht, vielleicht hätte Robbie dann wirklich nicht so ablehnend reagiert.


    LG Karin

  • Ich vermiss bisher eigentlich viele MutterKindgespräche? Hat sie überhaupt schon mal wirklich mit Robbie darüber geredet und ihm vielleicht auch einfach mal gesagt, das sie bereut, das sie nicht viel mehr Zeit mit ihm verbracht hat. Wenn man über nichts redet und alles in sich hineinfrisst, dann wird das nie besser........................keiner von beiden geht auch nur einen wirklichen Schritt auf den anderen zu. Vielleicht liegt das aber auch an den Zeitsprüngen, wir wissen ja nicht alles was in der Zeit dazwischen passiert ist :zwinker:

  • Diesen Leserundenthread sollte man tunlichst nicht länger als dreißig Minuten aus den Augen lassen. Ich komme kaum nach mit dem Lesen eurer Beiträge :zwinker:.


    Zitat von Ulrike

    Sie lässt die Mutter Tess ( die mir zu Beginn ja durchaus sympathisch war! ) sich wie eine vollkommene Idiotin gebärden! Unnatürlich, nicht verständlich! Anstatt den Jungen einfach in die Arme zu schließen, sagt sie Sachen, die mich nur den Kopf schütteln ließen...


    Tess ist genauso wenig wie Robbie in der Lage, ihre tiefsten Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Konkret meine ich dabei Liebe oder Angst. Schimpfen ist leichter als einzugestehen, dass man Angst hat. Sich ständig in die Arbeit zu stürzen, könnte eine Flucht gewesen sein, um nicht mit Adam darüber reden zu müssen, dass es in ihrer Ehe kriselt. Mit Nia hat sie auch nicht gesprochen. Also immer schön totschweigen, weil man sich eine Blöße geben oder gar Schwäche zeigen könnte. Es wundert mich nicht, dass Robbie genauso ist. Wie soll er es auch anders lernen? Das einzig echte Gefühl, das er kennt, ist die Liebe seines Vaters, und die hat er erwidert.


    Zitat von dodo

    Du hast auch recht, wenn du die abrupten Zeitsprünge kritisierst und die vielen Löcher in der Handlung.


    An die Zeitsprünge habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Meist kann ich mir einen Reim darauf machen, dass wieder Zeit vergangen ist. Manche Autoren schreiben eben so. Damit kann ich leben.


    Zitat von dodo

    Mir machen außerdem so manche inhaltlichen Fehler den Roman etwas madig.


    Diese Fehler stören mich da schon mehr. Besonders auf dem Boot passiert einiges, das mir nicht ganz plausibel vorkommt. Das Funkgerät ist nur eine Sache davon. Besonders fragwürdig finde ich aber den Umgang mit dem Wal. Ich war noch nie beim Whalewatching, aber ich habe einige Bücher gelesen, in denen Wale ziemlichen Schaden angerichtet haben, und das angeblich nicht immer unabsichtlich.


    Über das Geld für die Renovierung habe ich mir wenig Gedanken gemacht. Ich war der Meinung, es käme von Tess. Und wie Valentine schrieb - das Teuerste sind die Löhne. Ob man so ein Motel zu zweit in vier Tagen wenigstens neu gestrichen bekommt, hängt von der Größe ab. Ich stelle es mir allerdings zeitintensiv vor, die Zimmer alle auszuräumen, Wände und Böden zu streichen und dann wieder einzuräumen. Da geht ein Zimmer am Tag (bestenfalls das zweite noch vorbereiten), das aber abends auch nicht schon wieder möbliert werden kann, weil der Boden noch nicht trocken ist. Also wieder ein Logikfehler?


    Zitat von Miramis

    Überrrascht hat mich dann, dass es nicht zwischen Kip und Tess knistert


    Das hätte ich mir sogar gewünscht, nicht zuletzt wegen Robbie. Er würde sich mit Kip wohlfühlen. Das wäre mit den Kinder eine richtig schöne PatchworkFamilie.


    Das Fahrrad wurde häufig angesprochen. Ich finde, Tess hat auch hier wieder über Robbies Kopf hinweg entschieden und darf sich nicht wundern, dass er nicht darauf eingeht. Das wäre anders gewesen, wenn sie ihm den Vorschlag gemacht hätte, ein Rad zu kaufen, und ihre Idee begründet hätte. Dann hätte ihm das ausgesuchte Rad vielleicht super gefallen. Sie sollte ihn mehr in ihre Entscheidungen mit einbeziehen, dann würde er sich ernstgenommen fühlen.


  • Und bitte, welcher New Yorker Verleger geht denn samt Gattin in die Gastronomie?


    So abwegig finde ich das gar nicht. Irgendwie glaubt doch jeder Dödel, der mal "was anderes machen" will, ein Restaurant zu betreiben, sei ein netter Zeitvertreib und gar nicht so schwer.



    Da geht ein Zimmer am Tag (bestenfalls das zweite noch vorbereiten), das aber abends auch nicht schon wieder möbliert werden kann, weil der Boden noch nicht trocken ist. Also wieder ein Logikfehler?


    Oder superschnelltrocknende Wunder-Farbe :breitgrins:


    Zitat

    Das hätte ich mir sogar gewünscht, nicht zuletzt wegen Robbie. Er würde sich mit Kip wohlfühlen. Das wäre mit den Kinder eine richtig schöne PatchworkFamilie.


    Das wäre es, andererseits wäre es mir zu vorhersehbar gewesen.



    Das Fahrrad wurde häufig angesprochen. Ich finde, Tess hat auch hier wieder über Robbies Kopf hinweg entschieden und darf sich nicht wundern, dass er nicht darauf eingeht. Das wäre anders gewesen, wenn sie ihm den Vorschlag gemacht hätte, ein Rad zu kaufen, und ihre Idee begründet hätte. Dann hätte ihm das ausgesuchte Rad vielleicht super gefallen. Sie sollte ihn mehr in ihre Entscheidungen mit einbeziehen, dann würde er sich ernstgenommen fühlen.


    Die Episode mit dem Rad war ein klassisches Beispiel dafür, dass gut gemeint ganz häufig noch lange nicht gut gemacht ist ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • An die Zeitsprünge habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Meist kann ich mir einen Reim darauf machen, dass wieder Zeit vergangen ist. Manche Autoren schreiben eben so. Damit kann ich leben.


    Zeitsprünge stören mich normalerweise nicht, wenn sie nicht Lücken aufreißen, die man anhand der restlichen Erzählung überhaupt nicht oder nur unvollständig auffüllen kann. Dabei geht es mir nicht darum, dass mir alles vorgekaut werden muss, das fehlende kann auch gerne zwischen den Zeilen angedeutet werden (das ist mir persönlich lieber). Mir ist wichtig, dass es sich auf die eine oder andere Weise plausibel aus dem Text ergibt.


    Ein Beispiel: Ikes Motel ist am Anfang völlig heruntergekommen. Rita erzählt sogar von finanziellen Problemen aufgrund einer Steuerzahlung. Das erklärt aber nicht den völlig vernachlässigten Zustand (fehlende Vorhänge und Tischtücher und das es anscheinend nicht mehr ausreichend gereinigt wurde).


    Ebenfalls ungeklärt ist, ob Tess und Ike die Jahre vorher überhaupt keinen Kontakt hatten, also auch nicht telefonisch, oder es einfach nie zu einem Besuch kam, weil dafür vermeintlich keine Zeit war. Es ergibt nämlich wenig Sinn, dass man nur aus Zeitmangel den Kontakt zum Ziehvater völlig abbricht und nicht einmal zumindest alle paar Monate ein paar Minuten telefoniert.


  • Zeitsprünge stören mich normalerweise nicht, wenn sie nicht Lücken aufreißen, die man anhand der restlichen Erzählung überhaupt nicht oder nur unvollständig auffüllen kann. Dabei geht es mir nicht darum, dass mir alles vorgekaut werden muss, das fehlende kann auch gerne zwischen den Zeilen angedeutet werden (das ist mir persönlich lieber). Mir ist wichtig, dass es sich auf die eine oder andere Weise plausibel aus dem Text ergibt.


    Das stört mich auch, und gerade dein Beispiel mit dem früheren Kontakt zwischen Ike und Tess fiel mir in dem Zusammenhang auf. Das ist ein wesentlicher Punkt in der Handlung. Manchmal ist es ein Stilmittel für den späteren Aha-Effekt, aber hier im Buch kommt es häufiger vor.

  • Zeitsprünge stören mich normalerweise nicht, wenn sie nicht Lücken aufreißen, die man anhand der restlichen Erzählung überhaupt nicht oder nur unvollständig auffüllen kann. Dabei geht es mir nicht darum, dass mir alles vorgekaut werden muss, das fehlende kann auch gerne zwischen den Zeilen angedeutet werden (das ist mir persönlich lieber). Mir ist wichtig, dass es sich auf die eine oder andere Weise plausibel aus dem Text ergibt.


    Ein Beispiel: Ikes Motel ist am Anfang völlig heruntergekommen. Rita erzählt sogar von finanziellen Problemen aufgrund einer Steuerzahlung. Das erklärt aber nicht den völlig vernachlässigten Zustand (fehlende Vorhänge und Tischtücher und das es anscheinend nicht mehr ausreichend gereinigt wurde).


    Ebenfalls ungeklärt ist, ob Tess und Ike die Jahre vorher überhaupt keinen Kontakt hatten, also auch nicht telefonisch, oder es einfach nie zu einem Besuch kam, weil dafür vermeintlich keine Zeit war. Es ergibt nämlich wenig Sinn, dass man nur aus Zeitmangel den Kontakt zum Ziehvater völlig abbricht und nicht einmal zumindest alle paar Monate ein paar Minuten telefoniert.


    Stimmt, es ist ja nicht nur der geliebte Onkel, er ist der Ziehvater. Sie hat ja auch so früh ihre Eltern verloren. Dann macht das ganze noch weniger Sinn, warum sie keinen Kontakt hatten. Ob sie mal telefoniert haben, das hat mich ja auch schon interessiert. Gesehen haben sie sich vor 6 Jahren als Robbie 3 war, zum letzten mal.....................................und das macht keinen sinn. Ike hätte sie ja auch im winter besuchen können, da war das Sunset immer geschlossen, den seinen Enkel hat er doch bestimmt auch geliebt?

  • Am Anfang dieses Abschnitts fand ich Tess unmöglich, wie sie Kip angegangen ist, der doch wirklich keine Schuld hat. Aber sie versucht jetzt zumindest Robbie mehr einzubeziehen.


    Der Tag auf dem Boot hat nicht nur Robbie gutgetan, sondern auch Tess. Ich liebe Wale und wäre gerne bei dem Kontakt mit Benny dabei gewesen. Diese Szene hat mich sehr berührt und ich kann die Gefühle von Robbie gut nachvollziehen. Nur habe ich leider das Gefühl, als würde ihn die Beschäftigung zu diesem Thema noch mehr in sein Schneckenhaus drängen.


    Tess möchte ein Haus für sich und ihren Sohn, ich habe aber nicht den Eindruck, dass sie da die richtige Ansprechpartnerin ist, denn sie tut alles, um Tess abzuschrecken. Sie sieht ihre Pläne mit Ike durch Tess gefährdet. Beide Frauen versuchen Ike die Entscheidung (Tess durch ihren Aktionismus mit der Renovierung, Rita durch ihr ständiges Überredenwollen) abzunehmen und beide vergessen, dass er das selbst entscheiden muss. Sein Herz hängt an dem Ort, aber wie hätte er gehandelt, wenn Tess nicht aufgetaucht wäre?


    Dass Tess ihr Wunschhaus doch noch bekommt, hat sie bestimmt nicht Rita zu verdanken. Hat Kip da die Hände im Spiel?


    Tess versucht alles, ihrem Sohn näher zu kommen, aber so richtig gelingt ihr das nicht, er blockt immer wieder ab.


    Nachdem nun alles renoviert ist, bin ich gespannt, ob es wirklich so läuft, wie sich Tess das vorgestellt hat.