Annette Mingels - Was alles war

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  • Annette Mingels - Was alles war - Knaus


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    "In ihrem neuen Roman begibt sich Annette Mingels literarisch auf die Spur unseres prägendsten und faszinierendsten Beziehungsgeflechts: der Familie. Sie erzählt von den vielen Spielarten moderner Beziehungen und davon, was Familie heute ausmacht, von Nähe und Geborgenheit, von Distanz und Konkurrenz, von der Unmöglichkeit, einander ganz und gar zu verstehen, von der Brüchigkeit des Ganzen, aber auch von seiner Belastbarkeit."


    Susanna ist Meeresbiologin und arbeitet im Maritimen Museum. Eines Tages bekommt einen Brief:
    "Ihre Mutter würde sie gerne kennenlernen, sie ist Schauspielerin und lebt in Indien. Melden sie sich bei ihr, falls sie Interesse haben."
    Susanna ist adoptiert und schwankt zwischen Neugierde, längst entwickelter Gleichgültigkeit und Loyalität zu der Mutter, die sie behütet hat, all die Jahre.
    Sie hat jetzt nicht nur zwei Mütter, sondern auch 3 Halbgeschwister, die untereinander auch Halbgeschwister sind. Viola nimmt alles leicht und locker, Geld bedeutet nichts, die Liebe ist gratis und das Leben ist ein einziges Abenteuer, es gibt kaum einen interessanten Ort, an dem Viola noch nicht war.
    Susanna sei im Horoskop Wassermann mit Aszendent Waage, ein chinesischer Drache und ihr Baum ist die Zeder. Viola gibt ihrer Tochter einen Liebesbrief von Susannas Erzeuger, schöne Worte, doch Viola schrieb nie zurück.
    Susanna hat kurz die Überlegung ihn aufzusuchen, die Suchmaschine spuckt 2 Profile zu dem Namen "Benjamin Thomas Rochlitz" aus. Der eine ist ein Tauchlehrer, der andere ein Versicherungsmakler, keinerlei Ähnlichkeit zu entdecken. Was solls!
    Susanna will mehr über ihre Wurzeln wissen.


    Auch Susanna hat zwei Kinder, die nicht "Mutter" zu ihr sagen, es sind Hendryks Töchter, der Mann den sie liebt..
    Und so geht es weiter, das Familiengeflecht, der Patchwork-Familie, die sich alles ist außer Blut. Das Leben kann mehr als genug sein.


    Das Treffen brachte keine Nähe, es war unabsichtlich distanziert.
    Susanna bringt Viola zum Flughafen:
    "Es war schön, sagt sie.
    Ja, war es. Guten Flug.
    Wir haben unsere E-Mail-Adressen!
    Ja. Lass uns einander schreiben!"


    Der Roman liest sich wie ein Tagebuch, poetisch und zwanglos, ruhig aber nicht still.
    Wie eine Zugfahrt am Tage, bei der man immer wieder den Blick nach draußen schweifen lässt. Während man darüber nachdenkt, hört man ein gleichmäßiges Geräusch.


    Anfangen.Verlieren.Weitermachen.Finden.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von SABO ()

  • Susa ist eine erwachsene junge Frau. Sie ist Wissenschaftlerin. Meeresbiologin um genau zu sein. Ihre Forschungen betreibt sie sehr engagiert. Susa ist in geordneten Verhältnissen aufgewachsen. Sie liebt ihre Eltern, doch sie weiß, dass sie als Baby adoptiert wurde. Dann tritt eine weitere Person in Susas Leben, ihre leibliche Mutter Viola. Bereits beim ersten Kennenlernen stellt Susa fest, dass ihre leibliche Mutter eine sehr auf sich selbst bezogene und freiheitsliebende Person ist. Sie hat insgesamt vier Kinder zur Welt gebracht und das einfach nur, weil sie es so schön fand schwanger zu sein. Die Kinder großgezogen hat sie allesamt nicht. Man merkt Susa an, dass sie zu dieser Frau emotional keine wirklich gute Verbindung aufbauen kann und doch löst die Begegnung mit der leiblichen Mutter in ihr etwas aus. Susa macht natürlich auch noch die Bekanntschaft ihrer Halbgeschwister und beginnt später nach ihrem leiblichen Vater zu suchen. Zwischendurch ist sie mit ihrem eigenen Leben ausreichend beschäftigt, denn sie verliebt sich in einen verwitweten Mann mit zwei kleinen Töchtern. Für diese ist Susa Mutterersatz und dann stellt sich auch noch eigener Nachwuchs ein.


    „Was alles war“ ist ein Blick auf das Leben und die Familie. Hier wird gezeigt wie alles sein kann, was alles geschehen kann und welche Möglichkeiten es gibt mit bestimmten Ereignissen umzugehen. Leben, Liebe, Krankheit, Tod, die Suche nach Geborgenheit und den eigenen Wurzeln, der Wunsch nach Glück und Erfolg und vieles mehr werden hier in erster Linie aus Susas Perspektive und mit Blick auf deren Leben verdeutlicht.


    Für Susa steht immer wieder die Frage im Raum was ihr wichtig ist und was Familie eigentlich für sie bedeutet. Ihre Vergangenheit zeigt hier wie vielfältig und unterschiedlich Familie und das individuelle Bild von Familie sein kann.


    Die Autorin Annette Mingels verpackt eine Problematik der heutigen Zeit geschickt in ihren Roman. Patchworkfamilien sind heute an der Tagesordnung. Die klassische Familie stirbt aus. Wie gehen die Menschen damit um? Gibt es den perfekten Weg? Das ist wohl eher nicht der Fall, sondern jeder muss sich hier seinen Weg suchen, den für ihn besten Weg.


    „Was alles war“ lässt den Leser ganz nah an Susa und ihre Probleme heran und schafft es doch Distanz zu dieser Protagonistin zu halten. Das ist der ganz besonderen Erzählart der Autorin geschuldet, an die sich mancher Leser sicher erst gewöhnen muss um dann Susa durch die Höhen und Tiefen des Lebens zu begleiten.


    Copyright © 2017 by Iris Gasper


    4ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Susa lernt ihr biologische Mutter, Viola, erst als erwachsene Frau kennen. Während Susa in einer liebevollen Familie aufgewachsen ist, gefiel es Viola schwanger zu sein, aber sie liebte ihre Freiheit mehr als ihre Kinder. Nach Viola lernt Susa noch einige ihrer Halbgeschwister kennen.

    Mit Henryk und dessen beiden Kindern gründet Susa eine eigene Familie. Während Henryk sich etwa mit dem Minnegesang beschäftigt, versucht Susa Kindererziehung und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Es geht um Gleichberechtigung im Beruf und die Pflichten zu Hause. Und bald schon um den Verlust eines Elternteils, der Susa sehr zu schaffen macht. Ein gemeinsames Kind wird geboren und tief im Innern lauert noch eine andere Sache. Auch wenn Susa es lange nicht eingesteht; sie möchte ihren biologischen Vater finden.


    Liebe und Familie sind wichtige Bausteine dieses Romans. Was macht eine Familie aus, sicher nicht das gemeinsame Blut, wie in Susas Fall zu sehen ist. Während sie ihren Adoptiveltern liebevoll zugetan ist, empfindet sie für ihre biologische Mutter nicht sehr viel. Ihre Loyalität dem Adoptivvater gegenüber hält sie lange davon ab, sich auf die Suche nach ihrem biologischen Vater zu machen.

    Und dass Liebe allein nicht ausreicht, um ein harmonisches und erfülltes Familienleben zu führen, merken auch Susa und Henryk recht bald.


    Dass es viele Arten von Familie gibt und man in allen glücklich werden kann, zeigt sich in diesem Roman neben den Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich den einzelnen bieten können.


    Die Distanz, die man stets zu Susa behält, empfand ich positiv, da man dadurch aus der Sicht des aussenstehenden Beobachters die Entwicklung verfolgen konnte.


    4ratten