Martin Windrow - Die Eule, die gern aus dem Wasserhahn trank

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.595 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Kurzbeschreibung:
    Eule Mumble war noch ein flauschiges Küken, als Martin Windrow sie bei sich aufnahm. 15 Jahre lang sollten die beiden unzertrennlich bleiben. Anrührend und charmant erzählt der Brite, wie die kleine Eule seinen Alltag auf den Kopf stellt. Doch sein Buch ist mehr als die herzerwärmende Freundschaft zwischen einem Exzentriker und einer Eule. Windrow liefert zugleich eine kleine Kulturgeschichte der »fliegenden Katzen« – von Plinius' »schrecklichen Ungeheuern der Nacht« bis zu den hilfreichen Eulen von Hogwarts.


    Martin Windrow legt sich ein ganz besonderes und unübliches Haustier zu: Eule Mumble. Nachdem sein erster Versuch, einen Wildvogel aufzuziehen, scheiterte und das Tier während der Ferienpflege wegflog, klappt es mit Eule Mumble besser. Aber das ist viel Arbeit, denn Windrow baut zum Beispiel ein komplettes Eulengehege in seine Wohnung ein, muss ständig Böden, Türen und Schränke mit Zeitung abdecken, wenn die Eule in der Wohnung unterwegs ist und auch Besucher können nicht einfach so in die Wohnung (zumal das Halten von Eulen dort nicht gestattet ist). Nach dem Umzug in ein Haus gestaltet sich dies einfacher, denn Eule Mumble bekommt ihr eigenes Gehege im Garten.


    Neben den Erzählungen des Autors, wie er die Eule aufzog und mit ihr lebte wird auch immer wieder Fachwissen über die Tiere vermittelt. Man erfährt viel über das Leben von Eulen in freier Wildbahn, die Aufzucht der Jungen, ihre Überlebenschancen usw. Dazwischen sind regelmäßig Tagebucheinträge gestreut, in denen Martin Windrow unter anderem über Besonderheiten oder Probleme beim Leben mit seiner Eule berichtet.


    Es war sehr interessant zu lesen, wie Martin Windrow sich auf die Eule und ihre Bedürfnisse einstellte und sein Leben entsprechend anpasste. Außerdem mochte ich Mumble immer mehr und wollte deshalb eigentlich gar nicht zum absehbaren Ende kommen. Dennoch habe ich mich natürlich auch gefragt, ob man diesen Aufwand überhaupt betreiben sollte, um einen wilden Vogel einzusperren und zu zähmen - da bleibt trotz der schönen Geschichte um Mumble ein fader Beigeschmack.


    Ich hab übrigens die englische Ausgabe "The Owl Who Liked Sitting on Caesar" gelesen.


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  • Schöne Rezi. Aber ich frage mich mal wieder, warum der deutsche und der englische Titel sich so unterscheiden. Die Eule, die gerne auf Caesar saß, klingt doch auch gut.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Danke! Die Frage habe ich mir auch gestellt.
    Vielleicht fand der Übersetzer die Szene mit dem Wasserhahn interessanter?
    Wobei ich mich ehrlich gesagt gerade weder an das Trinken aus dem Wasserhahn noch an das Sitzen auf Caesar genau erinnern kann :redface: Es ist schon etwas her, dass ich das Buch gelesen habe.

  • Martin Windrow hat ein ungewöhnliches Haustier: ein Waldkauzweibchen. Er hat sie als Jungvogel bekommen und teilt seitdem sein Zuhause mit ihr. In den ersten Jahren wohnt Mumble in der Wohnung und einem Käfig auf dem Balkon, deshalb entwickelt sich zwischen den beiden ein starkes Band. Trotz der zivilisierten Umgebung und ihrer Zutraulichkeit hat Mumble noch viel von einem Wildvogel. Fremde Menschen, die in die Wohnung kommen, sieht sie als Eindringlinge in ihr Revier an und beäugt sie misstrauisch. Echtes Vertrauen hat sie nur zu Martin.


    Neben dem humorvoll erzählten Alltag mit seinem Waldkauz widmet Martin Windrow in lockerem Wechsel ein paar Kapitel der biologischen Seite von Eulen. Dabei geht es um die Entstehung der Eulenspezies, den Aufbau von Knochen und Federn, Jagdverhalten, Aufzucht der Jungen und ähnlichen Themen. Spannend ist auch ein Abstecher in die Geschichte der Wahrnehmung von Eulen durch Menschen, die nicht immer nur von biologischem Interesse, sondern auch von Aberglaube geprägt war.


    Mir war nicht ganz klar, ob es in England eigentlich erlaubt ist, einfach zum Privatvergnügen ein Wildtier als Haustier zu halten. Eine junge Eule zu bekommen war offensichtlich ohne entsprechende Beziehungen nicht möglich, was gute Gründe haben dürfte. Besonders wenn man die Unterbringung in der Wohnung ohne Artgenossen und in ziemlicher Einengung in Betracht zieht, fragt man sich, ob da nicht zu viel Egoismus im Vordergrund steht.


    Die mehr sachbuchartigen Abschnitte waren nicht durchgehend interessant, wenn man schon einiges über Eulen weiß, aber das Zusammenleben von Mumble und ihrem Menschen ist auf jeden Fall lesenswert.


    4ratten

  • da bleibt trotz der schönen Geschichte um Mumble ein fader Beigeschmack.

    Ah, da bin ich nicht alleine mit meinen Empfindungen. Auch wenn Mumble in dem Haus auf dem Land eine Voliere im Garten bekam, war das nur unwesentlich besser als vorher. Mehr als ein paar Meter am Stück konnte sie nicht fliegen. Man darf nicht vergessen, dass Mumble eine gesunde Eule war. Es bestand keine Notwendigkeit, sie ständig im Haus oder im Gehege zu halten. Es gibt ein weiteres Buch über eine Haus-Eule namens Wesley, die im Gegensatz zu Mumble einen verletzten Flügel hatte und in Freiheit angeblich nicht lange überlebt hätte.


    Wobei ich mich ehrlich gesagt gerade weder an das Trinken aus dem Wasserhahn noch an das Sitzen auf Caesar genau erinnern kann

    Das wurde beides erwähnt, ich habe extra darauf geachtet.

  • Ich lese das Buch gerade stückweise als Unterwegs-Lektüre, und kann euch bezüglich des faden Beigeschmacks nur zustimmen. Besonders was die Vorgänger-Eule von Mumble, aber auch Mumble selbst betrifft: die Einengung im Käfig, das Einschmuggeln der Eule(n) in die Wohnung hinterließen ein mulmiges Gefühl bei mir. Liegt es daran, dass das Buch in den 70er/80er Jahren handelt, oder dass die Briten generell einen anderen Blick auf Tiere haben? Oder nur Herr Windrow? Er treibt einen riesigen Aufwand um seine Eule, aber fragt sich gar nicht, ob Mumble vielleicht was fehlen könnte.


    Auf die Szene mit dem Wasserhahn und auch die mit dem Caesar warte ich noch.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ob das eine britische Spezialität ist, weiß ich nicht, aber ich glaube, dass die Sicht auf Tiere und ihre Lebensbedingungen damals generell eine andere war. Damals hatte ja auch gefühlt jeder zweite einen Wellensittich in einem Minikäfig.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen