02 - Seite 92 bis 168 (Kapitel 6 - 9)

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    LG, Dani


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  • In diesem Abschnitt hat man viel von den familiären Familienverhältnissen erfahren.


    So zum Beispiel wann Friedrich Stein gefangen genommen wurde, wo und wie lange er in Gefangenschaft gewesen ist und wie er zu dem Ring mit dem roten Stein kam. Als Anna ihn zum ersten mal begegnet hat sie Angst, sieht sie doch in Friedrich seinen Augen nur Hätte und Kälte.


    Also das Gespräch von Friedrich und den Wendler fand ich makaber, irgendwie als seien die Beteiligten nicht anwesend. Da ich schon viele Bücher über die Gefangenschaft in Russland gelesen habe, kann ich mir durchaus vorstellen wie es den Menschen ergangen ist und das sie es nach ihrer Freilassung, wenn sie es denn lebend überstanden hatten, nicht leicht hatten um das erlebte zu verarbeiten. Aber Friedrich seine Reaktion, als er erfahren hat, dass seine Frau tot ist, fand ich erschreckend. Haben ihn doch gerade die Gedanken an Alma überleben lassen.


    Auch wie die Szene beschrieben wurde als er mit seiner Alma in der Küche war....er will sie erwürgen und sie zückt das Messer....was für eine Beziehung? Aber es heißt ja das Friedrich sehr grob sein könnte.


    Das Verhalten von Anna gibt mir immer noch Rätsel auf, man ahnt das Friedrich ihr schlimmes angetan haben muss, aber nach allem was ich so lese, frage ich mich warum sie sich nicht haben scheiden lassen. Sicher, es war nicht gerade üblich, aber so ein Leben führen ist auch nicht die Lösung gewesen.


    Diese Kälte von Anna ihren Kindern gegenüber oder als sie nicht gleich einen Notarzt gerufen hat, zeigt mir deutlich wie die beiden zueinander standen.
    Auch als die Beerdigung vorbei war, dass Sabines Oma gleich sämtliche Habseligkeiten von Friedrich auf einem Haufen aufstapelt und anschließend verbrennt, das kam mir wie eine Befreiung für Anna vor..... wirklich unglaublich sie muss sehr gelitten haben.
    Es steht ja geschrieben " Oma weint nicht um Friedrich, sie kannte ihn anders"
    Trotz alledem verstehe ich immer noch nicht warum sie ihre Töchter nicht lieben konnte.


    Auch das es unter den Töchtern keine Harmonie gab wundert mich, ich hätte gedacht, dass gerade das Verhalten der Mutter die drei zusammen geschweißt hätte.


    Dann stellt sich die Frage warum haben alle drei diese fürchterlichen Albträume, das ist ja grausam von so etwas geplagt zu werden. Und warum betritt keiner im Haus gern den Dachboden, sind dort schlimme Dinge geschehen oder warum, ist er einfach nur gruselig?


    Schon komisch das ausgerechnet Monika, die älteste der drei Töchter, genau das gleich macht wie ihre Mutter. Die Sache mit dem Mann und die drei Kinder und auch sie ist in Kosakenberg geblieben. Als wenn Monika das Leben ihrer Mutter weiter-führt.


    Nun ist Sabine , nach dem die Mutter gedrängt hat, wieder in Kosakenberg und sie rückt nicht mit der Sprache raus was sie eigentlich von Sabine will. Irgendwas hat sie ihr gesagt, es muss so schlimm sein, dass Sabine nie wieder an das Grab des Opas gehen will.


    Fragen über Fragen spuken mir im Kopf, ich finde Sabines Geschichte sehr berührend, das muss nicht leicht für sie gewesen sein sie zur Papier zu bringen.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Noch stärker als im ersten staune ich im zweiten Abschnitt über die sehr detaillierten Kenntnisse der Autorin über das Vorleben ihrer Großeltern!
    Wenig deutet darauf hin, dass ihre Großmutter der Mutter gegenüber früher offener war, wie ich gemutmaßt hatte. Im Gegenteil, - Monika hielt sich immer mehr und lieber bei den Wendlers auf als in ihrem eigenen Zuhause. Wann hat sie denn all das Wissen über ihre Mutter und den Vater erworben? Die Wendlers werden ihr vielleicht einiges erzählt haben, obwohl sie soviel auch nicht wissen konnten, gerade die Einzelheiten über Annas Kindheit und die doch sehr privaten Dinge über Friedrich. Die waren bestimmt kein Allgemeingut!
    Da frage ich mich unwillkürlich, wieviel an diesem Buch Realität und wieviel Fiktion ist. Ich stelle mir vor, dass die Autorin zwar ein Gerüst hatte, ansonsten aber viel Spielraum für ihre Phantasie hatte.


    Realität ist sicherlich der Hintergrund, ist die Zeit, in der sich diese Geschichte zugetragen hat!
    Der Kriegsheimkehrer kommt in die neu gegründete DDR - und versteht die Welt nicht mehr: der Feind, gegen den Krieg geführt wurde und in dessen Gefangenschaft er vier Jahre verbracht hat, ist über Nacht zum Freund geworden! Das ist schon ein Grund, den Boden unter den Füßen zu verlieren.


    Auch der Einblick in das Land der "Freien" ist höchst aufschlussreich und die Autorin äußert sich das eine oder andere Mal recht kritisch.
    Am Beispiel von Monika wird sehr deutlich, dass man sich sehr genau seine Worte und Handlungen überlegen musste. Schon harmlose Bemerkungen, die nichts als die eigene Meinung wiederspiegelten, konnten gefährlich, auf jeden Fall aber nachteilig sein. Und nur ein einziges Vertun konnte dazu führen, dass einem, wie bei Monika, die Zukunft verbaut oder doch sehr erschwert wurde. Monika hatte nicht die Kraft, sich innerlich oder äußerlich zu widersetzen.


    Seit Beginn der Geschichte schon versuche ich, Anna zu mögen. Es will mir nicht gelingen! Ich gestehe ihr zu, dass der Krieg und die Zeit danach sie verändert haben, wie sie so viele verändert haben, die das erlebten, was Anna durchgemacht hat.
    Doch sie, die Hauptperson hier, wird immer sperriger, immer weniger verständlich.
    Das "Unaussprechliche", das ihr durch ihren Mann angetan wurde und das immer noch nicht angesprochen wurde, hat ihr wohl einen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt.
    Sehr bezeichnend ( und ich empfand es als überaus hart und grausam ) war die Art und Weise, wie sie sich der persönlichen Besitztümer ihres Mannes nach dessen Tod entledigte. Sie hat nichts vergeben und nichts vergessen - und jetzt löscht sie ihn, der all die Jahre ihrer Ehe bemüht war, so gewinnt man den Eindruck, seine wie auch immer geartete schlimme Tat gutzumachen.
    Man sollte nicht vergessen, dass er es war, der für die Familie sorgte, dass er seinen Töchtern ein guter Vater und der Autorin ein guter und geliebter Großvater war. Im Gegensatz zur Großmutter.


    Aber für Anna war er anscheinend der Teufel in Person! Mit ihrem Hass vergiftete sie aber nicht nur ihr eigenes Leben. Die Enkelin läuft zum jetzigen Punkt der Geschichte ziemlich verwirrt und ratlos umher. Ihre Welt wurde auf den Kopf gestellt.
    Und die Töchter? Monika heiratete, wie ihre Mutter, einen Mann, aus dem sie sich nichts machte. Sie hatte ihre eigenen Eltern als Beispiel vor Augen. Ihrer Tochter wiederum empfiehlt sie, bloß nicht zu heiraten! Damit sich die Reihe von unglücklichen Ehen nicht fortsetzt....
    Alles ist sehr freudlos, düster - wie das Wohnzimmer Monikas, wie Monika selbst. Und wie Anna immer war.


  • Auch das es unter den Töchtern keine Harmonie gab wundert mich, ich hätte gedacht, dass gerade das Verhalten der Mutter die drei zusammen geschweißt hätte.


    Monika, die älteste, war sowieso immer lieber bei den Wendlers nebenan und somit nicht oft anwesend. Die anderen Schwestern werden gespürt haben, dass Monika eine gewisse Bevorzugung genoss. Das hat sie ihnen sicherlich nicht eben näher gebracht. Außerdem - sie hatten ja keinen Vergleich mit anderen Familien, wussten nicht, dass es anderswo freundlicher und wärmer zuging.




    Fragen über Fragen spuken mir im Kopf, ich finde Sabines Geschichte sehr berührend, das muss nicht leicht für sie gewesen sein sie zur Papier zu bringen.


    Wieviel ist, wie ich mich schon in meinen Eindrücken gefragt habe, Wahrheit und wieviel Erfindung? Zumindest die vielen Details halte ich für letzteres...


  • Auch das es unter den Töchtern keine Harmonie gab wundert mich, ich hätte gedacht, dass gerade das Verhalten der Mutter die drei zusammen geschweißt hätte.


    Ich vermute, das alle drei sehr nach mütterlicher Zuneigung hungerten und sie miteinander konkurrierten und diese Konkurrenz keine Harmonie ermöglichte.


  • Noch stärker als im ersten staune ich im zweiten Abschnitt über die sehr detaillierten Kenntnisse der Autorin über das Vorleben ihrer Großeltern!
    Wenig deutet darauf hin, dass ihre Großmutter der Mutter gegenüber früher offener war, wie ich gemutmaßt hatte. Im Gegenteil, - Monika hielt sich immer mehr und lieber bei den Wendlers auf als in ihrem eigenen Zuhause. Wann hat sie denn all das Wissen über ihre Mutter und den Vater erworben?
    Da frage ich mich unwillkürlich, wieviel an diesem Buch Realität und wieviel Fiktion ist. Ich stelle mir vor, dass die Autorin zwar ein Gerüst hatte, ansonsten aber viel Spielraum für ihre Phantasie hatte.



    Seit Beginn der Geschichte schon versuche ich, Anna zu mögen. Es will mir nicht gelingen! Ich gestehe ihr zu, dass der Krieg und die Zeit danach sie verändert haben, wie sie so viele verändert haben, die das erlebten, was Anna durchgemacht hat.


    Die Frage stellte sich auch mir oft, denn Anna wird so beschrieben das sie kaum Mal ein Wort, geschweige denn ganze Sätze von sich gegeben hat. Und auch mit Sabine gab es keine großen Unterhaltungen immer nur ein paar Brocken und dann wird beschrieben, dass die Oma wieder anwesend war oder stehend am Tisch Zeitung gelesen hat. Woher also alles diese detaillierten Informationen.


    Ich finde auch schlimm was Anna erlebt hat, aber das macht sie auch mir nicht sympathisch. Gerade nach all dem Erlebten hätte ich gedacht das sie ihre Töchter mit Liebe überschüttet. Und was tut sie, sie verbietet alles mögliche, nicht mal schwimmen dürfen die Kinder .

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle


  • Ich finde auch schlimm was Anna erlebt hat, aber das macht sie auch mir nicht sympathisch. Gerade nach all dem Erlebten hätte ich gedacht das sie ihre Töchter mit Liebe überschüttet. Und was tut sie, sie verbietet alles mögliche, nicht mal schwimmen dürfen die Kinder .


    Obwohl ich das Buch nicht mag ( was erstmal gar nichts über seine Qualitäten aussagt! ), spukt es mir dauernd im Kopf herum. Noch habe ich mich nicht an den letzten Abschnitt herangewagt, weil die Düsternis, die von der Geschichte ausgeht, sich in meine Gedanken schleicht...
    Aber eines muss ich mir immer wieder klarmachen: Menschen reagieren auf schlimme Erfahrungen auf ganz unterschiedliche Weise! Anna scheint mir zu denjenigen zu gehören, die aufgeben, - zwar weiterleben, aber ohne Freude, ohne Hoffnung. Schlimm ist, dass das auf die gesamte Umgebung abfärbt, was auf ihre Töchter, das heißt, auf Monika, denn die beiden anderen kamen nur marginär vor bis jetzt, Auswirkungen hat. Monika wenigstens scheint auch nicht der Fröhlichsten eine zu sein...
    Und - alle drei Töchter haben denselben Vater! Kann es sein, dass Anna ihre immense Abneigung ihrem Mann gegenüber auf die Töchter überträgt? Die zweite, Marion kommt, wie erwähnt wurde, ganz nach ihm....

  • Das kann natürlich auch sein,dass sie die Abneigung Friedrich gegenüber auch an die Töchter weiter gibt. Aber ist so etwas nicht schlimm, wo doch die Kinder am wenigsten dafür können?

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  • Was will Sabines Mutter wirklich von ihrer Tochter? Da Sabine nun nicht mehr zum Grab des Großvaters gehen will, das ihr doch immer so wichtig war, lässt darauf schließen, dass die Mutter ihr gesagt hat, was der Großvater getan hat. Das würde aber bedeuten, dass sie das vorher nicht wusste.
    Wenn Anna den Dachboden nicht mochte, kann ich das ja verstehen, aber warum ist bei allen anderen auch diese Abneigung da? Hat Anna ihren Töchtern geschildert, was doch geschehen ist?


    Für mich ist vieles widersprüchlich.


    Nicht nur Anna hat auf der Flucht Grauenhaftes erlebt, auch Friedrich hat in der Gefangenschaft viel erleiden müssen. Als er zurückkommt, sieht man es noch in seinen Augen und dann muss er noch erfahren, dass sein Mutter und seine Frau nicht mehr leben. Friedrich liebte Alma wohl sehr, auch wenn ich finde, dass sie nicht so recht zu ihm passte. Eine seltsame Ehe.


    Dann ist er mit Anna verheiratet, ja nicht ganz freiwillig. Warum haben sie sich zu dieser Ehe drängen lassen? Oder hat sich ihr Verhältnis während der Ehe so massiv verschlechtert? Auch in diesem Leseabschnitt bin ich noch nicht viel schlauer geworden.


    Das Verhalten von Anna nach Friedrichs Tod kommt mir vor, als wäre sie froh, dass nun alles vorbei ist. Aber irgendwas in ihr ist so verhärtet, dass es sich auch weiter auf des Verhältnis zu den Töchtern auswirkt.


  • Das Verhalten von Anna gibt mir immer noch Rätsel auf, man ahnt das Friedrich ihr schlimmes angetan haben muss, aber nach allem was ich so lese, frage ich mich warum sie sich nicht haben scheiden lassen. Sicher, es war nicht gerade üblich, aber so ein Leben führen ist auch nicht die Lösung gewesen.


    Ich frage mich viel eher, wieso sie überhaupt geheiratet haben. Wer hätte sie wirklich zu dieser Ehe zwingen können?



    Dann stellt sich die Frage warum haben alle drei diese fürchterlichen Albträume, das ist ja grausam von so etwas geplagt zu werden. Und warum betritt keiner im Haus gern den Dachboden, sind dort schlimme Dinge geschehen oder warum, ist er einfach nur gruselig?


    Friedrich hat auf dem Dachboden die Anna vergewaltigt. Warum aber haben die Töchter diese Abneigung auf den Dachboden zu gehen? Wissen sie, was dort passiert ist oder nicht?



    Schon komisch das ausgerechnet Monika, die älteste der drei Töchter, genau das gleich macht wie ihre Mutter. Die Sache mit dem Mann und die drei Kinder und auch sie ist in Kosakenberg geblieben. Als wenn Monika das Leben ihrer Mutter weiter-führt.


    Ich glaube, dass es gar nicht so selten vorkommt, dass Kinder die Fehler ihrer Eltern wiederholen.


  • Wann hat sie denn all das Wissen über ihre Mutter und den Vater erworben? Die Wendlers werden ihr vielleicht einiges erzählt haben, obwohl sie soviel auch nicht wissen konnten, gerade die Einzelheiten über Annas Kindheit und die doch sehr privaten Dinge über Friedrich. Die waren bestimmt kein Allgemeingut!


    Bei mir sind da auch nur Fragezeichen!



    Seit Beginn der Geschichte schon versuche ich, Anna zu mögen. Es will mir nicht gelingen! Ich gestehe ihr zu, dass der Krieg und die Zeit danach sie verändert haben, wie sie so viele verändert haben, die das erlebten, was Anna durchgemacht hat.
    Doch sie, die Hauptperson hier, wird immer sperriger, immer weniger verständlich.


    Ich mag die Anna auch nicht. Selbst wenn da so etwas Schlimmes passiert ist, kann ich zwar den Groll auf den Mann verstehehn, nicht aber die Kälte den Töchtern gegenüber.


  • Das kann natürlich auch sein,dass sie die Abneigung Friedrich gegenüber auch an die Töchter weiter gibt. Aber ist so etwas nicht schlimm, wo doch die Kinder am wenigsten dafür können?


    Und ob! Furchtbar ist das, da stimme ich dir sofort zu! Aber Anna konnte nicht aus ihrer Haut heraus, nicht einmal den unschuldigen Kindern gegenüber. Ob sie insgeheim wohl, später wenigstens, ein schlechtes Gewissen deshalb gehabt hat?


  • Dann ist er mit Anna verheiratet, ja nicht ganz freiwillig. Warum haben sie sich zu dieser Ehe drängen lassen? Oder hat sich ihr Verhältnis während der Ehe so massiv verschlechtert? Auch in diesem Leseabschnitt bin ich noch nicht viel schlauer geworden.


    Wie das eben so war in jenen Jahren: wenn man außerehelich schwanger wurde, heiratete man! Ich glaube nicht, dass viele von diesen Paaren das unbedingt gewollt haben. Doch kaum jemand entzog sich dem Erwartungsdruck, der auf ihnen lastete, kaum jemand wehrte sich gegen das, was sich "gehörte", denn man wusste, dass man im Falle einer Weigerung nichts mehr zu lachen hatte ( und das das tatsächlich so war, habe ich ganz gut mitbekommen in meiner Kindheit in den 60er Jahren! Uneheliche Kinder wurden bei uns auf dem Dorf mehr als nur schief angeguckt... ).
    Außerdem ging es auch darum, eine Vergewaltigung zu vertuschen!

  • Wie das eben so war in jenen Jahren: wenn man außerehelich schwanger wurde, heiratete man! Ich glaube nicht, dass viele von diesen Paaren das unbedingt gewollt haben. Doch kaum jemand entzog sich dem Erwartungsdruck, der auf ihnen lastete, kaum jemand wehrte sich gegen das, was sich "gehörte", denn man wusste, dass man im Falle einer Weigerung nichts mehr zu lachen hatte ( und das das tatsächlich so war, habe ich ganz gut mitbekommen in meiner Kindheit in den 60er Jahren! Uneheliche Kinder wurden bei uns auf dem Dorf mehr als nur schief angeguckt... ).
    Außerdem ging es auch darum, eine Vergewaltigung zu vertuschen!


    Dass die Eltern da Druck machten und die Kinder zu solch einer Entscheidung gezwungen haben, war wohl so. Aber hätte Anna jemand zwingen können? Ihre Stiefmutter? Doch ich vermute, dass Anna so von der Rolle war, dass sie alles mit sich hat machen lassen. Allerdings hätte ich Friedrich anders eingeschätzt. Von ihm hatte ich erwartet, dass er seinen Kopf durchsetzt.


  • Dass die Eltern da Druck machten und die Kinder zu solch einer Entscheidung gezwungen haben, war wohl so. Aber hätte Anna jemand zwingen können? Ihre Stiefmutter? Doch ich vermute, dass Anna so von der Rolle war, dass sie alles mit sich hat machen lassen. Allerdings hätte ich Friedrich anders eingeschätzt. Von ihm hatte ich erwartet, dass er seinen Kopf durchsetzt.


    Zu ersterem Punkt habe ich gerade etwas im Rahmen des ersten Abschnitts geschrieben. Und hinzufügend: ich vermute, wie du auch, dass man Anna die Ehe als unumgänglich verkauft hat - uns sie hat sich einfach gefügt.
    Und Friedrich? Wie gesagt, es ging darum, eine Vergewaltigung zu vertuschen. So einerlei wird dem Friedrich die Meinung der Leute über ihn nicht gewesen sein. Gewiss, er hätte das Dorf verlassen können! Aber wollte er das auch? Er ist sein Leben lang nicht weggegangen, genausowenig wie Anna.
    Da fragt man sich doch, was sie eigentlich an diesem Ort hielt!

  • Dieser Ort, so fand ich, ist sowieso schrecklich gewesen , mit all seinen Einwohnern. Ausser die Wendlers, die waren mir sympathisch. Und diese Aversion gegen die Stadt habe ich auch nicht so Recht verstanden.....die Kosakenberger waren ein Menschenschlag für sich.

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  • Es tut mir leid - ich bin schrecklich in Verzug mit meinen Leserundenbüchern! Krankheitsbedingt. Allerdings bin nicht ich krank, sondern Kollegen und das bedeutet wesentlich mehr Arbeitszeit für mich :fluch:
    Die Arbeit bringt meine ganze Planung durcheinander und stört meine Freizeit ungemein! :breitgrins:


    Aber jetzt wirklich zu den Kommentaren zu diesem Abschnitt:



    Noch stärker als im ersten staune ich im zweiten Abschnitt über die sehr detaillierten Kenntnisse der Autorin über das Vorleben ihrer Großeltern!
    Wenig deutet darauf hin, dass ihre Großmutter der Mutter gegenüber früher offener war, wie ich gemutmaßt hatte. Im Gegenteil, - Monika hielt sich immer mehr und lieber bei den Wendlers auf als in ihrem eigenen Zuhause. Wann hat sie denn all das Wissen über ihre Mutter und den Vater erworben?


    Das verwundert mich zwischendurch auch immer wieder. Ich kann auch nicht abschätzen, wieviel davon "dichterische Ausschmückung" ist bzw wie viele Lücken irgendwie aufgefüllt werden müssen. Aber bis jetzt macht niemand den Eindruck, sehr mitteilsam zu sein. Weder Anna noch Monika. Und die anderen Bewohner von Kosakenberg? Wenn man die Verbindungen und Beziehungen innerhalb so einer Gemeinschaft berücksichtigt, dann glaube ich eigentlich nicht, dass vergangene Geschichten so offen diskutiert und besprochen werden. Aber das sind nur meine Gedanken diesbezüglich!



    Dieser Ort, so fand ich, ist sowieso schrecklich gewesen , mit all seinen Einwohnern. Ausser die Wendlers, die waren mir sympathisch. Und diese Aversion gegen die Stadt habe ich auch nicht so Recht verstanden.....die Kosakenberger waren ein Menschenschlag für sich.


    Genau so sehe ich das auch! Es sind ganz eigene Gemeinschaften und Beziehungen, die sich nur in solchen Orten bilden können!



    Wie das eben so war in jenen Jahren: wenn man außerehelich schwanger wurde, heiratete man! Ich glaube nicht, dass viele von diesen Paaren das unbedingt gewollt haben. Doch kaum jemand entzog sich dem Erwartungsdruck, der auf ihnen lastete, kaum jemand wehrte sich gegen das, was sich "gehörte", denn man wusste, dass man im Falle einer Weigerung nichts mehr zu lachen hatte ( und das das tatsächlich so war, habe ich ganz gut mitbekommen in meiner Kindheit in den 60er Jahren! Uneheliche Kinder wurden bei uns auf dem Dorf mehr als nur schief angeguckt... ).
    Außerdem ging es auch darum, eine Vergewaltigung zu vertuschen!


    Es war sicherlich keine leichte Zeit für unfreiwillig schwangere Frauen! Sie hatten fast keine Chance, allgemein akzeptiert zu werden! Und viele dachten überhaupt, dass Frauen froh sein müssten, überhaupt noch geheiratet zu werden... eine schreckliche Scheinheiligkeit!
    Und noch ein Gedanke, weil es hier ja um eine vertuschte Vergewaltigung geht... wie viele dachten da nicht auch Dinge, wie "sie war ja selber schuld" und (ganz besonders abartig) "eigentlich wollte sie es ja"... Ich glaube, dass das Verbrechen Vergewaltigung heute ganz anders eingestuft wird als in den 50iger oder 60iger Jahren - eine männerdominierte Gesellschaft urteilt sicher nicht frauenfreundlich... Oder?



    Das Verhalten von Anna nach Friedrichs Tod kommt mir vor, als wäre sie froh, dass nun alles vorbei ist. Aber irgendwas in ihr ist so verhärtet, dass es sich auch weiter auf des Verhältnis zu den Töchtern auswirkt.


    Sie hat ihn durch ihr Verhalten ihm gegenüber ein Leben lang "bestraft" und deutlich gezeigt, dass sie keineswegs vergessen kann. Nach seinem Tod hat sie ihn einfach aus ihrem Leben entfernt! Zumindest nach außen hin! Denn man kann keinen Menschen einfach so aus seinem Leben streichen. Aber das Wegwerfen seiner Sachen empfinde ich noch als relativ logische Handlung. Es ist eine demonstrative Handlung, vielleicht sogar ein Versuch, sich zu befreien. Die Traumata waren zu diesem Zeitpunkt schon lange weitergegeben...


    Ich bin mir auch sicher, dass es viele Paare gab, die Konflikte aller Art so "abgearbeitet" haben. Vergewaltigung ist natürlich ein ganz anderes Kapitel...


    :winken:

    Vernunft, Vernunft...

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