Fred Vargas - Bei Einbruch der Nacht

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    Originaltitel: L'Homme à l'envers


    Inhalt:
    Im Mercantour-Massiv in den französischen Alpen leben seit einiger Zeit wieder Wölfe, sehr zur Freude aller Naturliebhaber. Die Schafzüchter der Umgegend sind weniger begeistert, vor allem seit in den letzten Wochen ein besonders großer Wolf, wohl ein gefährlicher Einzelgänger, immer wieder Schafe reißt. Es kommt zu Treibjagden, die intensiviert werden, nachdem der Wolf die Schafszüchterin Suzanne angegriffen und getötet hat. Suzanne hatte vor ihrem Tod allerdings einen Dorfbewohner bezichtigt, ein Werwolf und als solcher für die toten Schafe verantwortlich zu sein. Besagter Bewohner verschwindet auch prompt, woraufhin Suzannes afrikanischer Adoptivsohn, ihr ältester Schafhüter und die Komponistin und Klempnerin Camille (liiert mit einem kanadischen Naturforscher, der sich für die französischen Wölfe interessiert) auf die Jagd nach dem vermeintlichen Werwolf und vermutlichen Mörder. Sie sind ihm zwar dicht auf den Fersen, wie sie anhand weiterer Morde leicht feststellen können, erwischen ihn aber nicht. Daher holen sie sich "professionelle" Hilfe bei Komissar Adamsberg, der schon in früheren Krimis Vargas' eine Rolle spielte.


    Meine Meinung:
    "Die gefährlichsten Wölfe sind die innen behaarten" (Angela Carter),
    nämlich die Werwölfe, die ihr Haarkleid innen tragen, was man nur feststellen kann, wenn man ihnen den Bauch aufschlitzt.
    Dies zeigt sich auch in Vargas' Roman, dem mittlerweile 4., den ich von der französischen Krimiautorin lese. Ich schätze ihre Bücher sehr und ging mit entsprechenden Erwartungen an dieses Buch heran.
    Auch in diesem Buch zeigt sie sich als Meisterin der Personenbeschreibung. Ihre liebevoll gezeichneten Figuren stehen wie immer eher am Rande der Gesellschaft, wo sie, mit allen ihren Macken und Eigenheiten, eine Nische gefunden haben. So sind sie zwar Außenseiter, aber durchaus keine tragischen, gescheiterten Menschen. Platz ist für alle, man muss nur den richtigen für sich finden! Ungewöhnliche Menschen führen ungewöhnliche Gespräche, und hier kommt es immer wieder zu absurden Dialogen, die ich sehr genieße. Und dass auch die Handlung eher ungewöhnlich ist, geht wohl schon aus der Beschreibung hervor.


    Zu den negativen Seiten gehört, dass der Krimi eine sehr lange, etwas schleppende Einleitung hat, und mich erst nach etwa 100 Seiten (und somit einem Drittel) fesseln konnte. Erst als die 3 sich auf die Jagd machen, beginnt für mich das Buch richtig.
    Die Auflösung des Falles bietet, wie es sich gehört, eine gehörige Überraschung, leider werden aber die eventuell noch offenen Fragen etwas plump in Form eines Polizeiprotokolls geballt beantwortet. Das hätte Vargas sicher eleganter darstellen können.
    Auch die Übersetzung konnte mich nicht voll überzeugen. Die teilweise eigenwilligen Sprachgewohnheiten der verschiedenen Personen wirkten auf mich teilweise gewollt und unnatürlich, was ich der Übersetzung anlaste (vielleicht zu Unrecht; ich kann leider kein französisch und dadurch nicht vergleichen).
    Der deutsche Titel ist verglichen mit dem französischen (meinem Wörterbuch zufolge etwa "Der umgedrehte, auf links gezogene Mensch" -> ein deutlicher Hinweis auf das Werwolfmotiv) eher langweilig, und das Titelbild hat nun leider überhaupt nichts mit dem Buch zu tun. Wieso illustriert man ein Buch, das in den spärlich besiedelten Alpen spielt, mit dem Motiv "Stadtbrücke bei Nacht"? :grmpf:


    Wegen der oben genannten Kritikpunkte gibt es 1,5 Ratten Abzug.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo Saltanah,
    ich habe von Fred Vargas Das Orakel von Port Nicolas gelesen. Ich fand es sehr originell und spannend. Ich werde sicher noch mehr von ihr lesen.

  • Ich habe folgende Ausgabe für den SLW gelesen:


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    Umschlagtext
    Camille, Komponistin, sehr zart, sehr jung, ein Gesicht wie eine ägyptische Königin, Jeans und Stiefel selbst bei großer Hitze, lebt mit dem kanadischen Grizzly-Forscher Lawrence einen Sommer lang in den französischen Alpen. Während Lawrence im Mercantour, nahe der italienischen Grenze, Wölfe beobachtet, sitzt Camille an ihrem Keyboard, sucht musikalische Inspiration für eine Seifenoper, klempnert ein bisschen bei den Leuten und entspannt sich bei der Lektüre von Werkzeugkatalogen. Da passiert etwas Ungeheuerliches, das uralten Aberglauben wieder lebendig werden lässt: Ein riesiger Wolf, nein, ein Wolfsmensch, so sagen die Leute, zieht nach Einbruch der Dunkelheit mordend durch die Dörfer, reißt Schafe und hat in der letzten Nacht die Bäuerin Suzanne getötet. Verzweifelt über die Gleichgültigkeit der Polizei, machen sich Suzannes halbwüchsiger Sohn und ihr wortkarger alter Schäfer in einem klapprigen Viehtransporter allein an die Verfolgung des Mörders. Und sie überreden Camille, den stinkenden Wagen zu fahren. Ein Roadmovie über gefährliche Bergstraßen Richtung Norden beginnt, aber immer ist ihnen der Mörder einen Schritt voraus. Erschöpft geben die drei auf, und Camille entschließt sich schweren Herzens, einen Profi hinzuzuziehen: Kommissar Adamsberg aus Paris, den Mann, den sie so sehr geliebt hat und mit dem sie doch nicht leben .


    Meine Meinung
    Bei Einbruch der Nacht ist ein Krimi, den ich beim Lesen gar nicht so sehr als Krimi empfunden habe. Es war zwar Spannung da und die Verfolgung des Wolfes mit den ganzen Spekulationen über Tat und Täter ließen einen rätseln. Hauptsächlich jedoch war es für mich ein Buch, in dem die Personen im Vordergrund standen und der Krimi nebenher ablief.
    Camille, der Wacher, Suzannes Sohn sowie Lawrence und der Kommissar waren so originell und teilweise schrullig beschrieben, wurden einem so sympathisch vorgestellt, dass es einfach Spaß machte, sie zu beobachten. Dies und die oft humorvollen Dialoge ließen einen die ganze Fahrt manchmal unwirklich vorkommen und die Brutalität der Verbrechen zur Nebensache werden. Dieser Schwerpunkt ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass die Parallelhandlung des Kommissars (Parallelfall) und auch einige kriminalistische Erkenntnisse zu glatt und schnell gelöst waren und etwas konstruiert wirkten. Und (für mich zumindest) das Erkennen des Täters dann doch vorhersehbar war. Absolut gar nicht passend ist das Cover. Es hat mit der Geschichte, die in Dörfern und Bergregionen spielt, so gar nichts zu tun und vermittelt einen völlig falschen Eindruck.
    Leute, die einen reinen Krimi erwarten, sind vielleicht enttäuscht. Trotzdem ist es eine spannende Geschichte, die besonders durch ihre Personen und die Atmosphäre lebt. Ich habe Lust bekommen, andere Bücher der Autorin zu lesen und das Buch hat Spaß gemacht, deshalb vergebe ich


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: