"Höher, weiter, schneller" in der Literatur: Fluch oder Segen?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.557 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yanni.

  • Hallo allerseits,


    ich in "Autorinnen unter Druck"-Thread sind die liebe Igela und ich auf das Thema "Höher, weiter, schneller" in der Literatur gekommen.

    Mit gutgehenden Themen und Bestsellerautoren wird viel Geld verdient, nach Hypes spriessen lauter mehr oder minder gute Kopien aus dem Boden. In vielen Klappentexten werden die Bücher mit den buntesten Superlativen beschrieben und sollen die potenziellen Käufer zum Kauf anregen. Superlativ folgt auf Superlativ. Einige Leser wenden sich schon enttäuscht ab von den übertriebenen Lobpreisungen der Verlagsschreiberlinge.


    Wie seht ihr das? Seid ihr Fans des "Höher, weiter, schneller" in der Buchwelt oder steht ihr dem eher skeptisch gegenüber?

  • Das ist ein interessantes Thema.

    Wie seht ihr das? Seid ihr Fans des "Höher, weiter, schneller" in der Buchwelt oder steht ihr dem eher skeptisch gegenüber?

    Ich stehe dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Mit zu positiv beworbenen Büchern habe ich nur wenig gute Erfahrungen gemacht. Ich verlasse mich mehr auf die Meinungen von Leuten, die ich kenne. Habe ich die nicht, lese ich in das Buch hinein. Nur von einer guten Kritik oder einem tollen Klappentext lasse ich mich nur ganz selten beeindrucken.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Je höher, schneller oder weiter, desto weniger interessant für mich. Hypes mache ich nicht mit, und je plakativer etwas beworben wird, desto mehr gehe ich auf Abstand. Ich finde es schade, wenn Käufer so eingeschätzt werden, dass sie nur noch auf ständige und übertriebene Reize reagieren. Als hätte unsereins kein Feingefühl mehr.


    Es mag Ausnahmen geben, aber generell bin ich eine schlechte Kundin :breitgrins:

  • Ich habe bei Hype Bücher bisher praktisch durchs Band nur schlechte Erfahrungen gemacht. Das erste Ferrante Buch (Meine geniale Freundin) lies mich an meinem Lesegeschmack zweifeln. Man fühlt sich da schon verdammt einsam mit einer Bewertung von 2 Sternen inmitten von 4 und 5 Sterne Rezensionen. Bei den Shades Büchern habe ich mich gefragt, wer so was gut findet. Ach ja, und der wie wild umworbene Thriller Oxen-das erste Opfer (Spannung pur und Gänsehaut) hat mir ein müdes Lächeln entlockt. (1 Sterne und dabei habe ich noch beide Augen zugedrückt);)

    Nun habe ich eine Allergie gegen schneller, weiter, höher entwickelt. Es kommt vor, dass ich ein Buch explizit nicht kaufe, weil es so umworben wird. Gerade bei Thriller- Neuerscheinungen hatte ich in letzter Zeit mehrmals das Gefühl, das so schon mal gelesen zu haben.

    Gerade habe ich einen Provence Krimi beendet...und auch hier Schema 08/15. Diese Provence Krimis boomen ja zur Zeit regelrecht...

  • Ich würde das Ganze differenzierter sehen.


    Es gibt durchaus gehypte Bücher, die mir gut gefallen haben (z.B. die Tribute von Panem). Wobei mir die Bücher auch gefallen hätten, wenn es keinen Hype gegeben hätte - aber dann wären sie mir vermutlich damals nicht aufgefallen. Heute hole ich mir viele Lesetipps hier aus dem Forum und bin damit nicht mehr so von der Verlagswerbung abhängig. Aber ich gehe trotzdem gerne noch in der Buchhandlung stöbern und da stehen eben vorzugsweise Sachen, die sich gut verkaufen lassen.


    Was die "Kopien" von Bestsellern angeht, bin ich immer etwas skeptisch. Ich erinnere mich da mit Grauen an die Cecelia-Ahern-Zeit, als plötzlich alle Liebesromane blaue Cover mit weißer Schrift bekamen, damit sie so ähnlich aussehen wie "PS: Ich liebe dich". Aber auch hier können sich trotz der Aufmachung ja einige gute Bücher dahinter verstecken. Ich habe z.B. so einige Dystopien gelesen (die durch Panem im Jugendbuchbereich nicht mehr wegzudenken waren). Darunter waren sehr gut und sehr schlechte und viele mittelmäßige.

    Auch gegen Bestsellerautoren habe ich nichts, solange sie weiter gute Bücher schreiben (z.B. Sebastian Fitzek). Wenn jemand gut schreiben kann, dann sei es ihm gegönnt, damit auch Geld zu verdienen.


    Fazit: Nur weil ein Buch groß vermarktet wird und gute Verkaufszahlen hat, ist es nicht automatisch gut - aber eben auch nicht automatisch schlecht.

  • Zank ...oder die Scherenschnitte nach den Jojo Moyes Büchern. Damals hatten gefühlt 100te Bücher Scherenschnitte auf dem Cover.

  • Ja, da gibt es zahllose Beispiele dafür*. Ich finde das schade, weil es so tolle Cover geben könnte und weil man die Bücher so auch gar nicht mehr auseinander halten kann.


    *Spontan fallen mir noch ein: Erotikromane, auf denen nach Shades of Grey überall irgendwelche Blumen aufgetaucht sind. Inzwischen scheint der Trend dort zu silbernen und goldenen Covern zu gehen. Auch im Fantasy-Bereich sehen sich viele Bücher sehr ähnlich.

  • Zank

    Es ist reine Geschmackssache, was gefällt (was gut oder schlecht ist, ist wieder eine ganz andere Frage). Ich mag halt keinen Mainstream. Nicht, weil es Mainstream ist, sondern weil er einfach nicht meinen Geschmack trifft. Und da du Fitzek ansprichst: Von ihm habe ich auch schon etwas gelesen und festgestellt, dass er mit seinen Inhalten genau zu dem Schema passt, wie seine Bücher beworben werden - sie sind extrem. Verständlich, dass viele andere Autoren auf diese Schiene aufspringen. Warum auch nicht, wenn sie begeisterte Abnehmer finden?


    Dieses "Höher, weiter..." ist schon auch den Erwartungen der Kunden geschuldet.

  • Ich sehe das ähnlich wie Kirsten.


    Je mehr ich mit so übermäßig beworbenen Büchern überflutet werde, desto ablehnender werde ich. Nicht immer zu recht, aber ich hasse es, wenn mir etwas so penetrant aufgezwungen wird. Es sind auch Bücher darunter, die mir, wenn sie dann doch lese, teils ganz gut gefallen, aber meist finde ich sie enttäuschend. Es wird im Leser eine Erwartungshaltung aufgebaut, die oft nicht befriedigt werden kann.


    Eine Zeit lang wurde in der Fantasy-Abteilung alles mit Tolkien verglichen, andere Bücher sollten über ähnliche Cover auf den Erfolgszug aufspringen. Manche Bücher habe ich dann schon gar nicht mehr in die Hand genommen, weil es mich abgestoßen hat.

    Aber Klappentexte sind ebenso unzuverlässig. Manchmal frage ich mich, ob der Verfasser das Buch überhaupt gelesen hat.


    Aber ich denke, dass sich viele Menschen damit anlocken lassen, besonders wenn mit bereits erfolgreichen Büchern geworben wird. Oder die Autoren dieser Bücher sich lobend über das Werk äußern.