Arno Geiger - Selbstporträt mit Flusspferd

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    Julian und seine Freundin haben sich getrennt. Da ihr Vater nun nachträglich Miete von ihm fordert, braucht er Geld - und einen Job. Durch einen Freund kommt er zu einem Sommerjob bei einem Professor, für den er die Pflege seines Flusspferdes übernehmen soll.

    Julian übernimmt die Aufgabe und versucht neben seiner Arbeit beim Flusspferd auch sein Leben wieder etwas zu ordnen. Dann lernt er Aiko, die Tochter des Professors kennen und schon bald wird sein Leben wieder komplizierter.


    Pfleger eines Flusspferdes und das nicht in einem Zoo, das klang interessant. Allerdings ist interessant nachträglich nicht das Wort, das ich nutzen würde, um das Buch zu beschreiben. Es ist eher gemächlich, manchmal etwas langweilig, manchmal etwas anstrengend und daher vielleicht doch gerade deshalb auch passend zum Flusspferd.


    Der Protagonist war mir nicht unbedingt sympathisch, sondern eher nervig. Dieses ständige Hin und Her bei ihm... gut, dass er regelmäßig zum ruhigen Flusspferd zurück kehrte.

    Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn ich diesmal froh war, dass es nicht umfangreicher war. Noch mehr Seiten oder mehr als ein Sommer mit Julian hätte es jetzt nicht gebraucht.

  • Enid : ich habe dem Buch mal einen eigenen Thread gegönnt (der andere berichtete ja von einer Lesung hierzu).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich mag Arno Geigers ruhige Art zu erzählen und die schöne sprachliche Gestaltung seiner Bücher, aber mit diesem Roman habe ich mich echt gequält, was vor allem an der unbestimmten und ziellosen Lebensführung des Protagonisten Julian liegt - hier hat mich der Klappentext in die Irre geführt, in dem es heißt: "Klug und mit viel Witz erzählt Arno Geiger von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens. Ein Roman über die Suche nach einem Platz in der Welt." Ich bin nämlich tatsächlich davon ausgegangen, dass diese Suche zu einem Ergebnis führt, dass sich der Protagonist also zum Erwachsenwerden hin entwickelt, aber das hat leider im gesamten Roman nicht stattgefunden.


    Stattdessen trauert Julian den gesamten Roman hindurch seiner Freundin Judith nach, die sich von ihm getrennt hat, verliebt sich in Aiko, die Tochter des Professors, dessen Zwergflusspferd er versorgt (und wird von ihr gnadenlos untergebuttert), beschäftigt sich mit dem Sozialleben seiner Freunde und den Katastrophen der Welt, ohne den wie auch immer gearteten Willen, sein Leben tatsächlich selbst zu gestalten, erkennen zu lassen. So viel Gejammer, Unentschlossenheit und Leiden an sich selbst und der Welt ist schwer zu ertragen, wenn es auch in noch so schöne Worte gepackt wird. Am besten gefallen haben mir die Passagen, die von der Versorgung des Flusspferdes erzählten, da diese wenigstens etwas konkretes Handeln beinhalten - der Rest des Romans ist handlungsarm und wirkt teilweise sehr verkopft.


    Dass Arno Geiger schreiben kann bleibt unbestritten, und ich werde sicher auch weitere seiner Romane lesen, hoffe dabei aber auf mehr Handlung - dieser Roman ist leider nicht wirklich zu empfehlen.


    2ratten

  • Ein Mann trifft nach Jahren wieder auf seine erste große Liebe und erinnert sich an die Zeit direkt nach der Trennung. Auch wenn die damals abzusehen war, traf ihn der Verlust der Freundin hart und in der ersten Zeit hat er sich so verhalten, wie sich ein junger Mensch eben benimmt, wenn eine Beziehung zu Ende geht.


    Das zu erleben, ist schwer. Darüber zu lesen, war nicht viel leichter. Julian trauert seiner Freundin hinterher, aber er verliebt sich fast direkt aufs Neue. Wieder ist es eine Frau, mit der die Beziehung schwierig ist, wenn man das, was zwischen ihnen ist, überhaupt eine Beziehung nennen kann.


    Für viel mehr bleibt in dieser Zeit kein Platz in seinem Leben. Nur manchmal erzählt er von dem Zwergflusspferd, das er betreut, von dem Professor, in dessen Garten das Tier lebt oder ein wenig vom Zeitgeschehen.


    Unterm Strich erzählt Arno Geiger also die Geschichte eines ganz normalen jungen Mannes, in dessen Leben es eigentlich nicht viel zu erzählen gibt. Sein besonderer Stil zu schreiben sorgt aber dafür, dass diese Geschichte nicht langweilig wird.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.