Haruki Murakami - Kafka am Strand

Es gibt 49 Antworten in diesem Thema, welches 22.154 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Ich habe die Lektüre soeben beendet und bin hin und her gerissen. Das erste Drittel des Romans hat mir sehr gut gefallen, später war die Lesefreude nicht mehr ganz ungetrübt. Mich stören nicht so sehr die surrealen Vorgänge an und für sich, sondern die doch etwas gar wohlfeile Metaphysik, die Murakami immer wieder gerne (so auch in "1Q84") zum Besten gibt. Am besten finde ich es, das habe ich schonmal anderswo geschrieben, wenn Murakami surreale Geschehnisse als Stilmittel verwendet, immer da, wo sie als inhaltlich tragende Elemente dargestellt werden, überzeugen sie mich nicht. Das bezieht sich für diesen Roman vor allem auf die Kafka-Kapitel und deren spirituelles Gesülze, Nakatas "Queste" finde ich besser ausgearbeitet.
    Zweiter Kritikpunkt: Es ist eine Unart, immer so viele Markennamen zu nennen. Warum, bitte, muss ich erfahren, dass Hoshino Nike-Turnschuhe trägt?!
    Dritter Kritikpunkt: Kafka ist mir als Figur nicht ganz glaubwürdig erschienen - weder als Junge (der er theoretisch ist), noch als quasi-Erwachsener (als welcher er eigentlich agiert). Bei aller ödipalen Mystik ist Kafka für mein Empfinden immer ein wenig blass geblieben. Nakata hingegen gefiel mir sehr und ich hätte es begrüsst, wenn er im "Jenseitsdorf" noch einen kurzer Auftritt gehabt hätte - vielleicht als "normaler Nakata", wie er es sich gewünscht hat.


    Trotz allem habe ich "Kafka am Strand" insgesamt gemocht. Ich habe, je mehr ich von Murakami lese, irgendwie das Gefühl, dass seine "Denkweise" mit meiner inkompatibel ist, wenn man so sagen kann.


    edit: Ach, was soll der Geiz, ich lege noch eine halbe Ratte drauf und runde auf vier auf!
    4ratten
    Denn im Prinzip bin ich ein zufriedener Kunde. :zwinker:

    Tell all of my friends, I don&#039;t have too many: just some rain-coated lovers&#039; puny brothers. Dallow, Spicer, Pinkie, Cubitt - rush to danger, wind up nowhere.<br />Patric Doonan - raised to wait. I&#039;m tired again, I&#039;ve tried again...<br />and now my heart is full. Now my heart is full and I just can&#039;t explain, so I won&#039;t even try to.<br />(Morrissey)

    Einmal editiert, zuletzt von Rydal ()

  • So, nun stecke ich also in meinem zweiten Versuch zu "Kafka am Strand". Ich muss gestehen, dass ich da weitergelesen habe, wo ich bei der Leserunde ausgestiegen bin, was auch gut ist.
    Ich war vor zwei Tagen an der Stelle, wo den Katzen die Köpfe abgeschnitten worden sind. Was auch fast der Moment gewesen wäre, wo ich das Buch wieder abgebrochen hätte.


    Insgesamt gefällt es mir leider immer noch nicht sonderlich gut. Das heißt, dass die nächsten Seiten entscheiden, ob ich das Buch endgültig abbreche oder nicht. :rollen: Was mich stört, kann ich nicht einmal konkret benennen. Ich habe einfach das Gefühl, dass um alles herumgeredet wird und niemand kommt auf den Punkt der Dinge zu sprechen. Dann diese Szene mit den Katzen... Na ja, ich werde auf jeden Fall heute/morgen entscheiden, was mit dem Buch passiert.

  • Ich falle wohl ziemlich aus dem Raster, wenn ich sage, dass ich froh bin, das Buch beendet zu haben!


    Zweidrittel des Buches waren so furchtbar für mich, dass ich einen zweiten Versuch gebraucht habe, um es zu lesen und beenden zu können. Interessanterweise fand ich das letzte Drittel recht gelungen.
    Ich finde es ebenfalls interessant, dass man nicht zuordnen kann, was Realität und Traum ist in diesem Buch, allerdings war mir die Geschichte insgesamt einfach zu abgedreht. Ich konnte micht nicht richtig hineindenken und die meisten Charaktere fand ich entweder nicht ansprechend oder nervig.


    Dafür, dass ich das letzte Drittel gut fand, gibt es immerhin noch 2ratten. :rollen:

  • Meine Meinung zum Buch Kafka am Strand: Der Einstieg war sehr gut. Ich war neugierig auf Kafka, vor allem wieso er als Japaner Kafka heißt. :breitgrins: Mir gefielen auch die Berichte vom Militär und von den Kindern die Ohnmächtig wurden. Ich habe dadurch eine vollkommen andere Geschichte erwartet und war überrascht wie alles sich entwickelt hat.
    Surrealismus muss man mögen, um das Buch zu genießen. Vieles war sehr surreal. Einiges einfach nur eklig und pervers Bsp. Jonny Walker wie er die Katzen tötet und die Herzen isst.
    Prophezeiung mit der eigenen Mutter und Schwester zu schlafen fand ich auch etwas krank. Bei solchen Erzählungen gefiel das Buch mir weniger, aber Haruki Murakami hat eine Art zu schreiben die einem auch neugierig macht. Ich wollte das Buch weiter lesen, um zu erfahren wo führt das alles hin?
    Außerdem waren einige Charaktere die mir sehr gefielen, wie komisch sie auch sein mögen. Nakata mochte ich sehr, seine Art und Weise wie einfach er verstrickt war, war für mich entspannend beim Lesen. Die Freundschaft zwischen ihm und Hoshino fand ich irgendwie goldig.
    Oshima sollte ich auch erwähnen, auch ihn fand ich sehr interessant.



    Kafka Tamura dagegen verwirrte mich. Ich weiß gar nicht ob ich es überlesen habe, aber was ist eigentlich mit der Schwester passiert ? Sie ist doch mit der Mutter weg gewesen. Das Mädchen, das er im Bus kennenlernte war ja nicht seine Schwester, auch wenn sie geschwisterliche Gefühle für ihn empfand. Was wurde denn nun aus ihr ?


    Die Parallelwelt verwirrte mich sehr. Was ist real, was ist Phantasie ? Was hat Kafka nun durch die Reise gelernt?
    Zum Schluss dachte ich okay, so ist es also. Überzeugt bin ich nicht 100 %, aber schlecht war das Buch auch nicht. Ganz im Gegenteil, wenn manchmal auch verwirrend gefiel mir die Art und Weise, wie Murakami schrieb. Dazu muss ich sagen, das ist das erste Buch von dem Autor das ich lese wahrscheinlich auch nicht das letzte noch ein Buch um den Stil zu vergleichen werde ich bestimmt lesen. :smile:


    4ratten

  • Hallo sandhofer,


    ich finde es schade, was du da in deiner Rezension machst. Gleich im ersten Satz beschimpfst du alle Kritiker, die Murakami loben und unterstellst ihnen, sie würden wohl auch Hesse und Coehlo für einen guten Autor halten. Wobei Hesse nun wieder ein Autor ist, der es (gerade wieder) in den Kanon der Abitur-Autoren geschafft hat. Aber das nur nebenbei. Warum bringst dich nicht einfach deine Argumente gegen das Buch und lässt die anderen Meinungen daneben stehen? Diese Art von Einleitung disqualifiziert deine ansonsten gut lesbare Rezension, eine sachliche Diskussion wird gar nicht mehr möglich sein.


    Auch nur als Nebenbemerkung: Dass beim Satz "wichtigster Autor eines Landes" auch ein wenig Marketing mitspielt, dürfte doch auch klar sein. Würde man in D das gleiche über Daniel Kehlmann (oder W. Genazino) behaupten, dann wäre das anhand der Verkaufszahlen sicher nicht ganz falsch, intellektuell gibt es sicherlich schwergewichtigere Autoren. Gehört Peter Stamm dazu, dessen Roman "Agnes" immerhin auch als Abitur-Thema abgehandelt wird? Darüber liesse sich genauso streiten.


    Die Stärke in Murakamis Büchern liegt m.E. darin, dass er mehrere Interpretationsebenen bedient. Interessant fand ich dabei, dass ein Freund von mir, in seinen Büchern die Lehren des Buddhismus wiedergespiegelt sieht und sich damit diejenigen Textstellen deuten lassen, die auf mich irreal wirken.


    Schöne Grüße, Thomas

  • Die Kritikpunkte, die Thomas erwähnt, sind mir auch gleich aufgefallen. Ich war sogar kurz versucht, mit dem Lesen nach dieser ersten Passage aufzuhören.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Die Kritikpunkte, die Thomas erwähnt, sind mir auch gleich aufgefallen. Ich war sogar kurz versucht, mit dem Lesen nach dieser ersten Passage aufzuhören.


    Das ging mir genauso. Unerlaubter Tiefschlag - heißt das im Boxen.

  • Wie mir scheint ist wohl Kafka am Strand auch eines der Bücher die man entweder mag oder schrecklich findet^^ Ich war sehr begeistert von der Geschichte, dem Stil und überhaupt dem ganzen drumherum. Ich glaub ich starte mal ein Re read wenn ich Zeit habe und schreibe auch mal eine etwas ausführlichere Meinung.



    MacOss
    :breitgrins: Schön das Dir der Roman gefällt! Ich persönlich hab ja schon ewig vor den Roman mal wieder zu lesen. Irgendwann komm ich dann sicher mal dazu.


    Und die Jahre zogen ins Land ;) Aber jetzt habe ich den Roman doch aus dem Regal gezogen...
    Da Murakami tatsächlich bestimmte Ansätze aus dem Buddhismus aufgreift (hat mir meine Dozentin mal gesagt) bin ich gespannt, ob ich das ein oder andre aus den Seminaren, die ich an der Uni dazu besucht habe, wieder erkenne. Ich persönlich kenne mich dabei vor allem mit dem, was man in Japan so unter Zen-Buddhismus versteht aus. (Was sich in ein paar Aspekten von dem, was Europäer oder Amerikaner darunter verstehen unterscheidet). Eventuell kommt mir da was bekannt vor - oder auch nicht ;) ;)