Ich habe die Lektüre soeben beendet und bin hin und her gerissen. Das erste Drittel des Romans hat mir sehr gut gefallen, später war die Lesefreude nicht mehr ganz ungetrübt. Mich stören nicht so sehr die surrealen Vorgänge an und für sich, sondern die doch etwas gar wohlfeile Metaphysik, die Murakami immer wieder gerne (so auch in "1Q84") zum Besten gibt. Am besten finde ich es, das habe ich schonmal anderswo geschrieben, wenn Murakami surreale Geschehnisse als Stilmittel verwendet, immer da, wo sie als inhaltlich tragende Elemente dargestellt werden, überzeugen sie mich nicht. Das bezieht sich für diesen Roman vor allem auf die Kafka-Kapitel und deren spirituelles Gesülze, Nakatas "Queste" finde ich besser ausgearbeitet.
Zweiter Kritikpunkt: Es ist eine Unart, immer so viele Markennamen zu nennen. Warum, bitte, muss ich erfahren, dass Hoshino Nike-Turnschuhe trägt?!
Dritter Kritikpunkt: Kafka ist mir als Figur nicht ganz glaubwürdig erschienen - weder als Junge (der er theoretisch ist), noch als quasi-Erwachsener (als welcher er eigentlich agiert). Bei aller ödipalen Mystik ist Kafka für mein Empfinden immer ein wenig blass geblieben. Nakata hingegen gefiel mir sehr und ich hätte es begrüsst, wenn er im "Jenseitsdorf" noch einen kurzer Auftritt gehabt hätte - vielleicht als "normaler Nakata", wie er es sich gewünscht hat.
Trotz allem habe ich "Kafka am Strand" insgesamt gemocht. Ich habe, je mehr ich von Murakami lese, irgendwie das Gefühl, dass seine "Denkweise" mit meiner inkompatibel ist, wenn man so sagen kann.
edit: Ach, was soll der Geiz, ich lege noch eine halbe Ratte drauf und runde auf vier auf!
Denn im Prinzip bin ich ein zufriedener Kunde.