Hallo,
hier mal wieder eine Buchempfehlung von mir!
Klappentext
Äthiopisches Hochland oder kulumbianische Schlechtwetterernte? Blitzschnell erkennt Hans Brionis Zunge, ob es sich um edelste Bohnen handelt. Die Leidenschaft des Besitzers einer kleinen Kaffeerösterei gilt ganz dem "Wein des Orients". Doch dann verändert ein Anschlag mit vergifteten Bohnen das Leben des Kaffeeliebhabers: In Berlin, München und Hamburg brechen Kaffeetrinker mit schweren Herzattacken zusammen. Am nächsten Tag wagt fast niemand mehr in Deutschland, Kaffee zu trinken. Was passiert, wenn einem ganzen Land der geistige Beschleuniger entzogen wird? Während die Polizei im dunkeln tappt, verdächtigt eine junge, unerfahrene Fernsehjournalistin den verschrobenen Kleinröster und taucht ein in Brionis Welt, um hinter seine Maske zu blicken. Dabei entdeckt sie die Magie eines Tranks, der immer wieder überrascht - mal bitter-sandig, mal mild-schokoladig - und wird eingeweiht in die Geheimnisse einer äthiopischen Kaffeezeremonie. Die Jagd nach den Tätern führt das ungleiche Paar quer durch Mitteleuropa, von Berlin nach Wien, in die Stadt der Kaffeehäuser. Auf dieser Reise entdecken die beiden, wie Kaffee in den letzten 250 Jahren den Lauf der Politik beeinflußt hat - und diese Erkenntnis führt sie auf eine unerwartete Fährte...
Meine Meinung
Hans Brioni mag auf den ersten Blick leidenschaftslos wirken. Der etwas verschrobene Kaffee-Kleinröster legt viel Wert auf Ordnung und korrektes Benehmen. So wirkt er als genauer Gegensatz zu dem "schwarzen Wein des Orients", das seit jeher temperamentfördernd gilt. Doch seine Passion ist genau dieser Kaffee: nicht nur die Zubereitung wird mit allen Sinnen zelebriert, auch der Einkauf der besten Bohnen von Kaffee-Kleinbauern, das Rösten kleiner Mengen nach Bedarf und nicht zuletzt das Verkosten, Genießen, Sinne öffnen. Als Giftanschläge auf die großen Kaffee-Konzerne verübt werden, rückt Brioni schnell ins Rampenlicht - vor allem, als die Polizei Beschwerdebriefe an die Konzerne und ein verstecktes Labor in seiner Kaffeerösterei entdeckt. Gemeinsam mit der D1-Reporterin Agathe flieht er von Berlin nach Wien und wieder zurück: Auf der Spur einer gewagten Verschwörungstheorie.
Gerhard J. Rekel machte sich bereits mit dem Schreiben von Drehbüchern und Theaterstücken einen Namen. In "Der Duft des Kaffees" verarbeitet er die historische Bedeutung des Türkentranks und verknüpft diese mit einem spannenden Krimi, einer faszinierenden Liebesgeschichte und einer brilliant durchdachten Verschwörungstheorie. Der Mix aus diesen Genres macht das Buch zu etwas Außergewöhnlichem, doch allen voran ist es eine Liebeserklärung an ein Getränk, das die Welt veränderte, das Revolutionen ermöglichte. Nebenbei lernt man sogar, Wien mit anderen, nicht-europäischen, Augen zu sehen.
Die Charaktere sind leicht überzeichnet, so dass sie manchmal etwas unecht auf mich wirkten und das Ende geriet Gerhard Rekel sehr gewöhnungsbedürftig, wenn auch nicht unpassend. Ein Punkt, der mich sehr faszinierte: Der Autor legt offensichtlich großen Wert auf hochwertige Kaffees und verknüpft mehrmals die Erwähnung des Fairen Handel mit der Geschichte. Man lernt also nicht nur viel über Kaffee, sondern auch über die moralischen Aspekte des Handels.
Insgesamt also ein ungewöhnliches, ja, wunderbares Buch, vor dessen Lesen ich aber unbedingt eine Warnung aussprechen muss: Ihr Kaffeegenuss wird sich während der Lektüre nicht unmaßgeblich steigern!