Mende Nazer - Sklavin Gefangen-Geflohen-Verfolgt

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.614 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von SunshineSunny.

  • Prolog
    der Überfall


    Der Tag, der mein Leben für immer verändern sollte, begann mit einem traumhaften Sonnenaufgang. Um die Sonne zu begrüßen, wante ich mich nach Osten und sprach das erste meiner fünf täglichen Gebete zu Allah. Es war der Frühling 1992, gegen Ende der Trockenzeit, und ich war etwa zwölf Jahre alt....
    Ich komme vom Stamm der Nuba in den Nubabergen des Sudan, einer der abgelegensten Gegenden der Welt.....
    Ich liebte meine Familie über alles. Da der Abend kühl war, blieben wir nicht lange draußen. Wie immer kuschelte ich mich zum schlafen an meinen Vater. In der Mitte der Hütte brannte die ganze Nacht lang ein Feuer, das uns wärmen sollte. Bald waren wir eingeschlafen - und dann begannen die schrecklichsten Stunden meines Lebens.........
    "Ook tom gua"!, rief mein Vater und sprang auf. "Feuer"! Im Dorf brennt es......................................


    Zum Inhalt:


    Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr ist Mende Nazer ein glückliches Mädchen vom Stamm der Nuba im Sudan. Doch dann erreicht der seit langem wütende Bürgerkrieg ihre Heimat. Arabische Milizen zu Pferd fallen über das Hüttendorf her, metzeln die Erwachsenen nieder und verkaufen die Kinder als Sklaven. Auch Mende findet sich kurze Zeit später in einer reichen Familie der Hauptstadt Khartoum wieder, wo sie begreifen muss, dass sie kein eigenes Leben mehr hat: Nachts schläft sie eingesperrt in einem Verschlag; tagsüber muss sie arbeiten bis zum Umfallen. Sie wird geschlagen, gedemütigt und S.e.x.uell belästigt.
    Dann wird Mende ins Ausland verkauft, an einen sudanesischen Diplomaten in London. Und das unglaubliche geschieht auch hier: In einem freiheitlichen westeuropäischen Land kann man Sklaven halten.


    Meine Meinung
    In diesem Buch, welches ich schon vor einiger Zeit gelesen habe, erzählt Mende, mit Hilfe ihres Co Autors Damien Lewis, ihre wahre Geschichte.
    Ein sehr bewegendes, schockierendes Buch über Sklavenhandel wie er heute noch praktiziert wird. Ich habe mich oft gefragt: "wie viel kann ein Mensch ertragen, bevor er zerbricht". Wie dieses Buch zeigt, wohl sehr viel.
    Mende hat einfach unmenschliches erlebt, angefangen von ihrer Beschneidung (immer wieder einfach nur schockierend, wie Eltern ihren Kindern das antun können :entsetzt:. Für mich auch immer wieder unfassbar wie Kinder ihren Eltern das verzeihen können) in der Kindheit. Bis zu Ihrem jahrelangen Leid als Sklavin.
    Es ist sicherlich kein literarisches Meisterwerk. Wie man ja oben im Prolog lesen kann, ist das Buch in einer sehr einfachen ja teils kindlichen Sprache geschrieben. Es ist die Geschichte die fesselt.
    Das Buch ist angereichert mit einigen Fotos, einem Nachwort von Damien Lewis und Mende Nazer sowie einer Danksagung von Mende Nazer.
    Dies finde ich bei solchen Büchern immer sehr wichtig, dass der Leser nicht zum Schluß alleine gelassen wird.


    5ratten


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    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Ich habe das Buch auch vor einiger Ziet gelesen. Mich interessiert vor allem die Thematik. Sicherlich ist das Buch aus offensichtlichen Gründen kein literarisches Meisterwerk und sollte als "Augenzeugen"Bericht gelesen und verstanden werden. Ebendiesen Ansprüchen wird das Buch allerdings gerecht in meinen Augen.
    Ich bin damals sehr nachdenklich gewesen, als ich das Buch beendet hatte. Für mich ist es nahezu unvorstellbar, dass Menschen im Diplomatendienst in wetseuropäischen Ländern tätig sind, die nicht annähhernd ein aufgeklärtes, wetsliches Weltbild haben!


    Von mir gibt's: 3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Zitat von "Flor"

    Mende hat einfach unmenschliches erlebt, angefangen von ihrer Beschneidung (immer wieder einfach nur schockierend, wie Eltern ihren Kindern das antun können :entsetzt:. Für mich auch immer wieder unfassbar wie Kinder ihren Eltern das verzeihen können) in der Kindheit. Bis zu Ihrem jahrelangen Leid als Sklavin.


    Ich habe das Buch auch schon mal gelesen. Ist schon ein bisschen länger her, aber ich kann mich noch erinnern, dass ich ehrlich geschockt war über die Zustände.


    Das mit der Beschneidung und wie diese Kulturen darüber denken, kann man gut nachlesen in Waris Dirie´s Büchern.
    Frauen, die nicht beschnitten sind, bekommen keinen Mann und gelten als unrein. Sie sind Ausgestoßene der Gesellschaft.


    So hart es klingt, aber die Mütter meinen es da eigentlich nur gut mit den Kindern. Was geändert gehört ist die Enstellung der Männer und Frauen in diesen Ländern. Die Männer können sich aber sicher sein, dass ihre Frau keinen vorehelichen Sex hatte. Aber so eine Tortur muss bei Gott sein.


    Ich kann mich noch erinnern, dass Dirie geschrieben hat, dass ihre Verwandten in London geschockt waren, als sie ihnen gesagt hat, dass sie zu einem Frauenarzt geht und sich die Nähte aufmachen lässt. Ihre Tante sagte zu ihr: Das ist nur deinem Mann vorbehalten, die Nähte mit einem Messer aufzutrennen und sonst niemanden.
    Diese Menschen lebten aber schon jahrelang in der "industrialisierten" Welt und hatten noch immer das gleiche Denkschema.


    Zurück zum Thema: Sklavin ist ein absolut empfehlenswertes Buch.


    Katrin

  • Hallo!


    Jaqui
    Waris Diries erstes Buch "Wüstenblume" habe ich auch schon gelesen, ist allerdings schon einige Jahre her.
    Hat mich damals auch sehr schockiert. Kultur und Tradition hin oder her ich kann die Mütter nicht verstehen, die das mit ihren Töchtern machen lassen. Und ich bin wenn ich so etwas lese immer wieder dankbar das ich nicht in so einer Kultur aufgewachsen bin. :entsetzt:


    Wenn ich das wieder lese was Du geschrieben hast, mit den Nähte auftrennen nur vom Mann, echt da läuft es mir wieder eiskalt den Rücken runter.


    Viele Grüße
    Flor

  • Es ist schon ein paar Monate her, dass ich "Sklavin" gelesen habe.


    An die Handlung erinnere ich mich nur noch grob, aber ich weiß noch, dass mir das Buch damals nach dem Lesen noch sehr lange Zeit im Kopf herumgespukt hat und ich viel darüber nachgedacht habe.


    Es ist einfach unvorstellbar, dass Menschen so etwas in der heutigen Zeit noch durchmachen müssen - und dass diese Tortur für Mende mitten in Europa weitergegangen ist!

  • Flor: Ich lese ja nicht sehr oft solche Bücher, aber wenn ich sie lese muss ich mich immer aufregen. Über die Männer, über die Frauen, über die Menschen in diesen Ländern und über diese Kulturen...


    Ich kann das einfach nicht verstehen und will es auch nicht akzeptieren. Aber es gibt ja sehr viele solcher Beispiele. Kürzlich erst habe ich "Souad - Bei lebendigem Leib" gelesen. Da wird eine junge Frau von ihrem Bruder angezündet weil sie schwanger ist.


    Wie krank ist das denn?
    Ich könnte mich stundenlang über diese Kulturen und Traditionen aufregen, aber es nützt ja leider nichts.


    Katrin
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    Klappentext:

    Man nannte sie "yebit" - Mädchen, das es nicht wert ist, einen Namen zu tragen. Sie schlief eingesperrt in einem Verschlag, sie arbeitete Tag und Nacht, sie wurde geschlagen und bekam keinen Lohn. Und das Schlimmste: Sie durfte nicht einen Schritt nach draußen tun.


    Dies ist die Geschichte der jungen Nubafrau Mende Nazer, die nicht etwa vor 200 Jahren spielt, sondern heute, im 21. Jahrhundert. Mendes Geschichte ist durchaus kein Einzelfall. Und sie endet nicht im tiefen Afrika, sondern bei unseren Nachbarn in Europa: Denn am Tiefpunkt einer jahrelangen erniedrigenden Sklavenexistenz in Khartoum wird Mende nach England verschickt - als Sklavin der sudanesischen Botschafterfamilie in London.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist in drei Hauptkapitel gegliedert.


    "Meine Kindheit bei den Nuba"
    In diesem Kapitel erzählt Mende, wie sie mit ihrer Familie in den Nubabergen aufwächst. Ihre Familie zählt nicht zu den ärmsten Familien in den Nubabergen, sie können Mende sogar zur Schule schicken. Ich hatte das Gefühl, Mende ist so ein richtiges "Papakind" man konnte die Verbundenheit der Beiden förmlich spüren. Ihr Vater unterstützte sie auch bei dem Wunsch später einmal Ärztin zu werden. Ihr nahm ihre Mutter als warmherzige, eher ruhige Person war, die sich um den ganzen Haushalt kümmerte. Sie ist auch die Person, die Mende alle Fragen des Lebens beantwortete. Doch mit etwa 11 Jahren erhielt das Vertrauensverhältnis zur Mutter einen kleinen Knacks, denn Mende wurde beschnitten und ihre Mutter versprach ihr, dass dieses Verfahren nicht sehr schmerzhaft sei. Doch diese Aussage bewahrheite sich überhaupt nicht, denn es war eine sehr sehr schreckliche Erfahrung für das kleine Mädchen. Wie die Szene der Beschneidung beschrieben wurde kamen mir fast die Tränen es musste schrecklich für Mende gewesen sein ohne Narkose mit einer Rasierklinge beschnitten zu werden. Ich kann nicht verstehen warum so etwas heute noch gemacht wird. Doch aus der Sicht der Mutter hätte Mende sonst keine Chance gehabt jemals einen Mann zu finden und eine Familie zu gründen. Die Mutter hat meiner Meinung nach nur aus Liebe gehandelt.

    "In der Sklaverei"

    Mitten in der Nacht wird das Dorf von Arabern überfallen. Sie schneiden den Menschen die Kehle durch und fackeln ihre Hütten ab. Die Kinder werden von ihren Eltern getrennt und mitgenommen. Auch Mende verliert ihren Vater und wird von einem Araber mitgeschleppt. Die Kinder werden von den Männern vergewaltigt und auf ihren Pferden in ein Lager gebracht. Auch in dieser Erzählung sind mir fast die Tränen gekommen. Ich habe mich immer nur gefragt, was sind das für Menschen. Nach ein paar Tagen werden die Kinder an reiche Araber verkauft. Auch Mende wird mit weiteren Mädchen in ein Haus gebracht. Dort hört sie zum Ersten Mal wie ihr zukünftiges Leben weiter gehen wird. Sie wird als Sklavin an eine Familie verkauft und muss ihr Leben lang für diese Leute arbeiten. Mende wir von ihrer Herrin geschlagen und einmal sogar fast getötet. Ihr einziger Trost sind die Kinder die ihr etwas Nähe und Zuneigung schenken. Auch hier kann ich ihre Herrin nicht verstehen, sie ist doch selber Mutter, wie kann sie nur ein 12 jähriges Mädchen dazu verwenden ihren Haushalt zu führen. Für Mende hat das Leben keinen Sinn mehr, alles wurde ihr genommen, darum spielt sie auch mit dem Gedanken sich umzubringen.

    "Reise in die Freiheit"

    Eines Tages beschließt ihre Herrin, sie zu ihrer Schwester nach London zu schicken und sich selbst ein neues Mädchen zu besorgen. So wird Mende nach London geschickt, wo ihr Leben einen anderen Weg einschlägt. Denn in London kann sie Kontakt zu einem Nubamann aufnehmen der ihr hilft ihrem Schicksal zu entfliehen und endlich zu flüchten.



    Ich finde wir sollten aus dieser Lebensgeschichte lernen, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist und wir ein großes Glück haben in einem anderen Teil der Welt geboren zu sein.


    Ich vergebe:
    4ratten

    Nigends findest du Frieden als in dir selbst.

    Einmal editiert, zuletzt von SunshineSunny ()